Ich wünsche mir
Die letzten Blätter sind längst gefallen
Ein Hauch von Eis überzieht das Land
Weihnachtsmärkte lassen Lieder erschallen
Rotes Leuchten scheint durch der Wolken Band
Duft von Äpfeln und Zimt hängt in der Luft
Kalte Nasen drücken sich an Kaufhausscheiben
Blicke betteln - nichts bleibt unversucht
Zu Hauff geht’s nun ans Wunschzettel schreiben:
Ich wünsche mir einen Papa
Der lieb zu Mutti ist
Und einen kleinen Hund
Der mich manchmal vermisst
Sankt Nikolaus zieht durch die Stadt
„Ho Ho Ho“ grölt er durch die Straßen
Besucht alleingelassene Kinder
Die sich noch auf ihn verlassen
Mein Wunsch wäre eine Prothese
Für meinen Arm, der mir zerschossen
Von diesem kalten Fanatiker
Der diesen Schuss genossen
Nachdenklich den Bratapfel zerknabbert
Und mir das Hirn zermartert
Ob Gott das wohl so gewollt hätte
Auf dieser ach so schönen Stätte
Mein Wunsch wäre eine neue Haut
Die dunkle brachte mir nur Sorgen
Verfolgt, geschlagen und getreten
Wache ich auf, an manchem Morgen
Nachdenklich geht das Jahr zu Ende
Bringt das Neue die erhoffte Wende?
All’ der Glitzer, warmer Schein
Soll der nicht für alle sein?
Ich wünsche mir ein Kellerloch
In das ich mich verkriechen kann
Um einmal trocken und warm zu schlafen
Ein Stückchen Brot noch... dann und wann
Wir sollten Weihnachten mal anders feiern
Und nicht nur an Geschenke denken
Mal die Obdachlosen besuchen
Und auch Andersfarbige beschenken
Ich wünsche mir Frieden auf der Erde
Und keine Angst vor Kriegen
Ich wünsche mir gesundes Klima
Und hoffe, wir werden den Schmutz besiegen
Langsam fällt der Schnee herab
Verwandelt bizarr die kahlen Bäume
Früher war der Schnee mal rein
Das gibt es nur noch, wenn ich träume
Ich wünsche mir eine Klinik
Die mich reinigt von diesem Dreck
Von unter Zwang verabreichten Drogen
Um zu erfüllen meinen Zweck
Geschäfte preisen Weihnachtskugeln
Und für den Baum manch schönen Stern
Andere preisen Waffen an
Um gegen Mehrheiten sich zu wehr’n
Ich wünsche mir eine Zelle für meinen Mann
Er schlug, trat und vergewaltigte mich
Ich hab sie satt, die gefühllose Kälte
Egal wie sehr ich weinte – er amüsierte sich
Geschenke werden liebevoll verpackt
Und der Tannenbaum geschmückt
Die Vorfreude lässt die Herzen zittern
Und macht die Kinder schier verrückt
Mit einem Glühweinbecher in der Hand
Steh ich am Fenster und seh’ hinaus
Es wird früh dunkel in dieser Zeit
Und eisige Kälte legt sich über das Haus
Ich wünsche mir ein Organ für mein Kind
Damit es besser leben kann
Verzichte gern auf allen Luxus
Für ein bisschen Hoffnung – dann und wann
Eisblumen verzieren die Fensterscheiben
Im Kamin das Holzfeuer knistert
Kleine Finger beschlagenes Glas beschreiben
Während draußen das Christkind flüstert:
Ein frohes Fest wünsche ich
Allen Menschen – Jungen, Kranken, Alten
Ausländern, Chaoten und Durchgeknallten
Lasst uns an den Nächsten denken
Und böse Gedanken ins Abseits lenken
Auf seiner Wolke hat’s Gott gehört
Und grinst über den schlauen Spruch
So hat er ihm die Nächstenliebe gelehrt
Das nächste Jahr bringt einen neuen Versuch
Frohe Weihnachten und ein
Gesundes Neues Jahr
©Christina Maverik