Beschreibung
Eine sehr fiktive und dramatische Geschichte, denn es gab schließlich keine Fenster in den KZs.
Der Iraker
So als hätte sein Gehirn einen Kurzschluss erlitten, konnte er die Farbe der beiden Drähte nicht mehr unterscheiden. Sein Leben hing davon ab, rot oder schwarz. Würde er schwarz durchtrennen, wäre der Kontakt unterbrochen und er gerettet. Aber wenn er rot durchtrennen würde, dann wäre sein Tod besiegelt.
Welch Ironie, dass schwarz, das Böse und Unheilvolle, sein Leben retten würde, und dass rot, die Liebe und der Lebenssaft, den Tod bedeutete.
Er selbst hatte schon viele gebaut. Er wusste es, doch nun konnte er diese verfluchten Drähte nicht mehr unterscheiden. Der Countdown lief unbarmherzig herunter: Noch 59 Sekunden, noch 58, noch 57, dann würde die Bombe explodieren.
Er hatte schon viele Attentate begannen, jedes Mal eine Sünde mehr auf sein überfülltes Sündenkonto dazu bekommen. So viele Menschen mussten bereits durch ihn sterben und nun müsste er durch eine Bombe explodieren, in jede Menge kleine Teile zerfetzt werden.
Er würde die Rettung für alle sein, falls er den richtigen Draht durchtrenne. Sein Herz pochte so laut, dass er Angst hatte, dass jemand es hören könnte. Sein Gehirn arbeitete, seine Augen brannten.
Warum nur war es in diesem Raum nur so dunkel? Diese verdammten Drähte, diese verfluchte Bombe.
Schon im Alter von drei Jahren machte er Erfahrung mit einer Bombe; seine Eltern kamen dabei ums Leben. Diese Deutschen waren Schuld, Sie hatten Bomben über ihrem Dorf getestet. Er war zum Glück gerade im Nachbardorf gewesen, bei seiner Tante. Von dort aus hatte die Explosion wunderschön ausgesehen. Wie ein riesiger Pilz aus Qualm, Rauch und Feuer. Die Druckwelle hatte sogar bis in s Nachbardorf gereicht. Die Explosion sah einer Atombombenexplosion ähnlich war aber keine, denn dann müsste er bereits durch Verstrahlung gestorben sein.
Aber das waren Bomben, die bei einem Aufprall zündeten, diese hier, die vor ihm, war eine andere. Sie funktionierte mit einem Zeitzünder oder anders: mit Countdown. Er selbst hatte schon jede Menge solcher Bomben gebastelt. Er nannte sich Sünde und ließ viele Deutschen sterben, sie für ihre Sünden bezahlen.
Er selbst war Iraker und hasste die Deutschen so abgrundtief, er wollte immer nur Rache für den Tod seiner Eltern. Er war trotz seiner arabischen Abstammung ein Christ, weder Katholik noch Evangelist, einfach nur ein Christ, der an Gott glaubte. Er las in seinem sechzehnten Jahr das erste Mal die Bibel und schwor sich seitdem an Rache bei Gott.
Er würde in die Hölle kommen, das wusste er, aber der Glaube an Gott würde ihm helfen, würde ihm beistehen in den unendlichen Qualen der Hölle. Innerlich aber glaubte immer noch, dass er in den Himmel kommen würde, denn in der Bibel heißt es ja mehrere Male: „Ich bin ein rachsüchtiger Gott“
Alle im Raum schauten zu ihm und blickten ihn voller Angst und mit einem winzigen und doch vorhandenen Funken Hoffnung an. Würde er sie alle retten? Würde er der Messias der jetzigen Minute sein? Sie alle waren in einem Bunker gefangen, der in einer Wüste versteckt lag, die er nicht kannte.
Erst vor ein paar Tagen hatte er bereitete er einen Anschlag auf einen Offizier der deutschen Nazis vor. Doch er wurde bevor er etwas erreichen konnte geschnappt, wieder einmal, und hierher gebracht.
Noch 45 Sekunden, noch 44, noch 43. Diese verfluchten Deutschen hatten seine Heimat zerstört und nun würde er ihre zerstören, falls er diese Bombe überleben würde.
Vor drei Jahren war er in ein deutsches Gefängnis verschleppt worden. Er erlebte Grausames. Die Deutschen nannten diese Gefängnisse Konzentrationslager. Alle, die dort eingeliefert worden waren, mussten schwerste Arbeit verrichten Tag um Tag immer mehr. Er hatte durch Zufall Die Dusche, wie er sie nannte, überlebt. Eine Halle mit mehreren Duschhähnen aus denen tödliches Gas verströmte „Auf dass alle in dieser Halle verrecken“, hatte er die Soldaten, die sie in Die Dusche gebracht hatten, noch bevor sie die Tür abgeschlossen hatten, sagen hören. Doch er überlebte, da er das einzige Fenster zerschlagen hatte und seine Flucht glückte. Ein guter Freund, ein Jude, starb leider. Deshalb wollte er sich an diesem Offizier rächen, er war es gewesen, der sie sterben lassen wollte.
Das Fenster war sein Glück und ein riesiger Fehler der Nazis gewesen.
Jetzt würde er nicht sterben, oh nein, er hatte das Konzentrationslager überlebt, nun würde er auch dies überleben. Er würde sie retten, er war davon überzeugt. Mit neuer Kraft und Hoffnung starrte er wieder auf die Drähte. 20, 19, 18 … schwarz oder rot, Leben oder Tod, welcher ist welcher. Verdammte Farben! Er wollte noch nicht sterben, vor seinem inneren Auge sieht er sich bereits im Fegefeuer krümmen. 10, 9, 8, 7 … Er zog seine Zange. Nach null hatte er noch drei Sekunden, um den richtigen Draht zu durchtrennen. 3, 2, 1, 0 … Ein Kind begann zu heulen. Piep, piep… Er durchtrennte einen Draht. Piiiiiieeeeeeeep.