Der sechste Teil ist diesmal wieder ein bisschen actionreicher. Ich hoffe es gefällt und wie immer würde ich mich über Feedback freuen. :)
Kapitel 6
Das Trachten nach Macht
Mit ruhigen Schritten näherte sich Kenjiro dem Zentrum des Tumults. Die Einkäufe legte er sorgfältig in eine dunkle Gasse und mogelte sich dann geschickt zwischen den Leibern der Schaulustigen hindurch, bis er ungehindert das Geschehen betrachten konnte. Seine gute Laune verflog, als er Bedasu Genro mitsamt seiner, so glaubte er, kompletten Gefolgschaft der Xio Kampfschule entdeckte. Vor ihm auf dem staubigen Boden lag ein breitschultriger Mann, der die Klamotten eines Reisbauers trug. Er wischte sich mit seiner vor Wut zitternden Faust über seine blutige Lippe und warf Genro einen zugleich hasserfüllten und verzweifelten Blick zu. „Ich hoffe wir verstehen uns... Wenn er nicht morgen mit dem Mitgliedsbeitrag bei uns auftaucht werden wir ihn hohlen müssen. Und das Geld natürlich auch!“ lachte Genro und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen bauten sich mehrere Muskelschränke aus seinem Gefolge bedrohlich hinter ihm auf. „A-Aber ich habe nicht so viel Geld! Die Ernte dieses Jahr bringt gerade genug für uns ein.“ meinte der Mann halb fluchend, halb wimmernd. Ungerührt winkte Genro ab und erklärte kalt: „Das ist dein Problem, Bauer.“ „A-aber...“ versuchte der Mann nochmal anzusetzten, wurde jedoch hart von seinem Erpresser unterbrochen. Er gab seinen Schergen ein Zeichen, worauf sie eine Gasse bildeten und ein Mann mit kleinen, unterwürfigen Augen hervortrat. Vor sich her schob er ein kleines Mädchen, dem er mit einem schadenfrohen Grinsen seinen Dolch an die Kehle hielt. „Suki!“ keuchte der Bauer entsetzt, sprang auf die Beine und stürmte nach vorne, um sie aus den Klauen Genros zu befreien. Doch er kam nicht sehr weit. Die Handlanger schlugen ihn nieder und traten auf ihn ein, noch bevor er sie berühren konnte. Dem Mädchen standen Tränen in den Augen und sie schrie immer wieder nach ihrem Vater, der hustend vor ihr am Boden lag. Genro kniete sich zu dem gedemütigten Mann, packte ihn an den Haaren, riss seinen Kopf hoch und zwang ihn so seine kleine Tochter anzusehen. „Wenn du den Beitritt deines Sohns nicht bezahlen kannst, müssen wir halt andere Wege finden, deine Schulden zu bezahlen...“ drohte er mit einem kaltherzigen Lächeln.
