Beschreibung
Der Kampf und Yavannia geht in die letzte Runde.
Eine neue Hoffnung
Kapitel 17
Eine neue Hoffnung
Mit knappen und gedämpften Worten schilderte ich den beiden die Situation. „Wie lange noch und wie viele?“ fragte Mera mit zusammengepressten Zähnen und spähte argwöhnisch in den Wald. „Wenn sie ihre Geschwindigkeit beibehalten dann sind sie in spätestens vier Minuten hier. Wahrscheinlich eher... Das wahrlich schlimme ist, dass ich ihre Zahl nicht genau bestimmen kann. Die Bäume versperren mir die Sicht, doch ich kann mit Sicherheit sagen, dass es doppelt so viele sind wie wir.“ „W-was?“ stotterte Fey und Panik verzerrte ihre sanften Gesichtszüge. „Das ist schlecht...“ stellte Mera sachlich fest und verstärkte ihren Griff um ihr Breitschwert so sehr, dass das Leder knirschte und ihre Fingerknochen weiß hervortraten. „Sie werden uns umzingeln oder?“ flüsterte Fey mit brüchiger Stimme. Die Siel Kyrj vibrierte unter ihren Bemühungen die aufkeimende Verzweiflung zu unterdrücken und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Stumm nickte ich. Eigentlich wollte ich sie trösten, aber mir fiel nichts ein. Die Situation war mehr als aussichtslos. Es war eine Falle gewesen und ich bin drauf reingefallen. Ich hatte Mera, Fey und den Rest der Kriegerinnen in diese Situation gebracht.
„Nun gut.“ seufzte Mera und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. „Anscheinend waren wir zu unvorsichtig und haben die Gefahr nicht erkannt.“ predigte sie mit belegter Stimme und machte dann eine kurze Pause, um ihren Worten Ausdruck zu verleihen. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich nutzte die Gelegenheit: „Jetzt hör schon mit diesem deprimierenden Geschwafel auf.“ Meine Klingen gaben ein kampflustiges Seufzen von sich, als ich sie geschmeidig aus ihren Scheiden zog. „Wir wissen, dass wir sterben werden, also warum nutzen wir nicht die Situation aus und fügen ihnen dabei so viele Verluste und Schmerzen zu, dass sie uns auf ewig hassen werden?“ schlug ich mit gespieltem Kampfgeist vor. Mera warf mir einen verärgerten Blick zu, lachte doch dann kurz darauf: „Gerade wo ich angefangen habe dich leiden zu können. Nun gut bescheren wir diesen verfluchten Mistviechern eine Abreibung, die noch ihre Nachkommen vor Schmerzen aufstöhnen lässt.“ Schwungvoll hievte sie ihren Zweihänder auf ihre Schulter, wandte uns den Rücken zu, ging ein paar Schritte in Richtung des Waldes und starrte gedankenverloren die dicken und uralten Stämme der Bäume an. Ich wandte meinen Blick von ihr ab und schaute zu Fey. Unsere Blicke trafen sich und in dem Moment wusste ich, dass sie mich durchschaut hatte. Ich konnte vielleicht Mera etwas vorspielen, aber nicht ihr, nicht meiner Seelenherrin. Mit feuchten Augen umarmte sie mich. Ich rührte mich nicht und genoss ihre tröstende Wärme. Sie blickte mir direkt in die Augen und flüsterte: „Es ist nicht deine Schuld. Niemand hätte das vorhersehen können.“ Doch ich weigerte mich das zu glauben. Wütend auf mich selbst, ballte ich meine Hand zur Faust und wich ihrem Blick aus, indem ich zum Himmel blickte. „Ist das wirklich wahr? Hätte ich es nicht wissen müssen? Ich habe schon gegen sie gekämpft... Bestimmt weiß ich es... Nur weil ich mich nicht erinnern kann, sind wir jetzt hier!“ presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und beobachtete, wie die Sonne langsam von düsteren Regenwolken verdeckt wurde. Sie drückt mich stärker und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust. Schweigend standen wir da, bis meine Wut in Verzweiflung verpuffte und ich ihre Umarmung erwiderte. Ich vergrub meine Nase in ihrem duftendem Schopf und flüsterte: „Es tut mir Leid.“ Ich spürte wie sich ihr Brustkorb einmal heftig hob und sie bereit machte mir etwas zu sagen, aber plötzlich schrie Mera hinter uns: „Vier Minuten? Cian wenn wir uns im Strom wiedertreffen sollten, müssen wir uns mal ernsthaft über dein Zeitgefühl unterhalten.