Beschreibung
Hier erzählt Kelly über ihren mittleren Lebensabschnitt.
Bis hin zum Anfang vom Ende..........
Ryu
Nachricht aus dem
Regenbogenland
Die erste Zeit bei meiner neuen Mama verlief ziemlich aufregend. Denn wir mussten uns ja erst mal verständigen lernen. Doch ich hatte das Glück, dass meine Mama schon sehr viel Erfahrung mit Igel hatte. So verstanden wir uns relativ schnell.
Mama´s Mann dagegen war nicht so einfach. Jedesmal wenn er mich auf seinem Schoß hielt, war er sehr nervös – er hatte einfach Angst, mir weh zu tun. Denn ich war ja so klein, dass ich Platz in seiner einen Hand fand. Doch er mochte mich auch sehr gern, und baute mir immer wieder neue Tunnel und Hindernissparcoure im Wohnzimmer auf.
Denn in den ersten Wochen liebte und genoß ich es, den großen, freien Auslauf auf dem weichen Wohnzimmer Teppich zu haben.
Und ich bedankte mich dafür auf meine eigene Weise – etwas das Igel normalerweise nicht tun: ich wurde stubenrein!
Jedesmal, wenn meine Mama mich aus dem Terrarium holte, setzte ich mich auf ein, eigens dafür ausgelegtes, Handtuch und verrichtete mein Geschäft. Anschließend ging ich auf Entdeckungstour und wenn ich müde wurde, kuschelte ich mich in Mama´s Arm.
Es war ein wundervolles Leben. Jeden Tag die gleichen Abläufe, so dass mir das Lernen sehr leicht viel. Und auch Mama verstand sehr schnell meine Igelsprache.
Ich lebte nun schon seit 2 Wochen bei meinen Menschen, war ein wenig gewachsen und hatte endlich auch mehr Gewicht bekommen. Doch nun bevorzugte ich es, bei meiner Mama zu kuscheln – ich wollte immer nah bei ihr sein. Wenn sie mich absetzen wollte, dann zwickte ich sie in den Finger – tut mir leid, Mama, wenn ich manchmal etwas zu fest zugebissen hatte.
Aber sie nahm es mir nie übel, und sie verstand warum.
So bastelte sie sich eine Bauchtasche, in der ich den ganzen Tag verbringen konnte. Ich glaube, Mama muß sich gefühlt haben, wie ein Kängeruh.
So verbrachte ich nun meine Tage in der Bauchtasche, immer ganz nah bei Mama. Egal, was sie tat, ich war immer dabei. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel.
Nur, wenn Mama mal ausser Haus musste, dann setzte sie mich in mein Terrarium zurück – und ich saß dann schmollend in einer Ecke und wartete. Während der Nacht dort zu sein, akzeptierte ich ja – wenn auch schweren Herzens. Doch allein zu Hause, wenn Mama fort ging – das war hart für mich. Und so zeigte ich ihr wieder einmal durch meine Gesten, dass ich auch mit wollte!
Sie verstand mich zwar nicht gleich, doch zwei Tage später war es dann soweit. Mama hatte eine bequeme Handtasche gekauft, innen war eine schöne, warme und weiche Fleece – Decke und es war eine ´Heizung´ vorhanden. Dabei handelte es sich um eine kleine Wärmflasche. Denn es war ja noch immer Winter und draussen sehr kalt. Naja, wir Igel mögen ja nun mal keine Kälte.
Von nun an durfte ich auch mitkommen, wenn meine Menschen ausgingen. Ich war glücklich – spazierengehen, Autofahren, und vieles mehr. Ich genoß das alles sehr. Ja, ich muß zugeben: ich war kein normaler Igel – ich war, ja, was war ich? Ein Hund? Nein.
Ein Baby? Manchmal. Mama meinte einfach, ich sei ein ganz besonderer Igel und nannte mich ihren Schmuse – Kaktus.
Obwohl, meine Stacheln habe ich nie benutzt, sie lagen immer ganz weich auf meinem Rücken. Ausser in manchen Situationen – doch dazu später.
Für die nächste Zeit genoß ich das Zusammensein mit Mama, die Autofahrten, sogar das Einkaufen oder Krankenhaus – Besuche. Denn niemand ahnte, wer in dieser Handtasche saß. Es war ein herrliches Leben, voller Wärme und Liebe. Und immer wieder etwas Neues, neue Gerüche und Geräusche. Doch nun fand ich das nicht mehr beängstigend. Mama war ja bei mir!
Meine Tagesabläufe waren auch immer gleich: wenn ich morgens hörte, das meine Mama aufgestanden war, sass ich schon vor meinem Haus und wartete. Sie kam zu mir, streichelte mich kurz und sagte „Guten Morgen, Schätzchen.“. Dann bereitete sie das Frühstück vor, und ich bekam ebenfalls das meinige. Denn das war auch etwas, was ich mir angewöhnt hatte – ich wollte mein Essen gemeinsam und nicht alleine. Später, wenn Mama die Hausarbeit begann, wurde auch mein Terrarium gesäubert. Ich ging flugs auf Toilette und dann ab – in Mama´s Bauchtasche. Das Abendessen verlief auch immer gemeinsam, Mama und der Mann am Tisch, und ich daneben in meinem Terrarium. Anschliessend ein halbes Stündchen dösen und wieder zurück zu Mama. Wenn es Schlafenszeit wurde, war ich immer ganz traurig. Aber Mama setzte mich immer ganz lieb vor mein Haus und wünschte mir eine gute Nacht. So hab ich dann beschlossen, Nachts zu schlafen – denn dann verging die Zeit halt schneller.
