Alles beginnt harmlos - Cat fährt mit ihrer Familie nach Schottland in ein 200 Jahre altes Haus. Anfangs scheint alles normal. Bis Cat in die Treppe einbricht und eine schreckliche Entdeckung macht - Ein Skelett!
„Cat?“ Mit einem lauten Ton kündigte sich eine weitere Message im Chatroom an. Catlyn kümmerte sich nicht darum. Nachdenklich saß sie auf ihrem Bett und starrte Löcher in die Decke. Cat stand auf und ging zurück zu ihrem Computer. Sie wechselte das Chatfenster. Schon seit einer halben Stunde wartete sie auf eine Nachricht von Taylor. Taylor war der Bruder ihrer besten Freundin. Anfangs verstanden Cat und Taylor sich unglaublich toll. Doch jetzt: Außer „Hallo.“, „Wie geht’s?“, und „Was machst du so?“ war nicht mehr viel Schriftverkehr zwischen beiden unterwegs. Selbst die beste Freundschaft hält nicht ewig: Das musste auch Cat einsehen. „Muss jetzt off, Bye, Hab dich lieb ©“, schrieb sie Taylor und hoffte auf eine positive Antwort. Sie verließ den Chat und legte sich zurück aufs Bett. Sie hatte Taylor lieb – Unglaublich lieb sogar. Aber anscheinend war Taylor anderer Auffassung. Die Tür öffnete sich leise. Cat’s Mutter schaute zur Tür herein. „Cat?? Packst du deine Sachen?“ Ach verdammt! Das Packen hatte Cat vergessen. „Jop, mach ich.“ Die Tür schloss sich wieder und Cat steuerte auf die Holzkommode zu. Sie zog eine kleine Tasche aus dem Schrank und legte sie auf das Bett. Wieder ging sie zurück zu ihrer Kommode die vor einer dunkelroten Wand stand. ‚Mein Gott, das werden die längsten 4 Wochen meines Lebens‘, dachte Cat und starrte auf das Bild welches sie in ihrer Hand hielt. Es war ein Bild von Taylor. Sie stellte das Bild zurück und widmete sich ihren Klamotten die sie über die Ferien mit nehmen würde. Raus aus dem tristen Stadtleben, rein ins Land! Cat und ihre Familie wollten alle gemeinsam für 4 Wochen nach Craig Falls, Schottland um dort sich vom Stadtleben zu erholen. Stapelweise Klamotten stapelten sich auf dem Bett von Cat. Auch die Tasche füllte sich zusehens. Nach einer halben Stunde stand auch Cat’s Tasche gepackt neben ihrer Zimmertür. Müde schlich Cat ins Bad. Gähnend strich sie sich ihre Haare aus dem Gesicht und griff nach der Zahnbürste, die im Spiegelschrank lag. ‚Zum Henker mit der Zahnpasta‘, dachte Cat und starrte auf die restlos leere Zahnpastatube in ihrer Hand. Cat durchsuchte sämtliche Schränke auf der Suche nach neuer Zahnpasta. Suche erfolgreich! „Catlyn?“ Cat’s Stiefvater öffnete die Tür. „Gehst du auch bald ins Bett, denk daran wir müssen morgen früh raus und…“ „Ja John“, antwortete Cat genervt. „Himmel“, murmelte Cat und regte sich über Jonathan, ihren Stiefvater auf. Wie konnte ihre Mutter nur so einen Besen heiraten? Mit einem lauten Prasseln kündigte sich ein leichter Regenschauer an. Cat schaute kurz nach draußen in die finstere Sommernacht bevor sie die Zahnbürste zurück in den Spiegelschrank stellte, zurück in ihr Zimmer ging und dann endlich den verdienten Schlaf fand.
„Catlyn?“ Schlaftrunken öffnete Cat ihre Augen. Wo war sie? Müde rappelte sie sich auf. Sie lag im Auto auf den Rücksitzen. Um sie herum Koffer und Taschen. „Schatz, du hast heute Nacht so tief geschlafen dass wir dich schlafend ins Auto gelegt haben.“ Cat starrte erschrocken aus dem Fenster. Sie und ihre Familie standen auf einem kleinen Rastplatz mitten in der schottischen Pampa. „Wir sind bald da.“ Cat’s Mutter sah sich um. Dann wendete sie sich wieder Cat zu: „Schlafruhig noch wenn du müde bist. Wir sind ungefähr in 2 Stunden in Craig Falls. Schlaf schön Schatz.“ Cat’s Mutter schloss die Tür und setzte sich zurück auf den Beifahrersitz. Cat setzte sich hin. Die Umgebung war wunderschön. Grüne Wiesen, überall Natur.
