Gordon ist ein Angestellter in einem grossen Konzern. Er ist frisch geschieden und Single. Sein Leben ist unerfüllt und monoton. Er flüchtet sich vor der Welt in Alkohol und Tabletten. Als eines Tages ein Femder in der Firma ein grausames Blutbad anrichtet, stellt Gordon fest das sein Schicksal und das des Fremden miteinander verknüpft sind und er sein Leben radikal ändern muss... Hier gibt es jetzt die komplette Story. Wäre erfreut wenn jemand Anregungen und Inspirationen liefern kann um die Geschichte zu verbessern ;)
Tick-Tack-Tick-Tack. Ein weites Echo breitete sich in meinem Kopf aus und durchströmte meinen Körper. Die Finger waren erschöpft vom stundenlangen, monotonen Hämmern auf der Tastatur. Der Kaffee hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in der Kehle. Die Augen fühlten sich an wie glühende Kohle in einem Lagerfeuer.
Tick-Tack-Tick-Tack. Die Kalkulationen mussten bis zum zwei Uhr Meeting fertig sein und ich hatte nicht einmal die erste Summierung durch. Ich tastete nach dem Mobilfunkgerät und schaute auf das Display. Ein bläuliches Licht schimmerte mir in das Gesicht und ließ mich wissen dass sich keiner für mich interessierte. Warum ruft sie nicht an? Die Scheidungspapiere waren schon längst unterschrieben und sie war schon längst mit ihrem neuen Verlobten in ein Strandhaus im Norden gezogen. Die Kinder sah ich nur noch alle zwei Wochen am Wochenende.
Was habe ich falsch gemacht? Wir versuchten es mit einer Trennung auf Probe, doch in dieser Zeit trank ich noch mehr als sonst. Sie hatte jahrelang versucht mich zu retten, doch es half nichts. Nachdem ich am Weihnachtsabend vor ihrer Wohnung stand und volltrunken war drohte ich ihr und schlug sie mehrmals ins Gesicht. Der Anwalt erwirkte eine Verfügung, die besagte das ich mich von ihr fernhalten musste. Die Kinder weinten bitter als ich das Gerichtsgebäude voller Zorn verließ. Ihr Verlobter war auch dort. Jetzt arbeite ich für eine sehr bekannte Firma, deren Name an dieser Stelle nicht genannt werden darf. Die Monotonie des Alltags hatte mich wieder in ihren kalten Armen.
Das Prosax verlor seine Wirkung! Ich brauchte noch mehr! Ich kramte in meinen Aktenkoffer, aus echtem Leder nebenbei bemerkt, und suchte nach der Dose. Als meine Fingerspitzen das Plaste berührten erschien ein Lächeln auf meinem Gesicht. Hastig öffnete ich die Dose und schüttete mit einem Schwung zwei Pillen auf meine Handfläche.
Warst du jemals glücklich? Als die Tabletten die Speiseröhre herunter glitten hinterließen sie einen bittersüßen Geschmack im Rachen. Tick-Tack-Tick-Tack. Für einen Moment wurde mir schwarz vor Augen und ich musste damit kämpfen die Kontrolle über meinen Körper zu behalten. Die Welt um mich herum schien sich in seine Atome aufzulösen als das Prosax seine lähmende  Wirkung entfaltete. Der Schweiß schoss aus meinen Poren als ich versuchte mit dieser Situation klar zukommen.
Wie viel kannst du noch ertragen? Tausende Finger zeigten auf mich als ich dort auf diesen Bürostuhl saß und  überlegte ob ich aus dem Fensterspringen sollte und meinen Körper überall auf dem Parkplatz vor dem Gebäude verteilen sollte. Vielleicht triffst du ja den Lexus deines beschissenen Chefs. Und vielleicht vögelt er ja darin gerade die Sekretärin die du schon immer vögeln wolltest. Mein Hass auf diese Welt und ihre Art von Gerechtigkeit ließen diesen Raum durchströmen. Er erfüllte ihn mit Schwärze. Ich schaute durch die schillernde Fassade dieses Ortes der Selbstverliebtheit und Dekadenz. Ich sah ihre hässliche und groteske Fratze vor mir und sie hauchte mir ihren widerlichen, stinkenden Atem ins Gesicht.
