Kurzgeschichte
Was ist Glück? Eine Tatsachenerzählung - Ingrid Höttinger gewidmet

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"Was ist Glück? Eine Tatsachenerzählung - Ingrid Höttinger gewidmet"
Veröffentlicht am 09. November 2009, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Was ist Glück? Eine Tatsachenerzählung - Ingrid Höttinger gewidmet

Was ist Glück? Eine Tatsachenerzählung - Ingrid Höttinger gewidmet

Was ist Glück?

Vor etwas 20 Jahren verbrachte ich einen Urlaub in Italien und belegte wie viele andere Hotelgäste auch stundenweise eine Liege am Swimmingpool. Neben mir lag eine offensichtlich sehr wohlhabende Dame, deren gesellschaftliche Position sich aber nicht aus Angabe oder auffälligem kostbaren Schmuck, sondern durch dezente gelegentliche Anmerkungen zu ihrem Lebensstil erschließen ließ.

Nun, als wir etwas vertrauter miteinander wurden, erfuhr ich, dass sie mit einem sehr wichtigen Repräsentanten des öffentlichen Lebens verheiratet war, dessen Namen ich hier nicht erwähnen möchte.

Dieser Mann hatte beruflich die ganze Welt kennen gelernt und sie hatte ihn auf seinen Reisen begleitet. Da meine Frau und ich auch immer gerne reisten, tauschten wir unsere Reiseerfahrungen aus und freuten uns über weitgehend übereinstimmende Einschätzungen zu Sitten und Gebräuchen der Bevölkerung in unterschiedlichen Ländern. Diese Gespräche führten uns an einem Abend fast zwangsläufig auf die Frage nach dem Sinn des Lebens und auf die alles umfassende Frage: „Was ist Glück?“

Ich legte meine Auffassung dar, indem ich Glück von Zufriedenheit unterschied. Die Urlaubsfreundin unterbrach mich bald mit der Meinung, Glück und Zufriedenheit seien dasselbe. Ich versuchte ihr das auszureden mit der Erklärung, dass zum Glücklichsein das Bewusstsein gehöre, dass man glücklich ist. Zufrieden könne auch ein Tier sein, zum Beispiel ein Hund, der sich behaglich am Ofen streckt, oder ein gesättigtes Baby. Das Glück eines bewussten Menschen sei aber mehr, es sei etwas Außerordentliches. Als sie solche Unterscheidungen nicht akzeptierte, war ich ein wenig überrascht und wurde leicht ironisch: Ich zitierte zum Beispiel den Werbeslogan: „glückliche Milch von glücklichen Kühen“. Es dauerte nicht lange und die Dame verließ meine Frau und mich unter Tränen: Wir waren sehr betroffen und konnten ihre Reaktion nicht einordnen.

Am anderen Mittag begegnete sie uns in gewohnter Heiterkeit am Swimmingpool und entschuldigte ihren „Kontrollverlust“. Sie erklärte uns, bei dem Gespräch sei ihr bewusst geworden, dass sie, obwohl ihr an äußeren Gütern nichts fehle, in ihrem bisherigen Leben nur zufrieden, aber nie glücklich gewesen sei.

Was hat diese Erzählung nun mit Ingrid Höttinger zu tun, der ich sie gewidmet habe? Ihr gleichnamiges Gedicht „Was ist Glück?“ verdeutlicht sehr überzeugend, dass Glück sich letztlich philosophischen Festlegungen entzieht. Es ist, wie Ingrid schreibt, vielgestaltig, individuell sehr unterschiedlich und selbst in der Biografie ein- und desselben Menschen von dessen augenblicklicher Situation abhängig. Wer große Schmerzen erlitten hat und davon befreit wird, für den ist das Freisein von Schmerzen mehr als Zufriedenheit, es ist Glück.

Glück ist aber ein sehr zerbrechliches Gut. Man kann es für sich selbst philosophisch definieren, aber man sollte das Glücksempfinden anderer respektieren, selbst, wenn es nur aus vermeintlicher Zufriedenheit besteht. Wichtig ist, dass sie es selbst als Glück betrachten. Diesen Respekt vor der Vielgestaltigkeit des Glücks, den drückt Ingrids Gedicht sehr gut aus.

