*Eine Menge Gefühle…Kapitel 12*
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Etwas surrte unangenehm neben ihrem Ohr, ihr Rücken tat weh, und ihre Beine waren eingeschlafen, vorsichtig öffnete sie die Augen, es war halb acht, draußen wurde es bereits dunkel, und sie lag immer noch in ihrem schwarzen Jeep, der Schlüssel steckte bereits, und es war ihr Handy, das ihr ins Ohr surrte. Warum hatte sie hier im Auto geschlafen?
John ließ nicht locker, er war hartnäckig und ließ es endlos klingeln, aber auch Lana war stur und hartnäckig und ging einfach nicht dran, irgendwann würde er schon aufgeben.
Lana dachte nach, sie war in ihr Auto gestiegen, noch immer völlig durcheinander wegen der Sache mit diesem Mann, ach du lieber Himmel, sie kannte ja nicht einmal seinen Namen, war wahrscheinlich auch besser so!
Dann wollte sie eigentlich nach Hause fahren, aber sie hatte sich so unwohl gefühlt, sie stank nach Alkohol und nach Sex, wie lange hatten sie eigentlich miteinander geschlafen? Sie wusste es nicht mehr, aber es war zu geil gewesen. Jedenfalls wollte sie, so wie sie roch und sich fühlte, nicht ihrer Mutter begegnen, also hatte sie einfach im Auto gepennt.
Das Display vom Mobiltelefon leuchtete auf, sie hatte eine sms erhalten.
Erst wollte sie diese ignorieren, aber ihre Neugier war zu groß.
„bitte komm sofort zu mir ohne umwege oder sonst etwas! ich möchte mit dir reden, ich weiß dass du wach bist und keine lust hast ran zu gehen! john“, las sie sich selber leise vor, müde verdrehte sie die Augen, er würde auf sie warten müssen, er ließ sie ja schließlich auch immer warten. Erst einmal musste sie unter die Dusche, alles wegspülen!
Um zwei Uhr stand sie dann doch vor seiner Tür, mit leichten Kopfschmerzen und völlig müde, obwohl sie sich doch noch hingelegt hatte zu Hause, ihre Mutter war zum Glück schon auf der Arbeit gewesen, so dass sie ihr nichts erklären musste, sie hatte ihr nur schnell einen Zettel geschrieben: Es geht mir gut, heute Abend bin ich zuhause. Ich hab’ dich sehr lieb!
Die Tür ging abrupt auf, fast wäre sie aus ihrer Verankerung gefallen, so viel Kraft hatte John aufgewendet.
„Hab’ doch gewusst dass du da bist!“; sagte er triumphierend, es kam Lana vor, als ob er mit sich selber sprechen würde.
Sie sah ihn nur leicht genervt an.
„Willst du jetzt einen Preis dafür oder wie?“, fragte sie etwas mürrisch.
John trat zur Seite, er schluckte widerwillig eine pampige Antwort herunter und ließ sie in die Wohnung hinein.
Wieder saßen sie in der Küche, wahrscheinlich weil sein Wohnzimmer nicht aufgeräumt war, John schenkte ihr freundlicherweise einen Kaffee ein und setzte sich dann zu ihr.
„Du hast dir viel zu viel Zeit gelassen…“, er beugte sich vor und schaute sie forschend an, sie wirkte ausgelaugt und kaputt, als hätte sie eine wilde Nacht hinter sich.
„Wo bist du gewesen?“, fragte er sie neugierig.
„Einen, oder zwei trinken… Weswegen hast du mich hergerufen?“, sie nahm einen Schluck, der Kaffee war ziemlich stark und heiß, genau was sie jetzt brauchte, ihre Nacht war auch ziemlich heiß und stark gewesen, ein Schmunzeln legte sich auf ihr Gesicht, welches John gewiss nicht entging.
„Was ist so komisch?“, fragte er misstrauisch.
„Ach nichts… Also was ist denn nun?“.
John schaute sie noch immer musternd an, so recht glauben konnte er ihr ja nicht.
Er goss sich ebenfalls heißen Kaffee in seinen Becher, dann stellte er die Kanne wieder auf den Tisch, wahrscheinlich wollte er einfach nur Zeit schinden.
Er atmete tief durch und versuchte sie dann ganz lieb anzulächeln.
„Was ich dir gestern erzählt habe, dass du meine Gefährtin bist, du kannst es nicht einfach so ignorieren, es könnte sonst nicht sehr gut für dich enden.“
Lana hätte am liebsten losgebrüllt vor Wut, sie war sicherlich nicht seine Gefährtin, Gefährtin hieß Verbundenheit, Vertrautheit, Leidenschaft und unendliche Liebe! Und nicht, dass er mit jeder X-beliebigen ins Bett huschte.
