Fantasy & Horror
Eine schrecklich musikalische Schwester

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"Eine schrecklich musikalische Schwester"
Veröffentlicht am 09. September 2009, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig Liebe mbH ISBN 978-3-944907-00-0 Querfeldein ISBN 978-3-944907-02-4 Beide Bücher leider komplett ausverkauft. Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir: Quertextein und hinterm Komma links ISBN 978-3944907215 Kontaktaufnahme über meine Homepage: http://quertextein.jimdo.com/
Eine schrecklich musikalische Schwester

Eine schrecklich musikalische Schwester

Beschreibung

... dreimal dürft ihr raten, warum diese Story unter "Horror" eingeordnet ist ... *seufz*

Eine schrecklich musikalische Schwester

 

 

 

Kennen Sie Gisela?

Nicht? Nun, dann haben Sie nicht wirklich etwas verpasst.

Gisela ist meine Schwester. Meine ach so musikalische Schwester.

Eigentlich trifft sie nicht mal zwei Töne und kann eine Stimmgabel nicht von einer Mistgabel unterscheiden, das tut aber ihrer Liebe zu blumiger, musikalisch-metaphorischer Ausdrucksweise keinen Abbruch. Und das Schlimmste ist, ihre Rede ist so durchsetzt von Vokabeln aus der Welt der Musik, dass diese Marotte sogar durchs Telefon infektiös wirkt. Kleine Kostprobe gefällig?

 

Meinst du nicht, wir sollten mal wieder ein paar Takte miteinander reden?“, flötete sie mir beispielsweise gestern ins Ohr. Entsetzt starrte ich den Hörer an. Wenn meine Schwester in derart gehobener Stimmlage spricht, bedeutet das nichts Gutes.

 

Wenn du meinst, Gisela ...“, bemühte ich mich um ein harmonisches Gesprächs-Intro.

Mit Sicherheit schwang ein Seufzen in meiner Stimme mit, aber meine Schwester ist schon immer eine Virtuosin darin gewesen, derart leise Töne zu überhören. Gleich würde sie wieder die altbekannte Leier beginnen.

(Was rede ich hier eigentlich? Ich sag's ja: Es steckt an ...)

 

Den Auftakt würde eine Lobeshymne auf die lieben Kleinen bilden. Dann würde sie die Heldentaten des Ältesten ihres Orgelpfeifentrios ausposaunen, ein kurzes Intermezzo würde sie dem Thema „Chef“ widmen, der mal wieder nicht ins gleiche Horn stieße wie sie, und dem sie darob die Flötentöne würde beibringen müssen.

 

Schließlich würde sie das vertraute Klagelied über Egon, den ihr Angetrauten, anstimmen und seine unzureichenden Fähigkeiten in der richtigen Handhabung des Taktstockes bemängeln. Ihre Stimme würde in stetigem Crescendo anschwellen, sich bis ins Fortissimo steigern und in einem fulminanten Schlussakkord in Moll ausklingen ...

 

Meine Schwester mit ihrem primadonnenhaften Getue geht mir manchmal fürchterlich auf den Senkel. Ich wünschte, sie würde EINMAL eine andere Platte auflegen. Am liebsten würde ich ihr mal sagen, sie möge keine solchen Opern quatschen, aber das würde sehr wahrscheinlich zu erheblichen Dissonanzen innerhalb unseres Familienorchesters führen.

(Oh Fagott ... ich bin wirklich infiziert – aber so was von!)

 

Noch einmal seufzte ich tief – und schon schmiss Gisela den Riemen auf die Orgel. In hämmerndem Stakkato flogen mir ihre Worte um die Ohren.

 

Also, Tina, ihre Jüngste, hatte in der vergangenen Woche mal wieder DEN Schlager gelandet, ihr Deutschaufsatz sei DER Hit schlechthin gewesen, nur ihr Lehrer, diese Pfeife, habe das nicht erkannt. Sie habe die Arbeit total vergeigt, habe er getönt und sie mit Pauken und Trompeten durchfallen lassen.

 

Na, wenn das so weitergeht, muss ich wohl mal andere Saiten aufziehen“, zwitscherte meine Schwester, „Ich bin schließlich nicht umsonst im Elternrat. Das Ganze wird ein Nachspiel haben.“

 

Hast du Töne ...“, warf ich hastig ein, um mir wenigstens den Anschein zu geben, ihr aufmerksam zu lauschen. Schließlich verfüge ich über ein gewisses Quantum an Taktgefühl, ha ha!

 

Gisela war inzwischen bei ihrem Lieblingsthema: Ihr Ältester sei ja sooo verliebt. Der ganze Himmel hinge voller Geigen und die vielfache Großmutter in spe hörte sich schon Gute-Nacht-Lieder anstimmen, um die – noch in den Sternen stehenden – Enkelkinder in den Schlaf zu wiegen.

Dabei kann sie gar nicht singen. Ihre Versuche erinnern mich immer an Nachbars Maunzel, wenn er im Frühjahr vor unserem Schlafzimmerfenster seine Serenaden anstimmt, um unsere Minka zu beeindrucken. Katzenmusik eben.

