Kinderbücher
Susis Bekehrung - Schulanfang...

Nun ist es so weit! Morgen beginnt auch für Susi die Schule.

Aber Susi ist gar nicht begeistert. Im Gegenteil. Sie hat Angst und sträubt sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. „Ich will nicht in die Schule gehen!“, schreit sie und stampft zornig mit dem Fuß auf. „Ich will auch nicht gescheit werden – ich möchte bei Mama bleiben und wieder im Kindergarten mit meinen Freundinnen spielen.“

Nichts hilft. Kein Zureden fruchtet.
 

            Am nächsten Morgen schleppt sie Mama zur Schulmesse in die Kirche und dann in die Schule.

Susi weint und strampelt. Das arme Ding hat schreckliche Angst – und keiner weiß, warum.

Als sie die Schultüte bekommt, die mit ihren besonders beliebten Leckerbissen gefüllt ist, nimmt sie diese teilnahmslos an sich. Und schon wieder kollern ein paar dicke Tränen über ihre Wangen.

Der Mama tut das Herz weh. Am liebsten behielte sie ihr Töchterchen bei sich zu Hause.

Aber das ist natürlich Unsinn, das weiß Mama ganz genau.

            Die Lehrerin, eine liebe Dame um die 40, bemüht sich ganz besonders um Susi.

Sie redet freundlich und beruhigend auf sie ein, sie zeigt ihr die Klasse, die Schule.

Doch das Mädchen schaut nur finster und verängstigt um sich und setzt sich bockig auf seinen Platz. Susi will nichts lernen, sie möchte nach Hause gehen.
 

            Jeden Morgen spielt sich vor dem Schulgebäude die selbe Szene ab. Susi weint, will sich losreißen und Mama zerrt sie in die Klasse.

Der Mutter ist das Aufsehen, das ihre Tochter erregt, peinlich. Die Eltern der anderen Taferlklassler schütteln verständnislos den Kopf.

Sogar unbeteiligte Passanten bleiben stehen. Sie dokumentieren ihr Mitleid mit dem Kind oder kritisieren die derzeitigen Erziehungsmethoden.

Die Schulkinder aber stehen im Kreis um Susi und ihre Mutter und staunen über das sich täglich wiederholende Schauspiel.
 

            Dann, eines Tages begleitet der Vater sein Töchterchen zur Schule.

Wie üblich – dasselbe Theater.

Da beugt sich Papa zu dem Kind hinunter, schaut ihm tief und ernst in die Augen.

„Pass auf, Susi“, sagt er, „wir schließen einen Handel ab: Du gehst brav in die Klasse und lernst lesen und schreiben. Aber! Du musst nur so lange zur Schule gehen, bis du deine Micky Maus Hefte selbst lesen kannst – ist das für dich o.k.?“

„Versprochen?“

„Versprochen! – Nur so lange, bis du die Micky Maus Hefte alleine lesen kannst.“
 

            Von diesem Tag an geht Susi freiwillig in die Schule. Sie passt auf, lernt schreiben und lesen – und findet mit der Zeit, dass die Schule eigentlich eine tolle Sache ist.




( C )  Ingrid Höttinger