Beschreibung
Wenn eingemauerte Köpfe diskutieren ...
SARRAZIN UND OPINIO
Sarrazin hat ein Interview mit provokanten Äußerungen gegeben. Seitdem wird darüber allerorten diskutiert. Bei Opinio sind dazu zwei Artikel erschienen, die zu einem regelrechten Schlagabtausch geführt haben. Ich selbst habe mich dabei sehr scharf gegen Sarrazin und gegen die gestellt, die Verständnis für ihn gezeigt haben. Wahrscheinlich war ich derjenige, der sich dazu am häufigsten und am extremsten geäußert hat.
Am 4.10. schrieb ich in einem Kommentar: „Die Probleme mit fehlender Integration und kultureller Differenz habe ich vor längerem hier selbst im Text ‚Anatolien und Eimsbüttel’ thematisiert, und zwar ohne Feindbilder zu entwerfen oder Scheinlösungen anzubieten.“ Heute stelle ich fest: Seit diesem Hinweis hat kein Einziger diesen Text auch nur angeklickt, geschweige denn gelesen. Auf der anderen Seite hat man viel Zeit und Mühe aufgewendet, mich und meine Haltung zu analysieren und zu kritisieren. Es finden sich dazu regelrechte Fleißarbeiten. Nur lesen, was ich selbst über alltägliche Probleme mit Migranten geschrieben habe – Gott bewahre!
Ich schreibe das nicht aus verletzter Autoreneitelkeit. Es ist gleichgültig, ob ich einige Klicks mehr oder weniger bekomme. Das Ergebnis spricht jedoch für sich und es zeigt: Sie wollen sich gar nicht informieren, weder über Muslime, wie sie wirklich im Alltag sind, noch über den Artikelschreiber Abendschön. Sarrazin ist ihnen willkommen, aber auch nur als Stichwortgeber für eigene Ressentiments.
Jeder Diskussion über reale Sachverhalte, über Daten, Fakten, Zahlen wird aus dem Weg gegangen. Ausgeschlossen, mit ihnen über Deindustrialisierung oder Fruchtbarkeitsziffern zu diskutieren. Allein schon das Wort Fakten scheint bei einigen Brechreiz auszulösen. Dafür wird das Vorrecht des subjektiven Gefühls mit warmen Worten verteidigt. Manches liest sich dabei wie eine unfreiwillige Selbstparodie.
Warum schreibe ich das hier jetzt? Weil das Abgelaufene so exemplarisch ist. Darin liegt auch sein Wert. Die Sarrazin-Debatte in den vielen Foren sollte einmal wissenschaftlich aufgearbeitet werden. An Material mangelt es nicht. Politologen, Soziologen, Historiker – manchmal ist Opinio eine Fundgrube des Zeitgeists.