Beschreibung
Eine neue kleine Fortsetzungsgeschichte, auf die mich meine Uhr gebracht hat. Hier ist also Teil 9...
4 Uhr - Tick tack...
Vier, so sagt die Uhr. Vier! Vier!!! VIER!!!
Habe versucht, Wasser zu trinken. Fiel mir schwer und erbrach das meiste. Trank weiter. Und trank und trank und trank. Nicht die Lebensgeister regen sich in mir seit dem, doch klebt die Luft nicht mehr in meinem Hals wie staubiger Wüstensand. (Was gäbe ich jedoch um eine Wüste?)
Jenny? Hörst du mir zu? Ach, wen interessiert das überhaupt? Wen interessieren meine Belange, nicht wahr??? Habe die Spiegel zerschlagen. An welchem ich auch vorbeiging, zeigte er mir doch den gebeugten Mann, der sich verdammt und verlassen durch einen Tag aus Reißnägeln schlagen muss. Haut und Fleisch faulend, doch am Leben und ohne Schmerzen, da jegliche Qual des Geistes keinen Durchlass für körperliche Leiden bietet. Wollte dieses Bild nicht mehr ertragen. Wollte nicht mehr sehen, wer nach Herrn Zuversichts Tod übrig geblieben ist. Nun, im ganzen Haus gibt es seit heute keine Spiegel mehr. Alle zerbrachen sie zu Scherben. Scherben, die darniederliegen wie das, was ich einst war.
Nur mehr die gläsernen Fenster sind noch übrig geblieben. Doch sind sie matt. Milchig trübes Licht werfen sie in diese Räume, deren Wände mich zerdrücken wollen. Und wenn ich sie öffne, stehe ich noch immer vor rotem (blutigen) Backstein. Sogleich schwindet das müde Tageslicht, bietet Platz für die ungleich hungrigere DUNKELHEIT. Und im gedimmten Schein des Kunstlichtes, das von Lampen an der Decke fällt, lese ich die schwarzen Worte auf den Ziegeln. Sie sagen »Fegefeuer« und »Saten«. Sie sagen »Mephisto«. Sagen auch »Cthulhu«. Und sie sagen »Bienenkönigin« (Warum nur das?). Ach, sie flüstern diese Worte und noch viele mehr, die ich wohl mit dem Tod zu verbinden wage. Mit Folter und Qual. Sie träufeln all die Bilder in meinen Geist, und ich weiß nicht, ob sie mich verbrennen oder mich erfrischen. Ewiger Schmerz oder Erlösung??? Die Erlösung mag kommen, selbst wenn sie weiteren, finalen Schmerz bedeutet, denn die Arbeiter in der Wand kommen näher und näher. Lauter werden sie nicht, doch höre ich nicht nur ihr Tagwerk. Ich höre ihre hallenden Schritte in den dunklen Gängen, die sie für mich gegraben haben mögen, und die jegliches Licht dieser Welt fressen müssen, wie ich glaube. Oh, ihr schwarzen Wesen, bringt mir doch die Erlösung. Oder bringt mir, was immer ihr wollt, um euer Werk zu erfüllen, doch holt mi-
Wie kann das sein??? Das Telefon...
Hätte Herr Zuversicht ein zerstörtes Telefon abgehoben? Hätte er? Hätte er nicht? Ene, mene, miste, was rappelt in der Kiste? Es ist der kleine Flötengeck. Er spielt sein Lied, und du bist weg... Ha ha ha! Ich vernahm seine Stimme, oh, Jenny. Durch den toten Hörer sprach er, und ich roch seinen Atem, ein Gemisch aus Kaugummi und Verwesung. Er lachte, lachte mich aus wie damals, als ich vor gefühlten Jahrtausenden in der Bäckerei stand. Damals, als die Welt noch existent war, wenngleich bereits ins Zwielicht getaucht. Damals, als Herr Zuver- NEIN! Ich will nicht mehr von ihm reden! Auch an den Flötenspieler mag ich nicht denken, doch er spielte sein Lied, seine unvergessliche Hymne des Todes in schrägen Tönen, dieser kleine Junge. Eine Fanfare des Grauens, und ich bin mir doch so sicher, dieses Lied zu kennen, wie ich auch dieses Teufelskind zu kennen glaube. Doch Danny-Boy kann sich nicht erinnern. Nein, er kann nicht. Nein und nein und nein und nein!
Werde nun sitzen. Auf dem Stuhl sitzen und warten. Gefangen in diesem Kopf, der sich nicht mehr regen möchte. Ich warte weiterhin, Jenny. Warte auf meine Freunde. Und bald musst du allein weitergehen, Jenny. Du musst. Denn wir alle müssen. Ob wir wollen, oder nicht.
... Fortsetzung folgt ...