Kurzgeschichte
Immer diese Radfahrer

0
"Immer diese Radfahrer"
Veröffentlicht am 16. November 2009, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück. Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet. Vielleicht wird die Welt dann besser.
Immer diese Radfahrer

Immer diese Radfahrer

Immer diese Radfahrer

 

 

Deutschland – Sonntagmorgen gegen 10.00 Uhr. Das Land stöhnt. Das Grauen geht um.

 

Das Grauen in Form von Radfahrern. Nein – keine Kinder auf Dreirädern, dies wäre eventuell noch erträglich; Auch keine Rentner, welche nicht im Besitz eines Führerscheines sind und erst recht nicht von normalen Bürgern, die beim Treten der Pedale die wunderschöne Landschaft genießen wollen.

 

Ab 10.00 Uhr wird Deutschland von Rennradlern regiert.

 

Menschen – meist männlichen Geschlechtes – jeglichen Alters, oftmals in Rudeln und stets in irrwitzige Kostüme gekleidet. Den Kopf mit einem Helmchen geschützt – Den Oberkörper in ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift „Deutsche Telecom“ gezwängt und die Hose…..

 

Welch eine Hose? Ein schwarzes, viel zu enges Teil, die Genitalien wie bei einem Balletttänzer zur Schau gestellt und im Inneren mit Windeln gefüllt. Die Waden den Witterungen ausgesetzt.

 

Die neuen deutschen Männer.

 

Würden sich diese Herren einfach nur zur Schau stellen und niemanden stören, so wäre dies zwar lächerlich, aber akzeptabel. So jedoch terrorisieren sie ihre Mitbürger.

 

Millionen von Steuergeldern wurden in Radwege verschwendet, wenn man erkennt dass diese Spezies – aus welchen Gründen auch immer – grundsätzlich die Straße benutzt. Die Mitte der Straße. Ihnen erscheint wohl unbegreiflich, dass auch Autofahrer ein Existenzrecht haben.

 

Gemächlich frönen sie ihrem Geschwindigkeitsrausch während der entnervte Autofahrer sich gezwungen sieht in den 2. Gang herunterzuschalten.  Und sie fahren stets in 3 Reihen nebeneinander.

 

Aber auch vor Spazierwegen kennen diese „Master of Desaster“ kein Erbarmen. Weder Spaziergänger noch Jogger sind vor ihnen sicher. Hunde verkriechen sich winselnd im Straßengraben, Katzen flüchten sich auf Bäume. Selbst die Ratten suchen Schutz in der Irokesenfrisur ihres Punker-Frauchens.

 

Doch es gibt zwei Aufrechte: Zwei Kämpfer gegen den zweirädrigen Terror. Zwei die sich nicht unterkriegen lassen und den Kampf erklärt haben:

 

Der Pfalzgraf und die Kurpfälzerin. Die Rächer der gequälten Sättel -  Die Freunde der geschundenen Pneus – Die Beschützer von Speichen und ordnungsgemäßem Rücklicht.

 

Eines Abends schlenderten die Beiden mit ihrer braven Retriver-Hündin wohl gelaunt und federnden Schrittes über den Asphalt ihres Heimatortes. Eine breite Straße ohne jeglichen Verkehr. Es war noch hell, dennoch bereits zu später Stunde. Die Straße bot Platz für Alle. Viele Meter war sie breit.

 

Der menschliche Anteil des Trios spazierte auf dem Gehweg, die tierische Fraktion tummelte sich vergnügt im Wasser der Abflussrinne dicht daneben.

 

Dann nahte der Feind. Wie immer kommen der Attacken der Gegner von hinten.

 

Ein Rennradler im Ganzkörperkondom – rosa glänzend – mit Helmchen kam näher. Immer näher. Obwohl die Straße wirklich breit war wollte er unseren Helden wohl beweißen, dass er als ungedopter Jan Ullrich die Straße ganz für sich benötige.

 

Statt dass er unser Trio Infernal umfuhr hielt er direkt auf die Hündin zu. Wäre sie nicht weitergelaufen wäre es zu einem unweigerlichen Zusammenstoß gekommen. Erst wenige Zentimeter vor dem Tier riss er sein Lenkrad herum. Der Pfalzgraf und die Kurpfälzerin erschraken und zitterten am ganzen Körper. Die Dame konnte lediglich ein „Du blödes Arschloch“ hinterher rufen. Dann war er schon wieder weg. Keine Chance die aufkommenden Rachegefühle umzusetzen.

 

„Kleine Sünden straft der Herr sicherlich sofort“ erwiderte der Pfalzgraf hoffnungsvoll lakonisch.

 

Die Strafe folgte auch umgehend. Sie sahen dem Radler missmutig hinterher als er nur wenige Zentimeter an den parkenden Autos vorbei dahin schoss.

 

In einem der parkenden Autos muss wohl ein Racheengel gesessen sein. Denn just in dem Moment als unser Lance Armstrong wieder dicht an einem Fahrzeug vorbeifuhr öffnete der Fahrer die Tür und es geschah was wohl geschehen musste. Jan-Lance krachte mit voller Wucht in die Wagentür.

 

Pfalzgraf und Kurpfälzerin jubelten – Der Radler war binnen Sekunden vom Radrennfahrer zum Kriechtier mutiert. „What a wonderful day“ intonierten unsere Freunde während die Hündin Frida zufrieden mit dem Schwanz im Takt wedelte.

 

Auf der Straße begann redliches Treiben. Aus den Häusern kamen Leute um erste Hilfe zu leisten. Unser Trio wartete geduldig wie sich die Angelegenheit entwickelt. Jan-Lance lag noch immer regungslos, jedoch immerhin lebendig. Er hatte wohl starke Schmerzen.

 

„He`s a jolly good fellow“. Dieses Lied, jetzt laut gesungen veranlasste die Helfer aufzuschauen. Sie sahen dies wohl als political incorrect an. Während das pfalzgräfliche Duett jubelte, sang und klatschte wollte die Hündin Frida bereits vor Freude einen Stepptanz aufführen, besann sich jedoch dass sie hierzu nicht in der Lage war.

 

So beließ sie es bei einem zufriedenen Lächeln durch Hochziehen der Lefzen.

 

Irgendwann – unsere Freunde klatschten noch immer singend Beifall – kam ein Krankenwagen. Jan-Lance war nicht schwerverletzt. Er könnte im nächsten Jahr wieder die Menschheit unsicher machen hörten die Freunde am nächsten Tag von den Nachbarn.

 

Aber in diesem Jahr wäre seine Chance seinen durch Windeln gepolsterten Hintern wieder auf einen Fahrradsattel zu hieven dahin.

 

Gott straft eben kleine Sünden sofort. Es war doch ein schöner Tag.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119145.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119146.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119147.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119148.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119149.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119150.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119151.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_119152.png
0

Hörbuch

Über den Autor

pfalzgraf
Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück.
Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet.
Vielleicht wird die Welt dann besser.

Leser-Statistik
92

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

27293
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung