Kurzgeschichte
Kate

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"Kate"
Veröffentlicht am 04. Oktober 2009, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Tjaaaa...Was soll ich sagen? Ich mag meinen Kater und Garfield (auch wenn da keine allzu großer Unterschied besteht...), lese und schreibe gerne und bin ansonsten ein wenig zu schräg für diese Welt. Ach, mehr weiß ich nicht. Wer was über mich wissen will, der soll einfach fragen! :-) Muahahaha!!! Oh, Entschuldigung.
Kate

Kate

Ich war zwölf Jahre alt, als ich Kate kennenlernte. Es war im Sommer, die Sonne trieb uns jeden Tag den Schweiß auf die Stirn, die Wiesen um uns herum leuchteten trotz der sengenden Sonne in saftigem Grün, waren weiß und gelb gesprenkelt von Margeriten, Sonnenaugen, Gänseblümchen und Löwenzahn. Die Welt um uns herum sprühte nur so vor Leben.

  Was für eine Ironie des Schicksals. Denn Kate würde schon bald sterben müssen.

  Kate war damals dreizehn Jahre alt und lebte schon seit über drei Jahren mit dem Wissen, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt war.

  Ich sah sie das erste Mal auf der kleinen Wiese am Stadtrand. Kate saß auf einem der ausladenden Äste des einzigen Baumes auf der Wiese. Ich erinnere mich noch genau, wie sie dort saß, die Augen geschlossen, das Gesicht der warmen Sonne zugewandt. Ein hellgrünes Tuch bedeckte ihren Kopf. Die Silberschrift auf ihrem dunkelgrünen T-Shirt glitzerte in der Sonne. Ihre Beine steckten in einer ausgebleichten, kurzen Hose und baumelten lose in der Luft.

  In dem Moment, in dem ich sie dort im Licht der hellen Sonne entdeckte, das Gesicht rein und unschuldig, erschien sie mir wie ein Engel.

  Als ich mich ihr näherte, öffnete sie die Augen und sah mich lächelnd an.

  Ich erinnere mich noch genau an diese Augen: Wie zwei hellblaue, klare Seen unter einem wolkenlosen Mittagshimmel waren sie, von einer solchen Reinheit, dass ich unter ihrem Blick rot wurde. Aber was mich am meisten fesselte, waren die nahezu unsichtbaren Schatten, die in ihren Augen lagen. Es waren jene Schatten, die sich tief in Augen und Seele Todgeweihter eingruben. Jene Schatten, die von tiefster Trauer und Resignation kündeten.

  Ich weiß nicht mehr die Worte, mit denen sie mich ansprach. Aber diese Worte waren es, die mir die Scheu vor diesem Engel nahmen. Es dauerte nicht lange, bis ich neben ihr, mit den Beinen baumelnd, in dem Baum saß. Wir unterhielten uns sehr lange, und schon bei diesem ersten Gespräch erzählte sie mir von ihrem grausamen Schicksal. Ich war entsetzt und befangen, weil ich nicht wusste, was ich auf ihre Offenbarung antworten sollte. Doch Kate schüttelte nur traurig den Kopf, lächelte mich sanft an und meinte, dass ich nichts zu sagen brauchte.

  In den folgenden zwei Monaten trafen wir uns jeden Tag auf der Wiese. Dort unterhielten wir uns dann über alles Mögliche. Egal, ob wir im saftigen Gras lagen, in der Krone des Baumes saßen oder auf der Wiese umherspazierten, wir redeten immer.

  So erfuhr ich alles über Kate: Dass sie eigentlich Kathleen hieß, aber nur Kate genannt werden wollte, dass ihre Lieblingsfarbe dunkelblau war, sie am liebsten Erdbeeren aß und Veilchen ihre Lieblingsblumen waren. Ein Lieblingstier hatte sie nicht – sie liebte alle Tiere. Manchmal gingen wir ein Eis essen; dann wählte sie stets eine Kugel Erdbeereis. Sie konnte so erstaunlich gut klettern, dass sie nie ausglitt oder sich die Hände aufschrammte wie ich es immer tat.

  Und mit der selben Selbstverständlichkeit, mit der sie mir jeden Tag ihre Kletterkünste vorführte, trug sie stets ein Kopftuch. Manchmal hatte sie ein blaues Tuch, mal ein rotes Tuch, mal war das Tuch weiß gestreift oder grün gepunktet, aber nie sah ich Kate ohne ein Kopftuch. Ich fragte sie nie danach.

