Fantasy & Horror
Halloween (verlorene Seelen)

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"Halloween (verlorene Seelen)"
Veröffentlicht am 31. Oktober 2009, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Marc_Hartkamp@twitter.com
Halloween (verlorene Seelen)

Halloween (verlorene Seelen)

Halloween (verlorene Seelen)

 

Mein Name ist Joel, und ich denke heute ist der richtige Zeitpunkt, um über meine Begabung, Talent oder wie immer man es beschreiben möchte zu sprechen. Ob diese Gabe nun einen Fluch, oder einen Segen darstellt kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur erzählen was ich sehe, an diesem Abend im Jahr.

 

 Ein wunderschöner Herbsttag endet. Die Sonne zieht sich langsam zurück und lässt den Horizont blutend erscheinen. Ein eisiger Wind weht, welcher mit dem am Boden liegenden Herbstlaub zu spielen scheint. Dann zieht der Wind weiter durch unseren Ort. Er streicht durch die gespenstisch geschmückten Vorgärten, spielt mit den Kerzenflammen in ausgehöhlten Kürbissen, die als stumme, grinsende Wächter vor den Haustüren stehen, um die Lebenden vor den bösen, herumirrenden Seelen zu schützen, die heute Nacht ihr Unwesen treiben werden. Ich spreche nicht von den verkleideten Kindern, die als Gespenster, Hexen oder ähnlichen Gestalten durch die Stadt ziehen um Bonbons zu sammeln oder Streiche zu spielen. Ich spreche von der grausamen, ungeschminkten Realität, die sich jedes Jahr am 31. Oktober in unserer Stadt, und auf der restlichen Welt, wie ich wohl glaube, abspielt. Die Nacht der Geister und Dämonen, alles ist wahr. Ich besitze die Gabe, diese Wesen wahrzunehmen, die am Vorabend zu Allerheiligen mitten unter uns umherwandeln. Während des fröhlichen Halloween Festes, wie wir es seit jeher kennen, beginnt der Spießrutenlauf der Seelen erneut.

Kaum ist die Sonne am Horizont verschwunden, sammeln sich die ersten Dämonen im Ort.

Ekelerregende Kreaturen, dessen Köpfe komplett aus Zähnen zu bestehen scheinen, reihen sich am Rande der Straße auf. Sie bilden eine Art Begrenzung für das kommende Geschehen. Aus ihren Mäulern tropft Schleim aus Vorfreude auf dieses Ereignis. Riesige, fliegende Wesen kreisen wie Geier am Himmel. Einige von ihnen landen auf den Straßenlaternen und beobachten von dort aus das Zeremoniell. Die Augen zu schlitzen verzogen, blicken sie aufgeregt umher. Sie nehmen jedoch, glücklicherweise, das unbesorgte Treiben der Lebenden um sie herum nicht wahr. Kostümierte Kinder ziehen von Haus zu Haus und vollziehen ihr alljährliches Ritual, sorglos und ungestört. Wo sich versehentlich die Körper der Dämonen mit denen der Lebenden schneiden, funkelt kurzzeitig ein grünliches Licht auf, von dem aber beide Dimensionen keine Notiz nehmen.

Plötzlich benehmen sich die Kreaturen sichtlich nervöser. Ihre sehnigen, muskulösen Körper beginnen zu pulsieren. Sie recken ihre Hälse empor, öffnen ihre Furchterregenden Mäuler und beginnen zu kreischen. Zwei dieser Berserker geraten dabei dermaßen in Rage, das sie beginnen sich gegenseitig zu bekämpfen. Der Körperlich stärkere beendet diesen Kampf rasch, indem er dem schwächeren schlichtweg das Gesicht wegbeisst. Die geflügelten Jäger spreizen ihre Schwingen als eine Art Willkommensgruß für das nun beginnende Ritual.

Am Ende der Straße erscheint eine gigantische Gestalt. Der Koloss verbirgt seinen Körper unter einem schwarzen Gewand, welches allein den Blick auf zwei monströse Klauen freigibt. Unter der Kapuze seiner Kutte zeigt sich, anstelle eines Gesichtes, ein funkelndes, rotes Licht, welches kleinen Explosionen gleicht. Der Riese spreizt die Arme und lässt einen voluminösen, gutturalen Laut ertönen, der prompt alle versammelten Dämonen verstummen lässt. Zu seinen Flanken bilden sich nun zwei Portale. Aus dem Einen züngeln quellende Flammen heraus, hinter denen sich schemenhaft zahllose Gesichter zeigen, die qualvoll schreiend versuchen aus dieser Hölle zu entkommen, doch von einer unbekannten Macht zurückgerissen werden. Aus dem zweiten Tor schimmert lediglich ein blaues, phosphoreszierendes Licht. Ein Blick in dieses Licht genügt, um alles um sich herum zu vergessen. Sämtliche Freuden, Wonnen und Fleischeslust scheinen darin verborgen zu sein, so scheint es mir. Ich möchte auf dieses Licht zugehen und hineintauchen. Es suggeriert mir Geborgenheit und Glück, doch es wäre für mich vergebens dorthin zu gehen, denn ich weile unter den Lebenden.

