Es gibt das Sprichwort, dass man seine Träume leben soll. Doch hier würde man sich gerne wünschen das zu träumen und nicht zu leben.
Es stand wieder einer dieser Tage an. Gott, wie ich es doch hasse, dass die Schule wieder anfängt und meine ruhigen Sommerferien vorbei gingen…
Nein, es ist nicht weil ich die Schule hasse. Nein, es ist eher wegen den Sachen die dort passieren…
Es ist manchen Menschen vielleicht peinlich das zu sagen, aber es muss endlich mal aus mir raus. Ja, ich werde gemobbt. Macht es mich gleich zu einem potenziellen Amokläufer, dass ich zu Hause auch noch Ballerspiele habe?
Meine Eltern drehen zumindestens bei dieser Sache schon auf 180° und da kommen die auch nicht runter wenn sie zu Hause sind.
Nun gut. Ich liege zwar schon seit 4:23 Uhr hier in meinem Bett und warte einfach nur darauf, dass mein Handy mir bescheid sagt, dass ich mich fertig machen muss für die Schule.Wieso ich so früh wach bin, obwohl mein Handy erst um 6:30 Uhr klingeln würde? Einfach nur, weil ich mich wahrscheinlich auf diesen Tag vorbereiten muss. Viele finden es lustig, manche sagen es gehört einfach in eine Schule, dass es einen Idioten geben muss. Manche Menschen, nein, nicht nur manche sondern ziemlich viele verstehen, dann wohl nicht das Wort Idiot.
Vielleicht bin ich jetzt auch etwas arrogant und egoistisch, selbstverliebt, aber dass ich nur wegen meinem Aussehen gemobbt werde macht mich nicht zu einem völligen Unwissenden, oder?
Vielleicht denke auch ich nur wieder so. Kommt bestimmt durch die Eltern, dass ich mal gerne nachdem höchsten Apfel greife, auch wenn vor meiner Nase einer hängt.
Ich lege mich kurz auf die linke Seite, um mit der Rechten mein Handy vom Nachtisch zu nehmen und mit dem grellen Licht des Handys die Uhrzeit zu lesen. 5:06 Uhr…
Na, super.
Ich kann euch sagen, es ist nicht schön sich hier auszumalen, wie man den wahren Idioten der Schule ausweichen kann. Ich habe mir oft überlegt, dass ich mich einfach mal vor sie hinstellen soll, die Haltung bewahre und ihnen allen ins Gesicht sage, dass sie alle große Wichser sind…
Aber ich und etwas laut und direkt meinen? Nein, ich rede gerne um den Brei herum, bis mein Gegenüber endlich merkt was ich will. Leider ist das ebenfalls schwer bei dem Haufen von Affen.
Hach, ich kann nur über meine Situation seufzen. Ich kann nichts anderes mehr machen, als die Augen zu schließen und zu warten bis es endlich vorbei ist. Vielleicht ist es ja auch nur ein Traum.
Ich gab ein lautes Seufzen von mir, vielleicht wachen meine Eltern auch davon auf und meine Mutter rennt hier her und fragt mich sofort, ob ich denn okay bin. Vielleicht sage ich ihr dann auch, dass ich krank bin und nicht zur Schule kann.
Nein, sie würde mich nicht zu Hause lassen. Sie würde mich eher aus dem Haus zerren und sofort zum Arzt. Sie sagt immer ich solle von allen Sachen immer nur ein bisschen haben, dann ist alles gut.
Ich frage mich immer noch was das heißen soll, aber das ist auch egal. Ich bin mir sicher, dass ich von einer Sache auf dieser Welt gehörig die Nase voll habe. Nämlich das Mobbing. Keiner braucht das auszustehen, ich wünsche mir manchmal auch, dass es ruhig ein anderer sein könnte.
Ich schloss kurz die Augen. Mit einem Augenblick merkte ich, dass ich mich mal wieder in die Decke eingewickelt habe, als wäre sie mein Sarg, ich konnte kaum meine Beine bewegen. Zuerst versucht ich die Decke unter mir hervor zu ziehen, aber es ging nicht. Ich war eben selbst zu schwach, um mich anzuheben. Uff…
Ich versuchte es noch ein paar mal die Decke hervor zu ziehen. Leztendlich nervte sie mich so sehr, dass ich wutentbrannt umher sprang auf dem Bett, bis sich die Decke von selbst löste und ich sie endlich auf den Boden schmeißen konnte.
Gott, war ich heute genervt. Selbst die Gedanken an so einen Tag können einem einfach das Leben vermiesen, oder?
Ich glaube nicht, dass ihr es versteht. Ihr ward sicherlich nie in so einer Situation. Wie dümmlich und schwächlich ich mich fühle…
Endlich klingelte mein Handy. Ich hörte es nur leise. Ich war wahrscheinlich wieder eingeschlafen. Mein Licht ging sofort an und meine Mutter stand im Zimmer. „Nun aber hoch mit dir. Es ist Zeit, du kleine Schlafmütze.“, so nannte sie mich immer, ging dann zu mir und drückte mir einen dicken Kuss auf die Wange, massierte zwei mal meinen Rücken, wobei mir das immer am besten gefiel, und ging dann wieder runter in die Küche. Sie musste schließlich mein Essen vorbereiten. Mein Essen? Nein, das ist das Essen das ich den Typen heute abgeben werde.
