Romane & Erzählungen
Der Automat (Teil 1) - 1. Teil: Entdeckung

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"Der Automat (Teil 1) - 1. Teil: Entdeckung"
Veröffentlicht am 12. November 2009, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Feline Wesen faszinieren mich zutiefst - und auch andere Dinge berühren mein Inneres, wie man auf meiner über viele Jahre umfangreich gewachsenen Seite kleinertod.de leicht nachvollziehen kann... Wer mich noch aus schreibart-Zeiten kennt, ist übrigens herzlich eingeladen, mich auf seine bzw. ihre Anwesenheit hier hinzuweisen. =^.^=
Der Automat (Teil 1) - 1. Teil: Entdeckung

Der Automat (Teil 1) - 1. Teil: Entdeckung

Beschreibung

Der Automat ist eine kurze Erzählung, die sich über vier Kapitel erstreckt. Den ersten Teil habe ich hier veröffentlicht, die gesamte Geschichte werde ich in Kürze auf andere Weise herausbringen. Näheres dazu zu gegebener Zeit.

1. Kapitel: Entdeckung

Wie genau ich auf den Automaten aufmerksam wurde, das vermag ich rückblickend gar nicht mehr zu sagen. Eigentlich war er überhaupt nicht auffällig. Er verschmolz in seinem eintönigen, schmutzigen Dunkelgrau vom Farbton her mit den im Laufe der Jahre vollkommen abgedunkelten Innenwänden des Bahnhofes, so daß man ihn weitaus leichter übersehen als wahrnehmen konnte. Für mich, der ich seit rund einem Jahrzehnt nicht mehr an dieser einst so vertrauten Station ausgestiegen war, galt das sicherlich noch mehr als für andere.

 

Vielleicht war es die Erinnerung an meine Schulzeit, als ich auf dem Weg zum morgendlichen Unterricht in Richtung Ausgang und auf dem Nachhauseweg zurück in den Bahnhof kam. Genau an jener besagten Stelle standen ein paar Jahre lang ein bis zwei Videospielgeräte, die mich seinerzeit sehr interessierten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit steckte ich damals auf dem Heimweg beim Warten auf die nächste Bahn das eine ums andere Markstück in die ab und an wechselnden Automaten, wobei ich im Laufe eines spannenden Spiels auch immer wieder meinen Zug verpasst hatte. Doch nach den kurzen Jahren der Hochphase des Videospielmarktes Anfang der Achtziger verschwanden die Geräte aus dem Blickfeld und waren auch am Bahnhofsausgang nicht mehr zu sehen. Die Spielhalle, die gleich daneben eine ihrer Eingangstüren hatte, stellte einige Jahre später, von mir damals lange unbemerkt, ihren Betrieb ein. Der Laden, der sich anschließend in die Räumlichkeiten anmietete, gebrauchte fortan diese Nebentür nicht mehr, so daß die zwei bis drei Quadratmeter Fläche ungenutzt aus meiner, wie auch der allgemeinen Wahrnehmung verschwand.

 

Ohne es zu bemerken war ich nun auf den an jener mir altbekannten Stelle aufgestellten Automaten zugegangen, anstatt durch den Ausgang des Bahnhofes herauszugehen. Irgendein Teil in meinem Unterbewusstsein schien mich geradezu auf das unscheinbare Gerät gesteuert zu haben, vor dem ich dann verwundert stehen blieb, während an mir vorbei die Passanten fortlaufend ihrem Bestimmungsziel entgegenstrebten. Nachdem mir nach und nach klar wurde, was ich hier eigentlich tat, während um mich herum der schwache Geräuschpegel der vorbeiströmenden Menschen wie eine einlullende Fahrstuhlmusik erklang, sah ich mir neugierig geworden den Automaten näher an.

 

Eine bei aufgestellten Geräten übliche auffällige Leuchtreklame oder ein anderes offensichtliches Zeichen seiner Betriebsbereitschaft drängte sich mir nicht auf. Unscheinbar bis ins letzte Detail schmiegte sich der Automat nur wenige Meter vom breiten Eingangsbereich entfernt an die seit Jahrzehnten unrenovierte Innenmauer der Stationshalle, als ob er von den unregelmäßig hineinkommenden oder alle paar Minuten mit einer neuen Bahn zu Dutzenden ankommenden Menschen in Ruhe gelassen werden wollte.

