Romane & Erzählungen
Winde - Die Wut des Planeten

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"Winde - Die Wut des Planeten"
Veröffentlicht am 16. August 2009, 214 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

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Winde - Die Wut des Planeten

Winde - Die Wut des Planeten

Beschreibung

Durch einen gewaltsamen Eingriff habe ich mein Gedächtnis verloren. Meine Seele wurde durchwühlt und ich bin nur knapp der absoluten körperlichen, als auch geistigen Versklavung entkommen. Warum? Wer hat mir das angetan und warum? Wie bin ich in diesem Dorf gelandet? Was hat es mit diesem Lebensstrom auf sich? Begleitet ihr mich auf meiner Suche nach Antworten? Ich kann eure Unterstützung gut gebrauchen.

Prolog




Ich konnte es nicht. Ich konnte ihm keinen Widerstand mehr leisten. Ich konnte meine Aufgabe nicht erfüllen und nun war es zu spät. Mein Kräfte waren am Ende und ich konnte nur noch hilflos mit ansehen, wie er in mich eindrang. Seine Präsens zerschnitt meinen Geist wie eine grausame, stumpfe Klinge. Quälend langsam arbeitete er sich vor. Ein einzelner Schmerzensschrei kam noch über meine Lippen, doch dann erschlaffte mein gesamter Körper und ich verlor die Kontrolle. Die letzte Barrikade vor meinem tiefsten Inneren zerbrach... Danach erlosch meine Wahrnehmung.




Schönes Erwachen?

„Er wacht auf! Er wacht auf! Komm schnell Schwester!“

Langsam öffnete ich meine Augen und erblickte das Gesicht eines jungen Mädchens. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus kindlicher Neugier und Angst wieder, als ich mich mit einem lauten Ächzen aufzurichten versuchte. Ein plötzlich einsetzender Schmerz, der meinen Körper mit pulsierenden Schmerzwellen überflutete ließ mich mit einem Stöhnen und zusammengepressten Zähnen auf mein Lager zurück sinken. Ein dichter Nebel stieg vor meinen Augen auf und trübte meine Sicht, als ich meinen Kopf langsam zu dem Mädchen drehte, das ängstlich zurückgewichen war. „Was ist passiert? Wo bin ich?“ krächzte ich mehr als ich sprach. Sie zögerte kurz, sprang dann aus dem Zimmer und ich konnte hören wie sie sich immer weiter, nach ihrer Schwester rufend, entfernte. Ich nutzte den Augenblick der Ruhe, um meine Gedanken zu sammeln. Als ich meine Augen schloss, ersetzten flackernde rote Lichter den trüben Schleier und ich konzentrierte mich auf die Quellen des pulsierenden Schmerzes. Nacheinander schaltete ich das Empfinden von meinem rechten Bein, meiner rechten Schulter und meinem Bauch ab. Eine angenehme, erlösende Taubheit breitete sich in diesen Körperteilen aus und langsam klang der Schmerz ab. Erleichtert atmete ich auf und versuchte mich dann daran zu erinnern wer oder was mir diese Verletzungen zugefügt hatte. Aber egal wie sehr ich es auch versuchte, ich fand nur eine beängstigende Leere. Jede meiner Erinnerungen war ausgelöscht. Ich fasste den Beschluss ein weiteres Mal den Versuch zu wagen mich aufzurichten. Ich hatte zwar keine Schmerzen mehr, aber ich wusste, dass meine Wunden schwer waren und durch jede Bewegung nur verschlimmert werden würden, aber ich hatte das unerklärliche Verlangen mich zu bewegen. Vielleicht war es Trotz mich nicht meinen Wunden zu ergeben, vielleicht aber auch nur um mir zu zeigen, dass ich noch wusste wie es geht. Ganz langsam und behutsam richtete ich mich auf und gewann einen Überblick über den Raum. Er war klein und mein Lager, das aus einer einfachen Leinendecke auf dem glatten Holzboden bestand, befand sich in einer hellen Ecke gegenüber der Tür, links neben der Decke lag meine gesamte Kleidung und erst jetzt bemerkte ich, dass ich, bis auf mehrere Verbände, nackt war. Ich lehnte mich mit meinem Rücken gegen die Wand und gönnte mir vorsorgend eine Pause. Über meinem Kopf befand sich ein großes Fenster, durch das die Sonne den Raum erhellte und das Geräusch von raschelnden Blättern gepaart mit dem frischen Duft von Blumen in die Behausung trug. Ein leises Zwitschern ertönte, worauf ein aufgeregtes Piepsen eines anderen Vogels folgte. Nach und nach gesellten sich immer mehr der kleinen Flattermänner dazu und liehen der Geräuschkulisse ihre Stimmen. Es entstand ein lebendiger Vogelchor, der sich mit dem an und abschwellenden Rascheln der Bäume, dem energiegeladenen pfeifen des Windes und dem beständigen Plätschern eines Baches zu einer beruhigenden Komposition von Mutter Natur verband. Ich legte den Kopf in den Nacken, sog die reine Waldluft tief in meine Lungen und genoss die friedliche Atmosphäre. Die Müdigkeit kroch langsam in mir hoch und beinahe hätte ich die Grenze zur Welt der Träume überschritten.

Doch plötzlich hörte ich sich nähernde Schritte. Neugierig horchte ich auf und erkannte die leichten und nervösen Tapser des Mädchens. Sie wurde begleitet von einer anderen Person, ich vermutete ihre Schwester, ebenfalls mit sehr leichten und leisen, aber viel ruhigeren und dennoch in gewisser Weise beunruhigten Schritten. Gleich darauf vernahm ich die aufgeregte Stimme des Mädchens, das ihrer Schwester fleißig Bericht erstattete. „Er ist wirklich wach und beinahe aufgestanden! Ich denk mir das nicht aus! Wart nur ab, du wirst es schon sehen.“ „Na da bin ich doch mal gespannt. Ich hoffe, dass du nicht nur wieder ein bisschen Aufmerksamkeit erhaschen willst. Er ist sehr schwer verletzt.“ erwiderte sie mit einer klaren und melodischen, aber auch leicht vorwurfsvollen Stimme und betrat dann das Zimmer. Ich saß gegenüber der Tür und betrachtete meine Retterin, deren Kinn bei meinem Anblick überrascht runter klappte, mit einem freundlichen Lächeln. Aber ich war nicht minder überrascht. Sie war schön, äußerst schön. Sie hatte schulterlange kupferne Haare, in denen 2 außergewöhnliche Blumenblüten steckten, die in dem hellen Sonnenlicht magisch glänzten und eine leicht gebräunte, glatte Haut, die sie freizügig zur Schau stellte. Ich beschreibe es hier mal als emeraldfarbenes Stoffgewand, auch wenn es sehr viel weniger war. Ein schmaler Streifen, von dem höchstens fingerdicke Stränge zum Brustbein führten und dort in einer Halterung von einem schönen Schmuckstein endeten, verdeckten gerade so ihre Brustwarzen. Von der Halterung wiederum führten jeweils 2 noch dünnere Stofffäden unter den Brüsten vorbei, an ihrer Seite entlang, ihre schmale Taille hinunter und waren auf Hüfthöhe an einem kleinen, mystisch glänzenden Kettchen festgebunden, das Teil zur Befestigung des zweiten Stoffteils, ihres Slips war. Der Stofffetzen war gerade so groß, dass alles Nötige bedeckt war. Über diesem Slip trug sie eine Art Rock, der jedoch auch nicht viel mehr verhüllte. Er war aus einem feinen und durchsichtigen Stoff gewebt und an einer Seite wurde er immer kürzer und war ebenfalls an dem mystischen Kettchen befestigt. Ansonsten trug sie nichts, nur noch 2 Fußkettchen, die aus dem selben Material gemacht zu sein schienen und sich wie Ranken an ihre Waden schmiegten. Schuhe hatte sie keine.

Freund oder Feind?

„Du... Du kannst dich schon wieder bewegen?“ fragte sie verblüfft und ich erkannte, wie sich ihr Körper anspannte. „Nur bedingt... Wenn ich den Schmerz nicht ausblenden würde, läge ich wahrscheinlich stöhnend flach.“ erwiderte ich freundlich. Es folgte eine verlegene Stille. Meine Retterin schien ganz in ihre Gedanken versunken zu sein und schaute mit einem besorgten Blick aus dem Fenster. Schließlich siegte meine Neugier und ich durchbrach die Stille: „Wie bin ich hier her gekommen? Was ist mit wir passiert? Ich... Ich kann mich an nichts erinnern.“ Sie beugte sich zu ihrer kleinen Schwester herab und flüsterte ihr etwas, das ich nicht verstand, ins Ohr. Das kleine Mädchen nickte und lief dann mit einem letzten Blick auf mich aus dem Raum.