Doch eines Tages unternahmen wir eine sehr lange Autofahrt. Wir waren sehr lange unterwegs und dann betraten wir auf einmal ein fremdes Haus. Dort war es sehr kalt und es roch unangenehm. Ich prustete und schüttelte mich in meiner warmen Tasche – und Mama verstand. Kurz darauf fuhren wir wieder weg und machten eine Pause in einem Cafe. Doch danach schon wieder ein fremdes Haus – aber diesmal viel behaglicher. Mama und ihr Mann schauten mich fragend an, ich hob meine Nase, schnüffelte und kuschelte mich dann wieder ein.
Und so hatte ich, ohne es zu wissen, unser neues Haus ausgesucht. Kurze Zeit nach diesem Ausflug begannen meine Menschen, alle Dinge einzupacken – unser Umzug stand bevor. Ich war völlig aufgeregt. Doch diesmal vor Freude, denn ich hatte ja keinen Grund mehr, ängstlich zu sein.
Mama´s Mann war auch immer sehr lieb zu mir – eines Tages, kurz nach unserem Umzug, stellte Mama bestürzt fest, das mein Futter aufgebraucht war. Bei all dem Trubel hatte sie vergessen, neues zu kaufen. Aber in dem neuen Ort war die Sorte, die ich immer frass, nicht vorrätig. Und so kaufte Mama eine andere Marke. Doch die roch fürchterlich. Ich sass mit knurrendem Bauch davor und entschloss mich trotzdem – es NICHT zu essen. Mama redete mir zwar gut zu, aber dieser Gestank.........
Da entschied ihr Mann, einige Läden anzurufen. Und siehe da – er wurde fündig. Ich freute mich riesig, denn mein Magen knurrte wirklich sehr. Und so fuhren wir los, um mein Futter zu kaufen. Ganze 70 Kilometer hin und auch 70 Kilometer wieder zurück. Ich war Mama´s Mann so sehr dankbar!!
In der kommenden Zeit frass ich wieder munter drauflos und mein Gewicht liess Mama große Augen bekommen. Eigentlich wiegen wir afrikanischen Igel nur ca. 500g, wenn wir ausgewachsen sind – doch ich brachte es auf stolze 800g!
Die Zeit verging und es wurde Sommer. Ich war glücklich und genoss mein Leben. Manchmal ging Mama mit mir vor das Haus oder wir waren im Park oder auch am nahen Strand. Und jedesmal setzte Mama mich zu Boden, damit ich etwas laufen sollte – doch ich war viel zu faul dazu. Ich schnupperte nur ein wenig herum und weil die Gerüche sämtlich fremd waren, standen in solchen Augenblicken meine Stacheln zu Berge. Am Strand war es schön im Sand zu wühlen, doch wenn meine Menschen auch nur einen Schritt fort gingen, rannte ich hinterher. Und wenn ich sie erreichte, kletterte ich auf ihre Füße und versuchte, an ihrem Hosenbein hinauf zu klettern. „Geht bloss nicht ohne mich fort!“ das verstanden beide.
Ja, ich war wirklich ein glücklicher Igel – ich hatte Glück gehabt.
Es war einfach herrlich!
Und als es schon wieder Winter wurde, bekamen wir noch einen Zuwachs. Ein kleines Hundebaby zog bei uns ein. Zuerst war ich ein wenig überrascht, was das denn nun wieder ist – doch dieses Baby hatte eine schwere Lungenentzündung. So pflegte meine Mama den kleinen Hund gesund – ui, danach wurde er neugierig. Doch nachdem ich ihn einmal kräftig angefaucht und mit meinen Stacheln in die Nase gepiekst hatte, wusste er Bescheid. Ich war die Nummer eins im Haus! Aber danach waren wir dann dicke Freunde. Teddy, so war sein Name, passte auf mich auf, wenn ich auf Entdeckungsreise ging. Doch das war eh nur noch selten. Teddy und ich genossen es, bei unserer Mama zu sein und zu faulenzen.
Einige Wochen später, es war im Februar, fühlte ich mich plötzlich nicht wohl. Ich fror entsetzlich, obwohl es in meiner Tasche behaglich warm war. Und mir war auch irgendwie übel. Als Mama mich zur gewohnten Zeit herausnahm um mir mein Abendessen zu geben, war sie völlig erschrocken. Denn mein ganzer Körper war eiskalt. Und ich konnte nicht einmal auf meinen vier Füßen stehen, ich zitterte und torkelte, als sei ich betrunken.
Mama wickelte mich schnell in eine warme Decke und setzte sich mit mir direkt vor den warmen Ofen. Teddy sass daneben und stupste mich immer wieder liebevoll mit seiner Nase an.
Ich kuschelte mich in Mama´s Arm und döste ein wenig. Und dann, endlich, nach einigen Stunden ging es mir so langsam wieder besser.
Doch das dieses ein ernstzunehmendes Anzeichen für Schlimmeres war – daran hatte keiner von uns gedacht.................
Fortsetzung folgt.................