Gedichte
Künstlerpech

Künstlerpech

Es fällt dem Künstler stets was ein
Bei einem Gläschen Erdbeerwein;
Egal, zu welcher Kunst er neigt,
Ob er pathetische Bratsche geigt,
Gefühlsbetont den Pinsel schwingt,
Vielleicht sogar ein Liedchen singt,
Er formt die Idealfigur
Und komponiert in Moll und Dur,
Vielleicht baut er ein Dichterhaus,
Worin derselbe lässt sich aus,
Mit einem Stück, das originell,
Wie man heut sagt auch: very well.  
 
Im Herzen jedes Künstlers brennt
Ein Feuer, das man Wollust nennt,
Er ist im Leben weit gereist,
Ihn heizt voran Mephistos Geist,
Im Auge flammt ein Zauberstrahl,
Er leidet manche Höllenqual,
Durchlebt die allergrößte Lust,
Bevor im Sinne ihm bewusst,
Das Werk im Geiste dann entsteht,
Und er ekstatisch abgedreht
Nun Tag und Nacht nur schaffen muss –
Das Resultat ein Kunstgenuss.  
 
Dann steht er da und freut sich sehr,
Ist ausgelaugt und kann nicht mehr,
Er schaut voll Stolz sein Kunstwerk an
Und denkt, was er zuletzt ersann,
Ist beispiellos auf dieser Welt,
Dass es der Menschheit wohl gefällt –
Das Publikum wohl höflich staunt,
Doch heimlich voller Hohn es raunt,
Was diese Kunst bedeuten mag,
Wie hoch des Künstlers Werkertrag,
Denn es befremdet große Kunst,
Verlogen zollt es Beifallsgunst.

(c) Rajymbek 09/2009
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