Unschlüssig stand sie mir nun gegenüber und langsam merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Erst war ich mir unsicher, aber je länger sie dort stand und mich anschaute, desto sicherer wurde ich. Sie hatte Angst. Ich machte ihr Angst. Eigentlich hätte ich es mich schockieren müssen, aber ich fand es witzig. „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Anscheinend warst du es doch die mich versorgt hat, oder? Also warum sollte ich dir was antun? Selbst wenn ich das wollen würde, du weißt doch am besten, dass ich niemals in der Lage wäre aufzustehen.“ lachte ich ihr entgegen. Sie schaute kurz verlegen auf den Boden und lächelte mich dann ein wenig beruhigt an. Mit leichten Schritten kam sie zu mir und kniete sich vor meinem Lager auf den Boden. „Ich schau nach deinen Verletzungen... Du kannst dich wirklich an nichts erinnern?“ Ich schüttelte nur betrübt den Kopf und musterte sie interessiert, während sie die Verbände löste. „Leider nicht... Nicht mal an meinen Namen oder an irgendetwas aus meiner Vergangenheit... Nur diese... diese Präsens, die mir das angetan hat, hat sich in meinen Erinnerungen eingebrannt.“ meinte ich verbittert und starrte nachdenklich die Decke an. Sie schwieg und ich spürte wie, sie die letzten Verbände gelöst hatte und vorsichtig meinen Körper mit ihren zarten Händen abtastete. „Es ist ein Wunder, dass du überhaupt schon bei Bewusstsein bist.“ Sie schüttelte ungläubig den Kopf und suchte mit ihren grünen und katzenhaften Augen meinen Blick. „Es sieht so aus als ob du an mehreren Stellen mit einem Schwert durchbohrt wurdest. Ich habe dich gerade noch rechtzeitig gefunden, um zu verhindern, dass du dein Bein verlierst.“ „Dann schulde ich dir wohl was... Und kenne noch nicht einmal deinen Namen.“ „Ich bin Fey und bist hier in Yavannia.“ erklärte sie mir lächelnd, wurde jedoch dann schlagartig ernst. „Allerdings hast du noch keinen Grund mir zu danken. Unter Umständen wäre es für dich besser gewesen zu sterben.“ Ich schaute ihr verblüfft in die Augen. Zuerst hielt ich es für einen schlechten Scherz aber in ihren Blick kehrte wieder die Angst zusammen mit einem unsicheren Bedauern ein.

„Was meinst du damit?“ fragte ich, während ich merkte, wie sich ein dicker Kloß in meinem Hals bildete. Ihr Blick driftete wieder ins Leere ab, als sie ihre Gedanken sammelte und, wie ich vermutete, die Ereignisse nochmals in ihrem Kopf abspielte. Ich zwang mich ruhig zu bleiben, obwohl ich langsam von einer quälenden Nervosität ergriffen wurde. Nach einer, so schien es mir, halben Ewigkeit holte sie Luft und begann mit bemüht ruhiger Stimme zu erklären: „Also 1. wir haben dich in der Mitte des Feylani-Kreises gefunden, 2. du kommst aus dem Westen und 3. mit dir sind irgendwelche Wesen aufgetaucht, die bereits 5 Einwohner verspeist haben.“ „Feylani-Kreis? Westen? Wesen für die ihr mich verantwortlich macht? Heiliger Bockmist! Ich habe keine Ahnung wovon du redest!“ jammerte ich verdrossen und bat sie nach einem resignierenden Seufzen mir alles nochmal so zu erklären, dass ich das auch ohne mein Gedächtnis verstehen könne. Sie schüttelte den Kopf und biss sich dabei auf ihre rote Lippe. Gerade wollte sie nochmal einen Versuch starten, als ein plötzlicher Windstoß und das laute Schlagen von Flügeln direkt neben meinem Ohr ihr zuvor kamen. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus und wandte sich, wie ich, erschrocken zu dem Fenster um. Ein großer Vogel, ich wusste direkt, dass es ein Wächter-Falke war, mit einem glänzenden blauschwarzem Gefieder, kräftigen Flügeln und den typischen hellblau glühenden Augen war durch das Fenster geflogen und ließ sich nun langsam, mit gemäßigten Flügelschlägen auf dem Fußboden nieder. „Hehe, du hast mir aber einen schönen Schrecken eingejagt Bursche!“ lachte ich und ein Teil der Anspannung fiel von mir ab. Fey beäugte den Falken mit offen stehenden Mund während er zutraulich näher zu mir gehüpft kam und mich mit seinen stechend scharfen Augen fixierte. Ich hielt ihm meine Hand hin, um ihm das Brustgefieder zu kraulen. Doch plötzlich, von der einen auf die andere Sekunde, erlosch die Welt vor meinen Augen.

Ich sah nichts anderes als eine unendliche schwarze Leere. Ich wollte schreien, doch dann flimmerte ganz weit entfernt ein freundliches, hellblaues Licht auf. Ich brauchte nur Sekundenbruchteile um festzustellen, dass sich dieses Licht rasend schnell auf mich zu bewegte und doch war es schon fast da. Mir blieb nicht einmal die Zeit zu denken. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass ich mich nicht in Gefahr befand. Das Licht umhüllte mich und ich spürte wie sich ein Geist zu meinem gesellte. Eine Wildheit, das Verlangen nach der absoluten Freiheit, einen ungebändigten Lebensdrang und eine alte Freundschaft wohnten ihm inne und kamen mir so vertraut vor, dass ich ohne nachzudenken nachgab und dem fremden Geist Einlass in mein Inneres gewährte.

Sobald ich die Pforten geöffnet hatte, begannen sich Silhouetten aus dem blauen Licht heraus zu formen. Es entstand eine Landschaft, ein dichter Wald mit einer großen Lichtung in dessen Mitte ein kleines Dorf gebaut wurde, auf das ich von oben herab blickte. Ich vermutete, dass es Yavannia war, was bestätigt wurde, als sich das Bild änderte. Es war fast so als würde ich im Sturzflug aus dem Himmel herabschießen. Ich sah mehrere Einwohner, die jedoch blitzschnell wieder aus meinem Blickfeld verschwanden, bis sich das Bild auf 2 Menschen, einem Erwachsenen und einem Kind, die anscheinend vor einem Haus stritten, zentrierte. Das Kind erkannte ich sofort. Es war die kleine Schwester von Fey und wurde wütend von einer anderen, grobschlächtigen Frau in einer Lederrüstung am Arm gepackt und angeschrien. Sie drohte der Kleinen mit der Faust und zerrte sie dann Richtung Hauseingang. Mein Magen drehte sich um und ich wollte Fey davon berichten, aber ich hatte keine Ahnung wie ich diese Vision stoppen konnte. Doch der Geist bemerkte dies und trennte sich zögerlich von mir. Mir kam es so vor, als wenn ich einen guten Freund, von dem ich glaubte er sei tot, wiederfinden würde, aber mich direkt wieder von ihm trennen müsse.

Meine Sicht kehrte wieder zur Normalität zurück und ich sah wie Fey mich besorgt beobachtete. Sie hatte mir die Hand auf die Stirn gelegt und lächelte schwach, als sie sah, dass ich wieder ansprechbar war. Sie wollte gerade etwas fragen, aber ich unterbrach sie schroff und keuchte abgehakt: „Deine Schwester. Draußen vorm Haus. Grobschlächtiges Weib droht ihr.“ Ihr Lächeln gefror und die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. Sie brauchte ein paar Sekunden, entschied dann wohl doch, dass ich keinen Grund hatte sie anzulügen und stürmte aus dem Raum.

Eigentlich wollte ich ihr hinterher rennen, aber die Vereinigung mit dem Geist des Falken hatte mich total erschöpft und nach einem kurzen Kampf mit mir selbst verlor ich das Bewusstsein.

Der Rat

„Irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.“ dachte ich noch bevor ich meine Augen aufschlug. Ich richtete mich ruckartig auf, ignorierte dabei die mittlerweile erträglich gewordenen Schmerzen und schaute mich angespannt in dem kleinen Raum um. Nichts außergewöhnliches war zu sehen. Alles war so wie ich es in Erinnerung hatte. Und trotzdem hat sich was verändert. Die Luft stand still, eine schwüle Hitze schwebte durch das Fenster hinein, die letzten roten Lichtstrahlen der untergehenden Sonne kämpften sich durch das dichte Blätterdach der umliegenden Bäume in den Raum, nur um dann endgültig zu verlöschen. Ich stand langsam und bedacht so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen auf und schlich so leise ich konnte zum Fenster. Und da war ich mir ganz sicher. Meine Sinne schärften sich, mein Körper schüttete Adrenalin aus und ich nahm die Umgebung kampfbereit in Augenschein. Alle Bäume waren in ein durchscheinendes rotes Licht getaucht, das den ganzen Wald in eine gefährlich anmutende Atmosphäre tauchte. Das leise Rascheln von Gras links neben dem Fenster ließ meinen Blick auf den Boden schnellen und ich entdeckte eine kleine Spitzmaus, die so schnell sie konnte von dem Wald wegrannte. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei, doch nur Augenblicke später strömten alle möglichen Kleintiere aus dem Unterholz heraus und folgten panisch der Maus.