Und sie selber? Sie hatte aus Rache und Trauer mit einem Anderen geschlafen...
Fast hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt, kurz hustete sie auf, und John schaute sie fragend an, ihr Gesicht wirkte so geschockt.
„Was ist los mit dir?“, fragte er vorsichtig, doch Lana nahm seine Worte gar nicht richtig wahr.
Hatte sie wirklich nur mit Tore geschlafen, weil sie frustriert war und sich an John rächen wollte? So ein Schwachsinn, als würde John dies jucken, es war ihm doch egal, mit wem sie sich vergnügte, oder?
„Lana??“, langsam wurde John richtig nervös, sie schaute so seltsam drein.
Lana schüttelte kurz ihren Kopf, so als wolle sie ihre Gedanken daraus vertreiben, dann versuchte sie sich wieder zu fassen.
„Ja?“, fragte sie mit sanfter Stimme, was John gar nicht von ihr kannte.
„Geht es dir nicht gut?“, hakte er nach.
„Doch, hatte mich nur am Kaffee verschluckt…“, ihr Finger kreiste um den Rand des Bechers.
„Na ja gut, hast du mir denn überhaupt zugehört?“
„Sicher, ich soll deine Gefährtin sein…“, kurz hielt sie inne, während sich ein sonderbares Grinsen auf ihrem Gesicht breit machte.
John starrte sie gespannt an.
„Wenn es so ist, warum schläfst du dann mit dieser Maria?“
„Das ist dein Problem? Dass ich mit einer Anderen schlafe?“, fragte er lächelnd.
Sie schaute ihn mit einem leicht eingeschnappten Blick an. „Wenn ich deine Gefährtin sein sollte, dann müsstest du dich doch zu mir hingezogen fühlen und nicht zu dieser Tussi!“
„Du bist mir eine, denkst du nicht, dass du vielleicht selber daran schuld bist? So kalt wie du immer zu mir warst und so stur? Meinst du wirklich, ich würde ewig auf dich warten?“
Lana sah ihn abschätzend an, ihre Augen bohrten sich regelrecht in die seinen. „Ja! Wenn ich wirklich deine Gefährtin wäre, dann glaube ich, würdest du ewig auf mich warten!“, sagte sie mit fester Stimme, und John spürte wie ihre Worte ihm regelrecht unter die Haut gingen.
„Also hat sich das damit für mich erledigt! Ich bin nicht deine Gefährtin! Du irrst dich, es gibt vielleicht eine Gefährtin irgendwo für dich, aber ich bin es nicht!“, sie erhob sich steif und fast wie ein Roboter von ihrem Stuhl, sie spürte wie ihr schlecht wurde und wie ihr Dämon von innen immer wieder gegen ihre Haut kratzte, es war ein schreckliches Gefühl, er wollte hinaus. Außerdem war sie zornig, enttäuscht und zugleich traurig? Aber warum fühlte sie so? Sie wusste keine Antwort, konnte es nicht benennen.
„Wo willst du hin?“, fragte er sie eindringlich.
„Geht dich nichts an“, schnaufte sie, ihr Körper fühlte sich matt an, und der Dämon schien regelrecht in ihr zu brodeln er wollte hinaus, er versuchte die Ketten zu sprengen, er nagte an ihrer Haut, sie spürte das Brennen.
Plötzlich hörte sie einen dumpfen Knall, erschrocken wandte Lana sich dem Geräusch zu. John war so schnell vom Stuhl aufgesprungen, dass er ihn umgerissen hatte, und er wirkte wie ein geladener Stier, seine Augen flackerten, und Lana wusste instinktiv, sein Dämon war nicht eingesperrt, sein Dämon war immer eins mit ihm, und manchmal regierte wohl der Dämon über Johns Körper und nicht John selber.
„Du gehst nirgendwo hin, du dummes Ding!“, schrie er sie an und trat mit schnellen Schritten auf sie zu. Er drängte sie zur Küchenzeile hin, sie wich vor ihm zurück, bis sie das Holz der Arbeitsplatte in ihrem Rücken spürte, während sie ihn atemlos ansah, völlig gefangen von seinem wilden Blick.
Er packte ihre Hände und drückte diese mit einer gewaltigen Kraft auf die Platte, so dass es sie schmerzte.
„Warum kapierst du es einfach nicht? Oder tust du nur so?“, zornig flog ihr seine Stimme entgegen, sie fühlte wie ihr Dämon innerlich schrie, er wollte heraus, er wollte sich nicht so behandeln lassen, er wollte John in Stücke reißen.
„Du gehörst mir! Du hast angefangen für mich zu leben seit dem Moment, als ich dich gebissen habe, seitdem, meine Liebe, bist du mein!“, er klang völlig psycho, und seine Stimme jagte ihr einen Schauer über den Körper.
