Fantasy & Horror
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 6

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"Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 6"
Veröffentlicht am 24. November 2009, 10 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 6

Das Tagebuch des Herrn Zuversicht - Teil 6

Beschreibung

Eine neue kleine Fortsetzungsgeschichte, auf die mich meine Uhr gebracht hat. Hier ist also Teil 6...

7 Uhr - Tick tack...

Freitag, 30. Oktober 2009


Jenny? Hast du mittlerweile vielleicht sogar das Reden erlernt? Antwortest du auf meine Fragen? Sollte es mich wundern, wenn es denn so wäre? Das würde es nämlich nicht, nein. Nein! Nein! Nein! Denn ich schlafe nicht mehr und halluziniere stattdessen, und wird so nicht jede Verrücktheit möglich? Doch natürlich redest du nicht! Wie auch Christin nicht mit mir redet. Meine Chrissi. Habe versucht, sie anzurufen, dieses letzte Halteseil zu greifen, doch sie nahm nicht ab. Das Telefon hielt ich fest ans Ohr gepresst, spürte, wie frischer Schweiß den Kunststoff des Hörers von meiner Haut rutschen ließ, während ich auf eine menschliche Stimme wartete (und eine unmenschliche befürchtete, vielleicht sogar den kleinen Flötenspieler, oh jaaa!). Ich ließ das Telefon sieben Mal schellen (Notiz an mich selbst: Die Sieben ist eine gute Zahl!) und legte auf. Es ist vielleicht besser so, nicht wahr Jenny?

Denn weißt du, mein Kopf mag vor lauter irrem Rauschen zu einem gewaltigen, ja einem geradezu grotesken, lautstark und schmerzhaft brummenden Bienennest gewuchert sein (Wo mag nur die Bienenkönigin sein? Ob sie denn wenigstens mit mir reden möchte? Hi hi...), doch ist der Nektar, den dieses Nest enthält, tiefschwarz, unerträglich bitter und das entscheidende Gift, um der letzten Bastion meines verbliebenen Verstandes den Garaus zu machen. Und Christin, würde sie nicht ohnehin eines Tages noch alles verschlimmern? Oh, hätte sie nicht die Macht, mir das noch funktionierende  Herz zu stehlen? Das kostbare Herz, das hinter meiner Brust pulsiert, als wollte es mich daran erinnern, zuversichtlich bleiben zu müssen? Ach, sollte ich Christin nur ansehen, dass ein neuer Mann sie begehren könnte, dem auch sie zugetan ist, Jenny, ich würde auf der Stelle vor ihren Augen sterben. Doch über das Sterben darf sie nicht entscheiden, nein! Niemals! Mein Herz gehört mir allein. Den Kopf habe ich mir schließlich schon selbst verfinstert. Was bliebe mir also? Und sterben (möchte?) werde ich fürwahr! Doch durch meine Hand, nicht durch ihre Macht.

Könntest du reden, Jenny, würdest du nicht wissen wollen, weshalb ich nicht von der verdammten Uhr berichte? Nun, sie ist eben da! Ha ha ha! Könnte es womöglich Unglück bringen, auch nur an sie zu denken? Denn sehe nicht einfach ich allein sie, weil die Imagination mörderische Fälschungen in mein Augenlicht webt? Ein Idiot müsste ich sein, würde ich nicht erkennen, was mir dieses Trugbild einzuflüstern versucht. Sieben Uhr, Jenny. Sieben Uhr! An der Wand, die nun Risse trägt (Doch was kümmern mich Risse? Was kümmert mich die Wand? Die Welt?), mit all dem noch immer bröckelnden Putz hängt sie, trägt nun schwarze Zeiger und ist gewachsen. Ich habe sie sehr genau begutachtet. Keine Bruchstelle! Keine zerstörte Uhr mehr im Abfall. Fast schon, als hätte ich sie niemals angerührt, hängt das Höllending an der Wand, tickt, dass es wie Hammerschläge in meinem erschöpften Kopf schmerzt und scheint mich durch ein unsichtbares Auge zu beobachten, wann immer es mich im Blick hat. Die Uhr, die nicht da ist, sie lechzt nach mir! Siebenfach (Die Sieben ist eine gute Zahl – ha ha!) noch will sie mich in den Wahnsinn schicken, um dann-

Um was? Mich sterben zu lassen? Sterben in meinem eigenen Heim, in dem ich mich gefangen halte, weil die selbst erzeugte Schwerkraft nicht nur meinen Körper, sondern auch meinen Geist niederschlägt? Auf dass ich schließlich verwese, stumm und vergessen, bis letztlich das Leichenwasser meiner verrottenden Überreste in den Boden einsinkt und Übelkeit erregende Kunde über mein Ableben unter den gleichgültigen Nachbarn verbreitet? Und unter den Arbeitern, die noch immer so fleißig meißeln und scharren und Dinge freilegen mögen, von denen ich besser gar nichts wissen möchte. Nun übrigens auch bei Tage... Jedoch viel leiser. Ach so leise, dass ich es kaum wahrnehme. Und doch weiß ich, dass sie da sind.