“ Erschrocken fuhr ich herum und prüfte erneut die Bilder, der sich nähernden Feinde. Sie waren noch nicht da. Noch zwei Minuten blieben uns mindestens. Nichtsdestotrotz zog ich meine Schwerter und sprintete an Meras Seite. Ihr Blick war auf eine dunkle, von Ästen versperrte Stelle gerichtet. Zuerst wusste ich nicht, was sie so erschreckt hatte, aber dann vernahm ich ebenfalls ein leises Rascheln, ein Keuchen und das unauffällige Knacken eines Stocks. Mein Körper spannte sich an, als die Geräusche immer näher kamen und plötzlich erschien jemand in den Schatten der Bäumen. Unscharfe Konturen und seine gebückte Haltung verliehen dem Wesen etwas unheimliches und bedrohliches. „Eine neue Art Feind? Wieso hab ich ihn nicht gesehen?“ fluchte ich. Meine Nerven waren dem zerreißen nahe und umso überraschter war ich, als Mera plötzlich einen besorgten Schrei ausstieß, ihr Breitschwert ins Gras warf und zu der Gestalt rannte. „W-Was ist passiert?“ stotterte sie, während sie den Arm der Gestalt um ihre Schultern legte und ihr half sich durch das dichte Gestrüpp zu kämpfen. Misstrauisch beäugte ich die beiden, bis sie aus dem Schatten des Waldes kamen und ich den Mann erkennen konnte. Hätte er nicht die gleiche katzenhafte Eleganz, wie sie auch Fey und Mera hatten, besessen, hätte ich ihn für einen wandelnden Berg gehalten. Er überragte Mera, die ohnehin schon größer war als ich, nochmal um mindestens einen ganzen Kopf und sein durchtrainierter Körper jagte mir einen Schauer der Anerkennung über den Rücken. Unweigerlich war ich froh, dass er anscheinend nicht zu den Feinden gehörte. Besonders als ich entdeckte, dass sein gesamter Körper mit ernsthaften Bisswunden übersät war. Ich schluckte schwer und musste mir eingestehen, dass ich mit diesen Wunden wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten gestorben wäre, aber er wankte schon fast unbekümmert mit Meras Hilfe zu uns herüber und schien sie einfach so wegzustecken. Plötzlich spürte ich die Schwingungen der Siel Kyrj wieder beben, aber diesmal nicht, weil Fey von Panik übermannt wurde, sondern weil sie eine tiefe Freude empfand. „Bennock! Dem Strom sei Dank, du hast die Botschaft bekommen?“ rief sie freudig und rannte erleichtert an mir vorbei zu Mera und ihrem Begleiter. Zögernd steckte ich die Schwert zurück in ihre Scheiden und folgte Fey zu dem Neuankömmling.
Als ich sie erreichte, wanderte der Blick des Riesen direkt zu mir und er musterte mich mit seinen klaren, ungetrübten Augen. Obwohl ich nicht wusste mit wem ich es zu tun hatte, hielt ich seinem Blick stand und nach einer kurzen Zeit ließ er plötzlich ein tiefes, brummendes Lachen ertönen. „Mera hat mir viel von dir erzählt. Aber sie hat vergessen zu erwähnen, dass du so ein Zwerg bist.“ brummte er zur Begrüßung. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich ignorierte seine freundlich gemeinte Beleidigung und kam direkt zum Punkt: „Was für eine Botschaft? Was geht hier vor und wer bist du überhaupt?“ Doch anstelle von Bennock antwortete Fey: „Nachdem ich aus dem Lebensstrom gekommen bin, überkam mich eine schlechte Vorahnung. Ich weiß nicht, aber vielleicht war es der Strom selber, der mir sagte, ich solle unsere komplette Streitkraft zum Pass bestellen. Also schickte ich, bevor ich mich selbst zum Pfad aufmachte, einen Boten zurück nach Yavannia, der unsere Krieger hier herbestellen sollte.