Fantasy & Horror
Der Adept (6) - Das Vermächtnis des toten Magiers (6)

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"Der Adept (6) - Das Vermächtnis des toten Magiers (6)"
Veröffentlicht am 31. Mai 2007, 14 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ehemann, Vater, Großvater - alles optimiert: nur eine Frau, nur einen Sohn, nur eine Tochter, nur eine Enkelin, nur einen Enkel.,, nein, seit dem 24.02.08 (kurz nach 6) sind's zwei In Jahreszahlen: 57, 54, 35, 33, 12, 1 (Stand: 2007)
Der Adept (6) - Das Vermächtnis des toten Magiers (6)

Der Adept (6) - Das Vermächtnis des toten Magiers (6)

Der Adept
Das Vermächtnis des toten Magiers (6)

Zur gleichen Zeit. Fernab des Hauses, in dem Ashra, die Totenpriesterin, Luvor der Gnom und Markus, ein von sich noch unwissender Magier sich gegen die Übergriffe aus der Schattenwelt zu wappnen beginnen ... irgendwo andernorts ... vielleicht sogar in deiner Stadt ...?

Die junge stoppte ihre ohnehin gemächlichen Schritte, sah an der schmutzigen Fassade des Hauses empor. An unzähligen Stellen war der Verputz herausgebröckelt. Fast überall blinde Scheiben, in denen nicht einmal mehr das Sonnenlicht reflektierte.
Der Laden im Erdgeschoss machte von außen her einen heruntergekommenen Eindruck. In Barbara Kosberg stiegen Zweifel auf, ob sie überhaupt bei der richtigen Adresse angekommen war. Sie nestelte in ihrer Jackentasche, holte einen Zettel hervor, verglich die hierauf notierten Angaben mit der Realität: „Offenbar richtig“, seufzte sie leise. „Das muss der Laden sein.“ Dann ging sie zielstrebig auf die Ladentür zu, auf der ein verwittertes Holzschild diese Bruchbude mit „Antiquariat“ pries.
Mit einem hässlichen Kratzen meldete sich die Türglocke, als die junge Frau den muffig riechenden Raum betrat. Muffig und abgestanden quoll ihr verbrauchte Luft entgegen. Hier war offensichtlich schon lange nicht mehr vernünftig gelüftet worden. Pikiert rümpfte sie die Nase, trug sich schon mit dem Gedanken, auf den Absätzen kehrt zu machen ...
„Meine Dame? Womit kann ich dienlich sein..?“
Barbara Kosberg zuckte unwillkürlich zusammen.
„Pardon, ich wollte sie nicht erschrecken“, entschuldigte sich der Mann, der so unvermittelt neben ihr aufgetaucht war.
„Schon gut, ich hatte Sie nicht kommen hören.“ Barbara versuchte ein Lächeln hervorzuzaubern, das ihr allerdings beim Anblick des Mannes im Gesicht erfror! Den Glöckner von Notre-Dame hätte man gegen ihn beinahe hübsch bezeichnen mögen.
Barbara versuchte, so gut es ging, ihr Entsetzen über die Häßlichkeit des Mannes zu überspielen. Nervös nestelte sie an ihrer Handtasche herum. Als sie endlich den Schnappverschluss geöffnet hatte, wagte sie ein kurzen Aufblicken: „Augenblick, bitte, ich ... ich suche nur meinen Zettel ... wo hab’ ich den denn bloß hinge... ? Ah, ja...“ Mit fahrigen Bewegungen faltete Barbara einen Zettel auseinander, warf einen kurzen Blick darauf.
„Wissen Sie“, erklärte sie gleichzeitig, „mein Neffe hat übermorgen Geburtstag und da hat er mir ein paar Dinge aufgeschrieben, für die er sich interessiert...“
„Aha“, meinte der Antiquar sichtlich gleichgültig. „Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie in meinem Laden etwas finden werden, das den Wünschen eines Kindes entspräche.“
„Dieses Kind, wie Sie meinen, wird übermorgen dreißig Jahre alt“, lachte Barbara leise und ein wenig amüsiert auf und lies dann ihre Fingerkuppe über den Notizzettel wandern: „Dann wollen wir mal sehen... ah, hier, das war es, wonach ich fragen sollte: ,Das Buch des toten Magiers’ ... und ich soll dazu erklären: nicht irgendwelchen anderen Nonsens, den man auch über den Versandhandel beziehen kann. Dieses Buch muss es sein. Sie wüssten bestimmt, welches er meinte!“
Barbara hielt dem Mann ihren Zettel entgegen. Der warf auch nur einen flüchtigen Blick darauf. Ein kurzer Blick, der allerdings ausreichte, um ein gewisses Flackern in den Augen des Antiquars hervorzurufen. Er zupfte den Zettel aus Barbaras Hand, knüllte ihn dann demonstrativ zusammen und warf ihn achtlos hinter sich. Gleichzeitig öffnete sich dabei sein Mund spaltweit, womit er wohl ein spöttisches Lächeln andeuten wollte, das jedoch nur noch mehr sein abstoßendes Gesicht zur abscheulichen Fratze werden ließ.