2 Stunden später.
„Livie, wo ist der Schlüssel“, fragte Jonathan. „In meiner Tasche..“ Maggie, Cat’s Mutter, war schon ausgestiegen. Vollkommen fasziniert starrte sie auf das alte Fachwerkhaus in dem sie die nächsten Wochen wohnen würden. Es war so unscheinbar. Schwarze Holzbalken zierten dessen Außenfassade. Neben dem alten Haus stand eine ebenso alte und verwitterte Scheune. Jonathan legte behutsam seine Hand auf Maggie’s Schulter: „Das ist unser Haus“, flüsterte Jonathan ebenfalls in den Bann des Hauses gezogen. Als Jonathan und Maggie sich aus ihrer Umarmung gelöst hatten, schloss John (Jonathans Spitzname) die Tür auf. Jeder Schritt auf dem uralten Holzparkett im Flur knarrte gespenstisch. Maggie öffnete die erste Tür – Sie führte in die Küche. Alles war im alten Bauernstil der 60’er Jahre gehalten. John stieß einen stummen Schrei der Begeisterung aus. Er liebte diesen alten gottverdammten Stil der 60’er. Maggie war in zwischen in den nächsten Raum gegangen – Ins Wohnzimmer. Es war renovierungsbedürftig. John kam hinterher. „Wir müssen noch renovieren?“ John sah entsetzt zu Maggie. „Ich dachte wir machen Urlaub?!“
„Ja, mein Schatz.. Aber nun gut. Es gab nichts Besseres in dieser Gegend. So versteh doch..
Lilli, die nette Nachbarin von Gegenüber…“ ‚Hier gibt es auch Nachbarn‘, dachte Cat und sah aus dem Küchenfenster – Weit und breit nur 2 Häuser. Das ist Landleben!
„… hat mir angeboten, dass ihr Sohn beim Renovieren hilft. Lilli ist übrigens auch Deutsche. Wie hieß ihr Bursche nochmal??“ Maggie überlegte angestrengt. „Achja, Eric hieß der Junge. Is’n bisschen älter als Cat. Glaub 16 oder so. Lilli hat uns freundlicher Weise heute Abend zum Essen eingeladen. Heute hat ja kein Laden mehr offen“, sprudelte es aus Maggie. So ein Mitteilungsbedürfnis hatte Cat bei ihr noch nie erlebt. „Wann sollen wir da sein?“ John war anzusehen dass ihm förmlich das Wasser im Mund zusammen lief. Maggie überlegte erneut: „Sie sagte glaub ich um.. Richtig um 7. Ja um 7. Genau.“
„Catlyn! Komm mal her“, rief John. John wusste anscheinend immer noch nicht dass Cat es hasste mit ihrem richtigen Namen gerufen zu werden. Und anscheinend war er zu dumm um zu bemerken dass man durch den Durchgang in der Küche zum Wohnzimmer, perfekt zu hören konnte.
„Du brauchst nicht so zu schreien – Ich stehe fast neben dir“, bemerkte Cat genervt.
„Ja jedenfalls.. Wir sind heute Abend zum Essen eingeladen.“
„Ich weiß.“
„Achja man kann ja mithören von der Küche aus. Entschuldige bitte“, lächelte John unschuldig. Cat lächelte gedrungen zurück. John war zwar ein hirnloser Besen aber in manchen Situationen war er ja doch ein netter Kerl.
„Schon okay“, gab Cat zurück und machte sich auf nach oben.
Die Dielen im oberen Flur knarrten nicht weniger als die im unteren Flur. Nur wenige Türen befanden sich im Flur. Doch eine Tür fiel Cat besonders auf. Sie schien ausgewechselt worden zu sein. Sie war aus dunklem Kirschholz und der goldene Türgriff glänzte in der Nachmittagssonne – Wie frisch poliert eben. Cat drückte sie vorsichtig herunter. Die Türe war verschlossen. ‚Zu schade‘, dachte Cat. Ein kühler Luftzug zog durch den Flur. ‚Seltsam, solch eine Hundskälte Mitte Juli…‘ Cat ging zur nächsten Tür. Sie war wie die anderen Türen (bis auf die seltsame Tür) aus altem mittelbraunem Holz. Der Türgriff sah unpoliert aus und blitzte matt golden. Wieder versuchte Cat vorsichtig die Türe aufzumachen. Und diesmal mit Erfolg. Sie führte in das alte Bad. Das Bad schien leer. Außer einer Toilette, einer alten Badewanne (die sehr verstaubt war) und einem Waschbecken mit dazugehörigem Unterschrank befand sich nicht viel in dem kleinen Raum, dessen Wände weiß verputzt waren. Der Boden war, wie im Flur, mit graubraunen Holzdielen ausgelegt. Mit dem Zeigefinger wischte Cat über den Badewannenrand. „So ein Mist, überall Staub“, murmelte sie und tat das Gleiche beim Spülkasten der Toilette und bei dem alten Unterschrank. Von außen war ein Knarren zu hören. Es war der Flurboden. Cat schreckte hoch. Neugierig trat sie zur Schwelle von Flur zu Bad. John sah sich um. Auch ihm schien die seltsame Tür aufgefallen zu sein. Er tat es Cat gleich und prüfte ebenfalls ob die Tür offen war. Er erschreckte als er Cat auf der Türschwelle sah. „Da bist du ja“, sagte er und versuchte weiterhin sich Zutritt, zu dem was hinter der Tür war, zu verschaffen. Cat trat hinaus auf den Flur und schaute durch die nächste Tür. Es schien eine Art Bibliothek zu sein. An den Wänden waren mehrere Bücherregale aufgereiht. An der Fensterseite stand ein dunkelgrünes, wie neu wirkendes Sofa. Cat trat näher an das Sofa. Vor dem Sofa lag ein Webteppich. Kein Teurer – Es war so einer wie man auch im Möbeldiscounter kaufen konnte. Aber er wirkte wunderschön auf dem dunklen Parkett mit Windmühlenmuster. Gegenüber dem Sofa stand ein Kamin. Er schien schon älter zu sein.
„Er entstand etwa Ende des 19. Jahrhunderts.“ Cat wirbelte herum. „Hast du dich sehr erschreckt?“ Vor Cat stand eine etwa 40-jährige Frau mit pechschwarzen Haaren. Ihr Gesicht war kantig und verbraucht. Ihre Augen glänzten hellgrau. Der Nasenrücken war glatt und ihre Nasenspitze war schön abgerundet. „Ich sollte mich vielleicht erstmal vorstellen. Ich bin Margarete. Margarete Schönhall. Ich bin die Vermieterin von eurem Haus. Ich wollte mal Hallo sagen. Als ich unten keinen gefunden habe, bin ich nach oben und in die nächst offene Tür. Du musst Catlyn, Maggie’s Tochter sein.“
„Woher wissen sie das“, fragte Cat erstaunt. Woher wusste sie das nur?
Margarete lachte: „Deine Mutter hat mir von dir erzählt. Außerdem siehst du deiner Mutter sehr ähnlich.“ Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Vieles hatte Cat von ihrer Mutter. Die blauen Augen, ihre Stupsnase und noch viel mehr. „Nun denn“, fuhr Margarete fort, „Wo ist denn deine Mutter?“
„Keine Ahnung. Vielleicht im Bade- oder Schlafzimmer.“
„Okay ich werde nachsehen.“
„Moment, eine Frage hab ich da noch. Wohin führt die seltsame Tür im Flur? Und warum ist sie zugeschlossen?“ Margaretes Blick wirkte fahl: „Kind, es gibt vieles was du vielleicht nicht wissen solltest“, sagte sie streng, „Halt dich aus solchen Sachen raus.“ Damit beendete sie das Gespräch und verließ mit eiligen Schritten die Bibliothek. „Was für’n Frauenzimmer..“
Cat‘s Blick wanderte nun zu dem Bücherregal das links vom Kamin stand. Mit dem Finger fuhr sie über die vielen Buchrücken. Ihr Blick blieb an einem Buch mit dunkellila Einband hängen. Der Einband war weich und aus Seide. Sie zog das Buch aus dem Bücherregal und setzte sich damit auf das Sofa gegenüber des Kamins.
