Humor & Satire
Tha Gangstas - Das Malheur

Das Malheur

„Sag’ mal, biste bekloppt?“ Memo konnte es nicht fassen. Sein Kollege und Freund hatte den Mann tatsächlich gekillt. „Wie soll der Boss jetzt erfahren wo das scheiß Koks ist?“
„Wat?“ Mike grinste blöde. „Willste mir sagen, der Kerl hier is der Einzigste, der weiß wo dat Zeugs is?“
„War“ ergänzte Memo und schaute sich das Malheur an. Vincenzo, der verdammte Itake, hing mit den Schultern im Fleischwolf für Großküchen, den sein Boss für die Beseitigung von Konkurrenten extra angeschafft hatte. Seltsamer Weise, sah das, was von diesem Stück Scheiße aus dem Auswurf kam, genau so gut aus, wie das Lammhack im Laden seines Vaters. Trotz der Haare, der Nase und den Zähnen. Am Ende sehen wir alle gleich aus, dachte Memo.
„Kollege!“ Memo befasste sich wieder mit seinem Partner. „Der Boss hat gesagt, wir sollen ihn ausquetschen…“
„Scheise Kanake! Dat hab ich doch gemacht!“
„Er meinte wir sollten ihn zum Sprechen bringen!“ Memo ließ die Schultern hängen. „Und bitte: Sprech nicht so! Ich bin der Türke. Du untergräbst meinen kulturellen Intellekt.“
„Was auch immer“
„Mike, was machen wir denn jetzt?“
„Mit dem?“
„Mit wem sonst?“
„Ganz durchdrehen?“
„Das müssen wir sowieso. Aber der Boss wird sauer sein. Wir hatten herauszufinden, wo der Wichser den Stoff versteckt hat. Und du? Du drehst seinen Kopf durch den Fleischwolf. Ich hatte dir gesagt, nimm eine Hand, dann spricht der schon.“
„Hab ich gemacht. Der Drecksack hat mich ausgelacht. War `ne scheise Attrappe. Kanake, da hab ich die Beherrschung verloren. Du warst ja nich da…“
„Ich war nur eben Kaffee holen!“ Memo hob die Arme wie zum Gebet, dabei hielt er Kaffeebecher und eine Kampspapiertüte hoch.
„Haste mir mein Butterhörnchen mitgebracht?“
„Ne, die hatten keine mehr, da hab ich dir ein Croissant gekauft.“
„Scheise! Kanake, wer will Croissant? Ich wollte ein bekacktes Butterhörnchen!“
„’Cel Malheur!“ Memo stellte die drei Becher mit Kaffee und die Tüte mit den Backwaren auf den Metalltisch ab, als sein Handy piepte.
Mike verdrehte die Augen. „Schaff dir mal einen ordentlichen Klingelton an.“
Mit Verachtung strafte der Türke seinen langhaarigen Freund.
„Ja? Merabar! Salam alykum, Efendie!“ er hielt die Sprechmuschel zu. „Das ist der Boss!“
Mike kratzte sich seinen strubbeligen Bart und zuckte mit den Schultern.
„Ja Boss, der ist hier. – Ne, der hat noch nichts gesagt. – Ach so. Ja. Verstehe- Don Vito hat Ihnen gesagt wo der Stoff ist. – Ja, ja. Sollen ihn laufen lassen. Ja klar! – kein Haar krümmen. Ne, ist klar! – Ja `Tschüß dann auch! Empfehlungen an die liebe Gattin und die Tochter. Ne, ne ich hab den nicht angefasst!“
Er klappte sein Handy zu und blickte böse auf den Hackfleischhaufen auf dem Tisch.
„Und? Weiß er wo dat Zeugs is?“
„Jep!“
„Und? Sach schon Kanke, was noch?“
„Wir sollen den laufen lassen“
„Dat geht jetzt aber schlecht.“
„Hmhm!“
„Und nu?“
Memo nahm sich einen der Becher mit Kaffee und trank einen kleinen Schluck. Der Kaffee war kalt und viel zu süß. „Der muss weg!“
„Da werd ich jetz nich für bezahlt.“
„Pass auf du Sackfresse. Der Typ soll heut Abend bei seinem Boss sein und Minestrone schlürfen. Dann haben wir Frieden. Der Boss hat seinen Koks und Don Vito seinen Mann. Null Problemo. Und nun sieh dir den Bockmist da mal an…“
„Scheise Kanake, der Penner hat mich ausgelacht. Ich wollte doch bloß…“
„Ihm eine Reinhauen? Was machen wir jetzt?“
Mike griff in das blutige Hackfleisch und formte eine Kugel. „Den setzten wir dem auf. Merkt doch keiner. Der Typ hatte doch eh kaum noch Haar und…“
„Wohl zuviel Otto in der Kindheit gesehen du Stusskop! Das ist doch keine Idee. Verdammt die Itaken schmeißen uns in den Rhein. Der Boss legt uns um!“
„Ich hab da eine Idee. Hier komm, heb mal die Füße an.“

Zwei Stunden später, kam Rüstün Bay, der türkische Mafiaboss von Köln, in Memos und Mikes Versteck. Einer seiner Laufburschen kam ihm entgegen.
„Hey Kanake, sind die Beiden da drin?“
Der junge Mann nickte und schluckte. Eine Knoblauchfahne wehte Rüstün Bay entgegen und sein Magen begann zu knurren. Köfte dachte er.
„Hey, meine Kanaken!“ er stand in dem Raum, in dem alles blitzblank war und breitete wie ein Vater seine Arme aus. Er setzte sich an den metallenen Tisch und Mike schenkte ihm einen Rakie ein.
„Efendi, was treibt Sie hier her?“ Mike beugte sich zu ihm runter und küsste ihm auf die Wange.
„Don Vito hat mich angerufen. Sein Schwiegersohn sei noch nicht bei ihm aufgetaucht…“
„Schwiegersohn?“
„…und da hat er mich gefragt, ob wir ihm was angetan haben?“
„Wir nicht Boss!“ sagte Memo und rieb sich nervös die Hände. „Wir haben ihn mit einem Klaps weg geschickt. So, wie Sie’s gesagt haben.“
„Wo ist er dann?“
„Ach Chef,“ Mike stellte sich hinter ihn und ging dann weiter. „die Italiener haben so hässliche Frauen, da ist der Vielleicht abgehauen. Aber mal wat anderes. Haben se Hunger? En lecker Frikadelschen? Is auch ken Schweinefleisch. Frisch jemacht. Zwei haben wir noch.“
„Was ist mit euch?“
„Wir hatten Croissants!“
„Dann her damit. Meine Frau macht zurzeit so einen Veganerquatsch.“
„Na dann ma’ lecker.“