“ Bennock nickte zustimmend und ergänzte: „So wie es aussieht kam er jedoch zu spät, um eine brenzlige Situation wie diese zu vermeiden. Ich befahl unseren Kriegern sich zu sammeln und dann aus zu rücken, aber das braucht nun mal seine Zeit. Also stürmte ich mit acht meiner besten Männer los, um euch zu unterstützen und Bescheid zu geben, dass Unterstützung auf dem Weg ist. Aber unterwegs liefen wir genau in die Arme, oder besser gesagt die Klauen des Feindes. Wir versuchten zu fliehen, aber wir sind nicht so schnell, wie unsere Weibchen. Die Köter holten uns schnell ein und alles was wir tun konnten, war sie uns durch kämpfen vom Leib zu halten. Ich schätze ihre Verluste auf ungefähr 70... Was mit den meisten meiner Kameraden passiert ist weiß ich leider nicht, aber ich befürchte das Schlimmste. Nur ich habe es bis hier hin geschafft.“ Es war zugleich eine traurige, aber auch erleichternde Neuigkeit. Ich bedauerte den Tod seiner Gefährten, aber gleichzeitig gab es uns die Gewissheit, das wir das überleben konnten! „Acht Krieger, die sich auf der Flucht befanden, haben es geschafft 70 der Köter zu töten... Das ist unglaublich! Sollte ihr ganzes Heer aus solchen Kämpfern bestehen, dann müssen wir nur solange durchhalten, bis sie hier eintreffen und wir sind gerettet!“ dachte ich fröhlich und ich schöpfte neuen Mut. Die beiden Frauen blickten mich mit entschlossenen Gesichtern an. Lächelnd nickte ich und überprüfte dann wieder das Vorrücken der Feinde, über Sivas Sicht. Bald waren sie da. Ich zog meine Schwerter, blickte über die Schulter und bat Fey: „Bitte geh zurück zum Pfad. Dort ist es am sichersten für dich... Ich glaube immer noch, dass Teles irgendwie mit den Kötern in Verbindung steht, also geh bitte kein Risiko ein.“ Ich wusste sie tat es widerwillig, aber sie nickte und ging zurück zum Schlachtfeld am Pfad. Die Kriegerinnen bildeten sofort eine schützende Traube um sie und dann erhob sich Meras herrschende Stimme. Sie erklärte die aktuelle Situation, aber während ich die Frauen beobachtet, entdeckte ich nirgends auch nur das kleinste Zögern. Sie vertrauten ihr und sie vertraute ihnen. Nachdem Mera ihren Vortrag beendet hatte, nahmen die Kriegerinnen sofort eine neue Formation ein. Sie bildeten einen Halbkreis, in dessen Mitte sich Fey und der verletzte Bennock befanden, der den Pfad komplett umschloss. Es würde ein zwei Frontenkampf werden, aber der Pfad war weiterhin von einer handvoll Kriegerinnen leicht zu halten und eher nicht das Problem. Sondern das Halten der Formation gegen die Köter. Sollten sie irgendwie durchbrechen können, würden sie den anderen in den Rücken fallen und dann wäre es für uns alle vorbei. „Das darf nicht passieren.... Und solange ich hier bin, wird das auch nicht passieren!“ schwor ich mir selber im Stillen, als ich mich in die Formation einreihte. Ich nickte den beiden Soldatinnen an meinen Flanken aufmunternd zu und bereitete mich geistig auf den folgenden Kampf vor. „Gleich ist es soweit.“ stellte ich fest, als ich nochmal die Bilder, die mir Siva schickte, überprüfte. Und tatsächlich konnten meine scharfen Augen schon eine kleine Bewegung in den Tiefen des Waldes ausmachen. Erst war es nicht mehr als das Rascheln eines Busches, aber dann lösten sich langsam die Konturen von hundeähnlichen Wesen aus den Schatten. Erst eine, dann zwei und dann immer mehr der Köter kamen von allen Seiten aus dem Wald. Eine leichte Brise trug ihren abartigen Gestank zu uns herüber, der eine dumpfe Wut in mir weckte. „Macht euch bereit!“ schallte Meras entschlossene Stimme über uns hinweg und alle, auch ich machten sich kampfbereit. Die Hunde kamen immer näher. Die ersten verließen den Wald und ließen dabei ein bedrohliches Knurren ertönen. Wir warteten. Wären wir vorgestürmt, wäre es unser Todesurteil gewesen. Doch plötzlich blieben die Hunde stehen und begnügten sich damit und mit ihren krötenhaften Augen zu fixieren und ab und zu ein Knurren ertönen zu lassen. Verwundert ließ ich meinen Blick erneut über die Wand aus Bäumen gleiten und da entdeckte ich sie. Zwei menschliche Gestalten, eine größere und eine kleinere lösten sich aus den Schatten.