Fantasy & Horror
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 8

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"Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 8"
Veröffentlicht am 27. November 2009, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 8

Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 8

Beschreibung

Eine neue kleine Fortsetzungsgeschichte, auf die mich meine Uhr gebracht hat. Hier ist also Teil 8...

5 Uhr - Tick tack...

Keine Zeit, kein Tag, kein Jahr, keine Welt… Ha ha!


Bin ich hier und jetzt noch wahrhaftig? Bin ich Mensch? Seit ich Herrn Zuversicht ermordet habe, bin ich mir selbst der einfachsten Dinge nicht mehr gewahr. Geistige Leere durchflutet mich, spült neues Gift in die wahnwitzigen Reste meines Verstandes. Bunte Farben flimmern ekelerregend vor jenen Augen, die mir inzwischen zu zeigen scheinen, was ich an Schrecklichem zu sehen verdient habe, statt mir zu offenbaren, was wahr ist. Was wahrhaftig ist. Nein, ich bin nicht mehr wahrhaftig.

Trotz des unendlich lauten Krachs in der Wand hinter der Uhr (Ja, von dort kommen sie, sie kommen, oh ja! Schon bald...) scheine ich noch immer aus dem Tag zu driften. In einem Traum stand ich vor dem Spiegel, schaute in mein zerfurchtes Gesicht, betrachtete die finsteren Ringe unter meinen verlebten Augen aus gerötetem Weiß. Ich meinte, mich selbst zu sehr zu verkennen und rückte näher an das eigene Trugbild (Wahrheit?) heran. Und je näher ich kam, desto mehr konnte ich wahrnehmen: Mein eben noch dunkles Haar – schütter und ergraut, die Haut meines Gesichts erschlafft, rau und voll von uralten Falten. Ich erkannte ein Gesicht, das so herabgezogen schien, dass es nicht einmal mit dem stärksten Willen möglich gewesen wäre, ihm ein Lächeln abzugewinnen. Versuchte es trotzdem, oh, ich versuchte es und erkannte sogleich nur das Bildnis vereinsamter Hässlichkeit, dazu verdammt, weiter und weiter zu altern. Bis zur Verdammnis! Ich sah, wie meine Haut sich verdunkelte, wie sie zurückwich und fauliges Fleisch zum Vorschein brachte. Die Zähne lagen plötzlich frei, und als ich vor meiner eigenen Fratze erschrak und schreien wollte, fielen die ersten Zähne aus und landeten klimpernd im Waschbecken. Ich griff mir an den kahlen Kopf, zog dabei vor Panik letzte Fetzen von Haut vom knochigen Schädel, und ehe ich weiteren Schrecken wahrnehmen konnte, verfinsterte sich mein Blick, als meine Augen in ihren Höhlen vertrockneten wie vergammeltes Obst. Aber es wurde nicht ganz schwarz um mich, denn ich wachte niemals auf – weil ich doch niemals geschlafen hatte...

Ich stolperte aus dem Badezimmer, schlug im Flur zu Boden, und als ich den Blick hob, sah ich die groteske Uhr (fünf Uhr – tick tack tick tack – fünf Uhr schon!!!), die auf mich herabglotzte. Wartend, lechzend. Wieder schrie ich, als das Telefon schellte. Christin!!! Christin!!! Fast glaubte ich, mich freuen zu können, als meine dumpfen Ohren erkannten, welch hohle Stimme zu mir sprach. Als käme sie aus einem längst toten Körper, erstarrt und ausgehöhlt, nur um diese grausam nagende Stimme aus ihm ertönen zu lassen. Und so sprach sie in der schlimmsten Kälte: »Niemand liebt dich, oh Danny-Boy. Niemand liebt dich. Ein jeder hat dich bereits vor langer Zeit verlassen. Und sie alle amüsieren sich, Danny-Boy, sie alle. Du jedoch, bist verloren in dir selbst. Du konntest gehen, doch nun ist es für dich zu spät, alter Freund! Zu spät.« Annähernd so muss der Wortlaut gewesen sein, falls meine Erinnerung mich nicht auch längst trügt. Und weil ich diese Totenstimme nicht mehr ertragen konnte, schrie ich mit dem Wenigen an Kraft, das ich noch besaß und riss das Telefon von seinem Platz. Ebenso riss ich das Kabel samt Anschluss aus der Wand und meinte sogleich, die Uhr kichern zu hören. Glaubte, ihren fauligen, heißen Atem spüren zu können.

