Kurzgeschichte
Wasserrausch

Und dann der erlösende Strahl. Heiß, so heiß, dass er auf meiner Haut rote Spuren hinterlässt und die Haut sich zur Gänsehaut zusammenzieht. Ich vergesse immer wie befreiend duschen sein kann. Wie erlösend es sich anfühlt, wenn der Rücken schon taub vor Schmerz von einer nicht mehr fühlbaren Wärme umhüllt ist. Wenn mir die Haaren am Kopf picken während Millionen kleine Wassertropfen versuchen, als erstes die Füße zu erreichen. Wenn ich vom heißen Dampf berauscht nach dem Duschgel greife und den Schaum am ganzen Körper verteile, um ihn dann mit einem festen Strahl brennend heißen Wassers wieder fortzutreiben. Wenn sich Abermillionen kleine Wasserperlen gegenseitig den Körper hinunter jagen um dann lautlos zu zerschellen und Eins zu werden. Wenn ich das Wasser abdrehe, die Badezimmertür öffne und den Dampf, süchtig nach neuem Raum, in die Freiheit entgleiten lasse, bevor er sich im Licht des Zimmers auflöst und ich mit rosigen Wangen von der Hitze berauscht in der Tür stehe. Manchmal brauche ich nur zu duschen und nichts ist wie es vorher war.