Kapitel 1 : Dunkle Wolken
Das Haus stand etwas außerhalb der Stadt,in unmittelbarer Nähe zu einem Industriegebiet.
Es war schon recht alt,und an manchen Stellen ,besonders an denen wo Wind und Regen ungehindert an die Mauern schlagen konnten bröckelte schon etwas der Putz.
Das Haus war früher einmal Weiß gewesen,mit hübschen roten Dachziegeln obendrauf,doch das war schon lange her,etwa zu der zeit als das Haus noch neu war.
Um das Gebäude herum befand sich ein kleiner Garten,aber wahrscheinlich war der Boden,auf dem das Haus stand,nicht sehr gut.Obwohl sich jemand anscheinend große mühe gab den kleinen Garten und die kleine Rasenfläche schön zu gestalten wirkten die Blumen und Büsche verkümmert ,so als wenn die Pflanzen dort nicht sehr glücklich wären.
Direkt an der kleinen Rasenfläche,die trotz des beginnenden Frühlings eher Braun als Grün aussah lagen ein paar bunte Spielsachen herum,und über den Spielsachen ragte eine Schaukel auf,an der sich schon an manchen Stellen Rost gebildet hatte.
Vater Johannsen,der mit seiner Familie in diesem Haus wohnte war der Ansicht dass das aussehen des Hauses,die verkümmerten Pflanzen und der Rost an vielen Metallteilen mit dem Industriegebiet in der nähe zusammenhing,vermutlich an der Luft und an dem Schmutz der sich im Regen festsetzte und alles verdarb.
Das Haus hatte zwei Stockwerke,und dort oben waren zwei Zimmer und eine kleine Kammer in der sich im laufe der zeit so allerlei angesammelt hatte.Also solche Sachen die man wohl nicht mehr braucht,die man aber nicht wegwerfen möchte,und natürlich ein paar kaputte Modellautos mit Fernsteuerung,die Vater Johannsen immer mal reparieren wollte aber nie dazu gekommen war.
In dem einen Zimmer,das etwas größer war befand sich das Schlafzimmer von Vater und Mutter Johannsen.Das andere Zimmer im oberen Stockwerk teilten sich die beiden Kinder der Johannsens,der siebenjährige Max und seine fünfjährige Schwester Elisabeth,die aber von allen Leuten nur Elli genannt wurde.
Das Zimmer besaß ein großes Fenster,und genau in der mitte des Raumes stand ein großer,alter Kleiderschrank.Dieser alte Schrank teilte das Zimmer in der mitte,so hatte jedes der Kinder eine art eigenes kleines Zimmer für sich.
Auf Elli's Seite befanden sich typische sachen,die kleine Mädchen so haben,wie kleine Ponys aus Plastik ,rosafarbene Kissen oder Puppen.
Bei Max konnte man ebenfalls gleich erkennen dass hier ein typischer kleiner Junge wohnte,im Regal standen Bücher über Dinosaurier und Abenteuergeschichten,an der Decke hingen ein paar Modellflugzeuge die er selber zusammengebaut hatte(beim zusammenkleben hatte er zwar die Tischplatte mit Kleber ruiniert,aber das war ihm ziemlich egal)und auf seiner Bettdecke waren gezeichnete Bilder von Superhelden zu sehen.
Man konnte sich gut vorstellen wie lebhaft es in diesem kleinen,aber sehr gemütlichen Zimmer häufig zugehen musste.
Wie alle Kinder sprachen die beiden natürlich auch mit ihren Stofftieren,schliesslich sind Plüschtiere ganz tolle Zuhörer.Und sie verrieten niemals etwas weiter.
Hier und da waren ein paar dieser Tiere im Zimmer verstreut,ein kleiner Stoffhase lag sogar weit unter Elli's Bett.