Deine beschissene Frau hat dich nie geliebt! Zwei Jahrtausende Zeitrechnung und keiner hat gemerkt das Zeit alles zerstört!? Ich wollte eine Zigarette rauchen. In meinem Kopf dröhnte das Gelächter der Welt. Wie war das doch gleich? Lach und die ganze Welt lacht mit dir! Weine und du weinst alleine! Ich wollte sie anrufen. Ich wollte ihr sagen wir leid es mir tat und wie glücklich sie mich macht. Oder ihr und ihrem Neuen den Kopf abschneiden.
Ich zündete mir eine Zigarette an und zog den qualm tief ein. Eine graue Wolke stieg zu der neonlampenbestückten Decke welche natürlich, wie der Rest des Gebäudes, in einem tieftraurigen Grau getaucht war. Als ich die langsam tötende Substanz in mir aufnahm legte sich ein Schatten über mich. Obwohl ich die Augen geschlossen hatte wusste ich dass mein nach Schweiß stinkender Chef seinen übergewichtigen Körper vor mir abgestellt hatte. „ Warum ist die Kalkulation noch nicht auf meinem Tisch?“ seine Stimme war dabei ungewöhnlich hoch und zittrig. Ich öffnete die Augen und sah in zwei schmale Schlitze welche tief in seinem unförmigen Schädel saßen.
„Ja Sie bekommen sie in der nächsten Stunde!“ sagte ich mit finsterer Mime. Sein tausend Scheine Anzug war zerknittert und fleckig. Er muss sie ordentlich ran genommen haben!
„Gordon seit ihrer Scheidung lassen sie sich gehen. Sie rasieren sich nicht mehr und kommen ungepflegt in die Firma. Wenn sie sich selbst aufgeben möchten, sollten sie nicht den Ruf dieses Konzerns in Mitleidenschaft ziehen!“ zischte er wie meine Mutter es immer tat wenn sie mir vorhalten wollte was für ein Versager ich sei. Du solltest seinen Schädel mit dem Briefbeschwerer einschlagen. „Ja es tut mir leid Chef! Ich… Ich bin noch nicht darüber hinweg!“ sagte ich und fragte mich dabei ob meine Mutter Recht hatte. Er atmete tief durch, setzte sein besorgtes Gesicht auf und sprach: „Dann fangen sie mal an mit ihrem Leben aufzuräumen und versinken sie nicht in Selbstmitleid. Wenn sie es in dieser Firma weit bringen wollen müssen sie privates zurückstecken können!“
Er drehte sich um und wollte gerade wieder in sein Büro zurückkriechen um sich wahrscheinlich einen blasen zu lassen. Doch plötzlich zerriss ein lauter dumpfer Knall das Bürogebäude an der alten Fabrikstrasse nach Norden. Für einen kurzen Moment sah ich einen Feuerschweif aus der anderen Ecke des Raumes. Wo gerade noch der Kopf meines Arbeitgebers war breitete sich jetzt eine rötliche Blume aus, welche auf dem teuren Teppich nieder regnete und sich dort in mehreren Strömen zu einem Kunstwerk formte.
Sein unförmiger Körper blieb für Sekunden steif stehen während das Blut weiter aus seinem klaffenden Schädel pumpte. Ein zischendes Geräusch erfüllte die Luft welches vom dumpfen Aufschlag des Körpers meines Chefs gefolgt wurde. Der rote Lebenssaft war überall auf meine Unterlagen gespritzt und lief in Fäden über Rechnungen und Kalkulationstabellen. Ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund.
Ich stand da und realisierte nicht was da gerade geschah. Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen. Um mich rum wurde alles dunkel wie im Theater. Der Spot war auf mich gerichtet! Es ist dein großer Auftritt. Genieße ihn! Plötzlich wurde ich aus dieser Stille gerissen. Jetzt hörte ich überall im Raum Türen aufspringen und Schritte hallten.