Cat schlug vorsichtig den Einband des Buchs auf. Die ersten 2 Seiten waren komplett weiß. Auf der 3. Seite stand etwas in verschnörkelter Schrift. Cat versuchte die Schrift zu entschlüsseln, doch es erwies sich als unmöglich.
Einige tiefe Gongschläge erhellten die Bibliothek. Cat schreckte hoch. Ihr Blick wanderte von einer Ecke in die nächste. Bis sie den Übeltäter entdeckte – Eine alte Standuhr. Auch sehr alt. So wie der Rest des Hauses. Die seltsame Tür ausgeschlossen. Es war 17:30 Uhr. Aus der Ferne war das Klingeln eines Handys zu vernehmen.
Einige Minuten später. „Cat?! CAT!!!“ Maggie… „Wo bist du denn Schätzchen?“ – „Hier“, seufzte Cat. Aus der Traum von ein bisschen Ruhe. Cat stolperte fast über die Türschwelle, so schnell war sie unterwegs. „Schätzchen?“ – „Es hat sich ausgeschätzchend“, knurrte Cat. Sie hasste es wenn ihre Mutter sie so nannte. Immerhin war sie ja schon 14 und keine 2 mehr. „Ja dann halt Cat. Ziehst du dich jetzt um?“
„Jetzt“, fragte Cat.
Maggie lachte: „Aber Cat, es ist doch schon halb 7!“
Noch einmal schaute Cat auf die Standuhr hinter der Zimmertür. Maggie tat es ihr gleich. „Oh die Uhr geht ja falsch. Am besten wir fragen nachher mal Hans. Hans ist Lilli’s Mann. Er ist ein Uhrmacher. Vielleicht ist dir ja die Uhrmacherwerkstatt auf unserer Herfahrt aufgefallen, am Ortsanfang. Weißt du noch?“
„Hmm…“, Cat überlegte, „ Kann sein…“
Maggie verließ die Bibliothek wieder. Kurz nachdem sie über die Schwelle zum Flur getreten war machte sie auf dem Absatz kehrt und starrte jetzt beeindruckt in die Bibliothek. Wieder kam sie hereinspaziert. „Es… Es.. ist wunderschön hier…“, stotterte sie. Ihr schienen die Worte zu fehlen. Maggie war Bibliothekarin in der örtlichen Bücherei in Cat’s Wohnort. „Das wird mein Zimmer“, sagte sie immer noch sichtlich in den Bann des Raumes gezogen.
„Was meinst du Cat? Ist der Raum nicht schön“, fragte Maggie, um sich darin bestätigt zu fühlen, dass sie das wohl schönste Zimmer im ganzen Haus ihr Eigen nennen durfte. Zumindest über die Urlaubszeit. Cat hatte das lilafarbene Buch hinter ihrem Rücken versteckt. Jeder von Maggie’s Schritten wirbelte ein wenig Staub vom Boden auf, wie man. Sonnenschein fiel durch die trüben Fenster des Raumes. „Putzlappen und Allzweckreiniger wären hier auf jeden Fall nicht fehl am Platz“, lachte Maggie. Innerlich plante sie schon die weitere Verwendung von ihrer neuen Errungenschaft. Cat versteckte das Buch in ihren Klamotten, ganz nah am Körper und verschwand. Im Flur waren nur noch zwei weitere Türen. Eine stand offen – Das war also das Schlafzimmer von Maggie und John. Die andere Tür lag gegenüber dem Schlafzimmer. Mit leisen und vorsichtigen Schritten schlich Cat zur Tür. John fluchte über den schlechten Zustand des Schlafzimmers.
„Maggie“, rief John.
„Ja“, hallte es aus der Bibliothek.
