Humor & Satire
die Weihnachts Blutwurst - ... und er hat Schuld daran

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"die Weihnachts Blutwurst - ... und er hat Schuld daran"
Veröffentlicht am 03. Dezember 2009, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin eher introvertiert, liebe die Menschen, die Natur - die Literatur seit ich lesen kann (bin eine echte Leseratte) und schreibe auch selbst sehr gerne.
die Weihnachts Blutwurst - ... und er hat Schuld daran

die Weihnachts Blutwurst - ... und er hat Schuld daran

Beschreibung

... eine absolut wahre Geschichte, und dieser kleine Langhaardackel hat das alles verursacht... doch er hat kein schlechtes Gewissen, mit Unschuldsmiene schaut er um sich ...

Eine ganz besondere Blutwurst

 

Aufgeregt sauste Perry durch die Wohnung, über die Stiegen hinunter in die Halle.

Dort war der große Tranchiertisch aufgestellt, der riesige Kessel angeheizt – und es roch fantastisch.

Der kleine Dacke wusste, was dies bedeutete. „Wursttag“ war! Und er ließ Herrchen und Frauchen keinen Augenblick mehr aus den Augen.

Tatsächlich. Beide banden weiße Schürzen um und krempelten die Ärmel hoch.

Es war wieder an der Zeit, ihre allseits beliebten und überschwänglich gelobten Blutwürste zu erzeugen.

Die Verwandtschaft und etliche aus dem Bekanntenkreis warteten bereits voll Ungeduld und wässrigen Mundes.

Die Rezepturen  waren elterlicher Herkunft. Durch viele Jahre erprobt und verbessert. Der Geschmack stimmte stets aufs Haar genau.

Es  bedurfte nicht mehr vieler Worte - alles lief wie am Schnürchen. Zwiebel schälen, rösten. Knoblauch schälen, pressen. Wiegen. Die Gewürze bereit- und die Faschiermaschine aufstellen. Semmelwürfel herrichten und das nötige Blut umrühren.

Kathi, die Hausfrau, hob den Deckel vom Kessel, schnupperte und rührte vorsichtig um. Sogleich war Perry bei ihr. Doch sein Frauchen beachtete ihn nicht. Welcher Qual setzte sie ihn doch aus. Ein derart himmlischer Duft – und keine Kostprobe! Zumindest nicht für ihn.

Denn Kathi hob eine Schwarte heraus, kostete und nickte Hans, ihrem Mann, zu. „Gleich ist es so weit. Jetzt könnten die Kinder schon kommen.“

Obwohl in der Regel sehr kalorienbewusst, ließen sich die beiden Töchter und ihre Ehemänner das „Stockfleischessen“ nie entgehen.

Sie erschienen auch diesmal pünktlich.

 

            Mit einer überdimensionalen Gabel hob die Hausfrau die dampfenden Sauschädel, Schwarten, Stelzen und Schweinshaxen in große Schüsseln auf dem Tranchiertisch.

Apfelkren, Salz, Pfeffer und Brot standen bereit.

Auch an Getränken mangelte es nicht, war doch der Hausherr selbst Weinhauer. Neben süffig spritzigem Wein standen Bier und Schnaps zur Auswahl.

Hungrig langten alle zu. Die einen versuchten vom Rüssel oder vom Ohr ein Stück, andere eins vom Göderl oder eine Scheibe von der Zunge. Es schmeckte herrlich!

 

            Nachdem sich alle gestärkt und auch Perry endlich ein paar Leckerbissen bekommen hatte, klatschte Hans in die Hände. „Auf geht´s!“, gab er das Startkommando.

Sonja räumte die Teller und Gläser weg. Ihre Schwester Sofie wetzte noch einmal die Messer.

 

Dann ging es los.

Jeder schnappte sich ein Stück Fleisch, griff nach einem Messer und schnitt mit fetttriefenden Händen  faschiermaschinengerechte Brocken. Dabei achtete man sorgfältig, dass auch die allerkleinsten Knochensplitter entfernt wurden.

