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Der eingebildete Pfau
Vor langer langer Zeit
In einem Land, von hier ganz weit
Ein junger Pfau war da zu Haus
Mit Schönheit kannte er sich aus
Ein Rabe war auch damals dort
Die Welt zu sehen flog er einst fort
Hugin wurde er genannt
Doch in der Gegend kaum bekannt
Nun saß er einsam auf dem Ast
Ohne Eile, ohne Hast
Schaute er in aller Ruh
Dem Treiben aller Tiere zu
Unter ihm, am Wegesrand
Sah er, wie der Pfau dort stand
Umgeben war er da von Pfauen
Allesamt ganz junge Frauen
Er war der schönste hier von allen
Schien jedem Fräulein zu gefallen
Sie waren wie hypnotisiert
Von seinem Glanz so fasziniert
Mit seinem Schwanz schlug er ein Rad
Das hier gewiss kein zweiter hat
Er machte keinen Hehl daraus
Streckte die Federn noch weiter hinaus
Des Weges auf der andren Seite
Jagte Frösche auf der Weide
Ein nicht zu junger Adebar
Der erschöpft von einer Reise war
In seine Richtung der Pfau nickte
Als er den Storch erblickte
Alle drehten sich herum
Betrachteten den Storch ganz dumm
„Schaut euch mal den Vogel an!
Wie ungepflegt man doch sein kann
Diese langen, roten Beine
Wie meine Federn, hat er keine!“
Stolz zeigte er auf seinen Schwanz
„Dagegen hat er keine Chance!“
Bei diesem sichtlichen vergleich
Lachten alle Fräulein gleich
Der Storch gab darauf keinen Ton
Und traurig flog er dann davon
Erst die äußerst lange Reise
Dann ausgelacht auf solche Weise
Der Rabe gesellte sich zum Storch:
„Mein guter Adebar, jetzt horch!
Den Schönen, die zum Protzen neigen
Werden wir es schon noch zeigen!“
Sie flogen in die gleiche Richtung
Bis zu einer kleinen Lichtung
„Ein alter guter Freund von mir
Lebt zwischen all den Bäumen hier.“
Aus dem Dickicht kam ein Tiger
Ein erfahrner, alter Krieger:
„Sei gegrüßt, mein Freund der Rabe
Der einzige, den ich hier habe.“
Hatte der Tiger erst die Geschichte gehört
War er darüber zutiefst empört:
„Den werden wir lehren, was es heißt
Wenn man andre ins Schmutzwasser schmeißt!“
Am selbigen Abend, zur späten Stunde
Machte der Pfau am Sumpf seine Runde
Plötzlich kam im hohen Bogen
Der Tiger auf ihn zugeflogen
Panisch versuchte der Schönling zu fliehen
Sich den Krallen des Tigers zu entziehen
In der Hoffnung, dass er es schafft
Sprang er in die Luft, doch verlor gleich an Kraft
Wie man es eigentlich von Vögeln kennt
Hat doch der Schönling das Fliegen verlernt
Mit einem Aufprall, laut dennoch stumpf
Fiel er kopf abwärts genau in den Sumpf
Bis ans Lebensende, bekam er den Dreck
Aus seinen Federn nie wieder weg
Langsam stieg der Rabe zu ihm hinunter
Sagte entschlossen, trotzdem ganz munter:
„Dies ist an dich heute mein Rat:
Bekamst du die Schönheit, wie keiner sie hat
Weil die Natur dir war freundlich gesinnt
Lass andre in Ruhe! Sie sind wie sie sind!“
© by A.D. Laupheim, 03.01.2007