Kurzgeschichte
Und ewig lockt das Weib

0
"Und ewig lockt das Weib"
Veröffentlicht am 21. Oktober 2009, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück. Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet. Vielleicht wird die Welt dann besser.
Und ewig lockt das Weib

Und ewig lockt das Weib

  
  

Und ewig lockt das Weib

 

Ist er schön? Ist er sportlich? Nein – er ist es nicht.

 

Der Pfalzgraf, nur wenige Monde vor dem sechzigsten Lebensjahr entfernt ist all dies sicherlich nicht. Aber in seiner unwiderstehlichen Arroganz glaubt er, dass seine Größe und sein vermeintlicher Intellekt (er glaubt dies wirklich – Gott sei seiner selbstherrlichen Seele gnädig) ihm die Frauenherzen zufliegen lässt.

 

Welche Frau, außer seiner geliebten Kurpfälzerin, mag einen älteren, schwarz gekleideten und langhaarigen älteren Herrn?

 

Es gab eine. Damals war er noch Single. Einsam und allein.

 

Es begab sich vor etwa 2 Jahren an einem Faschingsmontag. Er hasste Fasching schon immer. Er saß zu Hause. Er gab sein Herz seiner Musik hin als ein Läuten an der Haustür ihn in seiner Ruhe störte. Wer konnte dies sein? Es war nahe vor Mitternacht – mitten in der Woche. Er öffnete die Haustür und sein Auge erblickte einen Kneipenkumpan und mit ihm, im Schlepptau, eine Frau. Er hatte sie schon einmal in seiner Stammkneipe gesehen, ihr jedoch keine Bedeutung zugeordnet.

 

„Können wir zu Dir kommen“ ließ der Kneipenkumpan verlauten „wir mögen auch keinen Fasching und glauben bei Dir ist es netter“. Der Pfalzgraf ist stets bemüht als guter Gastgeber zu wirken und bat beide freudig herein. Er zelebrierte die Öffnung einer Flasche edlen Rotweins und bat die Besucher Platz zu nehmen.

 

Sie führten nette Gespräche und die Nacht verging wie im Fluge. Nach einigen Stunden, früh am Morgen, verabschiedete sich der Kneipenkumpan so plötzlich und unerwartet, dass der Pfalzgraf glaubte er hätte ihn beleidigt. Binnen Minuten zog dieser seinen Mantel an und verließ das pfalzgräfliche Domizil so unerwartet als er gekommen war.

 

Nun saßen Herr Graf und die fremde Dame allein. Ganz allein. Sie unterhielten sich weiter. Einige Stunden bis zum frühen Morgen und leerten etliche Flaschen. Der Pfalzgraf lag auf einer Couch – seine Gesprächspartnerin auf der anderen. Er lag auf dem Rücken und führte einen selbstgefälligen Monolog über Astrophysik, schwarze Löcher im Weltall und Parallel-Universen. Ein Thema bei welchem Frauen unweigerlich dahin schmelzen.

 

Plötzlich – er konnte nicht ahnen was geschah – war die über ihm. Sie hatte genug von seinen Monologen und wollte wohl sexuelle Aktivität. Anders war es kaum zu erklären. Sie saß plötzlich auf seinem Unterkörper und entblößte ihren Oberkörper.

 

Sofort wurde ihm klar, dass die Dame kein weiteres Interesse an der von ihm verbal  dargebotenen Relativitätstherorie hatte, sondern lieber seinen ältlichen, aber dennoch (wie er glaubt) männlichen Körper mit all seinen Facetten genießen mochte.

 

Er war auch nur ein Mann und gab sich der Versuchung hin.

 

Dies war ein Fehler. Einer der größten Fehler seines Singledaseins. Die Dame glaubte durch die mannigfaltigen Intimitäten dieses Rosenmontags nicht nur seine Erektion sondern auch sein Herz gewonnen zu haben. Doch weit gefehlt.

