Kurzgeschichte
Night of the Proms (II)

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"Night of the Proms (II)"
Veröffentlicht am 09. November 2009, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Night of the Proms (II)

Night of the Proms (II)

Beschreibung

Wer sich für den ersten Teil interessiert: http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=26517

:

 

Night of the Proms (II)

 

No expectation – no disillusion. Man sollte doch meinen, dass es nicht schwerfällt, ein solches Lebensmotto zu verinnerlichen, oder? Na ja, ganz so einfach ist es nicht immer ...

 

Zur Erinnerung: Meine Tochter – ich nenne sie mal Annika – blond, hübsch (beide Attribute selbstverständlich den Genen des Vaters zu verdanken) und ihre Freundin Felicitas (blond, hübsch, aber nachweislich das Produkt anderer Eltern) hatten beide die magische Grenze zur Volljährigkeit überschritten, ein Ereignis, das nach einer gebührenden Würdigung durch eine gemeinsame Party schrie. Eine „Night of the Proms“ war angesagt, mit viel Pomp und Schickimicki, aber – eines der ökonomischen Prinzipien – zu verwirklichen mit möglichst geringem finanziellen Aufwand. Der Cateringservice durfte deshalb von den Eltern geleistet werden.

 

Die Einladungskarten mit dem dezenten Hinweis, in Jeans und T-Shirt wäre man zu diesem denkwürdigen Anlass eventuell underdressed, waren den ca. 50 Gästen zugestellt und die Bewirtungsaufgaben gleichmäßig an beide Elternpaare verteilt worden. Unmengen von Mischbier – aus mir unverständlichen Gründen ist diese chemische Keule immer noch eines der Lieblingsgetränke der Jugendlichen – hatten wir daraufhin in unser Auto geladen, die scheelen Blicke der anderen Kunden an der Kasse geflissentlich ignorierend. Kartons voller Rotwein – gemischt mit Cola DAS angesagte Partygesöff überhaupt – und Kisten mit Orangenbrause, um hier mal keine fantastische Schleichwerbung zu machen, als Longdrinkgrundlage stapelten sich seit zwei Wochen in unserer Garage und leisteten dem Lemon-Bier Gesellschaft. Stimmt das eigentlich? Wenn Rotwein zu lange an ein und derselben Stelle steht, verdunstet er so nach und nach? Flaschenweise sozusagen? Stimmt, kann ich nur bestätigen ...

 

Unerbittlich rückte der große Tag näher und näher. Stöckelschuhe wurden poliert und die Kleider nochmal anprobiert. Hätte ja sein können, dass man in 14 Tagen 100 Gramm zugenommen hat ...

Die Mütter hatten den Einkauf für das Buffet erledigt und konnten sich nunmehr an die Vorbereitungen machen. Ich erwähnte es ja schon mal: Nix Würstchen mit Senf! Ein bisschen mehr Hollywood-like darf's dann doch sein.

 

Felis Mutter – meine Freundin – zeichnete für die Herstellung der Salate verantwortlich und ich war für solche Dinge wie Wurst- und Käseplatte (bitte nicht so'n ekliges Schlachteplattenzeug und nichts von dem Käse, der immer schon meilenweit aus dem Kühlschrank stinkt), Eier- (aber nicht mit Oliven garnieren, die mag kein Mensch) und Tomate-Mozarella-Arrangements und die Butter zuständig. Nee, nicht garniert à la Hildesheimer Rose, wie es das Non-plus-Ultra auf den urgroßmütterlichen Festtagstafeln war, sondern vielleicht so'ne Traube (Och, Mama, bitte ... Augenaufschlag zum Schmelzen). Also verwandelten sich 750 Gramm Butter nach und nach unter meinen Händen in ein Weintrauben ähnliches Gebilde, geformt aus mindestens 156 kleinen, blassgelben Kügelchen. Berge von Chicken-Chips wurden langsam in Butter angebraten und Kilos von Mett zu appetitlichen kleinen Bällchen gedreht und ebenfalls der Pfanne übergeben.

 

Voller Stolz und Vorfreude auf die bewundernden Blicke der Gäste, in denen mich zu sonnen gedachte, betrachtete ich mein Werk, als das Telefon klingelte. No expectation - no disillusion, sagte ich das schon? Ach ja, sagte ich schon ...

 

„Hallo, Mama?!“, aufgeregter Anruf aus der Schule.

„Auf Felis Bruder müssen wir morgen Abend wohl verzichten, Verdacht auf Schweinegrippe ...“

„Ach, Kind“, bemühte ich mich um Beschwichtigung, „nun mach man keine Pferde scheu. Kinder haben schnell mal ein bisschen Fieber.“

„Aber bei Feli kribbelt es auch schon so komisch.“

 

Ich mache es kurz: Nicht nur Felicitas und ihr Bruder lagen abends mit hohem Fieber im Bett. Auch Felis Mutter bekam beim abendlichen Anruf kaum einen Ton heraus, ihre Bronchien schmerzten bei jedem Hustenanfall und – eben hatte das Labor angerufen – der Abstrich beim Jüngsten war positiv. Der Witz über das sich ringelnde Schwänzchen blieb uns beiden allerdings im Halse stecken.