„Das musst du dir ansehen! Komm her!“
Maggie verließ den Raum und ging zu John ins Schlafzimmer. Cat kümmerte sich nicht weiter um die beiden und betätigte äußerst zaghaft die Türklinke von ihrem neuen Reich. Mit einem Quietschen schob Cat die Tür auf. Zwei Fenster gab es in diesem Raum. Eines über dem Bett das andere über dem Schreibtisch. Cat’s Zimmer war relativ spärlich eingerichtet. Aber besser als die anderen Zimmer. Das Bett stand direkt neben der Wand. Gegenüber des Bettes, besser gesagt gegenüber des Fußendes hing ein großer Wandspiegel. Vor diesem Spiegel stand ein kleiner Holztisch. Der Spiegel war ein ganz einfacher, normaler Spiegel. Der Tisch war mit aufwendigen schwarzen Blumen verziert. Links des Kopfendes vom Bett standen ein Sessel und eine kleine leere Kommode. Wahrscheinlich für Klamotten oder ähnliches. Cat legte das Buch in eine Schublade des alten Schreibtischs und nahm die Sachen aus ihrem Koffer, der ihr schon hochgebracht wurde. Sie entschied sich für einen langen weißen Rock und ein dunkellilanes Schlabber-T-Shirt. Dazu trug sie ihre Bambusflip-flops.
Eine halbe Stunde später standen Maggie, Cat und John vor der Tür von Lilli’s Haus. Maggie lief die Empore zur Tür hinauf um nach einem kurzen Betätigen der Türklingel, die Empore wieder hinab zulaufen. Einige Sekunden dauerte es bis ein alter Mann die Tür öffnete.
„Wer da?“ Demnach zu urteilen schien er schwerhörig.
„Hallo, ich bin Maggie. Das ist meine Tochter Catlyn und mein Lebensgefährte Jonathan. Wir sind bei Mrs. Lindner zum Abendessen eingeladen. Ist sie nicht zu Hause?“
„Mhm.. Soso… Besuch also, ja?“
„Ja“, lächelte Maggie.
„Mhm…“, wieder überlegte er, „Nun gut. Kommen sie herein.“ Der alte Mann rollte mit seinem Rollstuhl voraus. Er schien um die 80 zu sein. Der lange Flur war mit Holzpanelen getäfelt. Plötzlich blieb der Mann, dessen Name noch unbekannt war, vor einer Tür stehen. Ein aus Ton gemachtes Namensschild hing an der Tür. Es schien die Wohnung von Lilli zu sein. Der Mann klopfte an die Tür. Eine braunhaarige Frau öffnete die Tür. Ihre Augen leuchteten dunkelbraun. Das Gesicht sah aus wie das eines Engels – So wunderhübsch war sie.
„Danke Hannibal“, bedankte die Frau sich bei dem alten Mann, der nun zufrieden um die nächste Flurecke bog. Nun wussten sie den Name: Hannibal.
„Hallo Maggie“, fiel Lilli Maggie in die Arme, als ob es Schwestern wären, die sich Jahre lang nicht gesehen hätten. Maggie erwiderte diesen Zug.
„Darf ich vorstellen? Das ist John, mein Lebensgefährte.“
„Tag“, brummelte John.
„Und das ist Catlyn, meine Tochter. Aber nenn sie ruhig Cat“, lächelte Maggie.
Cat lächelte kurz und aufgesetzt.
„Nun denn. Wie alt bist du denn, Cat“, fragte Maggie. Die Absicht dieser Frage war absehbar.
„Ich? Ich bin 14, bald 15.“
„Ah gut“, zwinkerte Lilli zu Maggie. Maggie grinste. Cat verdrehte die Augen und schüttelte fast unmerklich den Kopf, da sie schon längst im Verdacht hatte, was hier vor sich ging. Lilli bat die drei herein und führte sie ins Esszimmer, dessen Tisch schon gedeckt war. Zaghaft nahmen Cat und die restlichen 2 Platz. „Essen kommt gleich“, rief Lilli ihnen aus der Küche aus zu. Neben ihr stand ein etwas älterer Junge. Seine Haare waren hellbraun mit blondierten Strähnchen, seine Augen waren wie Lilli’s – Dunkelbraun. Es musste also Eric sein.
„Setz dich doch schon mal, Kindchen“, hörte Cat Lilli zu Eric sagen. Neben Cat waren zwei Plätze frei. Eric steuerte auf den Platz neben Cat zu. Nun wurde ihr heiß und kalt. Er setzte sich – Herzorgasmus.
