Beschreibung
Fortsetzung zu "Am Ende der Zukunft"
Ich schwitzte trotz des ständigen Regens unter meiner Maske.
Keuchend und schwer atmend hielt ich inne, doch den Schweiß konnte ich mir nicht von der Stirn wischen. Vorgebeugt stützte ich mich auf den Knien ab und versuchte wieder einigermaßen zur Ruhe zu kommen. Dabei starrte ich geradewegs auf den Betonboden, welcher brüchig und von kleinen Grasbüscheln durchzogen war. Einst war dies eine Versorgungslinie, welche die Menschen des 20. und 21. Jahrhunderts für ihre noch recht primitiven Fortbewegungsmittel nutzten. Man speiste die Maschinen, welche sich "Autos" nannten, mit wertvollen Mineralien wie Erdölerzeugnissen. Kaum vorstellbar heutzutage, aber so kennt man wenigstens einen der Ursprünge für den verdunkelten Himmel aus dem nur saurer Regen fällt. Mein Großvater erzählte mir, dass die Menschen die Versorgungslinie "Autobahn" nannten, und dass sich solche Straßen im 21. Jahrhundert über einen Großteil des Planeten erstreckten. Doch das war vor der Zerstörung. Vor den großen Feuern. Vor dem Chaos.
Im 22. Jahrhundert versuchten die Überlebenden eine neue Ordnung herzustellen. Das Know-How war nicht völlig vernichtet worden und so erschufen sie eine neue Welt. Es war die Reformation der Welt wie sie einst die Menschen kannten. Erst Mitte des 23. Jahrhunderts war der Wandel vollkommen beendet. Doch die totale Vernichtung und der nukleare Winter dauerten noch an. Immer noch war die Staubwolke von einst der Grund, warum die Atmosphäre verdunkelt blieb und warum es den sauren Regen gab. Als ich ein Kind gab es zwar die besagten Sonnentage, aber die gab es nur aufgrund eines Regierungsprojektes, welches fatal endete. Man jagte seinerzeit "Corbut"-Raketen in die Atmosphäre, welche den Himmel klären sollten. Das taten sie zunächst, doch man unterschätzte ihre Kraft. Ein Spannungsfeld zog sich zusammen und irgendwann erzeugte es einen gewaltigen Impuls,welcher sich direkt in den Atlantischen Ozean entlud. Dadurch kam es zunächst zu Tsunamis die in alle Richtungen großes Unheil anrichteten, doch noch härter war die Tatsache, dass das restliche Wasser dabei verdampfte und in die Atmosphäre aufstieg. Bis heute sind die Wolken nicht verzogen aus denen das Wasser des Atlantiks auf uns nieder regnet.
Die Hälfte der Strecke hat ich nun schon hinter mir und langsamen Schrittes zog ich weiter, als plötzlich ein leises Surren für mich vernehmbar war. Es war mein DTS, welches in meiner Maske eingebaut war. Ein Anruf? Jetzt? Es wunderte mich sehr, doch ich nahm ihn entgegen. Wie immer begrüßte mich zunächst eine liebreizende Stimme, bevor ich meinen richtigen Gesprächspartner hörte: "Hallo Mr. Noah! Ihr Digitales Telekommunikationssystem wünscht Ihnen ein angenehmes Gespräch!" Ich hasste diese Ansage, egal wie liebreizend die Stimme auch sein mochte. Doch noch viel mehr hasste ich die Stimme der Person die danach zu mir sprach. "Hey Clark, wo bist du?", fragte die Stimme des raukehligen Mannes und ich schüttelte nur den Kopf und zog weiter. "Du weißt, dass du nicht so lange da draußen herumlaufen solltest, oder? Nach 3 Stunden zersetzt sich langsam dein Schutzanzug.", fuhr der Kerl fast schon spöttisch fort. Japsend lief ich weiter und antwortete: "Roger, denkst Du etwa, dass ich hier draußen herumspaziere? Vor allem nicht bei all den Paraklix die hier rumlaufen. Aber wessen Idee war es eigentlich, dass ich nun schon wieder zu euch hoch muss?" Roger lachte: "Ich glaube, dass dich jemand in der Regierung nicht leiden kann. Aber keine Sorge, die sind dort nicht die Einzigen. Jedenfalls freut es uns, dass du uns mal wieder beehrst. Das heißt natürlich, falls du hier lebend ankommst." Das Lachen klang so genugtuend, dass ich gar nicht erst darauf antwortete und mein DTS ausschaltete. Normalerweise bekam man nie ein zweitesmal den Auftrag beim sellben Unternehmen, also dachte ich selbst fast schon an Absicht. Irgendjemand wollte anscheinend wirklich, dass ich dorthin zurückkehre. Somit beeilte ich mich um wirklich noch heil an der Radaranlage einzutreffen, denn mein Anzug zeigte wirklich schon erste Anzeichen von Zersetzung.