 

... und außerdem hat er von Tuten und Blasen keine Ahnung!“

Ah ja, der Chef. Warum musste der eigentlich Ahnung vom Blasen haben? Safer Sex, oder was?

Mein lieber Herr Gesangverein ...

 

Gisela redete und redete und redete.

Ich sah aus dem Fenster. Der Regen trommelte gegen die Scheiben und der ganze Garten bildete eine Sinfonie in Grau.

(Himmel nochmal. Dieses Virus ist aber wirklich hartnäckig.)

 

Halloooo? Hörst du mir noch zu?“

 

Mit einem schiefen Grinsen wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Hörer zu. Jetzt musste aber so langsam - ach nee, andantemente oder wie das heißt – das Klagelied über ihren Gatten beginnen, das sich dann irgendwann poco a poco zu einem Finale furioso steigern und in einem krachenden ... ach, ich wiederhole mich.

 

Korrekt. Schon ging die Arie los.

Ihr Egon sei ja sooo ein Trommler.

Dauernd wolle er tonangebend sein, auch im Bett. Dabei käme er über das Vorspiel (Huch .. nicht die Ouvertüre? Gisela, Gisela, du enttäuschst mich ...) oft gar nicht hinaus. Es sei immer das alte Lied: Erst wolle er die erste Geige spielen und dann brächte er seine Flöte nicht einmal zum Stehen und ...

 

Ach, wäre Gisela doch ein CD-Spieler, dann könnte ich jetzt den Off-, mindestens aber den Pause-Knopf drücken.

 

Gisela schien mit ihrer Litanei noch lange nicht am Ende, aber immerhin hatte sie das Thema „Kakophonie im Ehebett“ jetzt ausklingen lassen und erging sich nun in Lobliedern über ihre neueste Errungenschaft: Ein schnurloses Telefon, an dessen Klingeltönen man bereits erkennen könne, wer einen anriefe. Tolle Sache sei das, und ...

Ich verschwieg ihr, dass ich ein solches Telefon schon seit langem mein Eigen nenne und trotzdem noch den Hörer abnehme, wenn „Sister act“ ertönt.

Leider, leider fehlt meinem Hightec-Teil eine ganz wichtige Taste, nämlich eine „Automatische-Schwestern-Anruf-Beantwortungs“-Funktion à la „Ja, Gisela. Tatsächlich, Gisela? Was du nicht sagst, Gisela!“

Über EINE ganz hervorragende Eigenschaft allerdings verfügt mein Telefon: Es ist – wie gesagt – schnurlos. Ich kann mich also damit frei in der Wohnung bewegen und das tat ich jetzt auch.

Im Dreivierteltakt tänzelte ich Richtung Haustür, öffnete diese und betätigte zweimal den Klingelknopf (mit dem Zeigefinger, nicht mit dem Musikantenknochen ...).

Die Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ erfüllte die ganze Wohnung ... (Dreimal dürfen Sie raten, wer mir diese geschmackvolle Haustürklingel letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hat. Richtig!) ... und da ich den Hörer ganz versehentlich ziemlich dicht vor den Klangkörper gehalten hatte:

Hallooo ... Es hat bei dir geklingelt, hast du das nicht vernommen?“, schlug Gisela plötzlich eine andere Tonart an.

Was sagst du? Ach, Gisela, ich war so versunken in unser Konzert – äh, Gespräch ...“

Grinsend klingelte ich ein drittes Mal.

Tatsächlich. Na, dann sollten wir jetzt mal subito die Coda einleiten, al Fine kommen und einen Schlussstrich ziehen, meine Liebe“, bedauerte ich zutiefst. „Ein anderes Mal da capo, ja?“

Befriedigt nahm ich zur Kenntnis, dass meine Schwester in erstauntes Schweigen verfallen war, und ein fröhliches Liedchen pfeifend legte ich den Hörer auf die Ladestation.

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Hörbuch

Über den Autor

Gunda



Bisher von mir erschienen im Verlag neun9zig

Liebe mbH
ISBN 978-3-944907-00-0
Querfeldein
ISBN 978-3-944907-02-4

Beide Bücher leider komplett ausverkauft.

Noch erhältlich bei Amazon, Verlag neun9zig oder direkt bei mir:
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ISBN 978-3944907215

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Gunda Re: horror ? -
Zitat: (Original von Himmelskind am 14.09.2009 - 13:45 Uhr) nun ja....eher saukomisch ;-)
freunde können wir uns aussuchen..die verwandschaft leider nicht ;-)

lg

birgit



*seufz* ... wohl wahr.
Obwohl ich im Großen und Ganzen mit meiner (überschaubar kleinen) Verwandschaft zufrieden bin