Der Schrei einer Bürokraft schoss mir entgegen und ließ mich von diesem grauenvollen Anblick von Schönheit abschweifen. Ich sah den Angestellten aus der Buchhaltung den Gang hinunter rennen. Er rannte mit großen Schritten Richtung Fahrstuhl. Doch dann ertönte erneut der dumpfe Knall und ich sah wie der Rücken des Mannes förmlich explodierte und er in einer roten Wolke zu Boden ging. Seine Hand hinterließ einen tiefbraunen Abdruck an der Raufasertapete. Klick-Klack.
Das Geräusch kannte ich! Es war das Geräusch einer doppelläufigen Schrottflinte, welcher neue todbringende Nahrung in den Rachen gestopft wurde. Ich reagierte auf das was gleich kommen würde indem ich mich auf den Boden fallen lies. Noch im Fall merkte ich wie eine Ladung Blei über meinen Schreibtisch sauste und meine Beste Vater der Welt- Tasse zerspringen ließ um sich irgendwo in der Wand hinter mir zu verewigen. Ich schloss die Augen als ich mich auf dem Boden zusammenrollte.
Sieh es dir an, du Feigling. Du willst es doch auch. Ich öffnete meine Augen und sah unter dem Tisch durch schwarze Lackschuhe in welchen Beine steckten die mit feinsten Leinenhosen bekleidet waren.
Und genau in diesen Moment konnte ich an nichts anderes denken als an den Sommerurlaub mit meiner Frau in Kalifornien. Wie sie gelacht hatte und wir miteinander geschlafen hatten. Oh wie sie gelacht hat! An die Geburt meiner bildhübschen Tochter und wie sie mit ihrer winzigen Hand meinen Zeigefinger umklammerte.
Ich konnte erkennen wie der Fremde hinter dem Tisch diesen umlief und zu mir kam. Wie ein exotisches Tier umkreiste er mich halb und lenkte seine Schritte zu mir. Mit einem Satz sprang ich auf und wollte davon laufen. Doch ich blickte sofort in den kalten Lauf dieses Instrumentes der Wahrheit. Meine Blicke tauchte tief in die Mündung ein und verloren sich in seiner Finsternis. Genießt du die Show? Ich habe sie für dich gemacht! Ich merkte wie es warm wurde in meinen Schritt und sich Nässe ausbreitete. „Hast du sie je geliebt?“ fragte das Böse welches diese Waffe lenkte. Meine Augen wanderten vom glänzenden Metall nach oben zum Schützen. Wer immer dieser Irre war, er hatte sein Gesicht mit einer tiefblauen Kapuze verhüllt. Du kennst diese Stimme! Tick-Tack-Tick-Tack!
 „Was…Was?“ stammelte ich im Angesicht des Todes.
“ Hast du sie jemals geliebt?” wiederholte der Fremde mit der Schrottflinte. Seine Stimme war wie der Besuch eines alten Freundes. Ich kannte sie! Sag ich doch! Ich begriff wer dieser verdammte Psychopath war, welcher beschlossen hatte jeden in diesen Gebäude nieder zu mähen. „Vater? Bist du das?“ Meine Stimme bebte aus Angst vor der Wahrheit. Ich schaute in die dunkle Leere der Kapuze und wartete darauf dass mich die Wahrheit wie ein Zug treffen würde.
Dann drang eine wohl bekannte Stimme aus dieser Leere und ließ mich erschaudern. „Junge, wie oft soll ich es dir noch sagen! Du bist ein Versager Gordon!“
Ich zweifelte an meiner Wahrnehmung. Mein Kopf drohte zu platzen. Wie konnte mein Vater denn hier sein wenn er doch schon seit Jahren tot war? Ich zweifelte an der Realität und an der ganzen Welt. Ich drohte den Verstand zu verlieren. Mein Gehirn spielte mir grausame Streiche. Das glaubst auch nur du! Klarer als jetzt warst du noch nie!
„ Ich habe dir doch gesagt dass sie nur Unglück bringt!“ sprach dieses Vater- Ding vor mir.