Plötzlich vernahm ich das entfernte Öffnen einer Tür und hörte wie Fey mehrere Leute freundlich begrüßte und herein bat. Ihre Schritte näherten sich, aber hörten dann in einem benachbarten Raum auf.

Ein Knacken im Unterholz ließ mich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Baumwand vor mir richten. Da war etwas. Ich spürte es. Angespannt strengte ich meine Augen an und plötzlich wurde meine gesamte Umgebung deutlicher und schärfer. Ich konnte die Blattadern und Rindenmuster sehen, obwohl die Bäume mindestens 100 Schritte entfernt waren. Da nahm ich eine kleine Bewegung in der rechten Hälfte des Waldes wahr und richtete meinen Blick hektisch auf den Punkt. Das, was dort gewesen war, war bereits verschwunden, aber ich hatte die Bestätigung. Das naturgegebene Muster einer Baumrinde war durch einen massiven Kratzer, der unmöglich von einem normalen Tier verursacht werden konnte, unterbrochen.Am Fuß des Baums sah ich mehrere tiefe Spuren in dem weichen Waldboden, die von etwas schwerem stammten. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ehrlich gesagt wollte ich nicht wissen was für ein Wesen das gewesen war.

Als plötzlich die Stimmen im anderen Zimmer lauter wurden zuckte ich erschrocken zusammen und mir fielen Feys Worte wieder ein. „Unter Umständen wäre es für dich besser gewesen zu sterben.“ Ich schluckte und hoffte, dass sie sich nicht über meine Hinrichtung unterhalten würden. Ich überlegte kurz und entschloss mich dann meine Aufmerksamkeit von dem Wald auf das Gespräch zu verlagern. „Ich glaub die Entscheidung über mein Leben ist doch ein bisschen interessanter als irgendein komisches Vieh...“ dachte ich mir als ich mich immer noch schleichend zu der Tür begab und mein Ohr an den Spalt legte. „Er hat also sein Gedächtnis verloren.... Eine sehr interessante Lügengeschichte wenn Sie mich fragen!“ meinte eine dunkle und ungehaltene Frauenstimme. „Da kann ich nur zustimmen. Er wurde durchbohrt und hat nichts auf den Kopf bekommen.“ pflichtete ihr eine unterwürfige Männerstimme bei. „Mit Verlaub, ich denke meine Fähigkeiten sind mittlerweile so weit entwickelt, dass ich erkennen kann, wenn mich jemand belügen sollte.“ verteidigte sich Fey, deren melodische und klare Stimme ich spielend wiedererkannte. Doch darauf erwiderte eine andere Stimme, die ich nicht klar einer Frau oder einem Mann zuordnen konnte, gehässig: „Sind Sie sich da so sicher? Ich meine Sie haben doch noch nicht das Leben als Fala beendet oder?“ Eine kurze Stille entstand dann antwortete Fey bemüht ruhig zu bleiben: „Nein...“ „Dann glaube ich kaum, dass Sie von den Göttern bereits gestärkt werden. Oder wagen Sie es etwa die Leitsätze in frage zu stellen?“ setzte die Person siegessicher weiter nach. Erneut entstand eine angespannte Stille, die diesmal jedoch von einem Mann mit einer ruhigen und träumerischen Stimme unterbrochen wurde: „Mera sei nicht so voreingenommen. Es wurde entschieden und dein Neid ist in dieser Situation völlig unangebracht.“ Ich musste schmunzeln, denn anscheinend hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. „Zwar ist dein Einwand wahr, aber für solch simple Fähigkeiten brauchen nur Leute die kein Talent haben den Segen unserer Götter... Und im Gegensatz zu dir ist es bei Fey vorhanden.“ Ich konnte Meras Kiefer quasi bis hinter die Tür knirschen hören und sie antwortete gezwungen unterwürfig: „Ja Vorsitzender, aber er stellt trotzdem eine Gefahr da. Ein normaler Mensch hätte diese Verletzungen niemals überlebt.“ „Das kann ich nicht beurteilen, ich habe ihn nicht versorgt.“ Wieder trat eine Stille ein und ich erkannte wie hoch Fey in der Gunst dieses Mannes stand. Nervös ergriff meine Retterin das Wort: „Seine Verletzungen waren tatsächlich sehr schwerwiegend und beinahe wäre es auch zu spät gewesen. Aber sein Körper ist sehr muskulös und seine Verfassung vor dem Vorfall war auch sehr gut... Zudem „erschien“ er beim Feylani-Kreis gleich nachdem ihm diese Wunden zugefügt worden waren. Dadurch habe ich es geschafft ihn zu retten. Wäre mehr Zeit vergangen wäre er wahrscheinlich verblutet. Es ist natürlich ein kleines Wunder, ein normaler Bürger hätte es garantiert nicht überlebt, aber einer unserer Krieger wahrscheinlich schon.“ „Seht ihr? Nichts an ihm ist nichts übermenschliches, was uns sorgen bereiten müsste.“ brachte der Vorsitzende es auf den Punkt. „Aber was ist mit den blutrünstigen Wesen?“ fragte die dunkle Frauenstimme „Sie treiben hier ihr Unwesen seitdem der Kerl aufgetaucht ist.“ „Auch nicht ganz korrekt.“ erwiderte der Vorsitzende, bevor Fey etwas sagen konnte: „Sie haben sich erst eine Woche nach dem Vorfall bemerkbar gemacht und wir haben keine Spuren von ihnen am Feylani-Kreis entdeckt, was bekannter Weise sein Weg zu uns dargestellt hat.“ Erneut schwiegen sie. „Anscheinend sind dann alle Fragen geklärt. Fey bitte halte mich über den Zustand unseres Gastes auf dem laufenden. Ihr anderen werdet ihn in Ruhe lassen. Ich will nichts über heimliche Angriffe oder ähnliches hören. Verstanden?“ Die Beteiligten gaben ein mehr oder weniger überzeugtes „Ja!“ von sich und begaben sich dann wieder zur Haustür. Der Vorsitzende verabschiedete sich und ich hörte wie Fey die Tür abschloss.

Das ganze hatte etwas merkwürdiges gehabt. Anscheinend hatte ich in diesem Vorsitzenden einen einflussreichen Fürsprecher bekommen, aber etwas in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. Ich konnte es nicht beschreiben, aber es reichte um ihn jetzt schon nicht zu mögen.

Cian

Ich öffnete die Tür und trat in den Flur. Am anderen Ende vor der Haustür lehnte Fey mit geschlossenen Augen an der Wand und massierte sich die Schläfen. Sie warf mir einen erschöpften Blick zu und lächelte dann schwach: „Du hast die ganze Zeit gelauscht oder?“ Verblüfft gab ich es zu: „Ja... Kann man so sagen, aber wie hast du das gewusst?“ „Ich habe dich gehört. Du magst vielleicht geschickt sein, aber ich habe gute Ohren.“ seufzte sie, „Willst du einen Tee und was zu Essen? Du musst tierisch hungrig sein.“ Jetzt wo sie es erwähnte gab mein Magen ein lautes Knurren von sich und ein flaues Gefühl der Schwäche überkam mich: „Ja bitte... Ich glaub, ich kipp hier gleich aus den Latschen.“ Ihr Lächeln wurde breiter und sie führte mich einen Raum auf der rechten Seite des Flurs. Er war wie der andere Raum nicht besonders groß, aber dafür umso gemütlicher. Es gab eine Feuerstelle in der die Flammen fröhlich knisterten und den Raum in ein sanftes und einladendes rotes Licht tauchten. In der Mitte stand ein Tisch mit mehreren gepolsterten Holzstühlen und die kahlen Wände wurden von hübschen Schränken und Malereien verdeckt, die durch das Tanzen der Flammen zum Leben erweckt wurden. Fey setzte einen großen Krug Wasser auf und bat mich, mich hinzusetzen. Ich folgte ihrer Bitte und beobachtete sie interessiert dabei, wie sie einen der Schränke durchsuchte. Ich kam wieder nicht drumherum mich über ihre Kleidung zu wundern. Sie trug das gleiche Gewand wie das letzte Mal, doch obwohl ich damals hätte schwören können, dass sie einen Slip trug, verschwand diesmal die Kette frech zwischen ihren knackigen Pobacken.

