Beschreibung
Durch eine unerwartete Wendung schafft es Zane den Kampf für sich zu entscheiden...
Ein Monster?
Kapitel 9
Ein Monster?
Die Ränder ihres Körpers begannen in einem grün gelben Schimmer zu leuchten, als die Dematerialisierung langsam einsetzte. Zu langsam. Der Zauber hätte sie auf der Stelle in das ewige Nichts befördern müssen. Ihre Konzentrationspunkte waren restlos zerstört, aber auf mir unerklärliche Weise gelangten die gefangenen Seelen nicht aus ihren Körper heraus. Es schien mir so, als ob sie von irgendetwas in die Dämonen hinein gedrückt wurden. Erschöpft rief ich erneut mein Miasma an und drang in die toten Rest des magischen Fleisches ein. Ich spürte nichts. Nicht die geringste Spur eines Zaubers, oder irgendeiner anderen Energie. Doch dann berührte ich mit meinen feinen Miasmapartikeln die zitternden Seelen. Augenblicklich verspürte ich ein gewaltigen Kraftstrom, der beständig auf die Seelen einströmte und sie zwang in den Körpern zu verweilen. Geschockt begriff ich, was das bedeutete. Ich sammelte meine letzte Kraft und erschuf eine kugelförmige Barriere, um die Seelen von diesem seltsamen Kraftstrom abzuschirmen. Ein erschöpftes Stöhnen entglitt meiner rauen Kehle, als diese, mir unbekannte, Macht gegen meine Barriere kämpfte und mit allen Mitteln versuchte wieder Kontakt zu den Seelen aufzubauen. „Irgendjemand muss diesen Strom lenken...“ begriff ich, doch zu mehr war ich nicht in der Lage. Es kostete den letzten Funken meiner Kraft dem unbeschreiblichen Druck, der auf der Barriere lastete standzuhalten. Doch zu meinem Glück reagierten die Seelen schnell auf die schwachen Impulse der Freiheit und drängten auf den kürzesten Weg aus den Körpern heraus. Der Adrenalinpegel in meinem Blut nahm langsam ab und ich fing an die Nachwirkungen des Kampfes zu spüren. Meine Knie wurden schwach, die Welt verschwamm vor meinen Augen und ich hatte mit einem überraschend einsetzenden Schwindel zu kämpfen. Und natürlich fing mein Magen an verräterisch zu rumoren und knurren. Trotzdem schaffte ich es irgendwie dem hartnäckigen Kraftstrom standzuhalten und die Seelen langsam aus ihrem Gefängnis hinaus zu geleiten. Sobald diese aus dem magischen Bann befreit waren und die Ränder der Dämonenkörper überschritten hatten, zogen sie sich in sich selbst zusammen und verschwanden geräuschlos dorthin, wohin ich ihnen nicht folgen konnte. Ein erlöstes Seufzen entglitt mir, ich taumelte einige Schritte zurück, stieß mit dem Rücken gegen eine Wand, gab meinen erschöpften Knien nach und ließ mich mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf den kalten Boden sinken. Ich versuchte das schmerzhafte Pochen, das von meiner immer noch blutenden Schläfe ausging zu ignorieren und zwang mich meine hektische Atmung zu beruhigen.
„Gehts dir gut?“ drang Teitos Stimme zu mir durch und übertönte das Rauschen des Bluts in meinen Ohren. Ein dichter Nebel umschloss mein Gehirn, wodurch es mehrere Augenblicke dauerte, bis mein Verstand die Bedeutung seiner Worte verstanden hatte. „Einigermaßen.... Ich seh bestimmt schlimmer aus, als ich mich fühle.“ log ich und betastete vorsichtig meine rechte Schläfe. Überrascht von dem plötzlichen Brennen, als ich die Wunde sanft mit meinen Fingern befühlte, stieß ich ein genervtes Seufzen aus. Sie war größer als ich dachte. „Vielleicht sehe ich doch so schlimm aus, wie ich mich fühle.“ brummte ich in Gedanken und öffnete dann mein linkes Auge. Teito stand breitbeinig vor mir und schaute besorgt auf mich herab. „Kannst du stehen?“ „Ich kanns versuchen.“ murmelte ich, brachte meine schwachen Beine in Position und stemmte mich dann mit meiner verbleibenden Kraft hoch. Die Wand im Rücken bot mir zusätzlichen Halt im Kampf gegen mein eigenes Gewicht, aus dem ich wenige Momente später als Sieger hervorging. Doch ich bezweifelte, dass ich alleine gehen könnte. Nur durch das Aufstehen hatte sich meine Atmung wieder beschleunigt und der Schwindel wurde stärker. Doch ehe ich in der Lage war Teito um Hilfe zu bitten, tauchten plötzlich die verschwommen Umrisse von Reika in meinem eingeschränkten Blickfeld auf. Sie stand rechts hinter Teito und starrte mich mit einem hasserfüllten und zugleich verwirrten Blick an. Teito hatte sie ebenfalls bemerkt und sich halb zu ihr umgedreht. Doch bevor er etwas sagen konnte, zischte sie mit zusammengepressten Zähnen und mit zittriger Stimmer: „Was sollte das? Warum hast du mich beschützt?