Tränen schossen mir in das Gesicht, so sehr glaubte ich daran dass ich jetzt völlig den Verstand verloren hatte. Ich dachte an Summierungen, Fondsübertragungen, Rechnungstabellen und sogar an den verfluchten DAX- Index. Du Versager! Ich stellte mir vor wie mein Sohn auf seinem neuen Fahrrad fuhr und dabei lachte. Wie ich ihn getröstet hatte weil er nach einem Sturz sich den Arm brach.
Ich wollte mich mit der Realität nicht abfinden. Ich suchte nach einem Ausweg. Ich suchte nach Erlösung in der Vergangenheit. Bloß nicht hier sein! Ich pinkelte mir erneut in die Hose. Haha du bist ja so ein Versager! Meine Augen wanderten zum Gesicht meines Vaters, doch es blieb in seiner Kapuze verborgen.
Ich bilde mir ein sein Aftershave zu riechen, welches ich immer gehasst habe. Die beiden Mündungen der Waffe lächelten mir immer noch in mein blasses Gesicht.
„ Ich verstehe nicht was du hier machst! Was… was… Warum hast du verdammt noch mal diese Menschen erschossen?“ schrie ich mit knallroten Gesicht und in tiefster Verzweiflung während die Tränen in Strömen Richtung Teppich flossen. Ich presste meine Faust so fest zusammen dass ich spürte wie sich die Adern mit Blut fühlten und zu pochen begannen.
„ Damit du lernst loszulassen! Nur damit du lernst loszulassen!“ ertönte die Stimme des mir so bekannten Mannes aus dem Dunkeln dieser kalten Welt. Er sprach den Satz mit so einer Trägheit dass ich mich kurz fragte ob er wieder auf seine Hypnol- Tabletten war, wie er es immer zu tun pflegte wenn meine Mutter ihn mal wieder vor die Tür setzte weil er getrunken hatte. Â
Sieh dir alles genau an! Dieser Moment gehört allein dir. Die Stimme in meinen Kopf lies meinen Kopf beinahe auseinander springen. Mein Gehirn schien zu kochen und ich bekam immer weniger von der Umwelt mit. Gefällt dir dein Leben so? Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben um dich hierher zu bringen.
Meine Augen brannten jetzt mehr als zuvor. Sie schienen sich in meinen Schädel einzubrennen. Immer tiefer und tiefer! Die dunkle Gestalt vor mir ließ die Waffe niedersinken und lehnte sie gegen sein rechtes Bein, wobei er den Abzug fest im Griff behielt.
Ich schaute nach links und sah die große Glastrennwand die die Büroräume in kleine Boxen einteilte. Boxen zur Züchtung von Vieh. Das Ende ist nah! Dies war mein Waterloo, hier sollte also alles enden. Das letzte Kapitel eines wirklich miesen Buches. Hunderte von Seiten nichts sagender hohler Phrasen.
Mein Vater, oder was auch immer er war, nahm die Waffe wieder in beide Hände und richtete sie wieder auf mich. Für einen Moment dachte ich dass mein letztes Stündlein geschlagen hatte. Ich schloss die Augen und bereitete mich auf das Unvermeidliche vor. Jeden Moment dachte ich dass mein Gehirn hinter mir an der Raufasertapete verteilt wird.
Minuten schienen zu verstreichen während mein Vater vor mir stand und mit dieser Waffe auf mich zielte. Es lag eine wahnsinnig machende Stimmung im Raum. Der Wahnsinn, der jahrelang Teil meines Lebens war, hatte die Kontrolle übernommen.
Er kontrollierte jedes noch so unbedeutende Leben in diesem Gebäude. Er schien der Regisseur dieses traurigen Kammerspiels zu sein. Ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Obwohl ich das Gesicht meines Vaters unter der Kapuze nicht sehen konnte, wusste ich dass er grinste. Das tat er immer wenn er mich demütigte. Das tat er immer wenn er überlegen war.
Ich wusste dass ich hier sterben würde und dass es keinen Weg gäbe mein kümmerliches Leben zu retten. Das ist seine Spielwiese. Die Stimme hatte sich verändert. Sie klang jetzt viel jünger und kindlicher. Mit Grauen erkannte ich um wessen Stimme es sich handelte. Es ist die Stimme deines Sohnes.