Zögernd ergriff ich das Wort, nachdem ich es geschafft hatte mich von ihrem fast unverhülltem Gesäß zu lösen: „Übrigens... Vielen Dank dafür, dass du meinen Hintern gerettet hast. Ich schulde dir eine Menge.“ Sie schaute über ihre Schulter zu mir zurück und schenkte mir ein herzliches Lächeln. „Ich nehme dich beim Wort... Und ich habe auch schon eine Idee wie du einen Teil der Schuld wieder gut machen kannst.“ „Na dann immer raus damit. Wenns mir möglich ist werde ich deinen Wunsch erfüllen.“ Sie ging zum Topf, gab mehrere Zutaten hinzu die ich nicht kannte und begann gemütlich das heiße Wasser um zu rühren. Schon nach wenigen Augenblicken verströmte das Gebräu einen herrlichen Duft. Der mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Sie fischte noch mehrere seltsam anmutende Pflanzen aus dem Schrank, holte sich die nötigen Utensilien, setzte sich mir gegenüber an den Tisch und schaute mich mit ihren grünen Augen interessiert an. „Sie hat wirklich etwas katzenhaftes. Nicht zuletzt wegen ihren Augen. Alles an ihr, vor allem ihre Bewegungen haben so etwas leichtes und bestimmtes an sich.“ schoss es mir ungewollt und vielleicht sogar ein bisschen schwärmerisch durch den Kopf. „Also bist du bereit meinen Wunsch zu empfangen?“ fragte sie während sie die Pflanzen geschickt und mühelos zurecht schnitt. „Immer doch. Sags einfach und ich erledige es.“ „Also ich möchte, dass du dir einen Namen gibst. Es ist nicht schön dich immer nur mit „du“ oder „Fremder“ anzusprechen.“ meinte sie. Zuerst blinzelte ich sie überrascht an, hatte dann aber meine Mühe und Not damit nicht anzufangen zu lachen. „Was ist so lustig daran?“ wollte sie überrascht wissen: „Bitte du kannst dich nicht an deinen Namen erinnern also brauchst du einen neuen.“ Ich hatte mich wieder beruhigt und meinte dann nach kurzem überlegen: „Tut mir Leid ich hatte nur... Etwas größeres erwartet. Das ist alles. Also warum gibst du mir nicht einen Namen? Ich mein, du hast mich gerettet, mein Leben gehört jetzt dir, also darfst du auch entscheiden...“ „Ist das dein Ernst?“ fragte sie verblüfft und ich spürte wie sehr ich sie damit überrumpelt hatte. „Klar. Ist doch nur ein Name.“ lachte ich. Sie schaute mich irritiert an, schüttelte dann nur den Kopf und meinte: „Nein nicht das, ich mein... Willst du mir wirklich dein Leben schenken? Du hast keine Ahnung in was für Gefahren du dich damit begibst. Da sind Morddrohungen von Ratsmitgliedern im Vergleich harmlos.“

Ich wurde ernster und suchte ihren Blick: „Solange bis meine Schuld beglichen ist wirst du mich nicht los. Mit anderen Worten bis ich dir 2 mal das Leben gerettet habe... Wie du mir.“ Sie hielt meinem Blick nur Augeblicke stand und schlug dann verlegen die Augen nieder: „Und wenn ich dich richtig einschätze gibt es keine Möglichkeit das zu ändern?“ „Exakt“ erwiderte ich, „Außer natürlich du willst es nicht, weil du dich noch immer vor mir fürchtest... Aber ich verspreche dir, wer immer ich vorher war, was auch immer ich getan habe, ich werde dir oder deinen Lieben niemals Leid zufügen. Das schwöre ich bei den Resten meiner Seele.“ Irgendwie hatten diese Worte in mir eine Erinnerung, eine alte Erinnerung an einen Zauber geweckt. Ich streckte Fey, die mich verblüfft und unsicher ansah meine recht Hand entgegen und konzentrierte mich auf das plötzlich wiedergekehrte Stück meines früheren Wissens, damit es mir nicht wieder in die zerstörten Gefilde meines Geistes entschlüpfte. Ich schaffte es die Erinnerung zu behalten und eine kleine hellblaue, Kugel mit kleinen weißen Streifen aus flourizierendem Licht entstand über meiner Handfläche. Fey bekam große Augen und starrte gebannt auf die kleine Kugel. „Ist es... Das kann doch nicht dein Ernst sein.“ platzte es fassungslos aus ihr heraus: „Du kennst mich doch gar nicht! Warum schenkst du mir so viel Vertrauen?“ Etwas überrascht erwiderte ich: „Warum nicht? Du hast mir mehrmals das Leben gerettet, du bist gerade dabei mich vor dem Verhungern zu bewahren und verteidigst mich vor deinen eigenen Mitbürgern.“ Sie schwieg und schaute mich nur mitgenommen an. „Außerdem...“ fügte ich langsam und zögerlich hinzu, „bist du momentan die einzige an die ich mich wenden kann. Ich weiß nichts. Nichts von der Welt, nichts von ihren Regeln und nichts von meinen Feinden. Ich weiß, dass sie stark sind, dass sie mich wahrscheinlich finden werden und dass sie dich mit mir in Verbindung bringen werden. Ich habe dir viele Probleme gebracht, weswegen ich mich schuldig fühle, weswegen ich dich beschützen will. Ich weiß nichts von deinen Pflichten, deiner Aufgabe hier in diesem Dorf, aber das Gespräch mit diesen Ratsmitgliedern hat mir gezeigt, dass dein Leben alles andere als einfach ist. Ich habe es komplizierter gemacht. Es tut mir Leid und deswegen will ich alles was in meiner Macht steht tun um dir zu helfen. Aber auf welchem Weg das liegt an dir. Entweder du akzeptierst meine Bitte oder du befiehlst mir zu verschwinden und jegliche Spuren zu dir zu vertuschen. Ich könnte beides verstehen.“ Ich suchte ihren Blick und plötzlich spürte ich eine Veränderung an ihr. Die Fröhlichkeit in ihren Augen, die mich so gefesselt hatte, bröckelte wie eine Jahrzehnte alte Mauer, die kurz vor dem Zusammenbruch stand, und enthüllte mir für einen kurzen Moment all ihre Traurigkeit und Einsamkeit. „Alles eine Fassade? Eine Maske?“ fragte ich mich mitfühlend in Gedanken, als ich beobachtete wie ihre linke Hand angefangen hatte zu zittern und sie sie schnell unter dem Tisch verschwinden ließ.

Ich schwieg und ließ ihr Zeit zum nachdenken. Durch das Licht der kleinen Kugel in meiner Hand wirkte Fey plötzlich so verletzlich und zerbrechlich, dass sie mir Leid tat. Das flaue Gefühl in meinem Magen wurde immer stärker und als sie mich dann mit einem seltsamen Blick bedachte, den ich nicht zu deuten vermochte, hatte ich Mühe meine aufkommende Nervosität unter Kontrolle zu halten. Ich wusste, dass ich sie vor eine gemeine Entscheidung gestellt hatte, aber ich hatte sonst keine andere Möglichkeit gesehen. Plötzlich schob sie ihre rechte Hand über dein Tisch auf meine zu und fing an zögerlich meine Handkanten mit einem schlanken Finger zu streicheln. Ich schluckte schwer. „Tut es weh?“ fragte sie flüsternd und mit schüchterner Stimme. „Nein... Du wirst nur Einblick in mein innerstes bekommen und vielleicht sogar das fühlen, was ich denke. Aber niemals kann diese Verbindung dir in irgendeiner Weise Schaden zu fügen“ erklärte ich ihr, verschwieg aber, dass ich selbst nicht wusste woher ich dieses Wissen hatte. Ihr Finger verharrte auf meinem Handballen, was mir einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte. „Schon gruselig nicht wahr? Ich habe in den alten Schriften über solch eine Bindung gelesen... Sie wurde nur von Göttern angewandt.“ Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht: „ Ich glaube kaum, dass ich ein Gott bin. Sonst hättest du mir nicht den Hintern retten müssen.“ „Wohl wahr.“ meinte sie mit einer Mischung aus einem Lachen und einem leichten Schluchzen. Plötzlich sah ich wie ihre Augen in dem Licht der Kugel anfingen zu glänzend. „Weint sie?“ fragte ich mich und eine unangenehme Vorahnung beschlich mich. Ich wollte irgendwas sagen um sie zu trösten, aber ich wusste nicht was. Ich wusste ja noch nicht einmal warum sie kurz vorm weinen war. Ich hörte wie sie einmal tief ausatmete, etwas flüsterte, was ich nicht verstand und dann spürte ich, wie sie ihre warme Hand auf meine legte.