Ein elektrisiertes Summen, reißt mich aus meiner Phantasterei und lässt meinen Körper vibrieren. Blitze zucken auf und dort wo sie sich berühren, beginnt sich ein kreisrundes, energiegeladenes Gebilde zu formen, das allmählich die Form eines weiteren Tores annimmt in dem ein spektral, fluoreszierendes Chaos herrscht. Nach einiger Zeit, beruhigt sich dieses leuchtende Durcheinander langsam und ich erkenne im Inneren seiner Öffnung etliche Gestalten, die sich aufreihen und schließlich nacheinander heraustreten. Ich blicke in angsterfüllte, verschreckte und gedemütigte Gesichter Verstorbener, die nun ihren letzten Gang antreten müssen. Hunderte von ihnen werden wie Schlachtvieh, in Richtung des Todesfürsten getrieben, der riesenhaft und bedrohlich zwischen den beiden Portalen weilt.

Ob männlich oder weiblich, Kind oder Erwachsener, ausnahmslos gehen sie ihrem Schicksal entgegen. Der Todesengel wird ein letztes Mal über ihre Seelen richten. Einige dieser Geistwesen versuchen aus Verzweifelung und Panik die Kolonne zu verlassen um zu fliehen, doch diese törichten Versuche bleiben chancenlos. Die Berserker packen erbarmungslos zu, beißen den Flüchtlingen die Köpfe ab oder reißen sie in Stücke. Wie tollwütige Hunde fallen die Dämonen über die Ausbrecher her und geraten in einen wahren Blutrausch. Körperteile und Gedärme fliegen zu allen Seiten umher und das Blut fließt in Strömen. Schließlich wagt es keiner der ehemals Lebenden mehr, aus der Reihe zu treten.

Der schwarze Richter nimmt sie nun Einen nach dem Anderen in Empfang und ein Blick in ihre Seelen genügt um die Sünden zu erkennen, welche sie, Zeit ihres Lebens begangen haben. Jedoch erkennt er auch die Guten unter ihnen. Das, so glaube ich, scheint sein Auftrag zu sein. Er selektiert die schuldlosen Geister heraus, und allein ihnen ist es nun erlaubt in das heilende, erlösende Licht zu gehen und ewige Ruhe zu finden, wohin dieser Weg auch immer führen mag. All die Anderen werden jetzt für ihre Sünden büßen, und ihr letzter Weg führt in das Feuertor. Sie bitten und flehen um Gnade, doch das bleibt ungehört. Wer sich weigert, wird von den dämonischen Helfern gefasst und unbarmherzig in das Feuer geworfen. Ihre Schreie hallen durch den Ort, doch Niemand hört sie. Da gehen sie ihrer gerechten Strafe entgegen, die Schänder, Mörder und Vergewaltiger. Und allein ich bin Zeuge ihres Unterganges, was mir auf eine Art eine gewisse Befriedigung bereitet diese Sünder bestraft zu wissen. Das also, spielt sich alljährlich mitten unter uns ab, während wir Lebenden unser Halloweenfest zelebrieren oder ahnungslos unserem Tagewerk nachgehen. Gegen Mitternacht ist das Werk schließlich vollbracht, und der Totengott ruft seine Dämonen zurück in ihre düstere Welt aus der sie für dieses Ereignis gesandt wurden. Langsam löst sich diese Szenerie vor mir auf, bis ich schließlich auf die vertraute Umgebung des Ortes blicke, in dem ich aufgewachsen bin. Ich sehe die verkleideten Kinder fröhlich umherziehen und die geschmückten Vorgärten mit ihren leuchtenden Kürbisköpfen.

Werde ich auch eines Tages vor diesen Richter treten müssen um meinen letzten Weg zu gehen? Aber wenn es soweit ist weiß ich, ich habe nichts zu befürchten. Ich gehöre zu den Guten.

 

 

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MarcH
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Ryu1 Hmm - soweit so gut.............

LG
Ryu
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