 

Der Pfalzgraf ist, obwohl er andern Männern nur in gewissen Dingen ähnelt, auch hier nur ein Mann. Sex ist eine Sache – wahre Liebe eine andere.

 

Wenige Tage nach diesem – zugegebenermaßen doch erotischen Abenteuer – lernte er sie kennen. Seine Kurpfälzerin. Er war sofort verliebt und keine andere Frau sollte diese Liebe stören. Die Liebe hält bis heute an. Er vermittelte all seinen Freunden und ehemaligen Gespielinnen, dass er ab sofort monogam leben werde. All seine Freunde und ehemals mit ihm sexuell aktiven Damen akzeptierten diese Entscheidung und freuten sich mit ihm über sein Glück.

 

Alle bis auf Eine.

 

Wochen später. Wieder spät am Abend. Es war wohl drei Uhr in der Frühe. Er lag bereits im Bett als es an der Haustüre läutete. „Wer kann das sein“ fragte er sich. Seine geliebte Kurpfälzerin sicherlich nicht. Sie war weit über hundert Kilometer entfernt in der Kurpfalz. Also blieb nur einer seiner Freunde mit einem leckeren alkoholischen Trunk zu nachtschlafender Zeit übrig. „Gute Freunde mit ebenso gutem Rotwein sollte man zu jeder Tag- und Nachtzeit einlassen“ sagte er sich.

 

Er zog seinen Bademantel über seinen nackten pfalzgräflichen Körper und öffnete die Haustür. Doch es befand sich kein Freund mit Rotwein vor der Tür. Sein Auge gewahr die Frau - Diese Frau welche ihn schon einmal unaufgefordert sexuell beglückte.

 

Er ahnte Schlimmes und wollte sie nicht einlassen. Doch die Dame – wieselflink – war schneller. Unter seinen Armen hindurch schlupfte sie in seine Wohnung und platzierte sich unaufgefordert auf der Couch.

 

Er ahnte Ungemach.

 

Die Dame war betrunken – die unkonventionelle Aussprache und ihre alkoholträchtigen Gebärden ließen keinen anderen Schluss zu. Er verbarg seine pfalzgräfliche Majestät unter seinem Morgenmantel und harrte der Dinge die da kamen.

 

„Du hast eine andere“. Allein dieser erste Satz sagte ihm, dass der bisher so angenehm verlaufende Abend nun eine schwerwiegende Änderung nehmen würde.

 

„Wir waren nie so richtig zusammen“ rechtfertigte er sich, wohl wissend, dass eine solche Aussage einer betrunkenen und in ihrer Ehre gekränkten Frau keine Absolution erteilen würde.

 

„Lass es über dich ergehen“ sagte er zu sich selbst „Irgendwann wird sie wieder gehen“. Doch weit gefehlt. Sie blieb und beschimpfte ihn aufs Heftigste. „Was habe ich getan“ fragte er sich immer wieder während diese sexuell in argen Nöten verbliebene Frau ihn immer wieder beschimpfte.

 

Bis sie  – wie schon zuvor – die Initiative ergriff. Er konnte gar ich so schnell reagieren, wie sie plötzlich ihren Oberkörper entblößte. „Bin ich nicht schön genug für Dich?“ sagte sie und räkelte ihre Brüste demonstrativ in seine Richtung.

 

„Ja doch – du bist schön“ – was sollte er auch anderes sagen. Er starrte auf ihre Brüste während er seinen Morgenmantel so zusammenzog, dass sie seine Erektion nicht zu erkennen vermochte. Diese Blöße wollte er sich nicht geben.

 

Plötzlich war sie nackt. Wie sie dies in Sekunden schaffte – in betrunkenen Zustand- wollte er nicht wissen. Die Frau war schnell.

 

„Vergiss die andere – lass uns poppen“. Dies war der letzte Satz den er vernahm, bevor er flüchtete. Doch wohin? Er wusste, in seinem Schlafzimmer steckte der Schlüssel von innen.

Er ließ sich stehen – nackt wie Gott sie schuf – und schloss sich im Schlafzimmer ein.