Meine Sicht verschwamm, alle meine Sinne schalteten sich nacheinander ab und ich konzentrierte mich nur auf den Teil meiner Seele, den ich in meiner Handfläche hielt. Ich formte ihn zu einem langen dünnen Faden und schickte ihn zu Fey. Sie ließ mich ohne Widerstand gewähren und ich knüpfte die Verbindung mit ihrer Seele. Ich verspürte eine starkes Glücksgefühl, dass sie meine Bitte angenommen hatte und langsam kehrte ich zusammen mit meinen Sinnen wieder zu mir zurück.

Ich blinzelte mehrmals, um ein paar hartnäckige grüne Punkte zu vertreiben und schaute Fey dann mit einem Lächeln an. Sie hatte die Augen geschlossen und lächelte. Aber irritiert stellte ich fest, dass sie am ganzen Körper zitterte und sie stumm kleine Tränen weinte. Besorgt fragte ich: „Fey? Gehts dir gut?“ Sie antwortete nicht gleich, also gab ich ihr Zeit um sich zu sammeln. Ich wusste zwar nicht warum sie plötzlich anfing zu weinen, aber sie bemühte sich mit der linken Hand die Tränen weg zu wischen. Ihre Rechte verharrte auf meiner. Doch dann lachte sie ausgelassen, öffnete die Augen und die Tränen versiegten. „Tut mir Leid... Ich wurde überrumpelt. Ich hatte so was nicht erwartet... Du wurdest echt richtig auseinander gepflügt.“ meinte sie mit immer noch leiser aber dafür fröhlicher Stimme. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und fragte dann neugierig: „Was siehst du? Wie bin ich so? Ich hoffe du bereust deine Entscheidung nicht.“ „Vor allem sehe ich, dass du mich nicht belogen hast.“ flüsterte sie mit unüberhörbarer Dankbarkeit. „Es ist unbeschreiblich. Ich glaub man kann es mit einem alten Buch vergleichen. Man kann es jederzeit aufschlagen und die gewünschte Stelle suchen. Zwar sind einige Stellen durch Beschädigungen verschwommen und nur schwer zu entziffern oder gar nicht mehr lesbar, aber den Sinn des Buches versteht man trotzdem.“ erklärte sie mir euphorisch. „Der Vergleich ist gar nicht schlecht, aber eine Sache hast du vergessen. Du kannst jeder Zeit neue Passage hinzufügen. Du hast fast die absolute Gewalt über die Handlung. Du bist die Autorin.“ fügte ich hinzu. „Aber in ein gutes Buch entwickelt die Handlung selbständig und die Autorin ist nur da, um sie zu verschriftlichen.“ flüsterte sie. „Stimmt, aber manchmal kann die Handlung auch nicht gefallen und da muss man eingreifen.“ „...Aber möchtest du das wirklich?“ fragte sie ungläubig. Lachend beugte ich mich über den Tisch und flüsterte fragend: „Kannst du dir das nicht selbst beantworten? Spürst du nicht wie ich mich fühle?“ Sie schwieg und ich konnte spüren wie sie auf meine Seele horchte. Lächelnd schüttelte sie ihren Kopf: „Tut mir Leid. Ich kann das alles noch nicht so glauben.“ „Was denn? Ich seh da kein Problem.“ „All diese Gefühle. Ich dachte immer ich hätte ein Talent dafür die Gefühle an der Körpersprache abzulesen und einschätzen zu können. Aber das übertrifft alles. Ich kann dich fühlen als wärst du ich, auch wenn wir ganz klar getrennt sind. Es ist berauschend, so intim, so anders.“ „Gefällt es dir?“ wollte ich neugierig wissen. „Ich...“ begann sie und ich spürte wie ihre rechte Hand sich kurz in meiner bewegte, „Ja tut es... Vielen Dank dafür...“ stammelte sie schüchtern und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. Ich antwortete mit einem herzlichen Lächeln und warf dann in den Raum: „Jetzt da du mich durchschauen kannst, müsste es doch ein leichtes für dich sein einen passenden Namen zu finden oder?“ Sie überlegte kurz und lachte dann: „Stimmt. Ich habe mehrere Ideen... Aber der Name „Cian“ gefällt mir am besten. Was meinst du?“ Ich ließ mir den Namen auf allen möglichen Wegen über die Lippen schnellen, schrie ihn, flüsterte ihn, stotterte ihn, sehr zum Vergnügen von Fey und gähnte ihn. „Mir gefällt er.“ entschied ich.

Die Eloi

„Sag mal wo ist eigentlich deine kleine Schwester?“ fragte ich Fey, als sie gerade die geschnittenen Pflanzen in den Topf mit kochendem Wasser gab. „Sie ist bei einer Freundin und müsste jeden Augenblick wiederkommen... Übrigens vielen Dank, dass du mir damals Bescheid gesagt hast, dass sie von Mera angepöbelt wurde.“ erwiderte sie lächelnd, während sie das Gebräu im Topf, das einen exotischen und appetitlichen Duft verströmte, stetig weiter umrührte. „Mera? War das nicht eine von den Ratsmitgliedern?“ Fey nickte betrübt: „Ja leider, eigentlich sollte sie die nächste Eloi werden, aber in einem Ritual und durch Teles, das ist der Vorsitzende des Rates, Zutun wurde ich erwählt. Das hat sie mir nie verziehen und versucht jetzt sich auf allen möglichen Wegen zu rächen.“ Verständnislos schüttelte ich den Kopf und bevor ich meine Frage stellen konnte gab mir Fey schon lachend die Antwort: „Eine Eloi ist eine Art Hohe-Priesterin. Sie hält regelmäßig Rituale ab, um den Lebensstrom des Planeten in Einklang mit uns, den Bewohnern zu halten. Die Orte an denen die Rituale stattfinden sind heilig, weil dort der Lebensstrom die Oberfläche berührt und besonders Anfällig ist gegenüber magischen Einflüssen.“ „Lass mich raten, dieser Feylani-Kreis ist so ein Ort?“ Fey nickte und wurde dann erster: „Ich war gerade dabei meine tägliche Segnung durchzuführen als plötzlich der Boden anfing zu leuchten und du in der Mitte des Kreises einfach auftauchtest... Du bist einfach aus dem Licht „heraus gewachsen“. Irgendwie hast du es geschafft mit dem Lebensstrom zu reisen oder aber, was ich persönlich glaube, hat dich der Planet selbst durch den Strom geschickt, um dich zu retten.“ Ich schwieg und grübelte über ihre Worte nach: „Der Planet als mein Retter? Seltsame Vorstellung, aber es wäre eine Erklärung wie ich hier her gekommen bin. Nur bleibt immer noch die Frage nach dem Warum. Was bin ich, dass es wert wäre mich zu retten?“ Fey spürte meine Skepsis und meinte, während sie den duftenden Topf zum Tisch herüber trug: „Morgen werde ich dir den Feylani-Kreis mal zeigen. Vielleicht bringt dir die Nähe zum Strom deine Erinnerungen zurück.“ „Vielleicht... Ehrlich gesagt bezweifle ich das, aber einen Versuch ist es wert. Außerdem will ich dich bei deiner täglichen Segnung beobachten.“ erwiderte ich grinsend. „Da gibt es nicht viel außer langweiliges Rumgetanze zu sehen!“ scherzte eine piepsige Stimme frech. Überrascht drehten Fey und ich uns zur Tür um, wo ihre kleine Schwester mit einem Vogel, den ich sofort wiedererkannte, auf der Schulter in der Tür stand. Sobald der Falke mich sah, stieß er einen freudigen Schrei aus, breitete seine Flügel aus und landete nach wenige Flügelschlägen auf meiner linken Schulter. „Na kleine.“ begrüßte ich sie und fuhr sanft über ihr Brustgefieder. Wie schon bei dem Bindungszauber zuvor, wusste ich einfach plötzlich, dass es mein Falke, eine getreue Freundin mit dem Namen Siva war. Sie knabberte verspielt mein Ohrläppchen an und ich spürte wie sich ihr Geist zufrieden zu meinem gesellte. „Ein schöner Vogel ist das.“ bemerkte Feys Schwester mit einem eifersüchtigen Blick. „Hat er auch einen Namen?“ fragte sie und hüpfte auf den Stuhl links neben mir. „Er ist eine sie und hat den wunderschönen Namen Siva... Ich glaube ich hab sie wegen den Augen so genannt. Es passt einfach, wie ich finde.“ Siva stieß zu Bestätigung einen leisen Schrei aus, drückte ihre Krallen sanft in meine Schulter und fixierte Fey dann mit ihren leuchtenden Augen. Ich spürte, dass der Vogel wusste, was geschehen war und prüfte ob sie Fey mochte oder nicht. Als ich sah wie meine Retterin das gleiche spürte, lächelte ich ihr ermunternd zu und wandte mich dann ihrer kleinen Schwester zu: „Und was ist mit dir? Wie soll man dich rufen?“ „Sie lächelte breit und zeigte mir dabei ihre weißen Zähne. Dabei viel mir auf, dass sie außergewöhnlich lange und dolchartig nach hinten gebogene Eckzähne hatte. Wie eine Katze. „Mein Name ist Kisu. Fey hat ihn mir gegeben!“ erklärte sie stolz und warf ihrer Schwester, die gerade dabei war die Suppe auf 3 Teller aufzuteilen einen kecken Blick zu. „Auch ein schöner Name.“ meinte ich freundlich und rief dadurch einen unaufhaltsamen Wortschwall von Kisu hervor: „Meine Freundin meint du bist ein Monster, stimmt das? Warum frisst du uns dann nicht? Und warum wachsen dir dann nicht eklige Tentakel aus den Ohren? Ist es richtig, dass du dein Gedächtnis verloren hast? Aber warum kannst du dich dann an den Namen des Falken erinnern? Warum bist du in dem blöden Kreis aufgetaucht? Was sind das für komische Hunde die so böse sind? Magst du meine Schwester? Krieg ich bald ein kleines Brüderchen, das ich knuddeln kann? Aber bring sie dabei nicht zum schreien, ja? Meine Freundin meinte, dass ich dank dir bald einen bekommen würde, ist das so?“ Fey lachte, obwohl sich ihre Wangen leicht rot färbten, ausgelassen, fuhr Kisu liebevoll mit einer Hand durch ihr braunes Haar und stellte ihr eine Schüssel vor die Nase: „Iss lieber und lass unseren Gast essen. Bevor er dir all deine Fragen beantwortet hat ist er verhungert.“ „Da ist was wahres dran.“ bestätigte ich Fey lachend und machte mich über die heiße Suppe her. Sie schmeckte fantastisch und es tat gut endlich wieder etwas warmes im Magen zu haben. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich wie Kisu nervös in ihrer Suppe herum stocherte und wie eine Katze auf der Lauer, nur darauf wartete, dass ich aufgegessen hatte. Zwischendurch wanderte Kisus Blick immer wieder verwundert zu Fey herüber, die ihre Portion langsam und genüsslich aß. Ihre große Schwester bemerkte es und sah Kisu fragend an, doch das Mädchen grinste nur frech und wandte sich wieder ihrem Teller zu.