„Ist das Ihr Ernst?“ fragte Kenjiro mit lauter, fester Stimme. Die umstehenden Schaulustigen wichen erschrocken einige Schritte von ihm und warfen ihm entgeisterte Blicke zu. Auch Genro verlor für einen kurzen Moment seine Fassung und die Angst blitzte in seinen Augen auf. Doch dann ließ er den Kopf des Mannes wie einen wertlosen Stein fallen und gab seinen Handlangern ein Zeichen. Sie umringten Kenjiro und zogen lachend ihre Waffen. „Und wenn es so wäre? Du magst vielleicht 2 meiner Männer besiegt haben, aber gegen 30 meiner besten Schüler hast auch du keine Möglichkeit auf den Sieg zu hoffen Wanderer.“ Er ignorierte die kampflustigen Schergen und bat freundlich: „Bitte geben Sie das Kind frei und lassen die Familie des Mannes in Ruhe.“ Die erste Reaktion auf diese Worte war ein ungläubiges Schweigen, bis Genro plötzlich anfing laut zu gröhlen und die anderen sich ihm anschlossen. Sie merkten nicht, dass er nur versuchte seine Unsicherheit zu überspielen. Kenjiro wartete geduldig bis sich auch der letzte wieder verstummte und wiederholte seine Bitte. Doch diesmal war es nicht Genro der antwortete, sondern ein besonders kräftiger Mann mit kurz geschorenen Haaren und einem schweren, zweihändigen Schwert. „Wie kannst du es wagen unseren Meister zu bitten? Ich glaub ich, Roki, muss die Frechheiten aus dir heraus prügeln!“ knurrte er und erntete lachende Zustimmung. Kenjiro blickte ihm direkt in die Augen und fragte: „Warum dienst du einem Menschen wie ihm?“ Ein breites Grinsen verzog sein Gesicht zu einer schaurigen Grimasse und als Antwort leckte er mit einem gierigen Funkeln in den Augen über seine eingedellte Klinge. „Ich verstehe... Ihr werdet also nicht den Weg frei geben?“ seufzte Kenjiro kopfschüttelnd, als er nur spöttisches Gelächter erntete. Seine Gesichtszüge verhärteten sich, der warme Ausdruck seiner sanften Augen wurde kalt und durchbohrend. Prüfend wanderte sein Blick langsam über Genros Schergen. Diejenigen die wagten ihm direkt in die Augen zu schauen zuckten erschrocken zusammen und der Angstschweiß verscheuchte ihre Selbstsicherheit. Eine unsichtbare Aura des Schreckens, des Todes umgab den Wanderer und selbst Roki glänzte der Schweiß auf der Stirn. „Verschwindet bitte sofort, gebt das Mädchen frei und unterlasst zukünftig solche verbrecherischen Akte.“ bat Kenjiro erneut, doch diesmal wurde die Höflichkeit von einer drohenden Kälte begleitet, die jedem von Genros Schergen das Lachen in der Kehle gefrieren ließ.
Es herrschte ein unangenehmes Schweigen. Die Stille wurde nur von den hektischen Schritten der letzten Schaulustigen, die sich so schnell es ging aus dem Staub machten, unterbrochen. Plötzlich stieß Roki einen erschütternden Kampfschrei aus und stürmte mit erhobener Klinge auf Kenjiro zu. Dieser wartete bis ihn der wuchtige Schlag fast erreichte und zog dann mit einer geschmeidigen Bewegung sein Schwert. Noch ehe Kenjiros Schwert zur Gänze gezogen war, trafen die Klingen aufeinander. Die Funken stoben und noch ehe sie verglühten, trat der Wanderer blitzschnell einen Schritt zur Seite, zog seine stumpfe Klinge nun komplett und versetzte seinem Gegner einen verheerden Schlag in den Magen. Er stöhnte schmerzerfüllt auf und fiel mit weit aufgerissenen Augen bewusstlos in den Dreck. Die anderen Schüler Genros starrten auf Roki, der anscheinend irgendetwas wie ihr Anführer war und brauchten einige Sekunden um zu begreifen, was geschehen war. „E-Er hat ihn mit einem Schlag besiegt?! W-wer... oder w-was ist e-er?“ stotterte einer von ihnen und blickte dann verängstigt von Roki zu der Stelle, wo der Rotschopf gestanden hatte. Doch er war verschwunden. Urplötzlich kippten 4 weitere Schüler neben ihm bewusstlos um. Erschrocken schrie er auf und verursachte so eine Panik unter den restlichen Männern und Jungen. Einige von ihnen rannten weg, andere waren fast wie gelähmt und hielten verängstigt Ausschau nach Kenjiro. „Gib das Mädchen frei.