Kurzgeschichte
Grüne Wolle

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"Grüne Wolle"
Veröffentlicht am 06. Oktober 2009, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Grüne Wolle

Grüne Wolle

Grüne Wolle

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Grüne Wolle

 

Wenn sie die Augen fest geschlossen hält, kann sie sie noch immer spüren:

Die Arme, die von hinten ihre Taille umschlingen – vorsichtig, wie abwartend, aber dennoch entschlossen.

Die raue, grüne Wolle der Pulloverärmel unter ihren Händen.

Das Kinn, das sich auf ihre rechte Schulter schiebt – zögerlich, fragend.

Wenn sie den Kopf leicht dreht, kann sie ihr Gesicht an seine glattrasierte Wange schmiegen, den Duft seiner Haut atmen.

 

Ein Sonnenstrahl streift ihre Lider, lässt sie blinzeln.

Stumm betrachtet sie den schlafenden Mann an ihrer Seite.

Den Kopf, der auf dem zerwühlten Kissen neben ihr ruht.

Das entspannte Gesicht, in dem hin und wieder dieser kleine Muskel zuckt – da, jetzt wieder, direkt unter dem Augenlid.

Den winzigen, blütenförmigen Leberfleck auf dem linken Ohrläppchen.

Die Wangen, deren Bartstoppel bereits einen deutlichen Anflug von Grau zeigen.

Seine Hände haben die Steppdecke bis zu den Hüften hinuntergeschoben, das Bündchen des ausgeleierten Schlafanzuges ist nach oben gerutscht und gibt den Blick frei auf einen Streifen leicht gebräunter Haut.

Fast ist sie versucht, mit dem Finger darüberzustreifen, aber sie rührt sich nicht.

Sie weiß, dass ein unwilliges Knurren die Folge wäre.

Ihre Nasenflügel blähen sich ein wenig, als sie versucht, seinen Geruch einzufangen.

Diesen Geruch, den sie schon gar nicht mehr wahrnimmt, weil er ihr seit Jahren vertraut ist.

Viel zu vertraut.

 

Ganz still liegt sie, schließt noch einmal die Augen, flüchtet sich zurück ...

... zurück zu den zärtlichen Händen, dem warmen Atemhauch in ihrem Nacken, dem Duft nach Tabac und Tabak.

Sie lächelt.

Nie hätte sie geglaubt, dass man im Traum Düfte riechen, Farben sehen, Kribbeln verspüren kann.

 

Wie gerne drehte sie ihren Kopf noch ein wenig weiter, um in das Gesicht des Mannes zu blicken, dessen warme Wange sie wieder an ihrer zu spüren glaubt.

Doch sie ahnt es – der Zauber wäre gebrochen.

Sie braucht es auch nicht zu tun.

Wenn sie die Augen fest geschlossen hält, sieht sie sein Bild.

 

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Hörbuch

Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
ISBN 978-3-944907-02-4

Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
Quertextein und hinterm Komma links
ISBN 978-3944907215

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Gunda Re: Ja... -
Zitat: (Original von Christina_Maverik am 12.11.2009 - 15:14 Uhr) ..das kann ich nachvollziehen.. einerseits möchte man dem gewohnten entrinnen - andererseits würde man das gewohnte unendlich vermissen.
Sehr gefühlvoll beschrieben.
LG Christa


Ich glaube, Christa, wenn wir beide uns mal unterhalten würden, brauchten wir dafür gar nicht zu reden *grins* ... du verstehst immer sehr genau, was ich mit meinen Texten aussagen will.
LG
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Grüne Wolle -
Zitat: (Original von Luap am 10.10.2009 - 19:00 Uhr) Zwischen Traum und Realität spielt das wahre Leben...

LG, Paul


Mit diesem Kommentar triffst du - zumindest bei mir - voll ins Schwarze, Paul. Wenn es Tagträumereien nicht gäbe, dann müssten sie für mich erfunden werden - allerdings verliere ich dabei nie den Blick für die Realität, hoffe ich jedenfalls *g*.

LG Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Christina_Maverik Ja... - ..das kann ich nachvollziehen.. einerseits möchte man dem gewohnten entrinnen - andererseits würde man das gewohnte unendlich vermissen.
Sehr gefühlvoll beschrieben.
LG Christa
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek ich kann - im Traum alles - habe gestern eine Physikarbeit auf der Uni geschrieben - da staunst du!

gefällt mir, Gunda

LG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Irgendwie sehr traurig - Ich möchte nicht eines Tages mit solchen Gedanken im Bett liegen.
LG Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Grüne Wolle - Zwischen Traum und Realität spielt das wahre Leben...

LG, Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Mehr davon! -
Zitat: (Original von Janara am 08.10.2009 - 09:21 Uhr) ausgeleierte Bündchen ...*gg* wird Zeit, dass Weihnachten wird!
Im Ernst: Sehr gefühlvoll und sensibel
LG Jana


Schön, dass du das "ausgeleiert" entdeckt hast, Jana. Es sollte gleichzeitig ein Synonym sein für das Ausgeleierte, das manchmal einer langjährigen Beziehung anhaften kann.
Grins: Schlafanzüge zu Weihnachten gibt es meist von den Müttern, aber natürlich von mir ausgesucht und gekauft ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Janara Mehr davon! - ausgeleierte Bündchen ...*gg* wird Zeit, dass Weihnachten wird!
Im Ernst: Sehr gefühlvoll und sensibel
LG Jana
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: ich fand es nicht traurig -
Zitat: (Original von Boris am 06.10.2009 - 19:12 Uhr) sehr sensibel,
punktgenau beschrieben
und eine ruhige Sinnlichkeit

LG Jürgen


Schön, wenn es so rübergekommen ist, Jürgen. Es sollte in erster LInie auch nicht traurig sein, wenngleich die Erkenntnis, dass man manchmal dem VErtrauten entfliehen möchte, natürlich schon etwas Trauriges hat :o))

Lieben Gruß
Gunda

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