Mit einem zufriedenen Seufzen sank ich auf meinem Stuhl zusammen und lobte Fey: „Das war wirklich gut... Ich habe... Ich glaube ich habe noch nie so etwas gutes wie diese Suppe gegessen.“ „Danke. Das ist auch gut möglich... Durch unsere Nähe zu dem Lebensstrom wachsen hier viele Pflanzen und Früchte, die es sonst nirgends gibt.“ „Hat dieser „Lebensstrom“, wie ihr ihn nennt wirklich solch einen großen Einfluss? Ich kann mir das nicht vorstellen...“ zweifelte ich. „Morgen wirst du es verstehen. Du wirst es spüren sobald du im Kreis stehst.“ „Da bin ich mal gespannt.“

Kisu wollte gerade etwas sagen, doch es ging in einem herzhaften Gähnen unter. „Na nu? Wohl zu viel rumgetobt nicht wahr?“ neckte Fey sie. „Nein ich bin noch...“ doch der Rest ging erneut in einem ausgelassenen Gähnen unter. „Nein gar nicht!“ meinte Fey mit einem ironischen Unterton und stupste sie spielerisch in die Seite: „Komm her. Ich bring dich ins Bett.“ Von einem erneuten Gähnen gepackt griff Kisu die Hand ihrer Schwester und ließ sich ohne Murren aus dem Zimmer führen. Ich hörte noch wie sie den Flur entlang gingen, doch dann verstummten ihre leisen Schritte.

Nachdenklich kraulte ich Siva am Bauch und langsam dämmerte mir in welcher Situation sich die beiden Frauen befanden. Fey schätzte ich auf 18 und Kisu auf 6 höchstens 8. Ich habe in der Zeit, wo ich bei Bewusstsein war, kein Lebenszeichen ihrer Eltern oder Verwandter entdecken. Ich vermutete, dass ihr Vater noch vor Kisus Geburt abgehauen oder gestorben ist und die Mutter bei oder kurz nach der Geburt. Wahrscheinlich war das Haus ihr einziges Erbe, aber warum gibt es dann keine Andenken oder Erinnerungsstücke? Erneut beschlich mich eine böse Vorahnung. Hatte Fey nicht etwas davon gesagt, dass der Vorsitzende, dieser Teles, geholfen hat sie zu einer Eloi zu machen? „Es ist also möglich, dass Fey und Kisu nur hier wohnen können, weil sie so hoch in der Gunst von diesem Teles stehen? Ich hoffe nicht. Irgendetwas an diesem Typen ist seltsam. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er allein aus seiner religiösen Überzeugung und aus seiner Achtung der Eoil gegenüber so handelt. Etwas stimmt da nicht.“ grübelte ich und merkte dabei fast nicht, dass Fey zurück ins Zimmer gekommen war. „Kisu schläft friedlich.“ bemerkte sie und ließ sich erschöpft in den Stuhl neben mir fallen. Ich beschloss, dass es nicht der passende Zeitpunkt war ihr meine Vermutung zu erklären und stellte ihr stattdessen eine andere Frage die mich seit dem ich das Gespräch belauscht hatte beschäftigte: „Sag mal... Was bedeutet Fala?“ Fey seufzte und vergrub ihre Hände in ihrem Schoß. „Fala bedeutet bei uns so viel wie unreifes Mädchen. Mit anderen Worten eine Fala ist keine erwachsene Frau.“ erklärte sie langsam. „Unreifes Mädchen? Das ich nicht lache! Mera sollte sich mal reden hören. Die ganze Hassaktion gegen dich ist unreif und kindisch.“ empörte ich mich, doch Fey schüttelte nur traurig den Kopf. „Ganz so einfach ist das leider nicht. Ich gebe dir zwar Recht, aber unsere Leitsätze sagen, dass das Leben als Fala erst dann beendet ist, wenn das Mädchen das Wunder des Lebens erfährt.“ Verwirrt fragte ich: „Ist damit nicht der Lebensstrom gemeint? Damit kennst du dich doch besser als jede andere aus oder?“ Ein kurzes gequältes Lächeln huschte über ihr Gesicht: „Nein du Dummerchen. Schwanger werden ist damit gemeint.“ „Sehr schwachsinnige Regel wenn du mich fragst.“ erwiderte ich verblüfft. „Mag sein... Aber so sind die Leitsätze und die kann niemand mehr ändern.“ seufzte sie, legte ihren Kopf in den Nacken und starrte die Decke gedankenverloren an.

Plötzlich verstärkte sich der Druck von Sivas Krallen auf meine Schulter.