„Ich gehöre niemanden!“, sie stammelte es schon fast.
John ließ blitzschnell ihre Hand los, um nun mit seiner auszuholen und ihr eine schallende Ohrfeige zu verpassen. Die getroffene Stelle fing sofort an zu brennen und war bestimmt knallrot, Lana schaute ihn schockiert an.
Was bildet der sich ein? Voller Zorn holte sie Luft, sie durfte sich nicht länger so behandeln lassen.
„Du verdammtes Arschloch! Was denkst du dir eigentlich!“, ihre Stimme zitterte regelrecht, es war gefährlich, sich jetzt gegen ihn aufzulehnen, aber sie durfte dies einfach nicht auf sich sitzen lassen.
John blickte sie noch immer hasserfüllt an, in ihm brodelte so viel Wut, sie gehörte ihm, aber sie stritt es ab, wieso nur?
Die Zeit schien still zu stehen, niemand sagte etwas, beide schauten sich nur an.
„Du solltest hinter mir stehen…“, murmelte er plötzlich leise, fast so, als wäre er verzweifelt.
„Ich hinter dir? Du tickst doch nicht richtig, du schlägst mich, du widerlicher Bastard!“, ihre Stimme war voller Groll.
„Du lässt mir keine andere Wahl… Du bist meine Gefährtin, fang’ endlich an, dies zu akzeptieren!“
Ihre Augen funkelten wild, noch immer brannte ihre Wange, und ihr Dämon schien in ihr zu randalieren.
„Sei still! Ich will davon nichts hören! Du schläfst doch mit ihr, mit diesem Miststück!“
Lange sahen sie sich in die Augen, und auf einmal verschwand der Hass aus seinem Blick.
„Du bist eifersüchtig, deswegen stört es dich, du willst mich für dich haben…“, stellte er fest.
Lana unterbrach den Augenkontakt nicht. „Sicher nicht, du kannst mit ihr schlafen und sie lieben! Aber dann erzähl’ mir nicht, dass du und ich … dass wir für einander bestimmt sind!“
Ganz sanft streichelte er ihr über die Wange, die er eben noch geschlagen hatte, sie zuckte zusammen, es tat fürchterlich weh, und sie wollte nicht, dass er sie berührte, schreckte davor zurück.
„Wir sind eins…“, murmelte er gedankenverloren, und der Griff seiner Hand, die ihre Hand immer noch auf die Arbeitsplatte gepresst hielt, wurde noch fester, fast schnürte er ihr das Blut ab.
„Verstehst du das nicht? Sie bedeutet mir nichts! Es war pure Lust die mich getrieben hatte, nicht mein Herz, nicht mein Verstand … aber bei dir…“, er hielt inne, schien sie förmlich mit seinem Blick zu durchbohren, sie wollte das nicht, sie wollte, dass er sie endlich in Ruhe ließ.
„Ich fühle so viel mehr für dich… Gleich beim erstenmal, als ich dich gesehen habe, da wusste ich, du bist es, und ich musste dich besitzen, alles an dir… Doch du, du musstest dich ja wehren, dich gegen mich sträuben. Warum?“, seine Worte klangen ruhig und wohldurchdacht.
Du empfindest was für mich?? Nein…Nein… lass mich in Ruhe. Ich hasse dich, du hast mir nur Leid gebracht! Du schlägst mich und hast mich in ein Monster verwandelt…Lass mich, lass mich einfach gehen…
Ein Tränenschleier legte sich über ihre Augen, warum? Sie wusste es nicht, war es wegen der furchtbaren Schmerzen, die der Dämon ihr gerade zufügte, war es wegen der schallenden Ohrfeige, war es, weil John eine Andere berührte, küsste und spürte – oder lag es daran, dass er sie so behandelte und sie nichts dagegen tun konnte? Was es auch war, es trieb ihr die Tränen in die Augen, denn es tat ihr furchtbar weh.
„Lass mich! Ich will das alles nicht hören“, sagte sie abwehrend.
John bemerkte, wie verzweifelt sie war, er wollte sie in seine Arme schließen, ihr sagen, dass die Ohrfeige ihm leid tat, dass er so viel für sie empfand, aber als er sie zu sich heran zog, spürte er wie sich alles an ihr verkrampfte.
„Lass mich…“, stammelte sie.
Er konnte nicht anders, als sie loszulassen und sah sie mitfühlend, fast traurig an.
Endlich hatte er ihre Hand freigegeben!
Sie wartete keine Sekunde ab, sondern stürmte regelrecht an ihm vorbei, und er vernahm nur noch, wie die Tür ins Schloss fiel, sie war fort und er, er war allein...
Fortsetzung folgt