In einem weiteren Anflug von Panik floh ich zur Haustür, riss sie auf, wollte vor der fressenden Uhr fliehen. Doch, oh Jenny, oh Jenny... Wie kann ich dir nur begreiflich machen, dass die Welt verschwunden ist??? Verschwunden!!! Ich sehe sie matt und leer hinter dem Glas (keine Menschen mehr, keine Menschen. Nur im Augenwinkel glaube ich manchmal, den Flöte spielenden Jungen sehen zu können, den ich fast zu kennen glaube), bis ich Tür oder Fenster öffne. Denn dann sehe ich mich plötzlich vor einer verwitterten Mauer aus rotem Backstein. Brüchig, doch undurchdringlich für mich. Diese verfluchten Mauern, sie erinnern mich an das alte Haus meiner Eltern, in dem ich meine Kindheit verbrachte. Früher hinter solchen Mauern behütet, werde ich nun hinter gleichartigem Stein gefangen gehalten (Wärter Danny zu Ihren Diensten – ha ha ha ha!). Und Jenny, ich glaube fast, Herr Zuversicht hätte diese unüberwindbaren Mauersteine durchbrechen können. Doch ich? Ich Danny? Nein, nicht ich. Denn sie alle wollen nicht mehr, dass ich gehe, nicht wahr? Christin (Bist du es, bist du es nicht?), die nun boshaft ist, der Junge mit der schrägen Flöte und, ach, auch die fleißigen Gestalten, die sich hechelnd in der Wand zu mir vorarbeiten. (Und die Bienenkönigin!) Sie ALLE!!! ALLE SIND JETZT MEINE FREUNDE!  HA HA HA!!!


... Fortsetzung folgt ...

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: oh -
Zitat: (Original von Schlauchen am 16.02.2010 - 11:25 Uhr) mein Gott. Der Typ hat einen Schaden. Nein wirklich.
Und du hast ihn wahnsinnig gemacht. Du warst es. Wirklich.
Und das so ausgesprochen gut. Ausgesprochen gut.
Ich werd langsam auch schon irre. Wirklich!
Die Steigerung seines Wahnsinn hast du toll mit den vielen widerholungen von einzelnen Wörtern hervorgehoben, das macht ihn nur umso eindrücklicher.
WAHNsinnig gut geschrieben, der Teil hat mir bsiher am Besten gefallen!

Grüße
Caro

Hallo Caro,

hihi, jetzt musste ich gerade schmunzeln. Hast es auf den Punkt gebracht: Der Typ hat 'nen Schaden. :-D Dein Kommentar freut mich echt sehr! Und bitte, werd nicht so ganz irre, ja? ;-)

Liebe Grüße und vielen lieben Dank
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von mukk am 06.12.2009 - 13:43 Uhr) Hi, Thomas, grusel, grusel! Immer gruseliger und beklemmender dieser sich steigernde Wahnsinn.
Herzlichste Grüße
von Ingrid mit Gänsehaut

Hallo Ingrid,

danke schön. :-) So soll das ja eigentlich auch sein. Aber bin auch froh, die Geschichte schnell beendet zu haben. Man kann sich da beim Schreiben schon sehr reinsteigern, hab ich gemerkt. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Hi, Thomas, grusel, grusel! Immer gruseliger und beklemmender dieser sich steigernde Wahnsinn.
Herzlichste Grüße
von Ingrid mit Gänsehaut
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: hechel.......ich komm nicht mehr nach mit lesen -
Zitat: (Original von Himmelskind am 29.11.2009 - 11:24 Uhr) wie war das mit der textfabrik ? ;-)

dieser teil ist bisher mein favo....