Siva

Überrascht spürte ich wie ihr Geist in Aufregung geriet und ihr Flügel mein Ohr streifte, als sie mit kraftvollen Schlägen aus dem Fenster flog. Verwundert schauten Fey und ich ihr nach. Doch dann wusste ich woher diese Aufregung kam. Wieder vernahm ich diese bedrohliche Atmosphäre, die gleiche Schwüle und die gleiche Stille. Alarmiert sprang ich von meinem Stuhl auf und schaute mich hastig in der kleinen Küche um, während ich Fey, die mich besorgt anschaute, befahl: „Schnell geh nach oben zu Kisu, schließ die Tür ab und warte auf mich. Komm nicht raus! Ich erklärs später.“ Zögerlich nickte sie und verschwand in der Dunkelheit des Flurs. Ich spürte noch wie sie die Verbindung zwischen uns verstärkte, bevor ich alle Empfindungen, alle Schmerzen ausblendete und nach dem Messer griff, das Fey erst Minuten zuvor benutzt hatte. Mit geschärften Sinnen lehnte ich nun an der Wand zwischen der Tür zum Flur und dem Fenster, aus dem Siva geflogen war. Angespannt verschmolz ich meinen Geist, meine Sinne mit dem des Falken. Gerade noch rechtzeitig. Aus der Vogelperspektive sah ich ein massiges Geschöpf nur wenige Meter vom Haus entfernt. Es stürmte in einem mörderischen Tempo auf das Küchenfenster zu und hatte es schon fast erreicht und trotzdem vernahm ich nicht das leiseste Geräusch. Schluckend verließ ich mich auf Sivas scharfe Augen, schätze die Entfernung und die Geschwindigkeit des Biest. Meine verschwitzte Hand umfasste den Griff des Messers fester und ich machte mich bereit. Das Wesen preschte weiter auf das Fenster zu und stieß sich dann kurz vorm Aufprall mit seinen brutalen Pranken geräuschlos vom Boden ab. Wie ich es erwartet hatte. Das Holz brach unter der zerstörerischen Wucht des Aufpralls, Holzsplitter wurden wie kleinen Geschossen durch den Raum geschleudert, eine Staubwolke vernebelte meine Sicht und ein plötzliche aufgekommener Geruch nach verfaulten Früchten brannte mir in der Lunge. Doch das Messer fand sein Ziel. Die Schneide drang tief in die Kreatur ein, eine stinkende Flüssigkeit spritzte mir entgegen, meine Waffe wurde mir aus der Hand gerissen und ein tiefes Grollen erklang aus der Kehle der Bestie. Ich konnte ihre Umrisse nur unscharf in der Staubwolke ausmachen und wich ein paar Schritte zurück. Doch innerhalb weniger Augenblicke brach das Geschöpf zusammen und schlug dumpf auf dem Boden auf. Vorsichtig schlich ich um die leblose Kreatur herum, vergewisserte mich, dass sie tot war indem ich ihr mehrfach Tritte verpasste. Ich kniete mich vor ihrem Kopf nieder und während ich das Messer aus dem krötenähnlichen Auge heraus zog flüsterte ich höhnisch: „Falsche Hauswand angeschissen Köter! Dafür sterbt ihr zu leicht... Zeit für deine Artgenossen auszusterben!“

Durch Sivas Augen beobachtete ich die Umgebung. 2 weitere dieser Viecher hielten sich im Wald auf der anderen Seite des Hauses versteckt und ein weiteres schlich nur wenige Meter vor dem zerstörten Küchenfenster im Unterholz herum. „Nicht sehr klug Fido.“ brummte ich, schnappte mir 3 weitere kleine und dünne Messer, die ich mir zwischen die Finger meiner linken Hand klemmte, atmete einmal tief durch und stieg dann über die Trümmer hinweg an die frische Luft. Die Staubwolke legte sich und ich fing an zu sprinten. Erst langsam, dann immer schneller. Obwohl ich mich meinem Körper alles abverlangte, jauchzte er förmlich vor Freunde über die Bewegung auf. Die 2 anderen Kreaturen regten sich und verließen langsam den Wald. „Sie haben es auf euch Kätzchen abgesehen.“ versuchte ich so deutlich wie möglich zu denken, „Ihr müsst euch so gut wie möglich verbarrikadieren.“ Ich hoffte Fey würde meine Gedanken spüren.

Nur noch wenige Schritte trennten mich von der Bestie im Unterholz. Plötzlich kam in meinem Rücken ein Wind auf, der mein Tempo weiter beschleunigte, aber auch meinen Geruch zu meinem Feind weiter trug. Das Vieh hob alarmiert den Kopf in meine Richtung und ließ sein kehliges Grollen erklingen. Doch es war zu spät. Ich durchbrach das Unterholz mühelos und krachte mit meinem ganzen Gewicht ungebremst in die Flanke des Untiers. Die Wucht des Aufpralls fegte uns von den Beinen und im Flug jagte ich ihm eins der kurzen Messer mit all meiner Kraft durchs Auge ins Gehirn. Wir prallten gegen einen alten, stämmigen Baum und ich nutzte den Schwung des Rückschlags um wieder auf die Beine zu kommen. Kurz verlor ich mein Gleichgewicht, doch mühelos fing ich mich wieder und rannte ohne dem Untier noch einen Blick zu zuwerfen wieder in Richtung des Hauses los. „Verflucht!“ Spie ich aus, als ich sah wie die letzte der beiden restlichen Kreaturen durch ein neues Loch in der Wand auf der Rückseite ins Haus eindrangen. „Sie haben es tatsächlich auf die beiden abgesehen.“

Ich schien irgendwie Glück im Unglück zu haben, der Wind, der mir nun eigentlich geradewegs ins Gesicht hätte wehen müssen, hatte erneut die Richtung gewechselt. Mit neuer Hoffnung sprintete ich zurück, sprang in einem Satz über die Trümmer in Küche und bremste dort erstmal schwer atmend ab. Hier half mir Sivas Blick nicht mehr weiter und ich konzentrierte mich auf meine eigenen Sinne, versuchte das Rauschen des Bluts in meinen Ohren zu ignorieren und schärfte unbewusst meinen Blick. „Warum machen diese hässlichen Köter auch keine Geräusche?“ fluchte ich in Gedanken und schlich mich vorsichtig zur Tür. Mit dem langen Messer in der rechten und den restlichen 2 kurzen in der gehobenen Linken lugte ich um die Ecke und entdeckte die massige Gestalt von einem der beiden Eindringlinge. Seine hintere Hälfte stand im Flur, während der Rest in dem Zimmer, in dem Fey die Ratsmitglieder empfangen hatte, verschwand. Doch wo war der andere? Ich sah in die andere Richtung, konnte ihn nirgends entdecken... „Verdammt, bestimmt ist es schon bei ihnen. Ich muss mich beeilen.“ Entschlossen schlich ich mich von hinten an. Nur noch 3 Schritte. Mir wurde klar, dass ich diesem Monster im Zweikampf unterlegen war. Ich musste es vorher ausschalten. 2. Ein kalter Schauer rieselte mir über den Rücken. Es stand immer noch unbeweglich an der selben Stelle. Merkwürdig. 1. Ich hob das Messer und setzte zum entscheidenden Schlag an. Doch plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel heraus eine schemenhafte Bewegung. 2 glühende, krötenähnliche Augen leuchteten in der Dunkelheit eines Raums rechts von mir. Instinktiv sprang ich zurück. Gerade noch rechtzeitig. Aus dem Zimmer kam grollend der zweite Köter gesprungen und landete mit gefletschten Zähnen dort, wo ich gerade noch gestanden hatte. „Eine Falle...?“ Der andere drehte sich nun ebenfalls um und kam angriffsbereit auf mich zu. Die Körper der Bestien waren zum Glück so breit, dass sie nicht nebeneinander in den Gang passten, was mir zumindest den Vorteil gab sie nicht gleichzeitig bekämpfen zu müssen. Ich musste nur treffen. Zitternd hob ich meine linke Hand, zwang mich langsamer zu atmen, hielt den Atem dann komplett an, zielte und warf das erste Messer. Es traf. Aber es brachte es nicht um. Es hatte die dünne Haut eines Ohrs durchbohrt und steckte nun in dessen Rücken. Es gab ein wütendes Knurren von sich, der Gestank nach verfaulten Früchten erreichte meine Nase, die Hinterbeine spannten sich an und es sprang mich an. Sein Körper warf mich zu Boden und drückte mir all meine Luft aus der Lunge. Seine Krallen zogen schmerzhaft ihre Spuren über meine Brust und mein Hemd wurde mit meinem warmen Blut getränkt. Ich schaffte es meinen Unterarm unter dessen Kehle zu schieben und mit einem unglaublichen Kraftaufwand und dem Schwung seines Angriffs zerrte ich es über mich hinweg und rappelte mich wieder auf. Das lange Messer war mir aus der Hand gerutscht. Mir blieb nur noch das letzte der kleinen Messer und ich sah mich nun von beiden Seiten eingekesselt. Verzweifelt huschte mein Blick hin und her, suchte vergebens nach einer Möglichkeit in eine bessere Position zu kommen. Mit Glück konnte ich einen ausschalten, aber der andere würde mich erbarmungslos zerfleischen. Doch sie ließen mir keine Zeit nachzudenken. Mit gierigen Blicken kamen sie näher und schleckten sich die Mäuler mit ihren mit eitrigen Beulen übersäten Zungen. Das Vieh, das mich angesprungen hatte, versuchte mich in Richtung seines Gefährten zu treiben. Weg von der vorerst rettenden Küchentür, weg von dem Messer. Ich wich einem Prankenhieb aus und konterte mit einem verzweifeltem Stoß. Ich traf das weiche Fleisch der Nase, doch das Messer war zu kurz um ernsthaften Schaden anrichten zu können. Das Biest schnaubte nur wütend und ging erneut auf mich los. Ich sah nur noch einen Ausweg. Eine gewagte Aktion, aber mir blieb nichts anderes übrig. Ich warf das Messer und traf sein Bein knapp über dem klumpigen Knie. Es knickte unter dem eigenen Gewicht und einem klagenden Jaulen zusammen bevor es mich erreichte. Ich rannte auf den am Boden liegenden Körper zu, setzte meinen Fuß auf den Kopf und stieß mich ab. Es war ein unsauberer Absprung gewesen. Ich fiel mehr als das ich flog und landete unsanft auf den Überresten einer Wand. Mehrere kleine Holzsplitter bohrten sich in meinen linken Arm, doch das nahm ich nur zu gern in Kauf. Ich streckte meine Rechte aus und langte nach dem Griff des Messers. Während ich mit letzter Kraft aufstand, sah ich wie es mir die Bestie gleich tat. Doch anscheinend hatte ich mit dem Wurf eine Sehne durchtrennt. Das Vieh schleifte die Pranke nach und hatte Schwierigkeiten sich in dem engen Flur um zudrehen. Das war meine Chance. Ich stürmte los und gerade in dem Augenblick, als es sich halb umgedreht hatte brach das Messer durch die Schläfe des Ungetüm. Es sackte nach einem letzten Krampfanfall leblos in sich zusammen. Doch mein Triumph währte nur kurz. Als wollte mich mein letzter Gegner verhöhnen sprang er plötzlich über seinen gefallenen Kameraden hinweg auf mich zu. Doch diesmal war ich zu langsam. Seine Zähne bohrten sich erbarmungslos in meinen rechten Arm, begrub mich unter seinem ganzen Gewicht und drückte mich mit meinem linken Arm geradewegs in einen langen Holzsplitter. Ich verlor das Messer. Ich wollte es mit meiner Linken greifen, allerdings wurde mein Arm im nächsten Moment taub und unbeweglich. Rote und grüne Punkten begannen vor meinen Augen zu tanzen und ich wusste nicht, wie ich jetzt noch das Ruder rumreißen konnte. Doch plötzlich gellte ein schriller Schrei begleitet von regelmäßigen Flügelschlägen durch den Flur. Siva flog furchtlos mit ausgestreckten Krallen im Sturzflug auf das Ungetüm zu. Die Kreatur schenkte dem Falken keine Beachtung, sondern biss um so stärker zu, dass meine Knochen anfingen bedrohlich zu knacken. Das war sein Untergang. Sivas krallen bohrten sich zielsicher in die Augen der Bestie. Mit einem ohrenbetäubenden Jaulen ließ es meinen Arm frei und bäumte sich auf um nach dem Falken zu schlagen. Doch Siva war zu schnell für es und stieß immer wieder von der Decke aus auf es herab und beschäftigte es, während ich verzweifelt und halb blind nach dem Messer suchte. Ich entdeckte es in Reichweite. Ich warf mich herum auf meine linke Seite und griff unter höllischen Schmerzen nach dem Griff. Mein rechter Arm war blutüberströmt und zitterte unkontrollierbar. Trotzdem schaffte ich es zu packen, mich wieder herum zu wälzen und in der selben Bewegung der Bestie die Kehle durch zu scheiden. Ein Schwall von stinkendem Blut kam mir entgegen und tränkte meinen ganzen Körper. Es bäumte sich ein letztes mal auf und brach zusammen, gerade als ich mich aus der Gefahrenzone gerollt hatte. Schwer atmend lag ich auf dem Rücken und starrte die Decke an. „Sind das da meine Blutspritzer?“ fragte ich mich, als ich einen tief roten Fleck direkt über mir entdeckte.