„Meine Dame“, kam es knarrend über die spröden wulstigen Lippen, „auch wenn es schmeichelt, dass irgendwer meint, ich wäre im Besitz dieses Werkes, so muss ich eingestehen, dass es nicht an dem ist. Tut mir leid!“
„Mein Neffe sagte auch noch, dass, wenn Sie dieses Buch vielleicht auch nicht persönlich besäßen, zumindest eine Adresse für mich hätten, wo ich es erhalten könnte.“
„So? Sagte Ihr Neffe das?“ Die Augen des Mannes verengten sich zu schmalen Schlitzen: „Darf ich erfahren, woher er seine umwerfende Weisheit bezieht beziehungsweise bezogen hat?“
„Das weiß ich auch nicht“, gestand Barbara wahrheitgemäß ein. „Ich gebe es nur so weiter, wie ich darüber selbst Bescheid weiß.“
„Dann richten Sie bitte Ihrem Neffen aus...“, die Stimme des Mannes klang förmlich spürbar schärfer. „Ein solches Buch existiert überhaupt nicht. Hat es nie gegeben und wird es vermutlich auch niemals geben. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
Dass der Mann Barbara am liebsten auf der Stelle wieder losgeworden wäre, schwang unmissverständlich im Klang seiner Stimme. Für einen Augenblick lang war Barbara auch sprachlos, dann aber hatte sie sich wieder gefangen: „Ah, Moment. Sie sagten doch selben selbst, dass Sie sich geschmeichelt fühlten ...“
„Ach, Unsinn!“ unterbrach der Alte sofort. „Vergessen Sie’s!“
Barbara Kosberg, die beruflich marketing-orientiert zu denken und zu handeln pflegt, ließ sich jedoch nicht so schnell abwimmeln. Jetzt erst recht nicht!
„Versuchen Sie ja nicht, mir ein X für ein U vormachen zu wollen!“ In ihren Augen blitzte es kampflustig auf: „Außerdem weiß ich nämlich auch aus anderer Quelle, dass gerade Sie zumindest einen Hinweis über dieses Buch geben können ... falls es tatsächlich nicht in Ihrem Besitz sein sollte, was ich allerdings ein wenig zu bezweifeln beginne.“
Aber auch der Antiquar ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen, obwohl es ihm anzusehen war, wie es in ihm arbeitete. Schließlich schien er sich zu einem Entschluss durchgerungen zu haben: „Na schön.“ Wieder entstellte sein abstoßendes Lächeln sein hässliches Gesicht. „Ich merke schon, dass Sie tatsächlich informiert sind ... und das auch ein echtes Interesse an dem Buch besteht ... kommen Sie bitte mit. Nach hinten durch ...“
Und während er zu Barbaras Verwunderung die Eingangstür absperrte und ein Schild mit dem Hinweis, dass er gleich wieder zurück sei, in das kleine Quadrat der Scheibe anbrachte, meinte er wie entschuldigend: „Sie dürfen meine zunächst gezeigte ablehnende Haltung bitte nicht mißverstehen. Wissen Sie, die ganzen Wichtigtuer und Spinner, die sich inzwischen in diesem Metier tummeln, hängen mir nämlich ganz schön zum Hals raus. Wollen Bücher über Magie, schwarze Kunst und dergleichen mehr. Arme Irre, die nichts von alledem wissen und verstehen. Wollen aber Hexenkünste erlernen und magische Rituale ausprobieren und was weiß ich für Unfug noch alles ...“
Für Barbaras Geschmack legte der Mann ein bißchen viel Redseligkeit an den Tag. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er mit seinem Gerede etwas gänzlich anderes bezwecken wollte, als sich für sein barsches Verhalten zu entschuldigen.
Irgendwo in ihren Hirnwindungen schlug eine kleine Alarmglocke an, aber Barbara wusste dieses mahnende Zeichen nicht zu deuten...
„Wenn Sie mir dann folgen wollen...!“
Behender, als es Statur und Alter des mannes eigentlich hätten erlauben dürfen, eilte er Barbara voran und stieß eine Tür auf, die in ein angrenzendes Zimmer führte. Mit gemischten Gefühlen folgte die junge Frau, zögerte aus einem inneren Impuls her kurz auf der Schwelle.
Der häßliche Alte hatte bereits den Raum durchquert und schob eine fahrbare Leiter an den dort bis zur Decke reichenden Regalen entlang. Nur kurz warf er einen Blick über die Schulter zurück:
„Nun kommen Sie schon! Oder wollen Sie dort Wurzeln schlagen?!“
Barbara gab sich einen Ruck, betrat den Raum vollends.