Ich wusste, warum sie es nie abnahm.

  Es war eine wunderschöne Zeit mit Kate, mit der ich mich so gut verstand, als wäre sie meine Zwillingsschwester. Wir verstanden uns mit und ohne Worte, wir schienen stets dasselbe zu denken. Wir, die wir beste Freundinnen waren, die wir zusammen lachten, wenn wir uns über den schönen Sommer unterhielten, und weinten, wenn wir ein totes Tier fanden und in der Erde vergruben, waren zusammengeschweißt wie nichts und niemand sonst auf der Welt.

  Wir, die wir ineinander einen Seelenverwandten gefunden hatten, durften nur zwei kurze Monate miteinander teilen.

  Eine Woche vor Kates Tod wurde sie in die nahe Klinik eingeliefert. Dort besuchte ich sie jeden Tag und dort sah ich auch zum ersten Mal ihre Eltern. Ich begegnete ihnen nur flüchtig, aber ich weiß noch genau, wie tief die beiden vom Schicksal ihrer Tochter getroffen waren.

  Kate ertrug diese letzte Woche wie eine Kämpferin, aber den Tod konnte sie nicht besiegen. Zwei Tage vor ihrem vierzehnten Geburtstag starb Kate und ließ nur Erinnerungen an den Engel zurück, der sie gewesen war.

  Ich ging zu ihrer Beerdigung. Es war eine stille, kleine Zeremonie, an der außer mir nur noch Kates Familie teilnahm. Auf ihrem Grab ließ ich nur einen Strauß aus dunkelblauen Veilchen und meine Tränen zurück.

  Seit Kates Tod vor fast vier Jahren zog ich mit meinen Eltern zweimal um, aber egal, wo wir auch wohnen, jedes Jahr kehre ich zu Kates Geburtstag an ihr Grab zurück. Dann setze ich mich vor ihr Grab und unterhalte mich mit ihr, als würden wir wieder wie in jenem Sommer auf der Wiese sitzen. Jedes Mal pflanze ich ein Veilchen mehr neben ihrem Grab ein. Und bald werde ich das vierte Veilchen neben ihr Grab setzen, ein Exemplar mehr von der Pflanze, die Kate so liebte.

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Hörbuch

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Juliesse
Tjaaaa...Was soll ich sagen? Ich mag meinen Kater und Garfield (auch wenn da keine allzu großer Unterschied besteht...), lese und schreibe gerne und bin ansonsten ein wenig zu schräg für diese Welt. Ach, mehr weiß ich nicht. Wer was über mich wissen will, der soll einfach fragen! :-)

Muahahaha!!!
Oh, Entschuldigung.

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Juliesse Re: Die -
Zitat: (Original von anteus am 12.10.2009 - 18:47 Uhr) Geschichte hat mich sehr berührt!
War es eine Idee von Dir oder hast Du das tatsächlich erlebt?

Jedenfalls super geschrieben.
Liebe Grüße
Anteus


Tja, sagen wir's mal so... Ich habe etwas ÄHNLICHES erlebt...

Ach, thx für's Lob!

die Juliesse
Vor langer Zeit - Antworten
Juliesse Re: Re: Die -
Zitat: (Original von Fantyoon am 12.10.2009 - 21:04 Uhr)
Zitat: (Original von anteus am 12.10.2009 - 18:47 Uhr) Geschichte hat mich sehr berührt!
War es eine Idee von Dir oder hast Du das tatsächlich erlebt?

Jedenfalls super geschrieben.
Liebe Grüße
Anteus

wenn ich kein wasser mehr neben mir stehen hätte wäre ich jetzt neben Kate eingegraben... Nein es war echt super Traurig =/


Hey, thx für's Lob :-)

die Juliesse
Vor langer Zeit - Antworten
Fantyoon Re: Die -
Zitat: (Original von anteus am 12.10.2009 - 18:47 Uhr) Geschichte hat mich sehr berührt!
War es eine Idee von Dir oder hast Du das tatsächlich erlebt?

Jedenfalls super geschrieben.
Liebe Grüße
Anteus

wenn ich kein wasser mehr neben mir stehen hätte wäre ich jetzt neben Kate eingegraben... Nein es war echt super Traurig =/
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Die - Geschichte hat mich sehr berührt!
War es eine Idee von Dir oder hast Du das tatsächlich erlebt?

