Beschreibung
Zwei kleine Gruselgeschichten
Hochzeit auf Umwegen
Es war im Jahre 1945. Charles, ein guter Freund meines Opas, liebte eine junge Frau namens May. Zuerst wusste May nicht genau, was sie davon halten sollte, aber dann verliebte sie sich auch und die Beiden wurden ein Paar.
Eines Abends ging mein Opa auf dem Friedhof spazieren und entdeckte Charles und May. Sie saß auf einem Grabstein und er lag ihr zu Füßen. Sie sahen so glücklich aus und Charles wandte sich an May:" Ich liebe dich. Ich würde sogar von den Toten auferstehen, um dich zu heiraten."
Zwei Tage vor der Hochzeit musste Charles mit dem Zug nach London, denn sein Onkel war schwer Krank. Er hinterließ eine Nachricht für meinen Opa: Bitte hol mich am Tag meiner Hochzeit um 15.00 Uhr am Bahnhof ab. Von dort fahren wir dann direkt zur Kirche. Und noch etwas: Ich würde mich freuen, wenn du mein Trauzeuge wirst. Lieben Dank, Charles.
Wie vereinbart stand mein Opa um 15.00 Uhr am Bahnhof. Als der Zug eingefahren war stiegen alle Leute aus. Alle - außer Charles. Mein Opa wurde unruhig und wartete noch fünf Minuten, doch Charles tauchte nicht auf.
Da rannte mein Opa so schnell er konnte zur Kirche um die Gäste zu benachrichtigen. Doch als er zur Kirche kam standen schon alle draußen und die Hochzeit war bereits vorüber.
Mein Opa erblickte Charles neben seiner Frau May. Er hatte einen starren Blick und eine unnatürlich weiße Gesichtsfarbe. Mein Opa fand das ganze sehr merkwürdig, aber freute sich für die Beiden.
Bis sie in der Kutsche vor Mays Haus vorfuhren, und mein Opa die Kutschentür öffnete. Er sah zunächst nur May, die fürchterlich weinte und daneben lag der tote Charles, mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie in der Kirche.
Charles wurde genau an dem Ort begraben an dem er zu May gesagt hatte: “Ich würde sogar von den Toten auferstehen um dich zu heiraten....“
Mary Jones
Mary Jones, eine Studentin an der Universität in London, ging nach dem Vortrag des Professors zur Bushaltestelle und wollte nach Hause fahren.
Im Bus ließ sie sich neben einer älteren Frau, die sehr altmodische Kleidung trug, in den Sitz fallen und seufzte. Der Vortrag war wieder sehr langweilig gewesen.
Er war über Elisabeth Cole gewesen, eine alte Dame, die im sechzehnten Jahrhundert gelebt hatte und angeblich in die Zukunft sehen konnte. Jedenfalls hatte sie das zu Lebzeiten immer behauptet.
Und einer Legende nach sollte sie noch heute ab und zu auftauchen und Menschen vor schlimmen Ereignissen warnen. Mary glaubte kein Wort. "Blöder Aberglaube!" dachte sie, "Wahrscheinlich hat sie ein paar Mal das Wetter des nächsten Tages richtig geraten!"
Kurz vor der Haltestelle an der sie aussteigen musste, sprach sie die alte Frau neben ihr an: "Nehmen sie sich in Acht vor dem hoch gewachsenen Mann im langen grauen Mantel!" Ihr Englisch klang sehr alt.
Bevor Mary Jones fragen konnte, was das denn bedeutete, war die Dame verschwunden. Verwundert stieg sie aus dem Bus und schaute noch einmal zurück, doch die alte Lady war nicht mehr da. "Die wollte mich wohl verschaukeln!" sagte sie verärgert zu sich selbst.
Mit langen Schritten lief sie den Gehweg entlang, aber um nach Hause zu kommen, musste sie durch den Stadtpark. Also bog sie in den anderen Weg ein. Im Park waren nur wenige Leute.
Da sprach ein großer Mann in einem langen grauen Trenchcoat sie an. "Entschuldigen sie bitte, aber könnten sie mir helfen. Meine Autoschlüssel sind mir da drüben unter dem Baum heruntergefallen. Wären sie wohl so nett und würden mir suchen helfen?"
Mary bejahte, ging zu dem Baum und bückte sich. Als sie wieder aufstehen wollte, packten sie kräftige Hände am Hals und drückten zu. Schreien konnte sie nicht mehr.
In ihren letzten Atemzügen fiel ihr die Warnung der alten Dame im Bus wieder ein und das Portrait, das der Professor ihnen von Elisabeth Cole gezeigt hatte.
Die Frau auf dem Bild hatte genauso ausgesehen wie die Frau im Bus. Nur jünger...