Neger
Es war der Neger.
Die Leute polierten
die Reihenhausfassaden
und hingen weiße,
deutsche Gardinen
in die Fenster.
Auf den Straßen
demonstrierten haarlose,
muskelbepackte Klonen
und sangen alte Lieder.
Nichts war so gut greifbar,
wie die konstruierte
Wahrheit.
N’buktu sah aus dem Fenster
und sah sich die Menschenmassen an.
Er war sich nicht sicher,
wer ihn verraten hatte.
Komm runter
schrie die Masse.
Der Hass explodierte
Sie versammelten sich vor
seinem Wohnhaus.
Ein paar Einsatzwagen
kamen mit Blaulicht um die Ecke gerast.
Polizisten mit Schutzwesten
sprangen aus den Autos und
postierten sich
in gesicherten Stellungen.
Frauen rannten zu den Frisören
um sich telegen zu stylen.
Erste Kameras erreichten den Ort.
Stative wurden aufgebaut
und äußerst wichtige Berichterstatter
trafen ein.
N’buktu saß in seinem Zimmer
und überlegte, wie er Geschehenes
wieder in Ordnung bringen konnte.
An der Ecke Lauerstrasse
öffneten eine Würstchenbude
und ein Bierwagen.
Für die Kinder wurde in Windeseile
ein Kletterparcours errichtet.
Das ganze Viertel war inzwischen abgesperrt.
Die Stadtverwaltung
richtete Kassenhäuschen ein
und gab Familienrabatt.
Die Nachbarn
hingen Deutschlandfahnen aus den Fenstern.
Hier und da hörte man erste Musik.
Rudolf Schock
Hermann Prey
Anneliese Rothenberger.
Polizei und Skins
boten eine hinreißende Schlacht,
die immer wieder von lautem Beifall
und Standing Ovations
begleitet wurde.
Es wurden Punkterichter aus
Bayern und Argentinien eingeflogen.
Es endete unentschieden.
Gegen Abend organisierte man
ein riesiges Feuerwerk
und in der Pressekonferenz
am nächsten Morgen
hieß es,
dass es keine Zwischenfälle
gegeben hätte
und Herr N’buktu seinen Wagen
letztendlich freiwillig
aus dem Parkverbot entfernt hätte.