Die folgenden zwei Tage verliefen im Grunde ähnlich: Immer wieder wachte er aus seinem Dämmerschlaf auf, bis ihm die unfassbaren Schmerzen erneut das Bewusstsein raubten. Am dritten Tag fühlte er sich etwas besser und er schaffte es sogar mehrere Stunden lang wachzubleiben. Diese Stunden waren größtenteils von ärztlichen Untersuchungen, von seinen Gedanken an die fremde Frau und von einem weiteren Besucher bestimmt.
Die folgenden zwei Tage verliefen im Grunde ähnlich: Immer wieder wachte er aus seinem Dämmerschlaf auf, bis ihm die unfassbaren Schmerzen erneut das Bewusstsein raubten. Am dritten Tag fühlte er sich etwas besser und er schaffte es sogar mehrere Stunden lang wachzubleiben. Diese Stunden waren größtenteils von ärztlichen Untersuchungen, von seinen Gedanken an die fremde Frau und von einem weiteren Besucher bestimmt.
Es war bereits Nachmittag, als es klopfte und er endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen bekam. Es war sein alter Kollege Janson, der breit grinsend das Zimmer betrat.
„Ich bin so froh, dass du endlich wieder auf dem Damm bist!“ Sagte er freudig und setzte sich auf den Stuhl neben seinem Bett, auf dem bereits vor wenigen Tagen seine erste Besucherin gesessen hatte. „Na ja, ganz auf dem Damm vielleicht noch nicht, aber immerhin auf dem Weg dorthin.“ Antwortete er mit einem sarkastischen Lächeln, das wie eine Parodie auf das übertriebene Grinsen Jansons wirkte.
„Wir haben uns wirklich große Sorgen um dich gemacht.“ Diesen Satz hörte Jones nicht zum ersten Mal in dieser Woche. „Es tut mir leid.“
„Danke.“ Antwortete er matt. Er hatte keine Lust auf weitere Mitleidsbekundungen. Auch davon hatte er in den vergangenen Stunden genug gehört.
„Erinnerst Du dich an den Unfall?“ Fragte Janson zögerlich.
„Es war kein Unfall. Es war meine Schuld.“ Alles hatte mit einem geplatzten Deal begonnen und mit der Explosion eines leer stehenden Mietshauses geendet. Die Bande, die er hatte hochgehen lassen und deren Kopf momentan immer noch wegen Rauschgift- und Menschenhandel hinter Gitter saß, hatte ihm zu Ehren dieses Feuerwerk veranstaltet . Er hätte es kommen sehen müssen. Er hätte es verhindern müssen, aber er war nicht aufmerksam genug gewesen und so konnten sie die Rache, die sie ihm geschworen hatten beinahe ungehindert durchführen.
„Hör mal, du darfst jetzt bloß nicht damit anfangen, die Schuld an dieser Sache bei dir zu suchen.“ Janson wurde ernster, und auch das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. „Du hast getan, was du konntest, sonst würdest du jetzt nicht hier liegen.“
„Ich hätte mehr tun müssen. Sie ist tot und es ist meine Schuld, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Niemand hätte ihn in diesem Moment vom Gegenteil überzeugen können, und schon gar nicht Janson.
„Es hat keinen Sinn, stimmt’s?“ Fragte dieser prompt, als hätte er Jones' Gedanken gelesen.
„Lass uns von etwas anderem reden. Hast du schon mit dem behandelnden Arzt gesprochen?“
„Ja, er sagt, dass du noch ein paar Wochen ans Bett gefesselt sein wirst. Bis alle Verbrennungen verheilt sind, wird es noch eine Weile dauern. Hast Du starke Schmerzen?“
„Manchmal. Aber ich glaube, das Morphium hält sie ganz gut unter Kontrolle.“ Er zwang sich zu einem Lächeln.
Jansons Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück und Jones freute sich darüber. Schließlich wollte er Janson nicht das Gefühl geben, unerwünscht zu sein.
„Hattest du schon Besuch, oder bin ich dein Erster? Ich bin nämlich sofort her gekommen, nachdem der Anruf beim Dezernat kam, dass du aufgewacht seist.“ Er glaubte ein winziges bisschen Stolz in der Stimme seines Freundes zu hören und das amüsierte ihn.
„Ich muss dich leider enttäuschen, du bist nicht der Erste. Vor ein paar Tagen war eine Frau hier.“
„Oho, Damenbesuch?“ Fragte Jansons mit anzüglichem Unterton, doch als ihm auffiel, dass solche Art von Scherzen momentan mehr als unangebracht waren, entschuldigte er sich leise und wartete darauf, dass Jones ihm die ganze Geschichte erzählen würde.
„Ja. Sie war hier, als ich das erste Mal wieder zu Bewusstsein kam. Allerdings habe ich keine Schimmer davon, wer sie ist. Ich weiß nur, dass ich es möglichst bald herausfinden muss und deshalb habe ich eine Bitte an dich.“
„Lass mich raten, ich soll ihr Identität für dich herausfinden?“
„Ja, und zwar indem du dir die Aufzeichnungen der Überwachungskameras besorgst.“
„Das kann ich nicht machen. Ich habe immer noch Ärger mit der Dienstaufsichtsbehörde und wenn ich ohne Durchsuchungsbefehl die Bänder der Überwachungskameras durchsehe, kann das für mich übel enden.“ Es klang entschuldigend. Wahrscheinlich tat es ihm leid, ihn zu enttäuschen.
„Vorausgesetzt du wirst erwischt.“ Er wollte so schnell nicht aufgeben.
„Ich kann und werde das nicht riskieren. Ich weiß sowieso nicht, wozu das gut sein soll. Wahrscheinlich hast du eh nur geträumt. Wieso sollte dich schließlich eine völlig fremde Frau besuchen? Zumal du noch immer unter Polizeischutz stehst, weil wir zwei Mitglieder der Bande immer noch nicht geschnappt haben.“
„Heißt das, mein Zimmer ist bewacht?“
„Ja, zwei Polizisten wechseln sich mit dem Wachdienst ab. Du, beziehungsweise der Eingang zu diesem Zimmer hier, steht also unter permanenter Beobachtung. Keine Chance für Fremde, sich Zugang zu verschaffen.“ Er klang genervt.
„Hm, dann habe ich mir das vielleicht doch alles nur eingebildet… wer weiß, was mein komatöses Hirn so alles ausgebrütet hat. Ich sollte wohl doch nicht alles glauben, was ich sehe.“ Er lachte, und obwohl er sich alle Mühe gab, es nicht gekünstelt klingen zu lassen, wirkte es trotzdem aufgesetzt. Jonson schien davon aber allerdings nichts zu bemerken, denn er pflichtete ihm lachend bei und entschuldigte sich dann mit dienstlichen Pflichten, bevor er Jones wieder der Einsamkeit seiner Gedanken überließ.