Der mordende Wahnsinnige vor mir wurde ungeduldig. Er stapfte mit seinen Füssen nervös hin und her. Sollte seine Geduld am Ende sein? Ich hörte wie er schwer ausatmete und dabei enttäuscht seufzte. Er umklammerte den Griff der Waffe wie er es damals mit seinem Whisky tat.
„Du lässt mir keine Wahl, Sohn! Es gibt nur eine Möglichkeit dir noch Manieren und Aufrichtigkeit beizubringen!“ sagte mein alter Herr mit einer ungewohnt zittrigen Stimme.
Kaum hatte er den Satz ausgesprochen traf mich etwas heftig ins Gesicht. Bevor ich registrierte, dass mein Vater mir mit dem Kolben der Waffe ins Gesicht schlug, war ich schon auf dem Boden. Ich sah den dunkelblauen, einfältig gewebten Teppich vor mir. Ich spuckte einen Schwall Blut auf dieses Artefakt der Bürokratie bevor die Welt um mich rum verschwand und ich in Ohnmacht viel.
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Als ich wieder zu mir kam, traf mich die Wahrheit wie ein Zug aus einer anderen Dimension. Es war der Zug der Realität, aus dem ich schon lange ausgestiegen war. Mein Kopf dröhnte bestialisch. Dieser Schmerz war mir schon sehr bekannt, aber diesmal war er anders. Er war gerade das einzig Wahre das ich verspürte.
Meine Augen öffneten sich langsam und ich wurde von der verdammten Lampe an der Decke geblendet. Das grelle Licht verstärkte nur das Hämmern in meinen Kopf erheblich. Ich lehnte meinen Kopf zur Seite um dem Licht auszuweichen. Es war zu spüren dass es mir viel Kraft kostete das zu tun.
Der Schlag mit der Waffe und das jahrelange Saufen forderten ihren Tribut. Wir leben in einer schönen Welt. Eine Welt in der alles möglich ist. Selbst für Schwächlinge wie dich. Diese Stimme war anders dachte ich mir. Sie klang so positiv und vertraut. Langsam gewöhnten sich meine Augen an das grelle Licht.
Als die Welt um mich herum langsam wieder Formen annahm wurde der Schmerz im Kopf schlimmer. Es war als würde irgendetwas in meinem Kopf versuchen mich davon abzuhalten wieder klar zu kommen. Ich atmete tief ein und registrierte wo ich war. Man hatte mich auf einen Bürostuhl gesetzt und mit Isolierband eingewickelt.
Ich spannte meinen Körper an um Kraft zu sammeln. Aber je mehr ich mich anstrengte umso hoffnungsloser erschien dieses Unternehmen. Vor mir war die Blutlache, die ich vor ein paar Minuten ausgespuckt hatte. Oder war es sogar schon vor Stunden? Ich konnte mich nicht bewegen. Meine Arme versuchten das Band wegzudrücken, aber es war vergebens.
„ Na endlich wach? Zeit zur Schule zu gehen!“ ertönte die Stimme meines Vaters hinter mir. Ich versuchte meinen Kopf nach hinten zu drehen, kam aber nicht weit da auch ein Isolierband meine Stirn und die Rückenlehne umschlang.
„ Du solltest es immer zu was bringen! Aber was ist aus dir geworden?“ lästerte mein alter Herr hinter mir. Mein Verstand war plötzlich hellwach. Ich erfasste alles was in diesen Raum vor sich ging. Ich verstand das ganze Universum in seiner Existenz. Dies war die Realität. Dies ist dein Untergang! Ich versuchte nicht weiter mich zu befreien. Nein, ich akzeptierte mein Schicksal. Ich nahm es an und sehnte mich nur noch nach der Erlösung durch den Tod. Nichts auf der Welt war jetzt noch von Bedeutung.
