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Henrike Marie - Mamas Bauchwohnung

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"Henrike Marie - Mamas Bauchwohnung"
Veröffentlicht am 20. November 2009, 24 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Über den Autor:

Ich bin 59 Jahre alt und als Zeitungsdrucker im Schichtbetrieb tätig.Ich schreibe kleine Geschichten, um mich zu entspannen. Habe jetzt begonnen einige dieser Geschichten hier einzustellen, um mal zu sehen, wie das bei Euch so ankommt. Also, nicht mit Kritik geizen.Mein Hobby ist Golf spielen. Bin allerdings kein sehr guter Golfer. Habe aber sehr viel Spass daran. Neuerdings haben wir uns ein Wohnmobil zugelegt und das wird dann wohl mein ...
Henrike Marie - Mamas Bauchwohnung

Henrike Marie - Mamas Bauchwohnung

Beschreibung

Die kleine Henrike Marie verlässt, gezwungenermaßen Mamas Bauchwohnung. Hier berichtet sie über die ersten Wochen und Monate ihres neuen Lebens

1

 

Henrike Marie

 

Was soll das denn? Ich will hier nicht raus! Ich habe einen Vertrag über  neun Monate und man hat mir zugesichert, dass ich eventuell auch einige Tage länger bleiben könnte. Also, was soll das? Jetzt drehen die mir auch noch den Sauerstoff ab. Hilfe, ich bekomme keine Luft mehr. Es war doch so schön gemütlich und warm  in Mamas Bauchwohnung. Und ich wusste genau, ich hatte noch mindestens elf Wochen Zeit hier zu bleiben. Die wollte ich auch voll ausnutzen. Aber irgendjemand hatte wohl etwas dagegen. So langsam wurde mir mulmig. Ich konnte mich kaum noch bewegen und bekam sehr schlecht Luft. Dann ging alles ganz schnell. Plötzlich war ein großes Loch in meine Wohnung. Auf einmal wurde es ganz hell und dann lag ich auch schon in zwei riesigen Händen. Vorbei war es mit der wohligen Wärme. Ich begann am ganzen Körper zu Zittern. Schnell man legte mich auf Mamas Bauch und ich bekam eine Decke übergelegt. Gleich wurde es wieder angenehm warm. Aber ich musste meinem Ärger erst mal Luft machen und begann fürchterlich zu schreien. Seltsamer Weise freuten sich aber alle Anwesenden darüber. War schon eine komische Wohnung, in die ich jetzt geraten war. Apropos komisch, wer war eigentlich der Kerl, der sich da so an Mama festklammerte?

       „Das ist meine Mama, damit das nur erstmal klar ist“ rief ich.

Aber so richtig böse konnte ich ihm auch nicht sein. Vielleicht wird das ja noch mal ein netter Spielkamerad für mich. Ich werde jetzt erst mal ein bisschen schlafen. War doch alles sehr anstrengend.     

Das Erste was ich erblickte als ich erwachte, war schon wieder dieser Kerl. Er hatte mich auf dem Arm und schaute mich so völlig vernebelt an. Als er merkte, das ich wach war, rief er auch gleich: „ Guck mal Schatz, sie lächelt mich schon an“. Anlächeln, was bildet der sich denn ein. Muss wohl so eine Gesichtszuckung von mir gewesen sein, denn zum Lächeln war mir gar nicht zumute. Mein Blick wurde langsam etwas klarer und ich konnte meine Umgebung besser erkennen. Wir waren in einer riesigen Wohnung. Neben dem Tisch, an dem der Typ und ich standen, war ein Bett und darin lag meine Mama. Die sah vielleicht kaputt aus. Was hatten die mit ihr gemacht?  Ich wollte mich sofort zu ihr legen, aber dieser Kerl hielt mich ja noch auf seinem Arm fest. Ich begann ihn furchtbar anzuschreien: „Lass mich sofort zu meiner Mama. Ich will zu ihr.“ Ich muss wohl noch einiges mehr gesagt haben, denn er legte mich tatsächlich zu Mama auf den Bauch. Mama lächelte glücklich und strich mir sanft über den Kopf. Muss ich mir unbedinngt merken, immer wenn ich schreie, scheint Mama glücklich zu sein.

