Kurzgeschichte
Hotel zur krone

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"Hotel zur krone"
Veröffentlicht am 02. November 2009, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück. Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet. Vielleicht wird die Welt dann besser.
Hotel zur krone

Hotel zur krone

Hotel zur Krone

Hotel zur Krone

 

Ich mache mich hier wohl nicht strafbar, indem ich die kulinarischen Leistungen des Hotels zur Krone wahrheitsgemäß beschreibe.

 

In jeder zweiten deutschen Stadt existiert ein solches Hotel, sodass ich eventuellen zivilrechtlichen Auseinandersetzungen mit einem dieser Häuser wohlwollenden ins Auge schauen kann. So lasst mich einfach die Wahrheit beschreiben:

 

Wir trafen uns mit Freunden. Wollten heute Abend etwas Plauschen, Speisen und bei einem guten Trunk einen netten Abend verleben. Besonders nach leckeren Speisen begehrte es uns. So führte uns – meiner, unserer Hündin Frida und der Kurpfälzerin Weg – ins Hotel zur Krone.  Unsere Freunde waren bereits angekommen und begrüßten uns herzlich.

 

Ein edles, vornehmes Haus dachte ich mir, als ich den prachtvollen Eingangsbereich, die geschnitzten Holzmöbel und livrierten Kellner erblickte. Hier sollte es uns heute Abend sicher wohl ergehen.

 

Frida jedoch zog bereits die Lefzen hoch. Wir hätten dieses Signal beachten sollen. Hunde haben ein besseres Gespür als Menschen.

 

Wir ließen uns dessen ungeachtet nieder. Die Menschen auf Stühlen, unser noch immer mürrisches Tier standesgemäß auf dem Fußboden. Der Kellner kam und erfragte unser Begehr. „Vor dem Essen bitte ein Pils für Alle“ lautete die einstimmige Meinung „Und etwas Wasser für unseren Hund“

 

Der Kellner schaute missmutig auf den Hund, welcher ihm solch Ungemach bereiten sollte. Dieser erwiderte diesen Blick mit einem tiefen, drohenden Knurren. Eine wahre Freundschaft zwischen Tier und Kellner sollte sich hier wohl nicht anbahnen. Aber deshalb waren wir auch nicht gekommen: Wir wollten gut speisen.

 

Wir hatten unser Bier – der Kellner jedoch war, ungeachtet unserer hungriger Mägen verschwunden. Er glaubte wohl, wir wollten mit dieser leckeren, doch geringen flüssigen Nahrung hier den Abend verbringen.

 

Wir warteten. Wir warteten lange und unser Hungergefühl wuchs. Ich hatte, wie meist, das Pech am Ende der Tafel zu sitzen und so erkor man mich nach einer Speisekarte Umschau zu halten. Just zu diesem Zeitpunkt erschien auch wieder der Livrierte. Mit der Frage „Dürfen wir vielleicht auch etwas essen?“ eröffnete ich die Diskussion um die Speisekarte. Unterstützt wurde ich hierbei jetzt bereits von zweierlei Knurren: Dem von Frida, wie auch dem Knurren des Magens meiner Kurpfälzerin.

 

Der Ober, welcher inzwischen wohl einen zu erwartenden Umsatz bei sechs hungrigen Gästen voraussah war plötzlich wieder ganz Kellner. Mit schmierigem Lächeln auf dem Gesicht – ein falsches Lächeln wie man es wohl nur in Hotelfachschulen erlernt – übergab er uns die Speisekarten und blieb in erwartungsvoller Entfernung stehen.

 

Wir begannen die ausführliche Karte zu studieren.

 

Doch noch nicht über die Vorspeise hinausgekommen nährte sich dieses Dienstleistungsindividuum wieder unserem Tisch. „Haben die Herrschaften schon gewählt?“ „Wir sind des Lesens in dieser Geschwindigkeit nicht mächtig“ wollte ich erwidern, wurde aber von einem sanften Fußtritt meiner Kurpfälzerin daran gehindert.

