Besuch beim Elch Eigentlich wollten der Pfalzgraf und seine Kurpfälzerin nichts anderes als einen neuen Schrank um ihre edlen und kostbaren Gewänder stilecht und knitterfrei zu deponieren. Doch wo sollte man ein solches Kleinod zur Verschönerung der eigenen vier Wände am besten erwerben? Sie entschlossen sich jenes Möbelhaus auszuwählen dessen Katalog zwischenzeitlich eine höhere Auflage erreicht hatte als die Bibel. Was allerdings kein Wunder ist %u2013 schließlich ist die Bibel weit weniger bebildert. So führte sie ihr Weg in jenen Konsumtempel mehr oder weniger preiswerter Einrichtungsgegenstände, welcher dem Kunden suggerieren sollte er befände sich mitten in Schweden, obwohl doch der Dialekt der Angestellten dieses Unterfangen nahezu absurd wirken lässt. Des Pfalzgrafen Füße betraten diesen Tempel nicht zum ersten Mal, jedoch %u2013 vielleicht lag es an der Tageszeit %u2013 nahm er sich nach Abschluss des Besuches vor, dass es das letzte Mal gewesen sein sollte. Durch den Eingang kommend musste er mit Unbill erkennen, dass man ihn und alle anderen Besucher einfach ungefragt duzte: %u201EHole Dir hier eine Tasche zum Einkaufen, wenn Du sie behalten willst kostet sie dich nur einen Euro%u201C erkannte sein missbilligender Blick bereits das erste Plakat. %u201EDu kannst Deine Kinder vorn rechts zum Spielen abgeben und nach dem Einkauf wieder anholen%u201C las er direkt daneben. %u201EEine gute Idee%u201C dachte er, nun etwas weniger mürrisch %u201Eimmerhin keine nervtötenden Teppichratten welche mir den Einkauf vermiesen%u201C. Sein Blick richtete sich zum Kinderhort. Er sah dort kein einziges Kind. Er sollte schnell erkennen warum. Dieses Möbelhaus war kein Einkaufsparadies %u2013 es handelte sich mehr um einen überdimensionalen Kinderspielplatz. Beim Durchwandern der mit Pfeilen auf dem Fußboden markierten Wege %u2013 für wie stupid hielt man ihn eigentlich, glaubte man tatsächlich er würde sich verirren und den Ausgang nicht mehr finden %u2013 sah er viele Kunden %u2013 aber noch mehr spielende Kinder. Er erinnerte sich mehrerer Berichte aus Presse und TV die Deutschen würden aussterben %u2013 es gäbe keine Kinder mehr. Diese Reporter sollten einmal in ihrem Leben dieses schwedische Möbelhaus aufsuchen. Sie wüssten sofort wo die fehlenden Kinder verblieben waren. Kinder in allen Größen. Babys an der Brust ihrer radikal-ökologischen Väter stilecht in Jutesäckchen festgezurrt. Kinder im Vorschulalter, welche leider bereits in der Lage waren sich selbstständig fortzubewegen und dies ausgiebig zelebrierten. %u201ELeon wo bist Du?%u201C tönte es unentwegt aus allen Ecken. %u201EWarum heißen heute alle Kinder eigentlich Leon%u201C sinnierte der Pfalzgraf und in Anbetracht des Gekreisches war er der Versuchung nahe eines dieser kreischenden Kleinkinder einfach an den Füßen zu packen und andere damit zu erschlagen. Er hatte Kinder eigentlich nie gemocht. Der heutige Besuch in diesem Möbelhaus förderte seine Vorurteile ins Unermessliche. Dann die Schulkinder. Bereits behände genug sich schnell und gezielt fortzubewegen, jedoch nicht mit ausreichend Hirn gesegnet um ihr eigenes Tun zu begreifen. Sie sprangen in die zur Ausstellung aufgebauten Betten, hangelten sich Schrankwände empor oder vergingen sich %u2013 mit frechem Grinsen im Gesicht %u2013 gerne einmal an den für die Angestellten des Möbelhauses aufgebauten Computern. Sie dachten wohl überall sei %u201EWorld of Warcraft%u201C installiert. Der Pfalzgraf lenkte seine Blicke zu den Eltern. Diese %u2013die Mehrzahl der Frauen bereits schon wieder empfängnisbereit oder bereits hochtragend %u2013 verfolgten die Schandtaten ihrer Bälger jedoch eher mit Wohlwollen. %u201EAch, ist mein Kind so groß %u2013 was es schon alles kann%u201C war aus den Gesichtern zu entnehmen. Erziehung war für diese Menschen wohl ein Fremdwort. %u201EGenug geärgert%u201C sagte er sich und machte sich mit seiner Kurpfälzerin auf den Weg zum Schrank seiner Begierde. Dort angekommen entfernte er einen dieser lästigen Möchtegern-Menschen, welcher kurz vor dem Erklimmen der Schrankwand war durch einen bösen Blick. Dies brachte ihm ein böses Knurren des Muttertieres ein, welches er jedoch geflissentlich ignorierte. Man weiß nie wie Muttertiere reagieren wenn man ihren Jungen zu nahe tritt, zudem der vermutliche Erzeuger %u2013 wohl ein übriggebliebenes Männchen aus der achtziger Jahre Grünen-Fraktion, ebenso mit der unvermeidlichen Jutetasche ausgestattet, wie auch mit einem extrem geschmacklosen selbstgestrickten Wollpullover bekleidet, bereits Schritte in seine Richtung unternahm. Unsere Freunde beeilten sich und erstanden den Schrank. Sie hätten wohl alles erstanden nur um möglichst schnell diesen als Möbelhaus getarnten Platz des Familienausfluges verlassen zu können. Er umging geflissentlich das integrierte Restaurant, in welchem schwedische Spezialitäten feilgeboten wurden, welche jedem echten Schweden die Tränen in die Augen getrieben hätten. Aus seinem Blickwinkel vermochte er nur zu erkennen, dass auch am Buffet des Restaurants fast ausschließlich Kinder ihr Unwesen trieben, ihre Teller überhäuften und selbst diese von Natur aus übelriechenden Speisen noch mit Ketchup überkleisterten. Und überall dieses Geschrei. An der Kasse angekommen wieder ein Plakat: %u201EHier kannst Du bezahlen%u201C. Für wie blöde hielt man ihn hier eigentlich. Er zahlte, nahm seine Kurpfälzerin in den Arm und verließ fluchtartig diesen Ort. Niemals wollte er dorthin zurückkehren.