Anschließend schaltete Hans mit wichtiger Miene die Küchenmaschine ein und ließ alles durch den Faschieraufsatz laufen.

 

Unter dem Tisch wieselte Perry aufgeregt hin und her, machte Männchen und bellte herausfordernd. Leider umsonst, er bekam nichts mehr. Der Hausherr entschied: „Er verträgt es nicht.“

Etwas beleidigt zog sich der Hund zurück.

 

            Die Stimmung näherte sich dem Höhepunkt.

Man nahm noch einen  Zielschluck und stieß auf gutes Gelingen an, ehe man zur entscheidenden Phase schritt: Zur Zubereitung und richtigen Würzung des Bräts.

Blunzensuppe, Blut, das Faschierte und Semmelwürfel wurden sorgfältig vermengt.

Kathi streute die genau abgewogenen Gewürze in die Masse. Hans rührte gründlich durch.

Dabei schnalzte er genüsslich mit der Zunge. „Das wird wieder eine prima Blutwurst, nicht zu lind und nicht zu scharf!“

            Indessen wechselte Sofie den Faschieraufsatz gegen eine Wurstspritze. „Habt ihr genügend Knoblauch dabei?“ „Ja, ja,“ sagte die Mutter, „kannst schon die Därme holen. Sie sind oben auf dem Vorzimmertisch in einem Kübel. Und nimm auch ein Päckchen Neugewürz mit, das fehlt nämlich noch.“

Doch so sehr Sofie nach den Darmhäuten suchte - es waren keine da.

„Das gibt es nicht.“, erklärte die Hausfrau und machte sich selbst auf die Suche.

Sie fand nur den leeren Kübel. An den Spuren allerdings erkannte sie ziemlich schnell, wer der Missetäter gewesen war - Perry hatte alle Schweinsdärme verschlungen!

„Na, wenn ihm das bloß nicht schadet!“ 

Sie warf einen besorgten Blick auf den diebischen Hund. Dieser indessen schien sich jedoch pudel-, pardon dackelwohl zu fühlen.

„Na gut,“ seufzte Kathi und holte die Papierdärme aus einer Schublade. Gott sei Dank hatten sie diese immer als Reserve im Haus.

Dann ging sie in die Küche um das Päckchen Neugewürz.

 

Sie streute das Pulver in das Brät. Ihr Mann rührte noch einmal kräftig durch.

Die Papierdärme wurden gefüllt. Ruckzuck ging das.

Hans füllte das Brät ein, Kathi drehte die Würste in der gewünschter Länge und band sie ab.

Im Kessel siedete bereits das Wasser. Sofie und Sonja übernahmen die Aufgabe, die fertigen Würste in den Kessel zu legen.

Zum Abkühlen hängten sie diese später über eine lange Stange.

 

            Wegräumen, abwaschen, sauber machen!

Noch ein Abschiedsschlückchen vom Marillenbrand - das Werk war getan! Darauf musste man anstoßen.

Morgen kam dann noch ein Teil der Würste in die Räucherkammer.

 

„Und nächsten Sonntag“, sagte Kathi,  „kommt ihr alle, um die frischen Würste mit uns zu kosten!“

 

            Der nächste Sonntag war der erste Adventsonntag.

Der Adventkranz stand auf dem Tisch, daneben das Servierbrett mit der appetitlich aufgeschnittenen Blutwurst. Brot, Kren, Senf, Zwiebeln und Gurkerln – alles hübsch angerichtet.

Nur Kathi schaute etwas versprengt.

„Ist etwas?“

„Hast du etwas?“

„Nein, nein! Ihr werdet schon sehen – ich habe heute eine Überraschung für euch!“

Alle waren neugierig, doch Kathi verriet nichts.

            Als sie bei Tisch saßen und zu essen begannen, hielten sie nach den ersten Bissen inne und schauten einander fragend an.

Die Blunzen! Sie hatte diesmal einen eigenartigen Geschmack und roch so komisch.