„Siehst du mein Schatz“, hörte ich sie sagen, “wenn sie bei mir ist wird sie gleich ruhig.“

Zu mir gewand sagte sie: „Aber wenn Papa dich auf dem Arm hat, musst du doch nicht weinen meine kleine Henrike Marie“.

Papa! Das war also, mein Papa. Na ja, dann durfte er natürlich auch immer in unserer Nähe sein. Aber schade, nun musste ich mir wohl doch einen anderen Spielkamerad suchen. Oder vielleicht doch nicht? Wir werden mal sehen wie es sich entwickelt. Was hatte sie da noch gesagt? Meine kleine Henrike Marie! Sollte ich etwa damit gemeint sein?  Das konnte ja heiter werden. Henrike Marie, wo hatten die den Namen bloß her? Aber eigentlich, wenn ich es mir so richtig überlegte, hörte sich gar nicht so schlecht an, Henrike Marie.

Zunächst aber gab es wichtigere Dinge zu klären. Wir mussten sehen, dass wir möglichst schnell aus dieser  Wohnung heraus kamen. War viel zu groß und überhaupt nicht gemütlich in dieser Bude. Na ja, Mama und ich werden jetzt erst einmal ein bisschen schlafen und dann verschwinden wir von hier.

Da aber sollte ich mich doch sehr irren. Ich hatte noch gar nicht zu Ende gedacht, da erschien so eine Frau in einem weißen Kittel.

„So, jetzt muss ich Euch die Kleine wieder wegnehmen, denn sie muss in den  Inkubator.“

Was war das denn für ein Teil? Inkubator? Ich muss da rein, hatte sie gesagt. Sollte das etwa schon wieder eine neue Wohnung werden? Und wo bitte bleiben Mama und Papa? So nicht! Da habe ich ja wohl auch noch ein Wörtchen mit zu reden. Ich fing erst mal wieder furchtbar an zu schreien. Aber im Gegensatz zu vorher, sahen Mama und Papa jetzt gar nicht mehr glücklich aus. Sollte ich eventuell noch andere Tonlagen ausprobieren? Aber dafür blieb mir jetzt keine Zeit mehr, denn die fremde Frau packte mich und legte mich in so einen großen durchsichtigen Kasten. Und dann war ich plötzlich wieder eingeschlafen. Ging immer alles so schnell, schlafen, wach sein, wieder schlafen. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen.

Mein nächstes Erwachen war ein Alptraum. Ich lag noch immer in diesem  durchsichtigen Kasten. Überall waren Kabel und Schläuche an meinem Körper angebracht. Was sollte das denn? Ich begann kräftig zu strampeln. Als das aber nichts nützte, fing ich ganz furchtbar an zu schimpfen. Sogleich kam auch eine Schwester herbei und fummelte an mir herum. Sie überprüfte die Schläuche und Kabel und fingerte an so einem Kasten mit lauter Lichtern herum. Danach ging sie gleich wieder weg, ohne mit mir geredet zu haben. Hätte mir ja wenigstens erklären können, was diese ganzen Schläuche sollten. Konnte ich mich auf mein Schreien nicht mehr verlassen? Die sollten mir doch die Schläuche abnehmen. Ich brauch so etwas nicht. Ich fing wieder an mir die Schläuche heraus zu ziehen. Na ja, ich versuchte es wenigstens. Genützt hatte es allerdings gar nichts, denn die Dinger gaben nicht nach. Ich schrie also wieder nach der Schwester. Dabei versuchte ich mal eine andere Tonlage. Prompt kam die Schwester auch, schaute aber nur kurz auf die Anzeigetafel und verschwand wieder ohne ein Wort der Erklärung.

Das konnte ja wohl nicht wahr sein. „Ich will hier raus“, schrie ich. Wo waren eigentlich Mama und Papa? Überließen die mich etwa einfach meinem Schicksal? Ich werde so lange schreien, bis hier was passiert. Wir werden ja mal sehen, wer hier den längeren Atem hat, dachte ich. Aber auch hier sollte ich mich noch wundern. Von wegen längerer Atem und so.