Jedenfalls super geschrieben.
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Drückt sehr... -
Zitat: (Original von Juliesse am 05.10.2009 - 18:20 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 04.10.2009 - 17:20 Uhr) ... auf die Tränendrüse, das Geschichtlein. Hoffe, es ist nicht autobiographisch. Musst du aber nichts zu sagen. Um diesen Mitfühlfaktor zu erhöhen, hätte ich mir vielleicht ein paar Gespräche in Form wörtlicher Reden gewünscht. So weiß man nie so genau, wer diese Kate denn nun war, wie sie war und was sie denn nun eigentlich so wirklich ausgezeichnet hat. Aber abgesehen davon hast du sehr schöne Beschreibungen gefunden. Die Augen, die dem MIttagshimmel gleichen und zugleich ihre eigenen Schatten werfen. Und auch der Baum als Treffpunkt gefällt mir. Kann man sich gut vorstellen, vielleicht auch, weil das recht gern verwendet wird. Würd ich auch so machen, glaub ich. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


Hey, danke erst mal für's Lob :-)
Dass die Geschichte völlig jeder wörtlichen Rede entbehrt war so in etwa gewollt...Kate sollte für den Leser als etwas Mysteriöses in Erinnerung bleiben, etwas, worüber nachdenken kann, von dem man nicht so genau weiß, ob es sie tatsächlich gegeben hat und ob sie nicht vielleicht doch ein Engel war :-)...So wird man auch weiterhin über das Rätsel Kate nachdenken können. anstatt sie in die Schublade für Krebsopfer zu stecken und sie dann wieder zu vergessen.
So war das eigentlich angedacht.
Aber trotzdem nochmal vielen dank für deinen Kommentar :-)

die Juliesse

Na ja, in dem Fall ist dir das gelungen. So etwa hat's auf mich auch gewirkt. :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Juliesse Re: Schöner -
Zitat: (Original von ulla am 04.10.2009 - 21:06 Uhr) berührender Text
lg
ulla


Hey, thx :-)

die Juliesse
Vor langer Zeit - Antworten
Juliesse Re: -
Zitat: (Original von NeueDimension am 04.10.2009 - 19:55 Uhr) Liebe Juliesse

deinen Geschichte berührt mich sehr!
Ich möchte auch gar nicht viel mehr dazu schreiben..wichtiger ist..dass noch mehr Leute deine Geschichte lesen.

Lieben Gruß
Peter


Hehe... thx

die Juliesse
Vor langer Zeit - Antworten
Juliesse Re: Drückt sehr... -
Zitat: (Original von PhanThomas am 04.10.2009 - 17:20 Uhr) ... auf die Tränendrüse, das Geschichtlein. Hoffe, es ist nicht autobiographisch. Musst du aber nichts zu sagen. Um diesen Mitfühlfaktor zu erhöhen, hätte ich mir vielleicht ein paar Gespräche in Form wörtlicher Reden gewünscht. So weiß man nie so genau, wer diese Kate denn nun war, wie sie war und was sie denn nun eigentlich so wirklich ausgezeichnet hat. Aber abgesehen davon hast du sehr schöne Beschreibungen gefunden. Die Augen, die dem MIttagshimmel gleichen und zugleich ihre eigenen Schatten werfen. Und auch der Baum als Treffpunkt gefällt mir. Kann man sich gut vorstellen, vielleicht auch, weil das recht gern verwendet wird. Würd ich auch so machen, glaub ich. ;-)

Liebe Grüße
Thomas


Hey, danke erst mal für's Lob :-)
Dass die Geschichte völlig jeder wörtlichen Rede entbehrt war so in etwa gewollt...Kate sollte für den Leser als etwas Mysteriöses in Erinnerung bleiben, etwas, worüber nachdenken kann, von dem man nicht so genau weiß, ob es sie tatsächlich gegeben hat und ob sie nicht vielleicht doch ein Engel war :-)...So wird man auch weiterhin über das Rätsel Kate nachdenken können. anstatt sie in die Schublade für Krebsopfer zu stecken und sie dann wieder zu vergessen.
So war das eigentlich angedacht.
Aber trotzdem nochmal vielen dank für deinen Kommentar :-)

die Juliesse
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Schöner - berührender Text
lg
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
NeueDimension Liebe Juliesse

deinen Geschichte berührt mich sehr!
Ich möchte auch gar nicht viel mehr dazu schreiben..wichtiger ist..dass noch mehr Leute deine Geschichte lesen.

Lieben Gruß
Peter
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