Kurzgeschichte
Die Fata Morgana

Die Fata Morgana

Wieder einmal planten wir mit Freunden einen gemeinsamen Urlaub und wühlten in Erinnerungen.

Im Geist unternahmen wir noch einmal verschiedene Reisen und bestanden manches aufregende oder lustige Abenteuer.

Wir tranken Guinnes Bier im grünen Irland, türkischen Kaffee in Istanbul. Wir lauschten unter dem Sternenhimmel der Pussta den betörenden Klängen der Zigeunermusik und feierten mit Spaniern eine rauschende Fiesta.

So zogen wir in unserer Erinnerung mit kleinen Anekdoten von Land zu Land, schließlich auch nach Tunesien.

„Tunesien!“, fiel ich begeistert ein, „in diesem Urlaub waren der Abstecher in die Wüste und die Fahrt über den Salzsee am eindrucksvollsten. Diese Weite! Dieses Licht! – Habt ihr auch eine Fata Morgana gesehen?“

„Nein, leider nicht“, bedauerte unsere Freundin. „Ich kann mir dieses Phänomen gar nicht richtig vorstellen...“

Ihre Schwester fiel ihr abrupt ins Wort: „Was redest du denn da? Sagst glatt: nein. Wirklich, du vergisst jetzt aber schon alles.“ –

An mich gewandt fuhr sie fort: „Natürlich haben wir eine gesehen! Wir sind sogar darin herum gegangen!“

            Unsere liebe Freundin hatte eine Fata Morgana mit einer Oase verwechselt.

Und das kann ja wirklich leicht passieren  - schließlich gibt es beides in Afrika.

Copyright  Ingrid  Höttinger