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Hörbuch

Über den Autor

Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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UteSchuster Re: Re: -
Zitat: (Original von Phantasus am 11.11.2009 - 21:06 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 10.11.2009 - 21:09 Uhr) Genau, besser kann man es nicht beschreiben. Zufrieden bin ich fast immer. Glück überkommt mich im Wald, wenn ich eine Blume sehe, die meine Mutter mit Liebe in ihrem Garten gezogen hatte oder sogar, wenn ich hier morgens reinschaue und riesen Überraschung ich ein "Buch des Tages" habe. Da bin ich zwar auch zufrieden mit mir, aber doch noch mehr "richtig glücklich


Danke, Anna-Maria, Du hast zwei sehr schöne Beispiele dafür gewählt, dass Glück doch etwas mehr als Zufriedenheit ist.
LG Ekkehart


aber 100 % ig, das sind für mich wirklich 2 Paar Schuhe. Zufriedenheit lässt einen zurücklehnen und den Bauch streicheln und Glück, ja da spüre ich wei mein Herz flattert, wie ich mich freue, wie ein strahlen mein ganzes Wesen erfasst, wie ich auf Wolken schwebe und die Bodenhaftung leicht verliere. Na schweben, eben, Glück ist schweben, mit Leib und Seele.

LG Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Nuance Glück - *Was ist Glück?* - für mich ganz persönlich gibt es diese Unterscheidung von Zufriedenheit und Glück ebenfalls, die du so treffend in dieser wirklich zum Nachdenken anregenden Geschichte beschrieben hast. Glück wird aber eben auch aus der Lebensgeschichte eines Menschen heraus oft sehr individuell erfahren und gefühlt. Dieses differnezierte Empfinden anderer sollte man dann einfach auch zu respektieren, ja, auch damit hast du recht.
Und weil dein Text mich nun wirklich mit hinein genommen hat ins Nachdenken, noch länger nachklingen wird, fallen mir zu deiner Frage *Was ist Glück* die Zeilen von Schiller ein:

Aus den Wolken muss es fallen,
aus der Götter Schoß das Glück,
und der mächtigste von allen
Herrschern ist der Augenblick.

Herzlichen Gruß, Nuance
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Re: -
Zitat: (Original von timeless am 10.11.2009 - 21:09 Uhr) Genau, besser kann man es nicht beschreiben. Zufrieden bin ich fast immer. Glück überkommt mich im Wald, wenn ich eine Blume sehe, die meine Mutter mit Liebe in ihrem Garten gezogen hatte oder sogar, wenn ich hier morgens reinschaue und riesen Überraschung ich ein "Buch des Tages" habe. Da bin ich zwar auch zufrieden mit mir, aber doch noch mehr "richtig glücklich


Danke, Anna-Maria, Du hast zwei sehr schöne Beispiele dafür gewählt, dass Glück doch etwas mehr als Zufriedenheit ist.
LG Ekkehart
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Genau, besser kann man es nicht beschreiben. Zufrieden bin ich fast immer. Glück überkommt mich im Wald, wenn ich eine Blume sehe, die meine Mutter mit Liebe in ihrem Garten gezogen hatte oder sogar, wenn ich hier morgens reinschaue und riesen Überraschung ich ein "Buch des Tages" habe. Da bin ich zwar auch zufrieden mit mir, aber doch noch mehr "richtig glücklich
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Ja - lieber Ekki

Glück und Zufriedenheit sind nicht das Gleiche.
Du hast in Deiner Geschichre,dass ganz toll beschrieben.

Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Re: Eine schöne .. -
Zitat: (Original von Gunda am 10.11.2009 - 14:53 Uhr) ... Betrachtung zu dem Thema, Ekkehart. Eigentlich kann man "Glück" für sich selbst immer erst dann definieren, wenn man vorher einmal gesagt hat: ich bin UNglücklich (nicht UNzufrieden).





Wie oft hat man schon gehört, dass jemand auf die Frage "Bist du eigentlich glücklich" antwortet: "Zumindest bin ich nicht unglücklich". Ich habe dass immer für eine ziemlich undankbare Antwort gehalten, inzwischen denke ich aber, dass es einfach eine sehr ehrliche ist ...

Du siehst, du hast mich zum Nachdenken gebracht...