 

„Was nun?“ Sollte er die Nachbarn zu Hilfe rufen? Sein bester Freund im unteren Stock war nicht zuhause. Dies wusste er .Nun musste er selbst seinen Mann stehen.

 

„Komm raus du Feigling“ tönte es aus dem Wohnzimmer.

„Nur wenn du Dich anziehst“ – seine Antwort.

„Kannst Du keine nackte Frau ertragen?“  die lallende Antwort

„Zieh Dich an – dann öffne ich die Tür“

 

So ging es über eine halbe Stunde.

 

Eine nackte Frau – voller sexueller Inbrunst – und ein Pfalzgraf mit Erektion, aber im Schlafzimmer eingeschlossen, beschimpften sich gegenseitig.

 

Seine Freunde sollten dies Schauspiel miterleben, dachte er sich. Dies wäre das neue Ortsgespräch.

 

Plötzlich der Ruf vom Wohnzimmer: „Ich bin angezogen“.

 

Er öffnete vorsichtig die Schlafzimmertür. Sie war tatsächlich bekleidet. Wollte sie nun gehen? Nein – sie wollte ihn weiter beschimpfen. Und dies tat sie auch. Höchst intensiv in allen Ausdrucksformen, welche der Pfalzgraf hier niemals wiederholen würde,

 

Es war früh am Morgen. Die Dame wurde langsam müde. Unserem Pfalzgraf war inzwischen alles egal. Er wollte nur schlafen. Seine Kurpfälzerin schlief inzwischen wohl den Schlaf der Gerechten und ahnte nicht was sich im Domizil ihres Geliebten abspielte. Wie sollte sie auch?

 

Plötzlich: „Ich muss pinkeln“. Darauf hatte er seit Stunden gewartet. Sie wankte durch den Flur ins Badezimmer – direkt neben der Haustür. Hier sah er seine Chance.

 

Er stellte sich neben die Badezimmertür. Alle Nerven aufs Höchste angespannt. Sie kam erleichtert heraus. Er öffnete die Haustür und schubste sie aus dem Badezimmer kommend durch den Flur und durch die Haustür. Tür zugeworfen. Geschafft.

 

Dachte er.

 

Es war inzwischen fast sechs Uhr morgens. Die braven Bürger dieser nichtsahnenden Kleinstadt begannen ihr Tagwerk. Im pfalzgräflichen Anwesen legte sich unser Held aufs Ohr und sinnierte intensiv ob er sofort schlafen oder sich erst noch befriedigen sollte. In Anbetracht seiner Müdigkeit entschied er sich für das Erstere.

 

Vor seinem Fenster – auf der Bundesstraße -  jedoch stand eine frustrierte Dame und belegte ihn mit Schimpfwörtern, welche der pfalzgräfliche Mund hier nicht wiederholen möchte. Und dies tat sie sehr laut.

Seine Nachbarn schauten ihn tagelang nicht an. Sie hatten diese Wortwahl wohl allzu gut verstanden.

 

Als seine geliebte Kurpfälzerin ihn später anrief und ihm liebevoll einen guten Morgen wünschte war sein Entschluss gefasst: Sein neues Domizil sollte in der Kurpfalz sein.

http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108491.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108492.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108493.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108494.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108495.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108496.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108497.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108498.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108499.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108500.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108501.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_108502.png
0

Hörbuch

Über den Autor

pfalzgraf
Laßt jedem Individuum, gleich welches Aussehen, welche Interessen, welche Religion und welcher Herkunft die Möglichkeit der freien Entfaltung seines Lebens und gönnt ihm die Suche nach seinem eigenen Glück.
Freut euch wenn Menschen fröhlich sind und tröstet sie bei Trauer. Versucht die Gedanken anderer Menschen zu begreifen und behandelt jeden, wie Ihr behandelt werden möchtet.
Vielleicht wird die Welt dann besser.

Leser-Statistik
45

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

26280
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung