Beschreibung
Eine kleine Lebensgeschichte von Anna Lena´s Großmutter
Marlene
Zusammengekauert saß ich auf dem Boden, ich wollte es nicht mehr hören um ehrlich zu sein, ich konnte es nicht mehr hören. Dieser ständige Streit! Ich hielt mir die Ohren zu. Scherben klirren, meine Mutter hatte mal wieder in ihrer Wut das schöne Geschirr zerbrochen. Nun ja viel mehr in ihrem Rausch, sie war Alkoholikerin aber das darf ja niemand wissen…. Schließlich war meine Familie hoch angesehen. – Als ein Mitglied, von Nürnberg, durfte man schließlich keine Makel haben, immer perfekt sein und musste so aller Hand können. Seufzend rappelte ich mich auf. Übrigens falls dies jemand ließt, mein Name ist Marlene, Marlene Katharina Johanna von Nürnberg. Ich bin das schwarze Schaf der Familie noch schwärzer als meine Mutter, die nur meinetwegen angefangen hat zu trinken, als lauter Verzweifelung und das genaue Gegenteil meiner perfekten Schwester. Ich habe eines der schlimmsten Verbrechen begangen die man sich vorstellen kann und ich bereue es nicht mal. Wie auch ohne jegliche Gefühle und ein Gewissen. Ich bin eine eiskalte Person und genau das macht mich auch noch später zu einem gefährlichen Gegner. Nun dazu später, am besten ich fange ganz von vorne an. Bei einem normalen Herbsttag im Jahre 1930….
Ich war gerade mal 10 Jahre alt. Meine Schwester, meine Eltern und ich machten, wie so oft im Herbst, einen Spaziergang. Alles ganz normal. Eigentlich. Aber meine Eltern konnten es ja mal wieder nicht lassen an mir herumzunörgeln. Marlene wie kannst du so etwas anziehen? Wieso flechtest du deine Haare nicht?
Musst du dich dafür interessieren? Du bist eine Frau, vom hohen Geschlecht und kein Mann! Immer dasselbe. Aber was hab ich denn erwartet? Ich bin halt nicht wie andere. Ach ja bevor ich es vergesse, meine Interessen langen im Bereich der Kriegsführung. Und das hat sich bis heute nichts geändert. Und dann? Tja als ich dann, wie so oft, mit meiner Schwester im Streit war. Hab ich sie erschossen. Ich kann mir denken was Leute jetzt von mir denken die dies jetzt lesen. Ich bin ein Mörder, ok, ist ja die Wahrheit, aber wer glaubt das mich jetzt irgendwelche Gewissensbisse quäle, der Irrt. Ganz im Gegenteil, mit einem lächeln im Gesicht und der Pistole in der Hand schaute ich auf die blutverschmierte Leiche meiner ach so tollen Schwester. Natürlich hörten meine Eltern den Schuss. Aber ich war alles andere als nervös. Ich grinste meine Eltern an. Wenn ich mich recht erinnere habe ich ihnen etwas von „Überlegenheit“ und „anders denken“ erzählt. Oder einfach – Lifes but a walking shadow. Out out brief candle!- Das war ein Jahr vor Kriegsbeginn, 1938. In diesem Jahr bin ich nach Berlin gereist. Und dann ein Jahr später, wurde ich die Beraterin des Führens. Als Frau! Und nach 5 Jahren war ich dann auf dem Gipfel meiner Macht, sozusagen. Ich hatte alles erreicht was ich wollte. Aber dann begann es katastrophal zu werden. Deutschland wurde von den anderen Ländern immer weiter eingenommen. Und nun im Jahre 1945. Nach dem Selbstmord des Führers und des Ministers stehen die Soldaten 300 bis 400 Meter vor der Reichskanzlei. Es kann jeden Tag und jede Stunde mit uns vorbei sein. Deswegen und weil mein Notizbuch keine Blätter mehr hergibt. Verabschiede ich mich jetzt. Das letzte was ich nun noch tun muss, ist das Gift zu nehmen. Lebt wohl.
Marlene Katharina Johanna von Nürnberg. Mai 1945