Finde ich dass ich meiner Mutter zu sagen habe, dass das nichts bringt, dass sie mir Tag für Tag das Brot macht? Nein, schlicht und einfach nein.
Ich kann es nicht. Es ist glaube ich die einzigste Sache, die sie vielleicht glücklich macht. Wer weiß. Sie ist ja schon genug damit beschäftigt, den ganzen Tag Trübsaal zu blasen und das Geld meinem Therapeuten zu zu schicken.
Ich zog mir meine Jeans über. Ich muss zu geben, sie war enger geschnitten, als die sonstigen Hosen, die die Jungs heutzutage tragen. Aber diese Jungs die ich häufiger sehe sind ja eher…Wie sagt man, Lans? Ja, das sind die. Ich hasse sie. Ein Grund mehr meine Mobber zu verfluchen, doch ich bin kein Magier. Ich kann auch die Zeit nicht zurück drehen und alles Falsche richtig machen, oder?
Mein T-Shirt lag schon bereit auf meinem Stuhl am Tisch.
Die Sonne schien an diesem Tag recht hell. Mein fast ganzes Zimmer war erhellt, doch was solls. Ich habe ja andere Probleme.
Mit dem runter gehen in die Küche würde ich den Weg in den Alltag des Schmerzes beginnen. Ich hoffe wenigstens einer der Jungs ist heute krank. Vielleicht schwänzen sie ja die Schule! Das wäre super. Aber so wie das Leben in letzter Zeit zu mir war bezweifele ich es sehr, dass sie mir solch ein Glück erlauben würde…
„Hast du gut geschlafen?“, fragte mich meine Mutter als ich von der Treppe um die Ecke bog und in die Küche trat. Als ob mein Gesichtsausdruck mit den Augenringen nicht schon genug sagte. „Prächtig.“, meinte ich bissig und mit einem gefälschten Lächeln. Ich ließ mich auf den Barhocker plumpsen und streckte mich nach dem Schrank zu meiner Linken, um mir ein Glas raus zu holen. Dann streckte ich mich zur rechten Seite und schob die Flasche O-Saft zu mir rüber.
„Hattest du wieder deinen Alptraum? Freust du dich heute denn auf die Schule? Paula kommt ja gleich vorbei.“. Ich sah meine Mutter verstohlen an und schnaubte. Ich und mich auf Schule freuen? Also wenn sich Menschen auf den Tod freuen, bitte, aber ich bin nicht einer dieser Sorte.
Paula ist meine beste und eigentlich auch einzige Freundin. Sie ist nett zu mir, aber deswegen hat sie auch keine anderen Freunde… Ist eben alles meine Schuld.
„Ich habe keinen Hunger.“,murmelte ich und stellte das Glas in die Spülmaschine, nachdem ich mir das ganze Glas hinunter gekippt hatte in die Kehle. Das komische brennen ignorierte ich einfach. Das war jetzt nebensächlich. Ich ging wieder hoch und in mein eigenes Badezimmer, dort wusch ich erstmal mein Gesicht, brachte meine langen schwarzen Haare in Ordnung und putzte mir die Zähne. Nun war ich fertig. Äußerlich. Mental war ich immer noch so ein Wrack wie heute morgen um 4:23 Uhr. Sollte ich nicht doch lieber meine Mutter fragen, ob ich zu Hause bleiben kann? Ich will nicht zur Schule. Sie werden wieder über mich herfallen, diese verdammten Assfresser. Ich will mich ja gerne gegen sie aufflehnen, aber das ist einfach zu…schwer. Ich sah in meinem Zimmer nach meiner Tasche. Ich zog schließlich eine andere unter meinem Bett hervor, da mir meine normale Schultasche nicht gefiel. Heute musste ich ja eh nicht viel mitnehmen, nur einen Block und einen Stift, sowie mein Essen.
Als ich runter ging und zur Türe schritt, kam mir meine Mutter mit dem Brot und dem Trinken entgegen, was ich gleich in meine Tasche stopfte. Sie hielt meinen Kopf kurz fest und drückte mir wieder einen Kuss auf die Wange. „Ja, Mum. Schon gut, ich gehe ja nicht für immer.“, doch so kam es mir leider vor. Die Zeit in der Schule war einfach verdammt lange. Aber das musste ich leider aushalten. Bis ich 18 bin…
Ich sah meiner Mutter in die Augen und lächelte sie an. Das hatte sie verdient. Ein fröhliches Gesicht von mir. Sie tut so viel für mich. Sie reißt sich ja schon zusammen, um nicht in Tränen vor mir auszubrechen.
Ich wusste in diesem Moment, dass ich sie fragen konnte, ob ich zu Hause bleiben kann. Das Verlangen noch länger in einer warmen Behausung, isoliert von allen anderen Leuten, was die Sicherheit für mich wäre. Aber irgendwie konnte ich sie nicht fragen. Die Worte kamen nicht über meine Lippen und bevor ich noch denken konnte, dass ich es geschafft hatte, die Barriere zu brechen, klingelte es an der Tür. Es war Paula die mich mitnahm zur Schule. Ich schluckte schwer und atmete ein Mal durch, dann drehte ich mich um und trat zu Paula nach draußen in die frische Morgenluft.
„Wiedersehen Mum.“, jetzt beginnt erst mein Apltraum, aber ich träume ihn nicht. Ich lebe meinen Traum, was ich doch lieber nie getan hätte.