 

Der Automat war etwa zweieinhalb Meter hoch und fast einen Meter breit und ebenso tief. Eine nach innen gewölbte, etwa halbkugelförmige Versenkung war in Kopfhöhe zu sehen. In dieser konkaven Aushöhlung befanden sich ein großes, schwarzen Glasfeld, welches nahezu über die gesamte innere Halbkugel ging, sowie jeweils links und rechts an den Innenseiten der Innenkugel vergitterte Bereiche aus Metall. Auch ohne eine Beschriftung, welche die Funktion dieser einwärts gewölbten Halbkugel erklären würde, erkannte ich sofort, daß es sich um einen Monitorsichtbereich für die Augen und Lautsprecher für die Ohren handeln mußte. Von der Anordnung des großen Monitors in der Kugel und den Boxen an der Seite hatte ich zumindest eine Ahnung von der ungefähren Benutzung des Automaten. Offensichtlich sollte man in die Halbkugel mit seinem Kopf hinein, damit das ganze Gesichtsfeld von dem Monitor umgeben wird und die Lautsprecher für Stereoklang sorgen können. Außer jener Vertiefung befanden sich nur noch drei weitere Elemente an dem Gerät: mittig in Brusthöhe ein sehr altertümlich wirkender Joystick sowie rechts einige Zentimeter daneben ein Münzschlitz und darunter wiederum ein Münzauswurffach. Auch an den Seiten konnte ich keinen Text finden, der mir den Sinn dieses einsam dastehenden Automaten erklären konnte. Irgendeinen Hinweis darauf, ob der Automat Strom hatte oder funktionsfähig war, vermochte ich nicht zu erhalten.

 

Nachdem ich nun schon einige Zeit auf die Untersuchung des Gerätes verwendet hatte, holte ich mit einem leichten Anflug von Neugier eine Ein-Euro-Münze aus meiner Brieftasche hervor und steckte sie ohne große Erwartung in den Münzschlitz. Fast sofort erklang ein leises, metallenes Geräusch und die Klappe vom Münzauswurffach bewegte sich kurz. Das Euro-Stück war direkt hindurchgerutscht, ohne irgendetwas in Bewegung zu versetzen. Von diesem Ergebnis nicht weiter beeindruckt versuchte ich noch zwei weitere Male, das Geldstück einzuwerfen, jedoch ohne eine vom ersten Ergebnis abweichende Wirkung. Bei der Entnahme der Münze schaute ich mir den Einwurfschlitz nochmals genauer an und entdeckte an der metallenen Umrandung des schmalen Rahmens die erste und einzige Beschriftung am Automaten, die ich zuvor übersehen hatte. Mit industrieller Perfektion in kleinster Schrift eingeritzt in der Umrandung des Münzschlitzes standen die Zeichen „1 DM“, was zumindest für das Durchrattern der Euro-Münze eine Erklärung bot.

 

Aus nostalgischen Gründen hatte ich seit der Euro-Umstellung immer eine Deutsche Mark Münze als Einkaufschip in meinem Portemonnaie. Ich holte das ein D-Mark-Stück aus meiner Geldbörse hervor und spielte eine Weile mit diesem zwischen meinen Fingern herum, während ich mir darüber klar zu werden versuchte, ob ich diese lieb gewonnene Münze für diesen Automaten wirklich opfern wollte. Als ich auf das Geldstück blickte, kam mir in den Sinn, daß dieses Gerät genauso viel Nostalgie für mich verkörperte wie die D-Mark, so daß ich mit diesem Gedanken und einem leichten Schmunzeln die Mark in den Geldschlitz einsteckte. Sie kam nicht wieder aus dem Auswurfschacht heraus, sondern verschwand mit einem dumpfen Klacken tiefer im Inneren des Automaten.

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Hörbuch

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kleinertod
Feline Wesen faszinieren mich zutiefst - und auch andere Dinge berühren mein Inneres, wie man auf meiner über viele Jahre umfangreich gewachsenen Seite kleinertod.de leicht nachvollziehen kann...

Wer mich noch aus schreibart-Zeiten kennt, ist übrigens herzlich eingeladen, mich auf seine bzw. ihre Anwesenheit hier hinzuweisen.

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kleinertod Re: nun -
Zitat: (Original von Himmelskind am 19.11.2009 - 18:16 Uhr) wo bleibt teil 2..gefällt mir..die idee

lg

birgit


Vielen, lieben Dank für das Lesen und den Kommentar. ^^

Die Geschichte ist mittlerweise vollendet - doch habe ich mich entschieden, diese nicht hier in ihrer Gesamtheit zu veröffentlichen, sondern auf eine andere Art und Weise - doch daran arbeite ich gerade mit Hochdruck, was mein Herkommen sowie andere Ausdrucksformen derzeit ein wenig einschränkt. Ich würde mich freuen, wenn Dein Interesse bestehen bleibt. ^^

Ein lieber Gruß vom Kater
Vor langer Zeit - Antworten
kleinertod Re: was -
Zitat: (Original von Rajymbek am 14.11.2009 - 17:33 Uhr) alles so Erinnerungen auslösen kann? Gute Beschreibung, Katerchen.

LG Roland


Lieber Roland,

Erinnerungen sind der Schlüssel zu dem, was wir von uns im Inneren mit uns herumtragen. Sie verknüpfen die Gegenwart mit der Vergangenheit und geben Sinn wie Form.

Ein lieber Maunzer vom Kater
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek was - alles so Erinnerungen auslösen kann? Gute Beschreibung, Katerchen.

LG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
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