Doch kaum war sie bis zur Mitte des Zimmers gelangt, als sie auch schon bis zu den Knöcheln in einem zähen Morast steckte, aus dem sie keinen Fuß mehr heben konnte. Ein Schrei aus Erschrecken und Entsetzen löste sich aus ihrer Kehle.
Der vermeintliche Antiquar indes kreischte vor Vergnügen: „Ah ja, eine Adresse willst du haben, ja? Nicht mehr nötig – ich schicke dich gleich von hier aus hin. Non stop! Hä, hä, hä ...!“
Tiefer und tiefer versank Barbara in dem Zimmerboden, der keiner mehr war und sich auf unheimliche Weise in einen morastigen Sumpf verwandelt hatte, aus dem es kein Entrinnen gab! Rings um sie herum nur noch wabernde, brodelnde und Blasen werfende, faulig riechende Masse, die sie unaufhaltsam tiefer und tiefer zog! Bis zur Hüfte steckte sie bereits in der tödlichen Umklammerung. Verzweifelt streckte sie ihre Arme dem Mann entgegen: „Hilfeee! ... So helfen Sie mir doch...!“
„Das tue ich doch schon“, lachte der Alte meckernd, „ich schicke dich dorthin, wo du findest, wonach du suchst – zu Asmodis, dem Fürsten der Finsternis!“
Ein irres, schaurig klingendes Gelächter war das letzte, das eine junge Frau namens Barbara Kosberg noch vernahm. Mit einem widerlichen Schmatzen schloss sich die Oberfläche des Morastes über ihrem Kopf. Und Sekunden später veränderte sich auch wieder die Struktur des Bodens und zeigte sich als abgetretener Dielenboden, auf dem sich ein vom Zerfall bedrohter Teppich ausbreitete...
Mit einem irren Kichern hüpfte der angebliche Antiquar auf der Stelle herum, an der Barbara vor wenigen Sekunden buchstäblich im Erdboden versunken war: „Ein Opfer für Asmodis. Ein Opfer für Asmodis!“ kreischte er und schlug die Hände ineinander. „Und noch viele werden folgen, Meister, so, wie ich es dir gelobt habe!“
Ahmed Suleiman, ein Unterdämon der finsteren Mächte, verließ das unheimliche Zimmer, kehrte in den Ladenraum zurück und entriegelte die Tür zum Verkaufsraum. Ja, Asmodis konnte mit seinem treuen Diener zufrieden sein. So wie er selbst auch mit sich zufrieden war, obwohl ihm ein Gedanke einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte: Diese Frau hatte gezielt nach dem verhassten Buch gefragt! Sie war von jemandem geschickt worden, der sehr genau darüber Bescheid zu wissen schien. Schlimmer noch: dieser Jemand schien auch mehr über ihn, Suleiman, zu wissen, als es dem eigentlich recht sein konnte.
Im Stillen machte er sich Vorwürfe. Er hätte die Frau, bevor sie ganz versunken war, über den unbekannten Auftraggeber ausfragen sollen. Dafür war es jetzt allerdings zu spät.
Der Diener Asmodis schlurfte hinüber zum angrenzenden Zimmer. Dabei trat er auf etwas, das unter seinem Fuß leise raschelte. Ahmed Suleiman bückte sich und hob den von ihm zusammengeknüllten Zettel auf. Für einen kurzen Moment dachte er daran, diesen in den nächsten Abfalleimer zu befördern, als ihn ein Gedanke durchzuckte. Mit hastigen Fingern puhlte er das Notizblatt wieder auseinander. „Ich danke dir, Fürst der Hölle!“ keuchte der Alte erregt, als er den eingedruckten Namen las: Werbeagentur Jochen Reinders. Darunter die komplette Anschrift mit Telefonnummer, Fax, Internet-Präsenz.
„Muß ja nicht unbedingt auch gleich was mit ihr zu tun haben...“, überlegte der Dämon. „Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es doch so ist, scheint mir auf der Hand zu liegen ...“
Auf jeden Fall würde er diesen Jochen Reinders einmal näher unter die Lupe nehmen. Niemand kam ohne Grund auf die Idee, nach einem Buch suchen zu lassen, das nur sehr wenigen Eingeweihten bekannt war. Und schon gar keiner hätte ihn, Ahmed Suleiman, damit in Verbindung bringen können. Das konnte kein Zufall sein. Einen solchen Zufall konnte er sich nicht vorstellen, den gab es einfach nicht. Ahmed Suleiman, ein nahezu bedeutungsloser Unterdämon, nahm sich vor, sein Ansehen in den Augen der höllischen Fürstenhierarchie erheblich zu verbessern ...
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Jenseitiger
Ehemann, Vater, Großvater - alles optimiert: nur eine Frau, nur einen Sohn, nur eine Tochter, nur eine Enkelin, nur einen Enkel.,, nein, seit dem 24.02.08 (kurz nach 6) sind's zwei
In Jahreszahlen: 57, 54, 35, 33, 12, 1 (Stand: 2007)