„Hey, ich bin Eric“, brummte er.
„Ja hallo. Ich bin Cat.“
Das Abendessen wurde serviert und es wurde geredet! Cat und Eric verstanden sich äußerst gut. Nach dem Essen fragte Eric: „Ähm also wenn du willst könnten, ähm… Wir mal zusammen weggehen oder so.“
„Mjoa.“
„Cat, wir gehen. Kommst du?“ Bestimmend standen Maggie und John vor Cat.
„Okay Mum. Tschüss Eric. Wir sehen uns bestimmt bald, oder?“
„Klar.“
„Okay, tschüss.“
Noch lange in der Nacht dachte Cat an Eric. Er sah so hübsch aus wie seine Mutter.
„CATLYN“, drang es aus der Küche. Cat war gestern Nacht erst spät eingeschlafen. Verschlafen starrte sie auf den Display ihres Digitalweckers: 11:24 Uhr. ‚Was so spät schon?’ dachte Cat. Sie sprang aus dem Bett und schlüpfte in ihre Pantoffeln. Das sie nur BH und Unterhose trug war ihr egal – Bis sie Eric im Wohnzimmer beim verputzen der Wände sah. Er drehte sich um: „Hallo Cat! Äh… Willst du nicht mal anziehen“, kicherte er.
„Ähm ja“, lachte Cat und rannte die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf um sich anzuziehen. Als sie sich ihre Klamotten aus dem Koffer genommen hatte und sich wieder aufrecht hinstellen wollte, geriet sie ins Taumeln. Sie flog gegen den Schreibtisch der neben ihr stand. Eine Schublade flog auf. Es war die Schublade in der das lilafarbene Buch lag. Cat überlegte kurz, bis sie die Schublade wieder zu schob. Nun setzte sie ihr Vorhaben, sich anzuziehen fort. Als sie 5 Minuten später im Wohnzimmer stand, war niemand zu sehen. Sie lief in die Küche. Auf dem Küchentisch standen ein Kasten Wasser und ein Korb, der mit einem Brötchen gefüllt war. Daneben lag ein Zettel: „Iss ruhig Schätzchen. Liebe Grüße, Maggie Y“ Cat nahm sich das Brötchen und lief weiter durchs Haus. Die Hintertüre stand offen. Cat trat raus in den Garten, der wunderschön war! Cat hatte das Zimmer mit Gartenblick, aus dem Fenster gesehen hat sie allerdings noch nie. Der Garten war dicht bewachsen mit bunten Blumen, ein kleiner Pavillon stand am Rande der großen Rasenfläche. Menschen saßen im Pavillon. Es waren John und Eric. Eric lächelte als er sah das Cat auf sie zukam.
„Guten Morgen“, lachte John. Cat lachte auch. Erics hellbraun-blondiertes Haar glänzte in der Sonne.
„Arbeitet ihr nicht mehr im Wohnzimmer“, fragte Cat erstaunt.
„Doch doch“, sagte Eric. „Es ist halb 12 – Mittagspause.“
„Okay wenn ihr meint.“
„Cat, was hältst du davon wenn wir heute was bestellen? Ich hab meine Spendierhosen an“, giggelte er.
Cat lachte: „Ja gerne. Du John sag mal: Wo ist denn Mama?“
„Äh so weit ich weiß ist sie in der Bibliothek und liest sich durch die Bücher die da oben verstaubt sind. Warum?“
„Ist unwichtig“, zwinkerte Cat und lief zurück nach oben in ihr Zimmer. Sie nahm das Buch aus der Schublade und setzte sich aufs Bett.
Wieder schlug sie die erste Seite des Buches auf, bis es an der Tür klopfte. Genervt schlurfte Cat zur Tür.
„Wer is da?“
„Ich bin es, Eric.“
„Äh.. Hey. Was machst du hier? Wolltet ihr nicht arbeiten?“
„Ja normal schon aber.. Naja. Uns ist der Putz ausgegangen. Und wir können erst morgen weiter machen. Ich fragte den Freund deiner Mutter ob ich noch irgendwas helfen könnte. Er meinte dass unsere Arbeit heute beendet ist und ich, wenn ich Lust hätte n bisschen zu dir gehen sollte. So und hier bin ich“, lächelte er.