“ „Garantiert nicht, weil mir etwas an dir liegt. Aber an anderen. Deswegen.“ antwortete ich knapp und hätte beinahe über die Verwirrung in ihrem Gesicht geschmunzelt, wäre ihr unverständlicher Hass auf mich nicht so tierisch nervig. „Ihr seid doch alle gleich! Du...“ „Ich was?!“ unterbrach ich sie energisch, als die Wut wieder in mir aufwallte. Ich hatte es satt wie ein Monster behandelt zu werden. „Du verfluchter Bataki! Du Werkzeug der Zerstörung und Dämonen!“ spie sie mir entgegen und fachte dabei meine Wut noch mehr an, aber ich war zu erschöpft, um mit ihr zu streiten. „Schön. Wenn du mir jetzt auch noch erklären würdest, was das alles zu bedeuten hat und warum ich ein Werkzeug sein soll, wäre ich schon mal einen Schritt weiter.“ Skeptisch funkelte sie mich an, als ob sie überlegen würde, ob ich ihr eine Falle stellen oder ihr Vertrauen erschleichen wollte. Doch dann entschied sie wohl, dass ich dazu momentan nicht in der Lage war und erklärte mir mit vorsichtig gewählten Worten: „Batakis sind alte Geschöpfe, die durch Experimente mit Dämonen im Osten entstanden sind... Sie wurden damals als Waffen gezüchtet, aber irgendwann konnten sie fliehen und haben sich über die gesamte Welt verteilt...“ Sie machte eine kleine Pause und als sie fort fuhr mischte sich eine verbitterte Traurigkeit mit dem unterdrückten Zorn und ließ ihre Stimme noch mehr zittern als zuvor: „Wie von ihren Schöpfern beabsichtigt, besaßen sie das Verlagen stärker zu werden und um dieses Ziel zu erreichen fingen sie an menschliche Seelen zu absorbieren. Sie vererbten ihre Kraft an ihre Nachkommen weiter, wobei die Mütter die Geburt meist nicht ohne den Verlust ihrer Seele überstanden hatten und so überdauerten sie bis in die heutige Zeit, da nur wenige Menschen existieren, die in der Lage sind, es mit den dämonischen Kräften der Batakis aufzunehmen.“ Schweigend verarbeitete ich ihre Worte. Sie trafen mich härter, als es der gesamte Kampf getan hatte. „Bin ich wirklich solch ein Monster?“ fragte ich mich ungläubig in Gedanken. Doch dann wurde sie plötzlich von Teito wütend angeknurrt: „Wer keine Ahnung hat sollte einfach mal die Fresse halten! Du hast doch keine Ahnung wer Zane ist, also shut the fuck up und verzieh dich.“ Reika funkelte ihn wütend an, erwiderte aber nichts. Dann drehte sie sich nochmal zu mir um, warf mir einen angeekelten Blick zu, drehte sich auf der Stelle um und verließ uns ohne ein weiteres Wort. „Bitch!“ brummte Teito angriffslustig, während ihre klackenden Schritte immer leiser wurde, bis sie letztendlich komplett verstummten. Dann schnappte er sich meinen Arm, legte ihn sich um die Schultern und stützte mich schweigend, als wir uns langsam auf den Weg machten. „Er.. hat vollkommen Recht... Es ist nicht wichtig was... sondern wer ich bin...“ stellte ich innerlich fest und verspürte eine tiefe Dankbarkeit für meinen besten Freund. „Du hast mir heute echt den Arsch gerettet.“ meinte ich mit einer Stimme, die nicht viel mehr war, als ein erschöpftes Flüstern. Teito lachte, doch ich wusste, dass er damit nur seine Sorge kaschieren wollte: „Jetzt sind wir quitt! Glaub ja nicht, dass ich mich jemals wieder so halsbrecherisch zwischen dich und einen Dämon werfe.“ Die Ansätze eines Lachens entschlüpften meiner Kehle, die jedoch sofort von dem pochenden Schmerz in meiner Schläfe erstickt wurden. Gequält stöhnte ich auf. „Ich muss unbedingt diese Wunde versorgen.“ fluchte ich leise. „Keine Sorge wir sind gleich bei dir. Dann können wir den Notarzt rufen oder so.“ „Keinen Arzt... So schlimm ist die Wunde nicht. Ich hab schon Schlimmeres überstanden.“ meinte ich, bekam aber nur ein missmutiges Brummen als Antwort. Dann folgte eine längere Stille, in der ich mich voll darauf konzentrieren musste nicht das Bewusstsein zu verlieren. Diese verfluchte Wunde, war anscheinend wirklich gefährlicher, als ich angenommen hatte.