lg

birgit

Huhu Birgit,

hihi, du hast Recht. In dem Fall geht's wirklich wie am Fließband. Ich habe einfach Angst, dass mir die Geschichte entfleucht. Deswegen hat sie oberste Priorität. Freut mich übrigens sehr, dass dir dieses Kapitel am besten gefällt. Mir nämlich irgendwie auch. Aber letztlich ist's ja eine zusammenhängende Geschichte. Ich stückle sie nur auf, weil sie kein Mensch hier am Stück lesen wollen würde. ;-)

Liebe Grüße
Thomas

PS: Keine Angst: Es wird KEIN Roman, wie gesagt. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:33 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:30 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:29 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:26 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:22 Uhr) Die beklemmenste "Ich verliere meinen Verstand" Geschichte seit "Einer flog über's Kuckucksnest...

Gruß,
Thiar

Hallo Thiar,

uh, danke schön! :-))) Meine Güte, das sind ja Vergleiche, hihi. Da fällt mir ein, dass ich den noch gucken muss. Himmel, danke für die Erinnerung! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Solltest du auf jeden Fall. Im Vergleich ist Shining nur halb so gruselig... ;)

Ehrlich??? Ich fand Shining immer furchtbar gruselig. Ich glaube, es gibt keine fürchterlichere Szene als die Wasserleiche in dem Hotelzimmer. Brrr...


Jo, Shining ist auch schon ziemlich gruselig. Aber Einer flog übers Kuckucksnest hat mir damals echt Schauer über den Rücken gejagt...

Hui, super! Danke schön. Dann werd ich mit den bei Gelegenheit ansehen. Muss nur jemanden finden, der mitguckt. Na, das sollte sich doch irgendwie machen lassen (*in den leeren Raum hineinruft*). :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Thiar Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:30 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:29 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:26 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:22 Uhr) Die beklemmenste "Ich verliere meinen Verstand" Geschichte seit "Einer flog über's Kuckucksnest...

Gruß,
Thiar

Hallo Thiar,

uh, danke schön! :-))) Meine Güte, das sind ja Vergleiche, hihi. Da fällt mir ein, dass ich den noch gucken muss. Himmel, danke für die Erinnerung! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Solltest du auf jeden Fall. Im Vergleich ist Shining nur halb so gruselig... ;)

Ehrlich??? Ich fand Shining immer furchtbar gruselig. Ich glaube, es gibt keine fürchterlichere Szene als die Wasserleiche in dem Hotelzimmer. Brrr...


Jo, Shining ist auch schon ziemlich gruselig. Aber Einer flog übers Kuckucksnest hat mir damals echt Schauer über den Rücken gejagt...
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:29 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:26 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:22 Uhr) Die beklemmenste "Ich verliere meinen Verstand" Geschichte seit "Einer flog über's Kuckucksnest...

Gruß,
Thiar

Hallo Thiar,

uh, danke schön! :-))) Meine Güte, das sind ja Vergleiche, hihi. Da fällt mir ein, dass ich den noch gucken muss. Himmel, danke für die Erinnerung! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Solltest du auf jeden Fall. Im Vergleich ist Shining nur halb so gruselig... ;)

Ehrlich??? Ich fand Shining immer furchtbar gruselig. Ich glaube, es gibt keine fürchterlichere Szene als die Wasserleiche in dem Hotelzimmer. Brrr...
Vor langer Zeit - Antworten
Thiar Re: Re: -
Zitat: (Original von PhanThomas am 28.11.2009 - 20:26 Uhr)
Zitat: (Original von Thiar am 28.11.2009 - 20:22 Uhr) Die beklemmenste "Ich verliere meinen Verstand" Geschichte seit "Einer flog über's Kuckucksnest...

Gruß,
Thiar

Hallo Thiar,

uh, danke schön! :-))) Meine Güte, das sind ja Vergleiche, hihi. Da fällt mir ein, dass ich den noch gucken muss. Himmel, danke für die Erinnerung! :-)

Liebe Grüße
Thomas


Solltest du auf jeden Fall. Im Vergleich ist Shining nur halb so gruselig... ;)
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