Humor & Satire
Meine Fliesen leben ...

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"Meine Fliesen leben ..."
Veröffentlicht am 17. November 2009, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Meine Fliesen leben ...

Meine Fliesen leben ...

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Meine Fliesen leben

 

Puh … fertig!

Nein, ich will mich nicht beklagen. Das bisschen Haushalt ist durch die vielen Hilfsmittel, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, nun wirklich kein Akt mehr, jedenfalls nicht bei einer mit drei Mitgliedern recht überschaubaren Familie wie der unseren. Aber im Prinzip ist es auch wurscht, wie viele Personen ihre Morgentoilette erledigen oder am Frühstückstisch rumkleckern, das Badezimmer muss letztlich ohnehin geputzt werden, ob nun drei oder sieben Personen den Spiegel mit Wassertröpfchen verzieren, benutzte Waschlappen und getragene Unterhosen NEBEN das Wäschekörbchen pfeffern, futuristische Gemälde („Zahnpasta auf Keramik“) im Waschbecken hinterlassen oder die Zeugnisse ihres beginnenden Haarausfalls auf die Fliesen fallen lassen. Und auch der Küchenfußboden fragt nicht danach, wie viele Brötchenaufschneider ihn bekrümeln, gefegt werden muss er auf alle Fälle.

 

Seufzend stelle ich den Besen in den Schrank zurück. Puh … fertig! Ach, das sagte ich bereits. Zufrieden mit mir und den blitzsauberen Fliesen koche ich mir eine Tasse Tee und schmökere  ein wenig in der Tageszeitung, bevor ich in den Keller gehe, um die Wäsche zu erledigen.

Und jetzt kommts:

Keine 30 Minuten später steige ich mit den frisch gebügelten Hemden über dem Arm die Stufen wieder hinauf, werfe im Vorübergehen einen Blick in die Küche – und erstarre.  Die Sonne hat inzwischen ein kleines Stück ihres Weges am Himmel zurückgelegt und lässt ihre Strahlen jetzt direkt auf die Fliesen fallen, die sich vor einer halben Stunde noch dem Auge des Betrachters mit blanker und vor allem krümelfreier Oberfläche präsentiert haben. Und jetzt? Hellbraune und beigefarbene kleine Monster grinsen mich frech vom Boden aus an und eine fette graue Staubflocke tut so, als sei sie hinter der Küchentür zu Hause. Bestimmt haben sie, als sie meine Schritte auf der Treppe hörten, noch leise miteinander getuschelt: „Achtung, sie kommt. Alle Mann auf ihre Plätze. Absolute Ruhe jetzt, Leute, und völlig unschuldig tun!“ Da, hat dieser dicke Krümel da neben dem Stuhlbein nicht gerade hinterhältig gezwinkert? Und wieso, verflixt, hat sich der Zwilling des schwarzen Fussels, den sich mein Akkusauger heute Morgen bereits einverleibt hat, erst jetzt aus der schützenden Deckung der braunen Fuge gewagt?

 

Ich habe einen schlimmen Verdacht: Meine Fliesen leben. Anders kann ich mir das nicht erklären. Und sie spielen mit mir. Jeden Tag.  Jeden Tag lassen sie sich von mir befegen und bewischen und  glänzen vordergründig friedfertig, nur um, kaum dass ich ihnen den Rücken drehe, wieder Krümel, Fussel und Staubmäuse zu gebären, die sie dann höhnisch kichernd auf ihrer Oberfläche verteilen. Wahrscheinlich schließen sie anschließend noch Wetten ab, wie die dumme Tussi wohl reagiert, wenn sie das nächste Mal auftaucht.  Das Tollste ist,  dass sich offensichtlich alle Arten von Fliesen auf diese perfide Art der Krümelproduktion verstehen, egal, ob sie nun aus Terracotta oder italienischem Marmor gefertigt sind. Aber wie – zum Teufel – machen die das?

 

Morgen … Morgen setze ich mich nach dem Ausfegen der Küche ganz still in eine Ecke und tue so, als ob ich lese. Aus den Augenwinkeln heraus werde ich aber meine Fliesen ganz fest im Blick behalten. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht herausbekäme, wie diese Biester das anstellen. Und wenn ich es herausgefunden habe, werde ich ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden müssen.

 

Nein, nicht damit sie ihr heimliches Tun einstellen, aber vielleicht können wir uns auf ein anderes Endprodukt einigen? Jeden Tag so ein paar Cents zusammenzufegen … och ja, damit könnte ich mich dann doch schon anfreunden ...

 

 

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Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
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Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
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ISBN 978-3944907215

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Gerbera Herrlich - Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen ,
die Geschichte könnte von mir sein. Ich hasse Krümel genau so.
Ich sag immer ,die Sonne bringt es an den Tag,man meint alles glänzt.....
und dann.....
Ganz liebe Grüße
Helga
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: -
Zitat: (Original von Gunda am 18.11.2009 - 15:15 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 18.11.2009 - 15:10 Uhr) Und liebe Gunda, hast du sie belauert, die kleinen Fliesen-Monster und Wollmäuse, nein nicht die Goldspinner ;-))), die hatte ich gestern selbst hier, da schaust du, gell. Heute sind sie aber wieder weg, weil alles grau in grau ist und kein Sonnenstrahl die Fliesen erhellt.