“ flüsterte plötzlich eine kalte Stimme hinter dem Mann, der die kleine Suki zitternd an sich drückte. Obwohl er seine Stimme gesenkt hatte, verstummten die restlichen und fuhren ungläubig zu ihm herum. Er stand direkt hinter ihm und hatte seine Klinge sanft auf dessen Schulter gelegt. Dem Geiselnehmer fiel das Messer klappernd aus der Hand, als er mit weit aufgerissenen Augen seinen Kopf zu Kenjiro herumdrehte. Doch das einzige was er sah, war die silberne Klinge, die kompromisslos auf sein Gesicht zu sauste und sein Bewusstsein in einen tiefen Schlummer schickte. Das Mädchen befreite sich, rannte weinend zu ihrem Vater, der immer noch gekrümmt auf dem Boden lag. Niemand der Umstehenden wagte es sie aufzuhalten. Kenjiro wandte sich nun zu Genro um, der genauso geschockt und fassungslos war wie die restlichen 7 Schüler, die nicht bewusstlos oder noch nicht geflohen waren. „Haben Sie immer noch das Verlangen den Sohn dieses Mannes in ihre Schule aufzunehmen?“ fragte er und riss Genro somit aus seiner Starre. „I-ich... D-du...“ stotterte er und vermied es sorgfältig ihm nicht in die Augen zu schauen. Genro schluckte und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er fand ein Stückchen seiner Fassung wieder und befahl mit zitternder Stimme: „Wir gehen. Dieser Bauernabschaum hätte uns sowieso nur ärger gebracht.“ Zögernd, auf eine Reaktion von Kenjiro wartend, gehorchten die Schüler und folgten schweigend ihrem Meister. Ihre bewusstlosen Kameraden ließen sie einfach zurück.
Nachdem sie hinter einer Ecke verschwunden waren, wich die Härte aus Kenjiros Gesicht und die Kälte aus seinen Augen. Mit einem warmen Lächeln ging er zu dem Bauern und seiner Tochter. Obwohl er ihm die Behandlung, die er durch Genro erfahren hatte schwer zusetzte, hatte er es geschafft sich aufzurichten und seine Tochter mit Tränen in den Augen zu umarmen. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ Dankbar schaute der Mann zu ihm auf und nickte, während er ein glückliches Schluchzen herunter zu schlucken versuchte. Freundlich bot er dem Bauern eine Hand an, die er dankbar ergriff und sich mit einem gequälten Ächzen aufrichtete. „Nichts, was nicht mit einer ordentlichen Mütze voll Schlaf wieder ausgebügelt werden könnte.“ versicherte er Kenjiro, als er dessen besorgten Blick sah. „Dann bin ich beruhigt. Aber trotzdem sollten Sie einen Arzt aufsuchen.“ meinte Kenjiro, doch der Bauer schüttelte den Kopf und wechselte das Thema. „Das wird nicht nötig sein... Aber sagen Sie mir, wie ich Ihnen danken kann! Ich bin zwar nur ein einfacher Reisbauer, aber trotzdem bin ich ein Mann, der immer seine Schulden begleicht!“ „Das brauchen Sie nicht. Ich habe gerne geholfen... Besonders bei solch schändlichem Verhalten.“ „Sie müssen jemand besonderes sein, wenn sie sich tatsächlich gegen Genro auflehnen. Seine Schule mag vielleicht nur zweitklassig sein, aber er hat Beziehungen... Beziehungen zu der Unterwelt, wenn sie verstehen was ich meine.“ Kenjiro nickte gedankenverloren. „Das habe ich mir gedacht. Nun gut ich muss weiter. Passen Sie auf sich auf und falls Sie erneut Hilfe benötigen sollten, so können Sie mich in den nächsten Tagen noch in der Kendo Schule finden.“
Arrix Re: Mit viel Aktion! - Zitat: (Original von Bonnie am 12.10.2009 - 15:55 Uhr) Habe den sechsten Teil gerne gelesen. Dieser Kenjiro ist gar nicht mal so ein schlechter Kerl. ;-) Jedenfalls hat mir die Geschichte gefallen und sie wurde auch etwas dramatisiert, als das Mädchen ins Spiel kam. Danke ist die erste Fassung... Mal schauen ob ichs noch ein bissel überarbeite, freut mich aber, dass es dir gefallen hat. :) |