Voller Traurigkeit saß Mara ein irgendeiner Straße. Ihre sonst so strahlenden rötlich schimmernden Augen waren mit Tränen gefüllt und ihr glänzendes dunkelblaues Haar wirkte stumpf. Alles was sie hatte, hatte sie an diesem einen Tag verloren.
Ihre Familie, ihr Zuhause, einfach alles. Mara hatte nur noch einen Wunsch: Sterben. Ohne ihre Familie wollte sie nicht mehr leben. Sie rappelte sich auf und ging vorsichtig los. Die Menschen um sie rum beachteten sie gar nicht. In ihren Augen war Mara nur ein Mädchen das ziellos durch diesen kalten Wintertag lief. Mara ging zu einem leerstehendem altem Wohnhaus und stieg bis ganz nach oben. sie kletterte auf den Rand des Daches und sah runter. Es war höher als sie erwartet hatte, aber was sollte es. Vielleicht würde sie dann schneller sterben. Mara machte sich zum Sprung bereit.
"Spring nicht", sagte plötzlich eine kindliche stimme hinter ihr.
Es klang wie die Stimme eines kleinen Mädchens. Langsam drehte sich Mara um und tatsächlich stand da ein kleines Mädchen. Vielleicht 7 Jahre alt. Sie trug langes rotbraunes Haar und ihre blauen Augen sahen Mara an.
"Verschwinde", murmelte Mara und wandte sich wieder von ihr ab.
Das Mädchen rannte zu ihr und packte sie am Ärmel. Mit all ihrer Kraft zerrte sie dran, doch sie war nicht stark genug. Mara sah das kleine Mädchen an und schob sie weg. Sie wollte sie ja nicht mit ziehen, doch das Mädchen ließ sich nicht abwimmeln. Seufzend ging Mara von dem Vorsprung auf dem sie stand und kniete sich zu dem Mädchen runter.
"Was soll das? Warum willst du mich am springen hindern?", fragte sie das Mädchen.
"Weil du es nicht darfst. Willst du das jemand um dich weint?"
"Um mich wird niemand weinen, denn ich habe niemanden mehr", sagte Mara leise.
Es tat weh daran zu denken.
"Geh jetzt nach hause und vergiss das alles hier wieder."
Doch das Mädchen schüttelte energisch den Kopf.
"Natürlich wird man um dich weinen."
Sie sah Mara mit ihren blauen Augen durchdringend an. Mara setzte sich und sah das Mädchen ebenfalls an.
"Wer bist du überhaupt?", fragte sie.
"Ich Zoey und du bist Mara", antwortete Zoey mit einem Lächeln.
Mara nickte kurz, dann hielt sie inne. Woher kannte dieses Mädchen ihren Namen? Sie hatte sie doch noch nie zuvor gesehen?
"Bist du sehr traurig wegen deinen Eltern?", fragte sie Zoey plötzlich.
Jetzt wusste sie auch noch von ihren Eltern. Wer war dieses Mädchen nur. Mara nickte stumm. Ihre Augen hatten sie wieder mit Tränen gefüllt. Sie wollte einfach nicht mehr.
"verschwinde! Lass mich ihn ruhe!", schrie sie Zoey an, doch diese rührte sich nicht.
Sie sah Mara einfach nur ruhig an. Diese Ruhe schien auf Mara überzugehen, denn sie wurde ruhiger.
"Erzähl mit davon", meinte Zoey.
"Was soll ich erzählen. Sie sind tot."
"Du hattest sie sehr lieb nicht."
"Sie waren meine Eltern, natürlich hatte ich sie lieb. Was ist mit dir?"
Mara sah die Kleine an.
"Ich hab meine auch lieb."
"Wo sind sie? Sie machen sich doch sicher Sorgen um dich."
Doch Zoey schüttelte den Kopf.
"Sie machen sich ja keine Sorgen. Sie können mich ja sehen."
Mit ihrem kleinen Zeigefinger zeigte sie nach oben.
"Oh", mehr konnte Mara nicht sagen.
Zoey sah sie lächelnd an.
"Du darfst nicht sterben."
"Warum? Ich hab niemanden mehr. Ich hab nicht mal mehr ein Zuhause."
"Aber du hast doch noch deine Freunde."
"Ja schon, aber..."
Zoey unterbrach sie:"Also hast du doch noch jemanden und der wird sicher weinen, wenn du nicht mehr da bist."
Nach und nach merkte Mara, das die Kleine recht hatte. Wieso wusste sie genau, was sie sagen musste, ob wohl sie sich doch kaum kannten? Mara lächelte leicht.
"Ja vielleicht hast du recht. Es ist noch etwas zu früh für mich."
Sie stand auf und klopfte sich den Schmutz ab. Als sie wieder zu Zoey sah, war diese an den Rand des Daches geklettert und sprang in diesem Moment. Mara rannte hin, doch sie konnte sie nicht mehr erwischen. Dies war auch gar nicht nötig, denn Zoey hatte plötzlich kleine weiße Flügel und flog Richtung Himmel. Mara glaubte ihren Augen nicht zutrauen. Zoey war ein Engel gewesen. Ihr kleiner Schutzengel. seit diesem Tag wusste Mara, dass es Engel gab.