Ich bin verrückt, nicht wahr, Jenny? Völlig am Ende, dahingerafft von meiner ausweglosen Gemütslage. Ich kann mir denken, dass all diese Dinge, die hier geschehen, nicht echt sind. Sie sind nicht da, auch wenn ich sie sehe, höre und spüre. Es ist so einfach: Wahrscheinlich wirft die echte Sonne gerade warme Strahlen zu meinen Fenstern herein, während die falsche, die nur ich sehen kann, lediglich glotzt und höhnisch grinst und niemals lacht. Und ich werde nicht warten, nicht länger ausharren, bis ich mir im Wahn die Augen aus den Höhlen reiße. Ich kann mich zwar nicht mehr zum Leben bewegen, Jenny, doch kann ich mich noch immer ins Badezimmer begeben. Das geht noch! Ich kann Wasser einlassen... Es tut mir leid, aber... Dies werden meine letzten Worte sein, Jenny. Ich sterbe heute Abend. Sterbe aus eigenen Stücken, bevor Christin mein Herz sprengen kann, bevor meine düsteren Gedanken aufgrund der Sinnlosigkeit dieses tristen und erschreckenden Daseins mich dahinraffen.

Denn habe ich den Traum, in welchem ich im Bad starb, in farbiger Erinnerung. In blutroter Erinnerung – ha ha! Vergib mir das Bisschen Galgenhumor, Jenny. Und vergib mir meine Feigheit vor dem Leben. Doch wenn der Gang in den Tod der einzige Pfad ist, den ich noch beschreiten kann, so soll dies mein Weg sein. Leb wohl, Jenny! Und leb wohl Christin! Lebt wohl, all ihr verblassten Erinnerungen, Freunde, Freuden, und leb wohl, verhasstes Leben!

Danny


Nachtrag: Habe geschnitten. Blut an mir, an den Handtüchern. Lebe noch!!! Konnte nicht. Wollte nicht? Was will ich überhaupt? Schlafen. Ausharren. Doch keine Zuversicht mehr. Danny lebt. Herr Zuversicht liegt tot in der Badewanne.


... Fortsetzung folgt ...

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Der Arme -
Zitat: (Original von Schlauchen am 16.02.2010 - 09:39 Uhr) langsam wirds mir echt zu brutal.
Der ist doch schon so paranoid, dass er sich selbst verletzt und das auf die uhr schiebt..

ängstliche Grüße
Caro

Huhu Caro,

ja, so ganz einfach gemacht hab ich's ihm nicht, dem Herrn Zuversicht. Na ja, hoffe, ich hab dich nicht verschreckt! Ich wünsch dir heute ein bisschen Sonnenschein ins Ländle. Ist ja nicht mehr so ganz selbstverständlich in letzter Zeit.

Liebe Grüße und wiederum danke schön fürs Lesen
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Wahnsinnig, -
Zitat: (Original von Robin am 01.02.2010 - 18:35 Uhr) und das meine ich wortwörtlich. Eine Steigerung nach der anderen, ich bin verblüfft, beeindruckt und habe höchsten Respekt.
Solch einen schleichenden (na ja, hier trampelt er wohl eher schon) Wahnsinn so eindringlich zu beschreiben ist alles andere als einfach und kann nicht so lapidar dahingeschrieben werden.
Ich bin gespannt, was passiert, wenn die höllische Uhr bei 12 Uhr angelangt ist.
Naja, ich lass mich überraschen und bin weiterhin gespannt :-)

Liebe Grüße
Lisa

Hallo Lisa,

abermals danke schön. :-) Meine Güte, ich hoffe, du kriegst keine Angst vor mir. ;-) Das war so eine Geschichte, die hing mir einfach plötzlich im Kopf. Wie gesagt, der Herr Lovecraft hat mich hier sehr beeinflusst. Zumindest von der Sprache und der Formulierung des Wahnsinns her. :-)

Liebe Grüße und besten Dank fürs Weiterlesen!
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Robin Wahnsinnig, - und das meine ich wortwörtlich. Eine Steigerung nach der anderen, ich bin verblüfft, beeindruckt und habe höchsten Respekt.
Solch einen schleichenden (na ja, hier trampelt er wohl eher schon) Wahnsinn so eindringlich zu beschreiben ist alles andere als einfach und kann nicht so lapidar dahingeschrieben werden.
Ich bin gespannt, was passiert, wenn die höllische Uhr bei 12 Uhr angelangt ist.
Naja, ich lass mich überraschen und bin weiterhin gespannt :-)

Liebe Grüße
Lisa
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von mukk am 05.12.2009 - 12:09 Uhr) wahnsinnige Steigerung in den Wahnsinn!!
Liebe Grüße
Ingrid

Hallo Ingrid,

danke schön! :-) Manchmal hab ich mich beim Schreiben auch gefragt, wo die Gedanken herkommen mögen. Aber ich glaub, wenn man sich Mühe gibt, kann man schon ein wenig Wahnsinn heraufbeschwören. Mit passender Musik klappt das ganz gut. :-) Schlimm wird's wohl erst, wenn das auch einfach so klappt. Hihi.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
mukk wahnsinnige Steigerung in den Wahnsinn!!
Liebe Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
mukk wahnsinnige Steigerung in den Wahnsinn!!
Liebe Grüße
Ingrid
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von Thiar am 26.11.2009 - 19:28 Uhr) Langsam nimmt der Wahnsinn Formen an. Oder nicht? Sollte mich nciht überraschen, wenn der Phanzler noch die in oder andere Überruschng aufzuwarten hat^^...

War wie immer ein Vergnügen zu lesen :)

Hallo Thiar,

vielen Dank! Ich gebe mir Mühe, was den Wahnsinn betrifft. Und wegen der Überraschungen... Na ja, warten wir's ab. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: ich eile -
Zitat: (Original von Himmelskind am 26.11.2009 - 11:37 Uhr) zu sieben...

lg

birgit

Huhu Birgit,

hihi, ich seh dich vor meinem geistigen Auge von Text zu Text hasten. Danke schön wie gehabt! :-)

Liebe Grüße
Thomas
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