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Apollinaris Re: Re: Johohohooh !! -
Zitat: (Original von Jenseitiger am 01.06.2007 - 23:04 Uhr)
Zitat: (Original von Apollinaris am 01.06.2007 - 18:40 Uhr) Noch ne neue Perspektive mit Standort, noch mehr Charaktäre.

Auf, auf, spute dich erwürdiger Jehnseitiger das ein mangel an weiteren Teilen mich nicht erzürnt ;)


Bekanntlich kommt ein Fiesling ja selten allein,
und ein weiterer Charakterdarsteller kommt auch noch ins Spiel ... aber dann fliegen die Fetzen!
Wobei es mich wesentlich beruhigen und besser schlafen lassen würde, wenn ich wüßte, dass deine Entzündung ... äh: Erzürnung nich vor Mittwoch zum Ausbruch käme (bin doch außerhäuslich aktiv).
Also gemach, hochwertester Freund,
ein fantasievoller Schreiberling wird's dir danken.
Beste Grüße, Gerd


Na gut ;), weil ich so ein unheimlich feiner Kerl bin.
Vor langer Zeit - Antworten
Jenseitiger Re: Johohohooh !! -
Zitat: (Original von Apollinaris am 01.06.2007 - 18:40 Uhr) Noch ne neue Perspektive mit Standort, noch mehr Charaktäre.

Auf, auf, spute dich erwürdiger Jehnseitiger das ein mangel an weiteren Teilen mich nicht erzürnt ;)


Bekanntlich kommt ein Fiesling ja selten allein,
und ein weiterer Charakterdarsteller kommt auch noch ins Spiel ... aber dann fliegen die Fetzen!
Wobei es mich wesentlich beruhigen und besser schlafen lassen würde, wenn ich wüßte, dass deine Entzündung ... äh: Erzürnung nich vor Mittwoch zum Ausbruch käme (bin doch außerhäuslich aktiv).
Also gemach, hochwertester Freund,
ein fantasievoller Schreiberling wird's dir danken.
Beste Grüße, Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Apollinaris Johohohooh !! - Noch ne neue Perspektive mit Standort, noch mehr Charaktäre.

Auf, auf, spute dich erwürdiger Jehnseitiger das ein mangel an weiteren Teilen mich nicht erzürnt ;)
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