Irgendwann kam Papa dann und schaute ganz selig in meine neue Wohnung. Nun guck bloß nicht so, dachte ich. Hol mich hier raus und bring mich zu Mama. Aber er verstand  mich wohl nicht, denn er reagierte gar nicht auf meine Ansprache. Was war hier bloß los? Wollten die alle nicht, oder konnten die mich nicht verstehen. Da fing Papa plötzlich an zu reden. Er erzählte mir, dass Mama noch zu schwach sei und nicht zu mir kommen könnte. Er würde aber jeden Tag vorbei kommen und mir von Ihr berichten. Es dauerte dann auch noch einige Tage, bis Mama endlich zu mir kommen konnte.

„Oh meine kleine Henrike. Und diese vielen Kabel an deinem Körper. Oh nein“. Gleich schossen Mama die Tränen in die Augen.

Na endlich mal jemand, der diese komischen Schläuche und Kabel zur Kenntnis nahm. Bisher hatte keiner etwas dazu gesagt. Aber weinen sollte Mama jetzt nicht. Das machte mich ganz traurig. Am liebsten wäre ich sofort in Mamas Arme gesprungen, aber diese Schläuche und natürlich dieser durchsichtige Kasten, der meine Wohnung begrenzte, hinderten mich daran. Ich versuchte Mama zu sagen, dass sie mich hier herausholen solle, aber auch sie schien mich nicht zu verstehen. Da fiel mir wieder ein, schreien, das machte Mama glücklich. Also schrie und zappelte ich.

Aber seltsam, diesmal war alles ganz anders. Mama rief aufgeregt nach der Schwester.

„Schnell Schwester, irgendetwas stimmt nicht mit Henrike. Sie zappelt auf einmal ganz doll und ich fürchte, sie reißt sich die Schläuche ab“.

„Nein, keine Angst, so leicht reißen die Schläuche nicht. Die kleine hält uns hier allerdings ganz schön auf trapp“, meinte die Schwester, „mal sehen was der Doktor sagt, vielleicht können die Schläuche ja bald ab, sie entwickelt sich ja ganz prächtig. Nur den Schlauch für die Ernährung, den wird sie noch länger behalten müssen“, sagte sie, und schon war sie wieder verschwunden. Die hatten auch nicht viel Zeit, die Schwestern. Immer nur schnell, schnell und weg.

Mama blieb dann noch länger bei mir. Sie erzählte mir von sich und wie gerne sie mit mir nach Hause möchte, und wie sehr sich die Omas und Opas schon auf mich freuen würden.

Omas und Opas, was war das denn nun schon wieder. Hatte ich ja noch gar nichts von gehört. Aber egal, nach Hause, dass hörte sich doch schon mal gut an. Ich merkte, wie ich immer müder wurde und bald schlief ich  ein.

So vergingen einige Tage, ja sogar Wochen. Mama und Papa waren jeden Tag bei mir. Und dann lernte ich auch die Omas und Opas kennen. Waren alle ganz lieb zu mir, allerdings hörte ich von allen den gleichen Spruch „Och meine arme Kleine Henrike“, oder „wie niedlich“

Was bitteschön war denn hier niedlich? Na ja Erwachsene, was sollte man da schon erwarten. Ein Mal passierte mir dann ein kleines Missgeschick. Ich lag nackt in meiner Inkubatorwohnung und Mama wollte mir gerade eine frische Pampers umlegen, da hatte ich plötzlich das Gefühl, ich müsse unbedingt noch schnell vorher ein wenig Wasser lassen. Gleichzeitig hatte ich einen furchtbaren Druck in meinem Bauch. Also, was sollte ich machen. Was raus will, muss auch raus. Oma stand neben dem Inkubator und schaute neugierig zu, wie Mama das alles so machte. Ihr könnt euch ja wohl vorstellen, was passierte. Durch die Öffnungen des Inkubators schoss da so einiges an Flüssigkeit und auch noch anderen Kleinigkeiten, auf Mamas Arm und natürlich auch auf Oma, die gar nicht so schnell zur Seite springen konnte, wie sie es wohl gerne gewollt hätte. War mir fast ein bisschen unangenehm. Als ich aber sah, wie die Beiden anfingen zu lachen, war es dann doch alles in Ordnung. Meine Wohnung war natürlich versaut und so wurde ich in einen anderen Inkubator verlegt.

