Sonstiges
225 Jahre zu spät

Als ich den Raum betrat, war ich voller freudiger Erwartung meinem Freund zu begegnen, doch sein Arbeitszimmer war unmöbliert und fast leer. Der dunkle Holzriemenboden knarrte leise unter meinen Füßen, schon stand ich mitten im zirka 6 x 6 Meter großen Zimmer.

Durch die hohen Nischenfenster drang helles Licht herein. Ich spürte die Kraft, welche immer noch in diesem Raum lag – als Zentrum der Welt. Die wundersame Energie ließ mich nach und nach immer mehr Gegenstände erkennen. Plötzlich hingen Bilder an den Wänden, ein kleiner runder Tisch mit vier Stühlen war zu erkennen, eine Kommode, und in der Ecke ein Klavier, an dem ein junger Mann saß. Vertieft in seine Arbeit, kritzelte er mit seinem Federhalter emsig Musiknoten auf ein Blatt. Dann griff er in die Tasten und fröhliche, herzerquickende Musik füllte den Raum. Ich staunte, schaute und konnte nicht begreifen was geschah.

Nun erblickte er mich, lachte übers ganze Gesicht, erhob sich und kam beschwingt auf mich zu. Seine Musik erklang immer weiter. Mein Freund begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung, dann durfte ich ihm Gesellschaft leisten. Ich setzte mich neben ihn ans Klavier und schaute ihm bewundernd beim Komponieren zu…

Obwohl ich 225 Jahre zu spät an die Domgasse 5 nach Wien gekommen war, wurde ich von Wolfgang Amadeus Mozart aufs Herzlichste empfangen – ein unvergessliches Erlebnis!