Ich hörte wie mein Vater hinter mir herumschleichen. Er schien unruhig zu sein. Ich hörte wie er nervös auf und ab ging. Blut lief mir ins Auge und ließ mich beinahe erneut das Augenlicht verlieren. Ich blinzelte während ich hörte wie mein alter Herr hinter mir die Waffe durchlud. Er lässt die Spiele beginnen!
Ich verdrehte die Augen um nur einen kurzen Blick auf sein altes und verfallenes Gesicht zu werfen. Es brachte nichts. Scheiße, hier wirst du sterben! Ich sah nach vorne und bemerkte dass ich direkt vor den riesigen Glasfenstern des Bürogebäudes abgestellt wurde.
Draußen konnte ich die Stadt sehen. Sie sah kalt und verlassen aus. Ich konnte von meiner Position aus sogar den Park sehen, indem ich immer mit meinen Kindern gespielt hatte. Er sah so friedlich und wunderschön aus.
„Sohn wir sollten mal reden!“ sprach mein Vater in einem überheblichen Ton wie ich ihn nur allzu gut kannte. Er war jetzt direkt links neben mir und genoss mit mir die Aussicht auf die Stadt der Toten da draußen. Näher wäre ich meinem Vater niemals gekommen als jetzt.
Die ganzen Jahre die er mich abgewiesen, geschlagen und gedemütigt hatte waren komischerweise in diesem Moment verschwunden. Es herrschte eine makabere Art von Zufriedenheit im Raum. Ich konnte bläulich flackerndes Licht in den Straßenschluchten der Stadt erkennen. Ich wusste von wem sie kamen. Ich wusste nun auch was mein Vater von mir wollte.
„ Papa hör mir zu! Ich weiß ich habe dich nur enttäuscht. Ich verstehe das du wütend bist.“ Stammelte ich während mir Blut das Gesicht herunter lief. Ich konnte sehn wie eine ganze Armee von Polizeiwagen sich durch die Adern der Stadt schlängelte. Sie sind nur wegen dir hier! Mein Vater richtete die Waffe auf mich und brüllte:
„ Du verdammtes Stück Scheiße! Habe ich dir denn gar nichts beigebracht? Ist meine gesamte Erziehung an dir vorbei gegangen?“
Seine Stimme dröhnte in meinem Kopf und verursachte schlimme Kopfschmerzen. Ich kannte diese Stimmlage nur zu gut. Und diese Kopfschmerzen bekam ich bei jedem Mal wenn er mich so anbrüllte. Ich blinzelte wild um das Blut in meinen Augen fort zubekommen. Ich fing an zu lachen. Es war ein unheimliches und lautes Lachen. Ich lachte hysterisch vor mir hin als ich sah wie die Polizeieinheiten vor dem Gebäudekomplex hielten und wie Ameisen heraus auf den Platz strömten.
„ Doch du hast mir was beigebracht!“ Sagte ich in einem Moment der absoluten Klarheit.
„ Du hast mir beigebracht den Schmerz zu ertragen. Es zu schlucken das die Welt ein finsterer beschissener Haufen Abfall ist. Dank dir weiß ich, dass ich das Leben fürchten muss.“ sagte ich während ich bitter feststellen musste dass dies das Einzige war was er mir jemals beigebracht hatte.
Er lachte und trat genau neben mir. Ich konnte den billigen Whisky schon riechen.. Als ich so verzweifelt mit Tränen in den Augen vor mir hin lachte, bemerkte ich was mir genau in dieser Situation fehlte. Wie sehr hatte ich jetzt eine Prosax nötig.
„ Es gibt nur einen Weg dir Vernunft und Disziplin einzuprügeln.“ sprach mein alter Herr neben mir und steckte die eine Hand in seine Tasche. Er brachte eine kleine flache Metallbox zum Vorschein. Er drückte auf dieses merkwürdige Ding und überall im Raum ertönten schrille Pieptöne.
In diesen Moment wurde mir klar was mein alter Herr vorhatte. Er wollte das gesamte Gebäude in die Luft jagen. Er wollte uns alle gleich von hier aus in die Hölle pusten. Mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen stand er nun vor mir, hinter ihm blitzte und leuchtete die Stadt.