Liebe Grüße Ute[/quote

Nicht wirklich, die haben das wohl spitzbekommen und sich heute totaaal zivilisiert verhalten. Oder es liegt daran, dass die Sonne nicht scheint. So gesehen hat der Herbst auch seine guten Seiten ...

lg
Gunda


so und nun hab ich den Salat, die Sonne scheint, frag mich bite nicht wo die in den 2 Minuten herkam, ich würde es nicht glauben, aber es ist so, also nix wie raus in den Herbst und die Fliesenmonster gar nicht erst suchen.

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: -
Zitat: (Original von timeless am 18.11.2009 - 15:10 Uhr) Und liebe Gunda, hast du sie belauert, die kleinen Fliesen-Monster und Wollmäuse, nein nicht die Goldspinner ;-))), die hatte ich gestern selbst hier, da schaust du, gell. Heute sind sie aber wieder weg, weil alles grau in grau ist und kein Sonnenstrahl die Fliesen erhellt.

Liebe Grüße Ute[/quote

Nicht wirklich, die haben das wohl spitzbekommen und sich heute totaaal zivilisiert verhalten. Oder es liegt daran, dass die Sonne nicht scheint. So gesehen hat der Herbst auch seine guten Seiten ...

lg
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Und liebe Gunda, hast du sie belauert, die kleinen Fliesen-Monster und Wollmäuse, nein nicht die Goldspinner ;-))), die hatte ich gestern selbst hier, da schaust du, gell. Heute sind sie aber wieder weg, weil alles grau in grau ist und kein Sonnenstrahl die Fliesen erhellt.

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Lebende Fliesen -
Zitat: (Original von Ryu1 am 18.11.2009 - 14:31 Uhr) habe ich zwar nicht - aber ich stelle mir die Frage manchmal in Bezug auf meine Tatami...............

witzig geschrieben und aus dem Leben gegriffen!!

LG
Ryu


Lach ... aus den Tatamis pulst du dann die Reiskörner, ja?
Ist doch wohl ein weltweit verbreitetes Phänomen ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: hihi -
Zitat: (Original von Himmelskind am 18.11.2009 - 12:21 Uhr) du solltest uns mal alle einladen..wir werden dann rund um die uhr fließenwache schieben....

lg

birgit


Alle einladen? Klar, und dann darf ich am nächsten Tag lauter Chipskrümel wegfegen und Rotweinflecke aufwischen, was???

Klasse Idee ... Ich denke drüber nach. Autorentreffen zwecks Fliesenanalyse ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Haha, das ist... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 17.11.2009 - 23:07 Uhr) ... witzig. Also witzig geschrieben vor allem (klar!). Aber auch deswegen witzig, weil ich wie so viele andere ebensolche seltsamen Gedanken hege. Die Kabel in den Schubladen leben übrigens auch: Man legt sie wohl sortiert und zusammengerollt hinein und zieht sie später verknotet wieder heraus. Ist auch so ein ungelüftetes Geheimnis des Lebens. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


Kenne ich auch. Ähnlich wie mit den Kugelschreibern, die garantiert noch heile waren, als ich sie weglegte, plötzlich aber nicht mehr über diesen Clip verfügen, mit dem man so herrlich nervtötende Geräusche machen kann ... :o))

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: *laaach* -
Zitat: (Original von WortWichtel am 17.11.2009 - 22:30 Uhr) ...heimlich Beobachten wird nichts nützen, die Fliesen sind so geschickt, sie verteilen die Krümel in genau dem Augenblick, in dem Du Plinkern mußt... ;-)))

Liebe Grüße
Uwe



Grins ... Wie gut du dich in die Verhaltensweise einer Fliese einfühlen kannst ... :o))
Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Heimlich unheimlich -
Zitat: (Original von Abendschoen am 17.11.2009 - 22:24 Uhr) Lohnendes Thema, vielleicht ein bisschen zu nett, mir zu wenig unheimlich dargestellt. (Ist natürlich reine Geschmackssache.)

Übrigens wandelst du da (vermutlich unwissend, doch anders ist Schreiben darüber ebenso legitim) auf den Spuren von Alfred Polgar. Im Text "Die Dinge" phantasiert er über Möbel, die ein Eigenleben führen und Schabernack treiben.

Arno Abendschön



Nee, Alfred Polgar ist mir nicht bekannt (das heißt, er WAR mir nicht bekannt, jetzt habe ich natürlich nach ihm gegoogelt). Nicht unheimlich genug? Och, zum Gruseln finde ich die kleinen Krümelmonster ja auch nicht. Es sollte mehr so eine Story sein à la "Nur der Pudding hört mein Seufzen". (Ich glaube, die Autorin heißt Bombeck). Unheimliche Phänomene in unserem Haushalt?Du meinst, wenn meine Brille, die ich am Abend garantiert auf den Nachtschrank gelegt habe, die am nächsten Morgen aus unerklärlichen Gründen im Badezimmer liegt? Jaha, könnte ich glatt mal drüber nachdenken ... *smile*
Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Ryu1 Lebende Fliesen - habe ich zwar nicht - aber ich stelle mir die Frage manchmal in Bezug auf meine Tatami...............

witzig geschrieben und aus dem Leben gegriffen!!

LG
Ryu
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