 

„Wir rufen Sie wenn wir fertig sind“ revidierte ich insgeheim meine Aussage, was den Kellner bewog nun wieder zu verschwinden. Meine Freunde wählten Steak und Schnitzel, Fisch und Käseplatte. Ich entschied mich für einen Lammbraten. Wieder ein Fehler – wie ich später erkennen sollte.

 

Doch wo war Herr Ober entschwunden? Wir warteten. Dieser war wohl aufgrund unserer ungenügenden Lesegeschwindigkeit beleidigt und hat sich in seinen Raucherbereich zurück gezogen. Ich entschied mich – da ich  am Tischende platziert war – diese Ausgeburt an Freundlichkeit suchen zu gehen.

 

Ich fand ihn, wie erwartet, hinter der Theke. „Haben die Herrschaften nun gewählt?“ Ich wollte ihm eigentlich die Fresse polieren, entschied mich jedoch auf ein freundliches „Sie können die Bestellung aufnehmen“.

 

Das Essen kam binnen Minuten. Etwas welches den Gast aufmerksam machen sollte. Frisch bereitet Gerichte benötigen eigentlich ihre Zeit. Ich wunderte mich noch über die Anatomie des Kellners während dieser meinen Lammbraten mit seinem Finger in der Sauce vor mir abstellte. Hat der Mann kein Schmerzempfinden? Die Sauce sollte eigentlich heiß sein.

 

Die Platzierung der anderen Teller bereiteten ihm größere Schwierigkeiten, da unsere Frida mit – noch immer – hochgezogenen Lefzen das Servieren intensiv beobachtete und dabei quer vor der Tafel lag. Mit süffisantem Lächeln verfolgte ich wie dieser Möchtegern-Maitre das Essen servierte und dabei peinlichst darauf achtete den Hund weitläufig zu umgehen. Eine wahrhaft sportliche Leistung.

 

Nun – das Mahl konnte beginnen. Aus lauter Hunger übersah ich die am Tisch sitzenden Freunde und beobachtet lediglich meine Lebensgefährtin, welche sich einen gebackenen Camembert mit Salatbeilage bestellt hatte.

 

Der Salat gab ein trauriges Gastspiel ab. Welk und schlaff hingen seine Blätter –wohl schon seit Stunden – in einer fröhlich-bunten Tunke und erwarteten von ihrem irdischen Dasein erlöst zu werden. Doch die Kurpfälzerin hatte kein Erbarmen. Sie schnitt zuerst in den Camembert an.

 

Während sie vorn anschnitt erhob sich der Camembert hinten, als wolle er sich der Vertilgung durch Flucht entziehen. „Wenigstens ist der Käse frisch“ sinnierte ich „so frisch als lebe er noch“ und wandte mich meinem Lammbraten zu.

 

Ich war erschüttert. Für ein solches Gericht musste ein Tier sterben? Dies hatte dieses arme Lämmchen wahrlich nicht verdient. Hätte man es doch roh gelassen – dann wäre das Fleisch sicher zärter gewesen. Ich schämte mich dies Gericht bestellt zu haben und verfluchte gleichzeitig den Küchenmeister. Möge er in seinen nächtlichen Träumen und jungen Lämmern verfolgt und von deren Vätern vergewaltigt werden.

 

Ich versuchte mich an den Prinzessbohnen. Diese waren so roh, wie ich es zuvor dem Lammbraten gewünscht hatte.

 

Auch der Gesichtsausdruck meiner Freunde ließ nichts Besseres aus deren Gerichten schließen. Wir verzichteten kollektiv auf die Nachspeise, da wir befürchteten die lebenden Joghurtkulturen würden uns aus unserem Dessert entgegen springen. „Herr Ober – bitte zahlen“.

 

Die Rechung hätte sicher ein besseres Essen verdient. Wir zahlten und verlassen diesen Ort gediegener Gastlichkeit.

 

Übrigens hat Frida – entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit – kein einziges Mal um Essen gebettelt. Sie wusste wohl warum

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pfalzgraf
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Gunda Hat ... - ... das mit dem Ändern nicht geklappt, so dass du den ganzen Text neu einstellen musstest? ABer so lässt er sich wirklich besser lesen. Witzig ist auch der vorletzte Absatz: Die Rechnung hätte ein besseres Essen verdient ... HiHi
lg
Gunda
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