Dieser Moment war so unwirklich und grotesk das mein Gehirn langsam wieder abschaltete. Es war zu viel was ich hier an diesen Mittwoch im Bürogebäude meiner Firma erleben musste. Ich versuchte erneut meine Fesseln zu sprengen. Mit aller Kraft wollte ich hier weg. Weg von allem. Weg von ihm. Weg von der Welt.
„ Es ist fast vorbei mein Sohn! Siehe da!“ sagte Vater in einem ungewohnt besorgten und liebevollen Tonfall während er hinter sich zeigte. Ich richtete meine Augen auf den Vorplatz und sah dass die Polizisten das Gebäude umstellten. Sie schwärmten überall auf dem Platz herum. Sie schienen jeden Moment das Gebäude zu stürmen. Mein Vater hatte wieder den Merkwürdigen Kasten in der Hand. Er lächelte mich an.
„ Gordon du wirst dein Leben ändern müssen!“ Du musst loslassen. Lass sie gehen!“ redete er auf mich ein. Mir schossen erneut Tränen ins Gesicht als ich sah wie sich hinter dem Ding, welches mein Vater sein sollte, der Sonnenuntergang abzeichnete. Er färbte die Welt in ein tiefes Rot.
Ich begriff dass es keine Rettung gab. Kein Engel würde jetzt herabsteigen und meinen Vater aufhalten. Ein seit Jahren toter Mann, der mir nur Schmerzen bescherte, sollte zum Richter über mein Leben werden. Kommen wir nun zum Finale der Show!
Die Stimme in meinem Kopf verschwand. Die Welt hielt an und ich atmete tief durch. Die Finger meines Vaters wanderten über seine Metallbox. Ich schloss die Augen. Ich sah meine Ex-Frau, meine Kinder, den besten Freund aus der Schulzeit. Ich sah meine Eltern wie sie glücklich waren und auf ihrer Veranda saßen. Ich sah meinen Hund, den ich mal als Siebenjährige hatte.
„Ich liebe dich mein Sohn!“ flüsterte mein Vater zu mir. Doch seine Stimme war in diesem Moment die einer anderen Person. Es war meine eigene.
Ich ignorierte das und erwartete jeden Moment durch die Glasscheibe geschleudert zu werden. Meine Sehnsucht nach dem Tod sollte nun gleich erfüllt werden. Die Präzisionssprengung meines Erzeugers würde zum Instrument der Wahrheit werden.
Plötzlich ertönten lang gezogene Piepgeräusche im Raum, und ich wusste der Arbeitstag war gleich vorbei. Und die Welt explodierte in bunten Farben….
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Stille. Was war geschehen? Ich kam zu mir und stellte fest dass ich immer noch im Gebäude war. Hatten die Sprengkörper versagt? War der ganze Plan meines Vaters gescheitert? Ich blickte mich um und sah durch die Scheibe dass es mitten am Tag war.
Ich sah auch andere Mitarbeiter in ihren Boxen und fragte mich ob sie wirklich so blöd waren und so taten als würde hier nicht ein Irrer mit einer Waffe herumlaufen. Schweiß schoss aus meinen Poren während ich an den Boxen vorbei lief und mich fragte was geschehen war.
Mein Herz pumpte wie verrückt als es feststellte dass hier kein Irrer mit einer Waffe um sich schoss. War das alles nur ein Traum? War ich am Schreibtisch eingeschlafen? Ich ging rüber zu meiner Box und setzte mich. Ich brauchte jetzt eine Tablette! Ich kramte in meiner Tasche und fand auch ziemlich schnell die Plastikdose. Ich nahm zwei auf einmal als sich plötzlich ein Schatten über mich legte.
„ Warum ist die Kalkulation noch nicht auf meinem Tisch?“ ertönte die tyrannische Stimme meines Chefs.. Ich öffnete die Augen und sah in zwei schmale Schlitze welche tief in seinem unförmigen Schädel saßen.
„Ja Sie bekommen sie in der nächsten Stunde!“ sagte ich mit finsterer Mime. Sein tausend Scheine Anzug war zerknittert und fleckig. Er muss sie ordentlich ran genommen haben!