So langsam machte ich mir nun allerdings doch schon Gedanken, ob das hier nun meine Wohnung bleiben würde. Mama und Papa erzählten mir zwar immer, dass sie mich bald mit nach Hause nehmen würden. Aber nach Hause, was bedeutete das eigentlich? Ich konnte mir nur sehr vage etwas darunter vorstellen.

Und dann, nach schier endlos erscheinenden Wochen, wurden mir alle Schläuche entfernt. Mama nahm mich und legte mich in eine fahrbare Wohnung; heute weis ich natürlich, dass dies Ding ein Kinderwagen war; und fuhr mit mir nach draußen. Nach draußen, ihr könnt euch gar nicht vorstellen was das bedeutete. Meine kleine Welt bestand ja bisher nur aus dem kleinen Glaskasten und manchmal, wenn ich neue Windeln bekam, konnte ich erkennen, dass es außerhalb dieses Kastens noch eine größere Wohnung geben musste. Aber jetzt; ich war fasziniert. Was gab es bloß alles zu sehen. Und diese Luft! Und ganz weit weg, dieser blaue Himmel. Und die vielen Menschen. Wobei, mit der Zeit war das schon etwas nervig. Alle Augenblicke schaute jemand in meinen Kinderwagen und immer der gleiche Spruch: Och wie klein, Oh wie niedlich. Mama musste dann jedes Mal erklären, dass ich ein Frühchen war. Elf Wochen zu früh und so weiter und so weiter. Ich glaube irgendwann nervte es sie auch und sie machte dann jedes Mal einen Bogen um die Leute. Viel zu schnell war dieser erste Ausflug in die große Welt zu ende. Mama versprach mir aber, dass wir jetzt jeden Tag spazieren gehen könnten. Spazieren gehen, toll musste ich mir unbedingt merken.

So nach und nach, kamen immer mehr Leute mit auf unseren Spaziergängen. Vor allem lernte ich so auch alle meine Omas und Opas, Tanten und Onkels, Nichten, Cousinen und was da sonst noch alles kam, kennen und zwar nicht nur durch die Scheiben meines Inkubators.

Und dann kam der Tag. So etwa nach zehn Wochen, da erklärten Mama und Papa mir, dass ich am nächsten Tag endlich mit nach Hause dürfte.

Nach Hause. Ich hatte diese zwei Wörter inzwischen so oft gehört, dass sie für mich schon ganz normal klangen. Nur was es bedeutete, dieses nach Hause, das war mir immer noch nicht klar. Aber Mama und Papa waren so glücklich, dass es nur etwas Schönes sein konnte.

Nun war es endlich soweit. Mama packte mich ordentlich ein. Ich sollte ja nicht frieren und mir womöglich eine Erkältung zuziehen. Dann ging es los. Mama und Papa legten mich in eine tragbare Wohnung und zogen mit mir davon. Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich erwachte, lag ich zwar noch in meiner kleinen tragbaren Wohnung, aber ich konnte ein großes Zimmer erkennen. Als wenn Mama nur auf mein Erwachen gewartet hatte, fing sie auch sofort an zu erzählen. „So meine kleine Henrike Marie, jetzt bist du endlich zu Hause.“  Sie nahm mich auf den Arm und zeigte mir die ganze Wohnung. Jetzt erst begriff ich, zu Hause bedeutet wohl, riesige Wohnung. Wir gingen von einem Zimmer ins Nächste. Was es da nicht alles gab, Badezimmer, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Flur und das Allerbeste war das Kinderzimmer. Dieses sollte ganz allein meine Wohnung sein. Ich war glücklich und um Mama das auch zu zeigen, fing ich an zu weinen, denn das hatte sie ja in der Vergangenheit meistens  glücklich gemacht. Falsch! Mama verstand mich nicht. Auch Papa kam aufgeregt dazu. „Was hat sie denn die Kleine? Ist wohl alles ein bisschen zu viel. Ich glaube ich lege sie erst einmal hin, damit sie noch etwas schlafen kann“, sagte Mama und legte mich zurück in meine kleine tragbare Wohnung.

Na gut, dachte ich, die wollen mich wohl nicht verstehen. Schlafen ist gar nicht so verkehrt. Und schon war ich wieder eingeschlafen.