 

Eine Feier mit nur EINER Gastgeberin? Geht ja gar nicht. Und ohne Salate? Gut, die waren fertig, aber 50 Leute mit eventuell infizierten Salaten zu füttern, das würde vermutlich den Tatbestand bewusster Körperverletzung erfüllen. Und nun kommt der Moment, in dem ich wahnsinnig stolz auf meine Tochter war. Klaglos teilte sie sich mit Feli die Liste der anzurufenden Auszuladenden und telefonierte, chattete und mailte, was das Zeug hielt. Klar war die Enttäuschung riesengroß, aber aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben, und die Sorge um unsere Freunde überwog bei weitem. Inzwischen ist die Familie wieder genesen und wir können erneut mit den Planungen beginnen.

 

Butter, Chicken-Chips und Mettbällchen fanden nebst Wurst- und Käse den Weg in den Gefrierschrank. Tomate-Mozarella bestimmte für die nächsten Tage unseren Speiseplan und die 50 bereits gekochten und gepellten Eier – phh, kein Gegner, wenn man Freunde hat. Schlimmer war da schon Felis Familie dran. Mit Majonäse angerichtete Salate, geplant, um 60 Mäuler zu stopfen, mit vier Personen zu vertilgen, ehe die Majonäse aufdringlich in die Nase sticht, das nenne ich eine reife Leistung.

 

Wie beschi ... es meiner Familie dann einige Tage später ging, nachdem wir uns gegen die Schweinegrippe impfen lassen hatten, ist eine andere Geschichte. Ich sage nur: Mann und Kind krank. Beide. Gleichzeitig. Ihr versteht ...?

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Hörbuch

Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
ISBN 978-3-944907-02-4

Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
Quertextein und hinterm Komma links
ISBN 978-3944907215

Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/

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Rajymbek Re: Re: ja -
Zitat: (Original von Gunda am 14.11.2009 - 17:37 Uhr)
Zitat: (Original von Rajymbek am 14.11.2009 - 16:51 Uhr) diese Feiern sind schon große klasse...

LG Roland


grins ... deine Antwort lässt mich fast vermuten, dass du den Text nicht bis zum Ende gelesen hast? Diese Feier war definitiv NICHT groß Klasse, Roland *seufz*

lg
gunda


Tut mir leid, hatest Recht, ich war wohl zu voreilig. Mein Gott, dieses schöne Essen! Aber es gibt wahrlich schlimmeres, Gunda. Stell dir vor, es wäre allen ein Rüssel gewachsen?

LG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: ja -
Zitat: (Original von Rajymbek am 14.11.2009 - 16:51 Uhr) diese Feiern sind schon große klasse...

LG Roland


grins ... deine Antwort lässt mich fast vermuten, dass du den Text nicht bis zum Ende gelesen hast? Diese Feier war definitiv NICHT groß Klasse, Roland *seufz*

lg
gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek ja - diese Feiern sind schon große klasse...

LG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Huh, ein... -
Zitat: (Original von Gunda am 10.11.2009 - 11:13 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 09.11.2009 - 22:08 Uhr) ... fast schon erschreckender Tatsachenbericht, wäre er nicht so amüsant. :-D Ich hab mir bildlich vorstellen können, wie versucht wurde, die Unmengen an Essen zu vertilgen, damit es nicht in den Müll getan werden muss. Na ja, dann hoffe ich doch mal, die Schweinepestilenz ist gut überstanden! So insgesamt. Ach ja: No expectation, no disillusion - Das ist sogar SEHR SCHWER zu verinnerlichen. :-P

Liebe Grüße
Thomas



Grins ... über deinen letzten Satz. Tjaha, für jemanden, der sich selbst als Träumer bezeichnet (und ich schließe mich da keineswegs aus, ich kann mich stundenlang in Tagträume verstricken) wohl wirklich schwer ...
Aber seit ich einmal mit Hoffnungen und Illusionen schwer auf die Klappe gefallen bin, habe ich mir diesen Spruch an zwei Stellen der Wohnung gut sichtbar für mich aufgehängt ... und trotzdem ... *seufz*

Lieben Gruß
Gunda

Oh, das ist aber 'ne gute Idee. Das mach ich in meiner nächsten Wohnung, die ich hoffentlich (da isse wieder, die Hoffnung) bald beziehe, auch. Da hab ich eh schon viele Ideen. Ja, das ist sehr gut. Danke für den Tipp. Huh. :-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Huh, ein... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 09.11.2009 - 22:08 Uhr) ... fast schon erschreckender Tatsachenbericht, wäre er nicht so amüsant. :-D Ich hab mir bildlich vorstellen können, wie versucht wurde, die Unmengen an Essen zu vertilgen, damit es nicht in den Müll getan werden muss. Na ja, dann hoffe ich doch mal, die Schweinepestilenz ist gut überstanden! So insgesamt. Ach ja: No expectation, no disillusion - Das ist sogar SEHR SCHWER zu verinnerlichen. :-P

