Beschreibung
Ich bin in einem Alptraum gefangen, ich weiß nicht wo ich bin oder wie ich hierhergekommen bin. Es ist ein Labyrinth aus Räumen und hinter jeder Tür lauert der Tod.
Träume
Teil 1
Dunkle Gänge
von J.H. Schwarz
Es war Sommer glaube ich, falls es so etwas wie Sommer überhaupt gibt. Ich bin mir dessen nicht mehr so sicher, ich kann mir nicht mehr sicher sein. Nichts ist mehr sicher. Bitte halten Sie mich nicht für verrückt, das bin ich nämlich nicht... obwohl... es kann sein, dass ich auch in dieser Sache meine Zweifel hege, aber was bedeutet dieses Wort schon... Verrückt.., sind wir nicht alle ein bisschen verrückt und was wäre ein Normalo unter Tausend Verrückten schon wert. Vermutlich würde man ihn für verrückt erklären...
***
Vor mir liegt ein langer dunkler Flur. Er ist so dunkel, das er ins Nichts zu führen scheint. Die Wände sind bis zur Decke mit dunklem Holz betäfelt. Alle paar Meter befindet sich eine Tür, mal an der rechten, mal an der linken Seite. Die Decke ist mehrere Meter hoch. Ich gehe langsam voran, Schritt für Schritt. Nicht aus Vorsicht, vielmehr aus Angst.
Dieser Ort ist mir fremd und ich weiß nicht, was auf mich zukommt. Ich weiß nicht einmal, wie ich hierher gekommen bin. Dem Gefühl nach ist es, als hätte ich mein Gedächtnis verloren. Wer ich bin weiß ich genau, doch an mein Leben erinnere ich mich nicht. Was tue ich hier? Es riecht nach Moder, leicht säuerlich und pilzig. Ich kann förmlich spüren, wie sich die Sporen in meiner Lunge breit machen. Widerlich.
Die Angst schüttelt meine Gedanken, macht sie zu nervösen Zuckungen, lässt sie verrückt spielen. Ich denke an Monster, die plötzlich aus einer der vor mir liegenden Türen stürzen um ihren Blutdurst an meinem Leib zu stillen. Sie werden mich mit ihren Pranken in Stücke reißen. Meine Angst entwickelt sich zu einer leichten Panik. Ich zittere am ganzen Körper. Vielleicht aus Angst, vielleicht vor Kälte. Es ist feucht und kein Geräusch ist zu hören. Ich bin allein. Allein im Dunkel. Allein mit den Kreaturen der Nacht.
Ein wenig beruhigt mich die Stille. Wären Monster in der Nähe, würde ich sie hören. Ich ertappe mich dabei, zu schleichen. Bei jedem Schritt achte ich darauf, kein Geräusch zu verursachen, damit mich nichts und niemand hören kann. Dann komme ich an einem Spiegel vorüber. Mein Gesicht starrt mich angsterfüllt an. Braunes Haar, ovales Gesicht, dicke Nase, vorstehendes Kinn, etwa 30 Jahre alt. Oberlippenbart mit ersten Altersanzeichen Wer ist das? Ich? Meine Erinnerung spielt mir wohl einen Streich. Dieses Gesicht kommt mir zwar bekannt vor, doch ich fühle nicht, dass ich das bin. Mein athletischer Körper, ja, daran erinnere ich mich. Das gefällt mir. Es ist jemand, den ich vielleicht einmal gesehen habe, dem Gefühl nach liegt dieses Treffen Jahre zurück. Ein seltsam befremdendes Gefühl. Gespenstisch, verwirrend, angsteinflößend.
Ich wage es nicht, eine der Türen zu öffnen, um zu sehen, was mich dahinter erwartet. Ich habe dieses unsichere Gefühl, dass es der Tod ist, der mich erwartet. Möglicherweise spielt es keine Rolle, welche dieser Türen ich öffne. Vielleicht ändert sich mit den Türen lediglich die Art zu sterben, deshalb gehe ich immer nur den Gang entlang. Nach einer Weile bleibe ich stehen. Vor mir endet der Gang. Ich blicke zurück und sehe einen Flur, der ins Dunkel mündet. Vor mir liegt die letzte Tür, die das Ende des Ganges bestimmt. Eine Tür ins Ungewisse. Zurückgehen kommt wohl nicht in Frage. Ich erinnere mich daran, dass es die Türen sind, die wir aufstoßen müssen. Türen, die in ein anderes Leben führen. Schließ eine Tür und es wird sich eine andere öffnen. Nur so kommst du im Leben weiter. Hier kann ich definitiv nicht bleiben. Ich weiß nichts, ich sehe nichts und ich habe Angst. Von Hunger und Durst ganz zu schweigen. Also drücke ich die Klinke hinunter und öffne eine neue Tür.
...wird fortgesetzt...