Auf dem Fensterbrett saßen ebenfalls ein paar Stofftiere,die meisten hatten Ihre Knopfaugen ins Zimmer gerichtet,aber ein Teddybär und ein Schwarz-weißer Stoffhund(dessen eines Ohr von Elli etwas schief unter Aufsicht von Mutter Johannsen wieder angenäht worden war)saßen mit ihren kleinen Gesichtern so dass sie nach draussen blickten.Ausser anderen älteren Häusern und ein paar qualmenden Fabrikschloten gab es aber nichts zu sehen.Vielleicht noch das alte Fahrrad,dass vor langer Zeit an einem Strassenschild festgemacht worden war und seitdem verrostete.
Das ganze Haus war absolut still,denn Familie Johannsen war nicht daheim.Vater Johannsen war in der Arbeit und Mutter Johannsen war im Supermarkt weil es wieder zeit war ein paar Dinge einzukaufen.Max und Elli waren in der Schule und im Kindergarten.
Außer einem gelegentlichen Brummen das der Kühlschrank manchmal machte war das Haus still.
Die meisten der Stofftiere hatten von Max und Elli natürlich Namen bekommen,aber die beiden Tiere am Fenster waren ihre Lieblingsstofftiere.
Der Schwarz-Weiße Hund gehörte Elli und hieß Sparky.Den Namen hatte sie aus einer Fernsehserie,und als ihr Vater ihr gesagt hatte dass das sowas wie gekläffe bedeutet nannte sie den Hund Sparky.
Neben dem Hund saß ,mit dem Gesicht nach draußen ein ein etwa dreißig zentimeter großer Teddy.Er war in einem dunklen Braun,nur sein Gesicht und die Vorderseite der Ohren waren in einem helleren Braun,eher von der Farbe wie Karamell.
Hinten hatte der Teddy ein kugeliges rundes Schwänzchen,und diesem Schwänzchen verdankte der Bär seinen Namen.Er war das Lieblingsspielzeug und der beste Freund von Max,und der hatte ihm auch seinen Namen gegeben.Der Teddybär trug den Namen Bommel.
"Ich glaube,irgendetwas ist nicht mehr so wie früher,Sparky."
Der Bär hatte eine angenehme Stimme,die sehr gut zu seinem knuddeligen Aussehen passte.Dass manche Stofftiere sprechen können mag Erwachsene sehr überraschen,Kinder wissen sowas aber.Doch seltsamerweise verlieren Kinder dieses Wissen und die Fähigkeit diese Stimmen zu hören,irgendwann wenn sie älter werden.Max und Elli wären jedenfalls nicht überrascht gewesen wenn sie ihre beiden Freunde so am Fenster gesehen und der Unterhaltung gelauscht hätten.
"Groff,wie meinst du das?Was hat sich geändert,gruff?"meinte der Hund.Er klang auch so wie man sich das vorstellen würde wenn ein Hund spricht.Er hatte eine tiefere Stimme als der Bär.Natürlich war Sparky auch der Ansicht dass zu einem tapferen Wachhund auch eine respektable stimme gehört.
Der Bär sah immer noch nach draussen.Er dachte kurz nach,dann drehte er leicht den Kopf und sah zu seinem besten Freund(außer Max,das war aber was anderes).
"Mir ist aufgefallen dass irgendetwas nicht mehr in Ordnung ist.Irgendetwas scheint Vater Johannsen zu bedrücken.Er wirkt so als wenn ihm etwas große Sorgen macht.So große Sorgen dass er es noch keinem gesagt hat,nichtmal Mutter Johannsen."
"Ja.Ich habe das auch gespürt,grff,was meinst du,was kann das sein?"
Der Bär schüttelte langsam den Kopf und sah traurig nach draußen.
"Ich weiß nicht.Vater Johannsen ist so ein freundlicher Mensch,ich hoffe dass es nicht so schlimm ist und bald alles wieder so ist wie früher."
"Gruff...ich wünschte wir könnten etwas tun und ihm bei seinen Sorgen helfen."
Der Bär nickte langsam.
Dann schwiegen beide wieder.
Das Haus war wieder vollkommen still.