„Ah cool“, grinste Cat und bat Eric herein zu kommen. Eric sah sich um.
„Ich habe in diesem Zimmer früher oft gespielt“, sagte er verträumt. Cat setzte ihren Erzähl-mehr-Blick auf.
„Du musst wissen, Cat, das Haus stand bis ihr gekommen seid leer. Vor 15 Jahren war hier zum letzten Mal ein Gast in diesem Haus. Für uns Dorfkinder war sowas natürlich enorm klasse. Ich war oft mit meinen Kumpels hier und hab verstecken gespielt. Dieses Zimmer hab ich geliebt…“
„Und warum stand es leer“, hakte Cat nach.
„Ich weiß es nicht. Niemand aus dem Dorf spricht über das was hier passiert ist.“
„Mhm..“
„Was ist das da auf deinem Bett?“ Eric lief auf das lila Album zu. Er ließ sich auf Cat’s Bett plumpsen und schlug das Buch auf. Cat setzte sich neben ihn.
„Das ist ja ein Fotoalbum. Woher hast du es“, fragte Eric und sah sich gedankenversunken die Bilder an.
„Ich hab es in der Bibliothek gefunden.“
„Bibliothek“, fragte Eric. „Ist es das Zimmer gegenüber vom Bad?“
„Ja.“
„Das war das einzigste Zimmer das abgeschlossen war. Niemand traute sich in das Zimmer. Damals gab es noch nicht so viele pöbelnde Jugendliche wie heute, Cat. Vorallendingen nicht in so einem Dorf wie Craig Falls. Hier hatten die alten ihre Kinder noch im Griff. Heute sind wir rebellischer geworden. Damals waren wir vielleicht 7 oder 8. Maximal 9. Zwar waren wir, zumindest ich, ziemlich unverschämt, aber soweit wären wir niemals gegangen. Heute siehts schon anders aus: Wir saufen, kiffen und rauchen was das Zeug hält. Wir sind nun mal keine kleinen 8-jährigen – Wir sind 16, teilweise 17.“
„Hmm.. Versteh ich. Hat Craig Falls auch ein Archiv oder so?“
„Ähm… Soweit ich weiß… Ich denke schon.“
„Müsste nicht auch was darüber, was hier war in der Zeitung stehen?“
„Eigentlich schon.“
„Ich kann ja morgen mal im Archiv nachsehen.“
„Liebend gerne, Cat. Aber dazu brauchst du einen Schülerzeitungs- oder Bibliothekarenausweis. Ich kann dir meinen geben. Er ist zwar gefälscht aber, die Tante am Eingang sieht ziemlich schlecht, was es mir ziemlich einfach macht, ins Archiv zu kommen.“
„Wundervoll! Kommst du mit morgen früh?“
„Geht nicht. Ich muss meinem Opa dabei helfen seine Küche zu streichen.“ Er strich sich eine Haarsträhne von seiner Stirn. You do it“, zwinkerte er. Cat verzog ihre Mine zu einem Grinsen. Eric blätterte weiter durch das Album, dass Cat in der Bibliothek gefunden hatte.
„Wer ist das“, fragte Cat und stoppte das Blättern der Seiten. Auf der Seite war ein wunderschönes Mädchen. Etwa 15 Jahre. Es hatte dunkelbraune Haare und hellblaue Augen. In ein weißes Kleid gehüllt saß sie auf einem kleinen Hocker. Cat sah sich im Raum um. In einer Ecke erblickte sie einen kleinen Hocker. Es war der Hocker auf dem Bild.
„Sie ist wunderschön“, seufzte Cat.
Eric sah Cat tief in die Augen: „Sie sieht genauso aus wie du…“ Cat genierte sich.
„Ach quatsch. Das Bild muss in meinem Zimmer entstanden sein.“ Cat starrte zum Spiegel. Ein Klingeln ertönte – Es war Erics Handy.
„Ja Mama?“
„Jetzt schon?“
„Okay ich komme.“
Cat legte den Kopf schief: „Ähm… Wer war das?“
„Meine Mutter. Sie hat Mittagessen gekocht. Willst du mit zu mir kommen?“
„Mhm… Okay. Ich frag noch schnell meine Mutter, ja? Warte noch kurz!“
Eric schlug das Fotoalbum zu und erhob sich in die Höhe. Cat tat es ebenfalls und stolperte die Holztreppe herunter.
KRRRRKKK!!
Eine Treppenstufe gab unter Cat’s Schritten nach.
„Mum! John“, rief Cat vollkommen in Panik. Eric stürzte aus Cat’s Zimmer und staunte nicht schlecht als er sah, das Cat mit einem Bein in der Treppe „steckte“.
„Alles okay“, fragte er besorgt. Er half Cat wieder aus der Treppe zu kommen und setzte sich mit ihr auf den unteren Treppenabsatz. Kritisch betrachtete er ihr Bein.
„Du hast ein paar Splitter im Bein… Warte hier. Ich hole einen Verband für deine Schürfwunde“, meinte Eric und verschwand in der Küche. Nach wenigen Augenblicken kehrte er mit einem Verbandskoffer zurück. Er zog leichthändig eine Binde und eine Wundauflage aus dem Koffer und verband äußerst geschickt Cat’s Fußgelenk, das durch die „Sturz“ rundherum einige Blessuren mit sich trug.
„Kannst du laufen“, fragte Eric.
„Ja geht schon.“
„Ich fahre dich nochmal ins Krankenhaus. Ich kenn mich nicht so mit Splittern im Bein aus“, zwinkerte er und half Cat auf die Beine. Cat und Eric gingen gemeinsam hinaus in den Garten zu Maggie und John.
„Kind“, hörten sie Maggie von weitem rufen. Als sie über den Rasen zu den beiden gerannt war, musterte sie erstmal Cat’s Fußgelenk und Erics Hände, an denen ein bisschen Blut klebte.
„Was war den bei euch los?“
„Eine Treppenstufe war morsch und Cat ist rein gestürzt. Sie hat rund um ihr Fußgelenk eine Schürfwunde und mehrere Splitter in ihrem Bein. Ich werde nachher nochmal ins Krankenhaus mit ihr Fahren. Wenn das okay ist?“
„Ja darfst du.“ Noch einmal musterte Maggie fachmännisch den Verband.
„Ziemlich professionell, Bürschchen“, lobte sie, „Gut gemacht!“ Eric grinste leicht verschmitzt.
„Mum, ich geh zu Eric zum Mittagessen. Wenn ihr nix dagegen hab?!“
„Geh nur“, lachte Maggie und zwinkerte Cat noch einmal eindeutigst zu. Cat schenkte dem keinerlei Beachtung. Eric stützte Cat bis sie beim Auto von Erics Mutter waren.
„Du darfst schon Auto fahren?“
„Ähm… Eigentlich nicht. Aber mein Vater kennt jemanden bei der nächst gelegenen Fahrschule und außerdem werde ich ja nächste Woche 17.“
„Cool, ich werde morgen erst 15…“
„Morgen“, fragte Eric erstaunt.
„Ja“, lachte Cat.
Eric half Cat vorsichtig ins Auto zu kommen. Als Cat sicher im Auto saß, setzte sich auch Eric ans Steuer. Er startete den Wagen und machte sich auf in die nächste Stadt.
„Wann wirst du 17?“
„Am 24. Juli. Also nächste Woche Donnerstag.“
„Und gibt’s da ne große Party“, lachte Cat.
„Naja, nicht wirklich. N paar Kumpels kommen.“ Cat hatte eigentlich eine Einladung erwartet. Als die Splitter endlich raus waren und Eric und Cat endlich was gegessen hatten, war es bereits Abend. Dreieinhalb Stunden hatten sie in der Notaufnahme gewartet.
„Soll ich noch zu dir nach Hause kommen“, fragte Eric erwartungsvoll.
„Meinetwegen.“
Gemeinsam liefen sie durch den Sommerabend. Noch traute sich keiner der beiden die Hand des anderen zu berühren. Nachdem sie mindestens 20 Minuten an der Landstraße entlang gelaufen waren.
Fireshadow Hier möchte ich nochmal bemerken: Das is noch nich ganz fertig ^^ |