Die ersten Tage verbrachte ich überwiegend mit schlafen. Wenn ich mal gerade nicht schlief, hab ich gegessen. Natürlich hatten wir jetzt öfter Besuch. Omas und Opas, ich hab zwei Opas und drei Omas, kamen natürlich öfter mal vorbei. Da fällt mir ein, warum eigentlich zwei Opas, aber drei Omas? Muss ich unbedingt noch mal klären. Dann waren da  noch jede Menge Onkels und Tanten. Die hatten natürlich auch Kinder, und so, war immer etwas los war bei uns. Zuerst interessierte es mich gar nicht, wer da gerade mal wieder in meine kleine Wohnung, das heißt, inzwischen habe ich gelernt, meine Wohnung heißt eigentlich Babysafe, schaute. So mit der Zeit allerdings lernte ich zu unterscheiden wer denn gerade hereinschaute und bei einigen freute es mich mehr, bei den Anderen lies ich meine Augen einfach zu und tat so als wenn ich noch schliefe. Aber das war längst noch nicht alles. Ich dachte, ich kannte jetzt alles und müsse jetzt nur noch Mama und Papa meine Sprache beibringen, damit wir uns vernünftig unterhalten könnten. Auf Dauer war es doch recht schwierig immer in verschiedenen Tonlagen zu schreien nur um mich verständlich zu machen. Da erzählte Mama mir eines Tages so ganz beiläufig, dass sie doch sehr nervös sei wegen der Flugreise und ob ich das alles gut überstehen würde. Aber ich sei ja nun schon ein halbes Jahr alt und der Doktor hatte auch nichts dagegen.

Wogegen hatte der Doktor nichts? Und vor allen Dingen; Was ist eine Flugreise? Als ob ich nicht schon genug Aufregung hatte in meinem ersten halben Jahr auf dieser Welt. Hier kam jetzt wieder das Problem mit unserer Sprache. Ich versuchte alle Tonlagen aber keiner Verstand mich. Was ist eine Flugreise? Wenn mir das nicht bald jemand erklärt, mach ich da nicht mit. Aber dann kam Opa. Er schien, zumindest teilweise, in Ansätzen meine Sprache zu verstehen. Er erklärte mir das mit der Flugreise. Ich solle mir da man keine Sorgen machen. Das wird schon alles klappen. Und außerdem kannst du die Welt mal von oben sehen, sagte er mir. Von oben sehen. Was bedeutete das denn nun schon wieder.

Und dann war er da, der Flugtag. Opa fuhr uns mit seinem Auto zum Flugplatz. Man war das ein Erlebnis. Ihr glaubt gar nicht was ich da alles gesehen habe. Riesige Vögel. Ganz viel unterschiedliche Menschen. Große, kleine, helle, dunkelhäutige Menschen. Alle waren irgendwie hektisch. Jeder versuchte möglichst schnell irgendwo hin zu kommen. Auch Mama und Papa waren aufgeregt, das konnte ich merken.  Mit einem von diesen Vögeln, Mama erklärte mir das sei ein Flugzeug, sollten wir fliegen. Bis in die Wolken. Jetzt konnte ich verstehen, was Opa meinte mit – die Welt von oben sehen - .

Ich war so damit beschäftigt, mir das bunte Treiben anzusehen, die vielen Menschen, die alle mit dem Flugzeug fliegen wollten, dass ich gar nicht merkte wie wir in das Flugzeug kamen. Auf einmal saß ich bei Mama auf dem Schoß und wir flogen schon. Ich konnte tatsächlich die Wolken aus der Nähe sehen. Wir flogen mitten durch sie hindurch. Bis wir plötzlich nur noch blauen Himmel sahen. Einfach toll. Leider war das Ganze sehr schnell vorbei, denn der Kapitän, das ist der Chef von dem Flugzeug, sagte wir sollten alle auf unseren Sitzen bleiben, wir landen wieder. Gerne wäre ich noch länger geflogen, aber auf mich hörte ja sowieso keiner.

