Beschreibung
Hier folgt nun erst einmal der Prolog zu einem längeren Werk, das ich in Angriff genommen habe. Momentan hänge ich noch an einer Stelle im 1.Kapitel fest, aber vielleicht lest ihr euch schon mal durch, was fertig ist, und gebt auch ein Urteil, wenn ihr wollt. Freue mich sowohl über Lob als auch über Kritik. :-)
Viel Spaß!
die Juliesse
Prolog
Tiefe Stille lag über dem Land. Die Dunkelheit der Nacht hielt die sanft geschwungenen Hügel der Ebene von Sermon fest in ihrem Bann. Hin und wieder fuhr ein leichter Windhauch durch das kniehohe Gras und die dichten Kronen der Bäume und brachte sie zum Flüstern. Manchmal zerriss für einen Moment die dichte Wokendecke am nachtblauen Himmel und ein einsamer Stern blitzte auf, nur um kurz darauf wieder von den dunklen Wolken verschlungen zu werden. In der nahezu vollkommenen, lichtlosen Schwärze besaßen die Dinge keinen Schatten.
Die Gestalten bewegten sich schnell und fließend. Geräuschlos glitt der dichte Teppich aus wogenden Grashalmen auseinander, als sie aus einer dichten, vom Boden aufwallenden Nebelwand traten und das Flachland betraten. Ohne zu zögern liefen sie über den unebenen Boden. In dieser Finsternis, die selbst die Augen einer Raubkatze nicht hätten durchdringen können, besaß die Welt für sie ungeahnt klare Konturen. Schnell durchmaßen sie die offene Ebene. Ohne langsamer zu werden liefen sie den dahinter beginnenden Hang hinauf.
Ein Windstoß riss die Wolkendecke auf. Das Licht des hervortretenden Mondes fiel auf die Ebene und die Hügel. In seinem blassen Schein waren die Gestalten auf der Anhöhe gut zu erkennen.
Es waren drei Männer. Zwei von ihnen standen am Rand des Hügels und blickten schweigend auf die sich vor ihnen ausbreitende Landschaft. Der dritte hockte einige Schritte dahinter auf dem Boden und schien wie ein Hund in die Nachtluft zu wittern. In dem fahlen Mondlicht wirkte ihre Haut unnatürlich bleich.
In der Ferne glühten winzige rote und gelbe Kugeln. Der weit entfernte Schein von Fackeln. Ein Dorf.
Einer der Männer zerstörte die Stille.
„Und du bist dir sicher, dass sie hier vorbeigekommen sind?“
„Nein“, antwortete ein anderer. „Ihre … Mission … führt sie auf einem anderen Weg in die Ebene. Wir waren schneller. Sie werden das Gebiet weiter östlich aus dem Wald betreten. Etwa zwei Tagesmärsche von hier entfernt.“
Wieder sprach der Mann, der das Schweigen gebrochen hatte. „Dann werden wir ihnen also erst in zwei Tagen gegenüberstehen.“
„Ja“, bestätigte der zweite Mann. Und, nach einem beinahe unmerklichen Moment des Zögerns, fügte er schon fast beiläufig klingend hinzu: „Und dann werden sie bluten. Für alles.“
Der dritte der Männer hatte kein einziges Mal das Wort erhoben, sondern nur reglos am Boden gekauert und schweigend dem Wortwechsel gelauscht. Jetzt drehte er den Kopf und blickte hinter sich in die Dunkelheit. Er kicherte leise.
Noch einige Augenblicke standen die drei regungslos auf der Anhöhe. Dann waren sie plötzlich verschwunden.
Dunkle Wolken schoben sich vor den Mond und tauchten das Land wieder in tiefe Dunkelheit.