Beschreibung
Hoffe es gefällt euch.
Kritik und Lob sind wie immer erwünscht. :)
Bedasu Genro
Kapitel 4
Bedasu Genro
Sobald er sich aus der schützenden Umarmung der Schatten befreit hatte, war es Kanja, der ihn zuerst entdeckte. Der Spion sprang auf seine Füße und starrte den Rotschopf mit vor Angst geweiteten Augen regungslos an. Sowohl der Gyakusatsu, als auch die beiden bewaffneten Wachen bemerkten sein Verhalten und folgten verwundert seinem Blick. Dem Schlächter klappte fassungslos der Mund auf und er hielt sich krampfhaft seine unbrauchbare Hand. Die beiden anderen sprangen wütend auf, zogen ihre Schwerter, bauten sich vor ihrem -immer noch knienden Herrn- auf und schrien warnend: „Bleib stehen und gebe dich zu erkennen, wenn du nicht auf der Stelle sterben willst!“ Schweigend gehorchte Kenjiro und blieb ihnen gegenüber, auf der anderen Seite des kleinen Teiches stehen. Das Mondlicht brach durch die Wolken und wurde von dem Wasser reflektiert. Ein schwacher Wind wehte, der die Büsche und Blumen zum rascheln brachte und ihre kleinen Pollen hinaus in Welt schleuderte. Sie überquerten den Teich und durch den Schein des Mondes entstand ein glitzernder silberner Schleier, durch den Kenjiro seinen durchdringenden Blick starr auf den knienden Hausherrn heftete. Sie taxierten sich gegenseitig und es entstand eine unheimliche, geladene Stille. Der Wind hielt an und der silberne Schleier verdichtete sich. Plötzlich lachte der schmächtige Mann amüsiert auf und stand langsam auf. „Du hast Mut Rotschopf. Bis jetzt hat es noch niemand gewagt, sich bewaffnet in meinen Garten zu schleichen. Wer bist du?“ „Ein Wanderer.“ Die Augen des Hausherrn verengten sich und er hatte Mühe seine aufwallende Wut zu zügeln: „Du, ein einfältiger Jüngling, der sich nicht einmal ein scharfes Schwert leisten kann, wagst es mir, dem Leiter der Xio-Schule, Bedasu Genro, solch eine respektlose Antwort zu geben?! Warum hast du es gewagt mein Land zu betreten, Kind?“ „Ich habe eine Bitte an Sie.“ erwiderte Kenjiro kühl. Die Schultern von Genro fingen an zu beben und plötzlich brach er in ein dämonisches Lachen aus, das seinen gesamten Körper schüttelte. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, flüsterte er: „Eine Bitte? Was könnte das für eine wichtige Angelegenheit sein, die mich erfüllen lassen möchtest?“ „Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie die Kei Do Schule in Frieden ihren Weg beschreiten lassen würden.“ Nun schlich sich ein gefährlicher Unterton in Genros Stimme: „Das willst du? Dann knie im Dreck nieder und bettle darum!“ Ohne zu zögern befolgte Kenjiro seine Bedingung und warf sich auf den feuchten Erdboden. Seine Nasenspitze berührte den Boden, als er flehte: „Bitte, geehrter Bedasu Genro, lassen sie die Kei-Do Schule und all ihre Schüler, sowie Lehrer in Frieden ihr Leben leben.“
Es entstand eine unangenehme Stille. Alle starrten den im Dreck knienden, den Bezwinger vom unbesiegten Gyakusatsu überrascht an. Der Wind nahm zu und damit auch die dicke des schwebenden Schleiers. Das einsame Heulen eines Wolfs riss Genro aus seiner Fassungslosigkeit und das verzehrende Feuer der Wut loderte in seinen Augen. „Du Sohn einer Hure!“ schrie er ungehalten und schleuderte dabei seinen Speichel in hohem Bogen von sich. Die Tropfen trafen mit einem seichten plätschert auf die Oberfläche des Teichs. Traurig richtete sich Kenjiro auf und beobachtete schweigend die kleinen, chaotischen Wellen. „Teiro, Toku zeigt diesem vermessenen Blag, dass er es nicht wert ist dem Gründer der besten Kampfschule des Landes eine Bitte zu unterbreiten!“ „Ja Herr!“ antworteten seine beiden Untergebenen und zogen mit einem synchronen Klirren ihre Schwerter. In diesem Moment pfiff ein kräftiger Windstoß über den Garten hinweg, der das leise Seufzen von Kenjiro übertönte: „Warum?“