Liebe Grüße
Thomas



Grins ... über deinen letzten Satz. Tjaha, für jemanden, der sich selbst als Träumer bezeichnet (und ich schließe mich da keineswegs aus, ich kann mich stundenlang in Tagträume verstricken) wohl wirklich schwer ...
Aber seit ich einmal mit Hoffnungen und Illusionen schwer auf die Klappe gefallen bin, habe ich mir diesen Spruch an zwei Stellen der Wohnung gut sichtbar für mich aufgehängt ... und trotzdem ... *seufz*

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: night of the proms -
Zitat: (Original von sternenglut am 09.11.2009 - 21:01 Uhr) wundervolle Komödie,die das Leben schrieb(und du natürlich)
Du warst nicht zu beneiden um deine kranke Familie:))Hast du auch Nebenwirkungen gehabt der Impfung gehabt?
Liebe Abendgrüße
Sibylle



Ich selber habe vorgebeugt: Abends war ich mit Freundinnen unterwegs im Bistro und habe einen Wein getrunken. Ich nehme an, der enthielt Glykol, so dass sich der Schüttelfrost nicht so richtig getraut hat, durchzukommen *g*.
Nein, im ERnst, bis auf die Tatsache, dass mir der Impfarm als solcher wehtat, hatte ich nicht zu klagen.

Danke für deinen Kommi und
lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: hallo gunda -
Zitat: (Original von Gast am 09.11.2009 - 20:14 Uhr) schönen abend und danke dir.
du hast eine schöne geschichte hier gelassen bzw. ein tatsachenbericht ,
so ist das leben , ausser spesen nichts gewesen .
aber ich denke , deine tochter und freundin , sind aller umstände doch volljährig geworden. oder?
das essen die arbeit , wievieles im leben mache wir umsonst.
aber du hast es gerne gemacht .
das mit dem rotwein kann ich nicht bestätigen , da frag mal deinen mann .
aber nun komme ich zum schluss ,
nicht ohne vorher zu sagen hier zu sagen ,
mit einer frage verbunden .............wann schreibst du denn dein erstes buch ,
lieben gruß rainer


Nee, nee, lieber Rainer, ich gestehe, für das VErdunsten des Rotweins war eher ich zuständig ... *g*
Buch ? Ach, das Thema hatten wir doch schon einmal, glaube ich.
Der Lyrikmarkt ist einer, auf dem das Angebot um ein Vielfaches größer ist als die Nachfrage, da fehle ich gerade noch.
Da bekomme ich doch lieber hier ein direktes Feedback.

Lieben Gruß und Dank für deine Lesetreue.

Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Für Tomate mit Mozzarella hätte ich mich auch geopfert -
Zitat: (Original von MarionG am 09.11.2009 - 19:05 Uhr) Liebe Gunda,
die Geschichte ist wieder amüsant zu lesen. Von der Schweiegrippe wusste ich ja bereits durch Deine Mail. Ich hoffe, es sind wieder alle gesundet.
Wir haben unseren Betriebsarzt gefragt, ob er der Meinung ist, man solle sich impfen lassen. Er antwortete: Sagen wir mal so. Wer beim fahrradfahren einen Helm anzieht, der sollte sich auch impfen lassen. Ich trage keinen Helm. ;-)
Liebe Grüße
Marion




Grins: Einen Helm trage ich auch nicht. Würde auch total bescheuert aussehen. Und impfen lassen wollten wir uns zunächst ebenfalls nicht ... ABer man ändert seine Meinung wohl, wenn man im Freundeskreis damit konfrontiert wird und merkt, wie haarscharf man selbst an einer solchen Erkrankung vorbeigeschliddert ist, immerhin hatte unsere Tochter ja KOntakt mit ihrer Freundin.

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Huh, ein... - ... fast schon erschreckender Tatsachenbericht, wäre er nicht so amüsant. :-D Ich hab mir bildlich vorstellen können, wie versucht wurde, die Unmengen an Essen zu vertilgen, damit es nicht in den Müll getan werden muss. Na ja, dann hoffe ich doch mal, die Schweinepestilenz ist gut überstanden! So insgesamt. Ach ja: No expectation, no disillusion - Das ist sogar SEHR SCHWER zu verinnerlichen. :-P

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
sternenglut night of the proms - wundervolle Komödie,die das Leben schrieb(und du natürlich)
Du warst nicht zu beneiden um deine kranke Familie:))Hast du auch Nebenwirkungen gehabt der Impfung gehabt?
Liebe Abendgrüße
Sibylle
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