„Gordon seit ihrer Scheidung lassen sie sich gehen. Sie rasieren sich nicht mehr und kommen ungepflegt in die Firma. Wenn sie sich selbst aufgeben möchten, sollten sie nicht den Ruf dieses Konzerns in Mitleidenschaft ziehen!“ zischte er.
 „Ja es tut mir leid Chef! Ich… Ich bin noch nicht darüber hinweg!“ sagte ich. Er atmete tief durch, setzte sein besorgtes Gesicht auf und sprach: „Dann fangen sie mal an mit ihrem Leben aufzuräumen und versinken sie nicht in Selbstmitleid. Wenn sie es in dieser Firma weit bringen wollen müssen sie privates zurückstecken können!“
Er drehte sich um und begann zu seinem Büro zurück zu gehen. Plötzlich bemerkte ich eine Tasche unter meinem Tisch. Es war eine blaue Sporttasche. Es war meine Sporttasche aus der dritten Klasse. Mein Finger berührten nervös die Tasche. Als der Reißverschluss geöffnet war, schlug die Realität mir erneut vor dem Kopf.
In der Tasche war dieser blaue Kapuzenpullover den mein wild um sich schießender Vater an hatte. Ich begann flach zu atmen als ich den Pullover heraus nahm. Unter dem Kleidungsstück lag eine doppelläufige Schrottflinte. Ein Gefühl von Übelkeit überkam mich. Alles Gute für dein neues Leben!
Ich berührte den kalten Stahl der Waffe und empfand komischerweise Vertrautheit mit diesem Instrument der Wahrheit. Ich wusste was zu tun war. Ich wusste dass nur ich mein Schicksal verändern konnte. Ich begriff los zulassen. Mein Leben sollte heute neu beginnen. Ich nahm die Waffe aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
Ich schnappte mir den Pullover und zog ihn an. Nun war ich das einzig Wahre auf der Welt. Ich war das Instrument der Wahrheit. Ich atmete noch einmal tief durch und lud dann die Waffe durch. Ich schaute auf die Tür zum Büro meines Chefs. Wie gefällt dir dein Leben? Ich habe viel tun müssen um dich hierher zu bringen! Und die Welt explodierte in bunten Farben…
PlasticMonster habe das Problem mit den Absätzen reguliert! Kleinertod du hattest recht...das hat sich wirklich schwierig gelesen ;) hatte im Word anders ausgesehen! |
PlasticMonster diese Geschichte soll irgendwo spielen! Nicht Deutschland oder ein geographischer Ort! Die Geschichte spielt sich irgendwo in einer utopischen Stadt ab! soll die Banalität unterschtreichen*glaub ich* aber Danke für die Kritik, nur dadurch kann man wachsen ;) |
Ryu1 Die Story selbst - ist schon ganz gut, aber mit der Schreibweise hat kleinertod schon Recht. Eh, ein paar kleine Rechtschreibfehler sind mir auch aufgefallen - oder vielleicht auch Flüchtigkeitsfehler genannt. Den Faden konnte ich aber dennoch recht gut erkennen. :-) LG Ryu |
kleinertod Zwei Dinge als kleine Kritik - Vorab aber möchte ich sagen, daß ich nur etwa die Hälfte gelesen habe bislang. Aber zwei Dinge sind mir aufgefallen. Erstens empfinde ich es als störend, daß der Text so zusammenhängend und nicht die Absätze durch eine Leerzeile voneinander getrennt sind. Das erschwert das Lesen eines so langen Textes unnötig. Dann ist mir inhaltlich aufgefallen, daß die Sache mit der Scheidung nicht ausreichend recherchiert wurde. Scheidungspapiere unterzeichnet? In welchem Land soll die Geschichte spielen? Ich vermute einfach einmal in Deutschland, dann wäre es ein Scheidungsurteil. Aber das sind nur kleine Dinge, die man sicherlich schnell ändern könnte. Zum eigentlichen Inhalt kann ich noch nicht so viel sagen, dazu brauche ich mehr Zeit. ;) Ein lieber Gruß vom Kater |