Mein Onkel Thorsten holte uns vom Flugplatz ab und wir fuhren dann in seine Wohnung. Dort warteten schon meine Tante Maike und zu meiner großen Freude, die kleine Emeli. Endlich hatte ich jemanden gefunden, mit dem ich mich vernünftig unterhalten konnte. Ich hatte das Gefühl, sie freute sich auch, konnte es mir nur nicht so richtig mitteilen. Na ja, wir werden mal sehen, wenn wir alleine sind, was sie mir so alles erzählen kann, dachte ich noch und dann musste ich wohl wieder einmal eingeschlafen sein, denn das Nächste, was ich wahr nahm, war, wie Emeli ordentlich mit Ihren Eltern schimpfte. Es ging wohl ums Essen oder so. Sie hatte auf jeden Fall Hunger schrie sie. Ich dachte vielleicht hilft es ihr wenn ich auch ein wenig schreie. Klappte auch. Mama und Tante Maike besorgten uns sofort etwas zu essen. Danach schliefen wir beide erst einmal eine ganze Zeit. Als ich erwachte, war es draußen dunkel und ich hatte schon wieder Hunger. Was sollte ich machen? Mama lag mit Papa nebenan im Bett und schlief. Für mich hatte man ein eigenes Bett daneben gestellt. Eine Zeit lang betrachtete ich erst mal das Zimmer, fummelte an meiner Bettdecke herum, dann wurde es mir aber doch zu langweilig und der Hunger wurde auch stärker. Nützte nichts, Mama musste geweckt werden. Zuerst rief ich ganz leise. Papa musste ja nicht auch gleich geweckt werden. Mama reagierte aber nicht. Dann versuchte ich es etwas lauter, aber immer noch keine Reaktion. Dann schließlich, meine Tonlage war inzwischen deutlich höher geworden, wachte Mama auf.

„Ist ja gut Henrike. Ich mach dir ja schon etwas zu essen. Dauert nur ein wenig“, sagte sie. Von wegen ein wenig. Für mich dauerte es endlos lange und ich konnte mich gar nicht wieder beruhigen. Papa war inzwischen auch wach und nahm mich auf den Arm. Davon ging der Hunger aber auch nicht weg und ich schrie einfach weiter. Dann endlich kam Mama mit der Trinkflasche herein und ich bekam etwas zu essen. Wurde aber auch Zeit.

Die Tage bei Onkel Thorsten und Tante Maike und natürlich bei Emeli, waren sehr schön. Wir besuchten auch noch mehrere Verwandte, die hier im Süden lebten und dann war es wieder soweit. Wir flogen zurück in den Norden. Der Flug war nicht ganz so schön. Ich hatte keinen so guten Platz und konnte kaum etwas erkennen, da wir nur in den Wolken flogen. Außerdem fing es einige Male ordentlich an zu wackeln. Von den vorderen Reihen hörte ich einige meiner Artgenossen schreien. Ich überlegte kurz, ob ich auch noch etwas sagen sollte, schlief dann aber wieder ein. Opa holte uns vom Flugplatz ab und wir fuhren dann nach Hause. Von alledem habe ich aber wenig mitbekommen, da ich die meiste Zeit geschlafen habe.

Nun liege ich hier wieder in meinem Babysafe und denke nach. Könnte eigentlich mal wieder etwas passieren, damit ich Euch neues berichten kann.

Bis zum nächsten Mal

Eure Henrike Marie

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Über den Autor

Sportgolf
Ich bin 59 Jahre alt und als Zeitungsdrucker im Schichtbetrieb tätig.Ich schreibe kleine Geschichten, um mich zu entspannen. Habe jetzt begonnen einige dieser Geschichten hier einzustellen, um mal zu sehen, wie das bei Euch so ankommt. Also, nicht mit Kritik geizen.Mein Hobby ist Golf spielen. Bin allerdings kein sehr guter Golfer. Habe aber sehr viel Spass daran. Neuerdings haben wir uns ein Wohnmobil zugelegt und das wird dann wohl mein nächstes Hobby werden, durch die Lande reisen, schreiben und zur Entspannung zwischendurch golfen.

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Vor langer Zeit - Antworten
Sportgolf Re: Henrike Marie ... - [Hallo Marianne,
zunächst einmal danke für deinen Kommentar. Ich habe diese kleine Geschichte für meine Enkeltochter geschrieben. Werde mal abwarten, was ich noch so alles erlebe mit ihr und dann eventuell noch einige Zeilen dazu schreiben.
Liebe Grüsse
Eckard
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Henrike Marie ... - Wurde neugierig und fing an zu lesen und konnte nicht mehr aufhören. Einfach köstlich geschrieben aus der Sicht vom Baby. Kommt da eine Fortsetzung.

Lieben Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
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