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Schrecklich musikalisch -
Zitat: (Original von Gast am 14.09.2009 - 10:51 Uhr) Hoffentlich nimmt kein Leser die Eingruppierung ernst.
Zumindest hätte dann der sprachlich gelungene, aber erzählökonomisch verschenkte "Virus" eine andere Rolle spielen müssen. Zum Schluss bleibt mir der Eindruck, außer der Klingel stammen die musikalischen Ausdrücke eigentlich aus dem Erzähl-Ich.
Der alltägliche Horror...
...ist mir zuuuu weiblich und, was wichtiger ist, der Text hätte irgendeine dramatische Steigerung verdient. Ich habe zwar mehrfach geschmunzelt, aber schon nach den ersten Telefonworten nichts Überraschendes mehr zu hören bekommen.
Variante, die dann in die Kategorie gepasst hätte: Die Schwester hätte ausnahmsweise wirklich etwas Wichtiges zu sagen gehabt und hätte aber ahnungslos mit dem vom Ich erfundenen Beantworter gesprochen...
Übrigens... "echte" Katzenmusik gibts unter www. catcerto.com
lg
Slov


Danke, Slov, für deinen Besuch.
Antwort erfolgt per Mail

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gast Schrecklich musikalisch - Hoffentlich nimmt kein Leser die Eingruppierung ernst.
Zumindest hätte dann der sprachlich gelungene, aber erzählökonomisch verschenkte "Virus" eine andere Rolle spielen müssen. Zum Schluss bleibt mir der Eindruck, außer der Klingel stammen die musikalischen Ausdrücke eigentlich aus dem Erzähl-Ich.
Der alltägliche Horror...
...ist mir zuuuu weiblich und, was wichtiger ist, der Text hätte irgendeine dramatische Steigerung verdient. Ich habe zwar mehrfach geschmunzelt, aber schon nach den ersten Telefonworten nichts Überraschendes mehr zu hören bekommen.
Variante, die dann in die Kategorie gepasst hätte: Die Schwester hätte ausnahmsweise wirklich etwas Wichtiges zu sagen gehabt und hätte aber ahnungslos mit dem vom Ich erfundenen Beantworter gesprochen...
Übrigens... "echte" Katzenmusik gibts unter www. catcerto.com
lg
Slov
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Du gibst ... - ... den Hörer einfach deiner Frau????

Jetzt grinse ich mir aber eins, wenn ich so ein knappes Jahr zurückdenke *lach*

Danke für deinen Besuch.
lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gast ich - hallo gunda ,
wenn es so wäre , so hättest du gewiß mein beileid , wenn mir einer am telefon sovielerzählt , sage ich immmer ich muss aufhören denn mein ohr blutet , oder lege den höhrer beiseite ,
oder gebe den höhrer einfach meine frau .
muss zum wc oder es schelt gerade an der tür oder das handy , es gibt möglichkeiten derer viele .
es heisst doch fasse dich kurz .
natürlich gebe ich keine bewertung ab .
aber ich denke , du weißt selbst dass es mal wieder ins schwarze getroffen hat

gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Re: Re: Flötentöne -
Zitat: (Original von Trollbaer09 am 10.09.2009 - 12:40 Uhr) Ich?? Hab null Ahnung von Musik. Und weiß auch nicht, was tuten ist...



Lach ... Wie kommt es nur, dass ich dir aufs Wort glaube ...
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: :-) -
Zitat: (Original von seelchen am 10.09.2009 - 07:26 Uhr) fötete? :-) aber echt ey, ich glaube, du musst dir sorgen machen wegen dem virus!

wieder mal sehr, höchst amüsant!!

zum glück spricht meine schwester grundsätzlich von anderem, ich hätt die hälfte gar nicht verstanden :-)))))

lg seelchen


Oh, danke für den Hinweis, Seelchen. Mal schauen, ob jetzt die Text-Änderungsfunktion für meine Texte wieder funktioniert. Fötete ... tss, tss, tss ...

Lach: Wenn du eine Geschichte schriebest mit Metaphern aus der Welt des Schwimmens, würde ich vermutlich nur die Hälfte verstehen ;o))

Lieben Gruß
gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Re: Flötentöne -
Zitat: (Original von Trollbaer09 am 10.09.2009 - 07:14 Uhr) Da sieht man es mal wieder. Die Musik begleitet uns, wo wir gehen und stehen. Sogar am Telefon. Du solltest ein Buch mit solchen Geschichten schreiben, wenn Du es noch nicht getan hast. Das Ding war nicht nur gut, es war genial. Und dann würde ich es kaufen.

Gruß vom Trollbär



*freu* über das Lob.
Nein, die Ambition, ein Buch herauszubringen, habe ich nicht, dafür reichen auch meine wenigen Geschichten nicht, Detlev. Ich bin mehr der Lyriktyp. Und auch auf dem Gebiet zu sprunghaft, zu weit gefächert in der Thematik, als dass sich daraus ein Buch zusammenstellen ließe.

Ja, wenn ich mir dein Profilbild anschaue, bin ich mir sicher, dass du jedes musikalische Detail meiner GEschichte erkannt hast. :-)

Lieben Gruß
gunda
Vor langer Zeit - Antworten
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