Hans schaute seine Frau an. Doch Kathi legte den Finger auf den Mund und bedeutete ihm, nichts zu sagen.

Die Schwiegersöhne setzten die Biergläser an, taten einen großen Zug daraus und kosteten noch einmal. „Verflixt! Irgend etwas ist heute anders!“

 

            Endlich lachte Kathi und klärte die Familie auf.

„Weil der Advent beginnt, dachte ich, wir machen diesmal eine besondere Blutwurst, eine weihnachtlich duftende Zimtblunzen ...... schmeckt sie euch denn nicht?“

 

Nein. Sie schmeckte niemandem.

Und Kathi gestand, dass sie die Päckchen verwechselt und statt Neugewürz Zimt erwischt hatte. 

„Und Schuld daran“, fuhr sie fort, „ist nur Perry, weil er alle Därme aufgefressen hat!

In der Aufregung hab´ ich mich vertan.“

 

Die Gäste brachen in schallendes Gelächter aus.

Als Kuriosität nahm jeder einige Blutwürste mit nach Hause.

Und die Zimtblunzen wurden in diesem Winter bei allen gesellschaftlichen Zusammenkünften  zum absoluten Geck!

 

 

Copyright  Ingrid Höttinger

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mukk
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PhanThomas Eine wirklich herrlich... - ... geschriebene Geschichte. Der Erzählstil ist so locker und zugleich auf angenehme Art altmodisch, dass es mir eine Freude war! :-) Die Blutwurstzubereitung ist zudem irgendwie ziemlich eklig beschrieben (brrrr, was wir Menschen so alles verspeisen...), aber dennoch musste ich beim Lesen die ganze Zeit über grinsen. Gruß an Perry. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Wieder so eine Geschichte, direkt aud dem Leben, meisterhaft erzählt!
Obwohl ich mit Schlachten und Blutwürsten lieber nichts zu tun habe, habe ich deine Geschichte mit Genuss gelesen...

Herzliche Grüsse
Paulchen
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Also Blutwurst ... - ... alleine ist ja für mich schon der Inbegriff von "Iiieehhh" - und dann noch mit Zimt. Obwohl ich ZImt gerne mag, aber lieber auf dem Sahnehäubchen über dem Eierlikörpunsch ... hmmm ...

Klasse, geschrieben, Ingrid. Ich konnte den unschuldigen Augenaufschlag Perrys genau vor mir sehen *lächel*

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
dede Hmm! - Bei so viel Köstlichkeit möchte ich Perry sein, Perry, der kleine Dackel, nicht Perry Como.
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Da kann ich mich - doch echt vor lachen krümmen, liebe Ingrid.

Ich hasse nämlich die normale Blutwurst und nun abreitet mein Hirn, ob mir evtl. nur der weihnachtliche Zimtgeschmack gefehlt hat.
Das hört sich alles sehr österreichisch an ;-)))

Ich habe mich köstlich amüsiert. Danke

Liebe Umarmung schickt dir Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Mit viel Liebe fürs Detail - hast Du diese amüsante Geschichte (Kulturgeschichte) anrührend erzählt, liebe Ingrid
Herzliche Grüße von Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Shari Liebe Ingrid - Herrlich lebendig geschrieben hast Du - ich hatte das Gefühl, dabei gewesen zu sein... Aber ansonsten urrrrrrgsssss - damit kannst Du mich jagen! Blutwurst und Metzelsuppe - Oh Gott! Ich hab den Geruch in der Nase... Bei uns auf dem Bauernhof, in dem lange die Mutter von Shari stand und auch Shari geboren wurde, hielten die Leute Schweine und es wurde regelmässig geschlachtet - selbst, versteht sich! Der Sohn war Metzger. Von daher ist mir der ganze Ablauf mehr als geläufig und ich muss echt sagen,
der Geruch war das Schlimmste ;-)))
Was aber so ein kleiner Hund anrichten kann - so entstehen völlig neue Rezepturen *lach*

Ganz herzliche Grüsse an Dich
Deine Heidi
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