Auf meinem Weg sah ich mich öfter um. Misstrauen? Ja. Denn wie ich bereits erwähnte war Schutz nur eine Illusion. Gerade im freien Terrain kam es desöfteren zu Übergriffen und Überfällen. Situationen, in denen die Räuber ihren Opfern die Masken vom Gesicht rissen oder sie gar der sämtlichen Schutzkleidung entledigten. Viele dieser Räuber waren selbst durch den ständigen Regen gezeichnet und wiesen Mutationen auf. Diese "Menschen" nannte man nur furchtvoll Paraklix. Den Ursprung des Wortes kann ich an dieser Stelle aber nicht mehr herleiten. Allerdings waren diese wütenden Banden selbstüberzeugt und rechneten nicht damit, dass sich jemand effektiv verteidigen könnte. Und wenn Schutz wirklich nur eine Illusion war, dann war ich ein Illusionist. Denn ich besaß ein Erbstück meines Großvaters. Eine "Deathbringer", welches eine Projektilfeuerwaffe war. Sowas gab es fast nirgendwo mehr, da man diese Waffen in der Zeit der Reformation verbot. Jedoch waren meine Vorfahren Ingenieure und kannten sich aus. So entstand diese Waffe, welche mir nun ein leicht beruhigendes Gefühl verschaffte.
Ich wanderte die Straße entlang, vorbei an den Ruinen der vorangegangenen Generationen, bis ich endlich ein Brücke erreichte. Sie verband zwei Kontinente und führte über ein völlig zugenebeltes Meer. Erst in 2 Stunden würde ein Transporter hier ankommen um sicher über sie hinweg zu führen. Diese Zeit hatte ich nicht, und so musste ich das Risiko in Kauf nehmen zu Fuss die Brücke zu überqueren. Sie war mehrere Meilen lang und man konnte das andere Ende mit blossem Auge nicht erkennen. Seufzend beeilte ich mich und zog erneut weiter. Nicht nur, dass mich die Paraklix ausrauben konnten, nein, jetzt hätte es mir auch noch passieren können, dass aus dem Nebel eine Tentakel hervorschnellt und mich in die Tiefe reißt. Auch wenn man trotz des Nebels das Meer nicht sah, so wusste ich dennoch, dass es da war. Und ich wusste, was sich in ihm befand. Die Natur hatte ihre Launen, und gerade in dem Bereich war sie sehr launisch. Das stellte man aber erst bei den ersten Seeversuchen Anfang des 23. Jahrhunderts fest. Vor Urzeiten fürchteten sich die Menschen vor Monstern die in der Tiefe hausen könnten, doch damals gab es sie nicht. Heutzutage gab es sie, und sie blieben nicht im Verborgenen. Auch wenn ich schwitzte, so lief es mir dennoch in diesem Moment eiskalt den Rücken hinunter.
Krampfhaft umklammerte ich die "Deathbringer", doch ich hatte Glück und musste sie nicht einsetzen. Ich erreichte nach knapp 45 Minuten die andere Seite. In der Ferne blitzte es, und im grellen Schein flackerte eine andere Stadtszenerie auf. Cybercity. Das Mekka für alle Computerfreaks und Verehrer virtueller Kost. Hier hatte auch die Regierung ihren Sitz und speiste den gesamten Planeten mit Strom und Informationen. Als ich näher kam, erkannte ich die Gegend wieder. Ein unbekanntes Gefühl keimte in mir auf. Ein Gefühl, dass ich lange nicht mehr verspürte. Es war meine Heimat, auch wenn sie sich im Laufe der Zeit verändert hatte. Sentimentalität. Scheint als wäre ich nach allem doch noch ein Mensch geblieben. Zwar widerstrebte mir noch immer der Gedanke an meinen Arbeitsauftrag, aber dennoch stapfte ich nun ein wenig enthusiastischer meinem Ziel entgegen.
(Fortsetzung erneut nur falls gewünscht)