Schneller als das Auge seiner Gegner ihm folgen konnte, griff er sein Schwert mitsamt seiner Scheide, zog es aus seinem Gürtel, richtete sich auf und sprang in der selben Bewegung mit einem Satz auf die andere Seite des Teiches. Er landete geschickt zwischen Toku, Teiro und ihrem Herrn. Die beiden Wächter warfen gerade einen verängstigten und ungläubigen Blick über ihre Schulter, als Kenjiro sie fast zeitgleich mit einem Hieb seiner Schwertscheide ins Reich der Schlafenden schickte. Verträumt beobachtete er schweigend den leuchtenden Schleier, bis Genro realisiert hatte, was passiert war. Der Zorn in seinen Augen verpuffte und wurde durch eine beherrschende Angst ersetzt. Seine Beine gaben nach und er stürzte zu Boden. Mit geweiteten Augen versuchte er rückwärts krabbelnd Distanz zwischen sich und dem Rotschopf zu bringen. „W-wer... W-was bist du?“ stotterte er, als er mit dem Rücken gegen einen Pfosten der hölzernen Veranda stieß. Andächtig riss sich Kenjiro von dem Anblick des Schleiers los und ging langsam auf Genro zu. Er kniete sich vor ihm nieder und flüsterte: „Jemand der nicht will, dass die Kei-Do Schule Leid erfahren muss.“ Mit dem Mut der Verzweiflung schaffte es der Hausherr sich in Rage zu reden und zeterte: „Aber wieso? Ihre Lehre ist schwach. Sie benutzen Holzschwerter, damit sie niemanden umbringen. Du weißt es auch! Es ist schwachsinnig! Schwertkunst wurde erschaffen, um andere zu töten. Es ist eine unbestrittene Wahrheit...“ Er verstummte prompt, als ihn Kenjiro direkt in die Augen schaute und anfing zu lächeln: „Du hast Recht. Sie wurde zum töten erschaffen... Aber ich mag die Idee hinter dem Kei-Do Stil viel mehr als die Realität.“ Genro erwiderte nichts, sondern starrte ihn nur zitternd an, als dieser sich wieder aufrichtete und zu den beiden bewusstlosen Männern schaute. „Also werden Sie nun meine Bitte erfüllen Herr Bedasu Genro?“ Dieser nickte panisch und presste sich gegen das Holz in seinem Rücken. „Vielen Dank.“ bedankte sich der Rotschopf höflich und ging entspannt auf das Haus zu. Als er an dem Gyakusatsu vorbei kam, roch er seinen Angstschweiß und hörte das Klappern seiner Zähne. Den Blick hatte er starr auf den Boden gerichtet. Ohne ihn direkt anzuschauen blieb er auf einer Höhe mit ihm stehen. „Benutze niemals wieder diesen Namen. Er erzählt eine Geschichte, die nicht deine sein soll. Sollten wir uns noch einmal wiedersehen und solltest du dann immer noch auf den falschen Pfaden wandern, dann wird dein Leben genauso wie das Ende dieser Geschichte sein.“ Bei diesen Worten schrumpfte der Hüne in sich zusammen und nickte untertänigst. Mit einem zufriedenen Lächeln ging er weiter und stand nun dem Spion, der ihn bis zu diesem Garten geführt hatte gegenüber. „Kanja nicht wahr?“ Er zuckte zusammen, als er angesprochen wurde, bereitete sich aber gleichzeitig darauf vor sich zu verteidigen. „Ja, Herr Wanderer.“ „Schau mich an.“ forderte ihn Kenjiro freundlich auf. Zögernd gehorchte er und blickte in dessen durchdringenden blauen Augen. Für wenige Sekunden verharrten sie so, bis ein offenherziges Lachen aus Kenjiros Kehle entschlüpfte. „Du hast gute Augen.“ stellte er amüsiert fest und klopfte dem überraschten Kanja auf die Schulter. Er zog ihn an sich und flüsterte ihm etwas so leise ins Ohr, das ihn die anderen nicht verstehen konnten. Als er ihn wieder von sich schob nickte dieser mit einem verwirrten Gesichtsausdruck und geleitete ihn durch das prunkvolle Haus. Er öffnete Kenjiro die Haustür und als dieser in den Schatten der Nacht verschwand, flüsterte er: „Du hast bessere Augen... Wanderer.“