Lieben Gruß
Gunda


Das ist betimmt ein sinnvoller Ansatz, liebe Gunda, Glück für sich selbst ex negativo zu definieren. Danke für die Anregung und liebe Grüße Ekkehart
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Eine schöne .. - ... Betrachtung zu dem Thema, Ekkehart. Eigentlich kann man "Glück" für sich selbst immer erst dann definieren, wenn man vorher einmal gesagt hat: ich bin UNglücklich (nicht UNzufrieden).

Wie oft hat man schon gehört, dass jemand auf die Frage "Bist du eigentlich glücklich" antwortet: "Zumindest bin ich nicht unglücklich". Ich habe dass immer für eine ziemlich undankbare Antwort gehalten, inzwischen denke ich aber, dass es einfach eine sehr ehrliche ist ...

Du siehst, du hast mich zum Nachdenken gebracht...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von mukk am 10.11.2009 - 00:43 Uhr)
Zitat: (Original von Phantasus am 09.11.2009 - 21:18 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 09.11.2009 - 19:27 Uhr) Ich bin sprachlos. Nicht nur das - ich bin auch wortlos, lieber Ekki!
Und ich danke dir ganz, ganz, ganz herzlich - mehr fällt mir nicht ein,
deine Widmung feut mich über die Maßen - DANKE!!!
Mit ganz, ganz lieben Grüßen
Ingrid



Liebe Ingrid, es freut mich, dass ich Dir eine kleine Freude machen konnte
Glückliche Träume wünscht Dir Ekki


Lieber Ekki, habe meine Sprache wiedergefunden - und möchte dir sagen, dass deine Geschichte, obwohl ein Bericht, berührend schön ist und zum Nachdenken anregt. Du hast den Unterschied zwischen Zufriedenheit und Glück präzise und anschaulich dargelegt - danke!
sei lieb gegrüßt!
Ingrid


Liebe Ingrid, für mich persönlich würde ich an der Unterscheidung von Zufriedenheit und Glück festhalten, bin aber inzwischen Deinem Gedicht entsprechend der Überzeugung, dass jeder sein Glück für sich selbst definieren muss.
Liebe Grüße Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Re: Glück ist ein heißes Eisen ... -
Zitat: (Original von Abendschoen am 09.11.2009 - 22:26 Uhr) ... an dem man sich leicht verbrennen und das zugleich sehr rasch abkühlen kann. Ich lege seit langem großen Wert auf den auch von Dir thematisierten Unterschied Zufriedenheit - Glück. Erstere ist, wenn man darüber redet oder schreibt, leichter zu fassen, als Zustand leichter zu objektivieren. An die Herstellung von Zufriedenheit kann man planmäßig herangehen. Glück ist - einfach nur Glück, ein extremer, subjektiv zu empfindender und unzuverlässiger Zustand. Kann Glück daher überhaupt Thema für Dritte sein? Vielleicht so wie hier geschehen: als etwas vom Negativen her zu Erschließendes. Und was ist mit Unglück? Ach, das ist wirklich ein weites Feld, und ich glaube, es lässt sich insgesamt leichter beackern als das Thema Glück. - Arno Abendschön -


Lieber Arno, ich stimme Dir zu. Man kann ja persönlich über die Zufriedenheit hinaus noch mehr wollen, sollte sich aber gut überlegen, ob man einen Zufriedenen verunsichert, es sei denn, die Zufriedenheit ist nichts anderes als selbstzufriedene tumbe Sattheit.
Gruß Ekkehart
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Re: Re: -
Zitat: (Original von Phantasus am 09.11.2009 - 21:18 Uhr)
Zitat: (Original von mukk am 09.11.2009 - 19:27 Uhr) Ich bin sprachlos. Nicht nur das - ich bin auch wortlos, lieber Ekki!
Und ich danke dir ganz, ganz, ganz herzlich - mehr fällt mir nicht ein,
deine Widmung feut mich über die Maßen - DANKE!!!
Mit ganz, ganz lieben Grüßen
Ingrid



Liebe Ingrid, es freut mich, dass ich Dir eine kleine Freude machen konnte
Glückliche Träume wünscht Dir Ekki


Lieber Ekki, habe meine Sprache wiedergefunden - und möchte dir sagen, dass deine Geschichte, obwohl ein Bericht, berührend schön ist und zum Nachdenken anregt. Du hast den Unterschied zwischen Zufriedenheit und Glück präzise und anschaulich dargelegt - danke!
sei lieb gegrüßt!
Ingrid
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