Und plötzlich wusste ich, es war noch nicht vorbei.

Das Ende?

Mit letzter Kraft und einem erneuten Adrenalinschub kam ich wieder auf die Beine und torkelte den Flur entlang. In der Mitte blieb ich wie angewurzelt stehen. In der Tür zum Gästezimmer stand ein Kerl. Ich konnte ihn nur verschwommen erkennen, aber er war groß, schlank, blond, trug einen eleganten Umhang und lächelte mich auf eine bedrohliche Art an. Plötzlich tat er so, als würde er vornehm in die Hände klatschen, verbeugte sich und nahm dann eine Kampfhaltung ein. Mir wurde klar, dass er diese Bestien kontrolliert haben musste. Trotz eines Schwindelanfalls hob ich erneut meine rechte Hand und warf meine Waffe auf den Fremden. Ich konnte in meiner Verfassung keinen sauberen Wurf erwarten, doch das Messer traf ihn auf Hüfthöhe. Hätte ihn treffen sollen. Es glitt einfach durch seinen Körper hindurch, als bestünde er aus Luft. Der Mann lachte geräuschlos und machte eine wegwerfende Handbewegung. Dann wurde er wieder ernst, nickte mir und löste sich dann in Luft auf. Ein ungutes Gefühl sagte mir, dass ich ihn nicht zum letzten Mal gesehen habe.

Doch plötzlich wurde mir mein schmerzender Körper bewusst. Fast knickten mir meine Beine ein, doch plötzlich tropfte mir etwas warmes auf den Kopf. Ich sah hoch und musste mit blankem Entsetzen feststellen, dass die Blutlache an der Decke immer größer wurde. „Nein... Das kann nicht sein! Ich habe doch alle erwischt.“ keuchte ich ungläubig. Schuldgefühle überkamen mich und gaben mir Kraft. Mühsam stieg ich über die Leiche des Monsters hinweg und kämpfte mich mit Hilfe der Wand bis zum anderen Ende des Flurs vor. Links von mir, kurz vor dem Gästezimmer enthüllte eine versteckte Öffnung in der Wand eine schmale Treppe, die nach oben führte. Nach den ersten Schritten musste ich mich ducken, um nicht mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. Panik überkam mich und ich beschleunigte meine Schritte so weit ich es vermochte. Ich stieß immer wieder gegen die Wand und hinterließ eine breite Blutspur. Nach einer halben Wendung der Treppe erreichte ich das obere Stockwerk. Ein kleiner Flur erstreckte sich vor mir und auf beiden Seiten waren etwa in der Mitte zwei Türen. Sie standen beide offen. Fluchend humpelte ich gebückt, um mir nicht den Kopf an der niedrigen Decke zu stoßen, weiter und wollte gerade den rechten Raum betreten, als ich ohne Vorwarnung zu Boden geworfen wurde. Mein Hinterkopf schlug hart auf dem Boden auf und alles wurde schwarz. Ich vernahm nur eine schemenhafte Gestalt, die sich auf mich warf und mich mit ihrem Körper am Boden hielt, ein angriffslustiges Fauchen und mehrere spitze, nadelartige Dinger, die mir an die Pulsader gelegt wurden. Ich war hilflos. Ich hatte keine Kraft mehr mich zu aus dem Griff zu befreien und meine Sicht brauchte zu lange um wieder klar zu werden. Doch plötzlich stieß mein Angreifer einen spitzen Schrei aus: „Cian! Den Götter sei Dank, dass ich nicht so einfach töten kann!“ In diesem Moment kehrte mein Sehsinn wieder zu mir zurück und ich schaute in verängstigte, katzenhafte Augen. „Also meine Nerven hast du eindeutig umgebracht.“ scherzte ich mit einer Stimme, die nicht viel mehr als ein keuchendes Flüstern war. „Sind... Sind alle weg?“ wollte sie mit zitternder Stimme wissen. Ich nickte zur Bestätigung und bat: „Bitte... Geh von mir runter, ich krieg kaum noch Luft.“ Ihre blassen Wangen färbten sich leicht rot und gaben ihrem bleichem Gesicht ein wenig Farbe, die jedoch sofort wieder verschwand als sie meine Verletzungen entdeckte. „Kisu, bitte hol etwas Wasser. Cian braucht jetzt ganz dringend unsere Hilfe.“ Aus dem Augenwinkel heraus sah ich wie die kleine Gestalt ihrer Schwester aus dem Raum huschte. „Du hättest das nicht tun sollen!“ mahnte mich Fey, während sie meine Kleidung zerriss, um sich meine Verletzungen besser ansehen zu können. Ich drehte leicht meinen Kopf und schaute sie benebelt an: „Wieso? Ihr lebt doch noch oder?“ „Rede nicht!“ erwiderte sie darauf leicht schluchzend und ich konnte sehen wie ihre Schultern immer wieder anfingen zu zittern. Ich wollte sie beruhigen. Ihr erklären, dass es nicht alles mein Blut ist, aber da nutzte sie das erste Mal ihre Macht über mich. Die Verbindung wurde angezogen und ihre Seele zwang mich den Mund zu halten. Ein schiefes Lächeln darüber, dass sie es für solche Kleinigkeiten nutzte stahl sich auf mein Gesicht, während sie dankbar eine Schüssel mit Wasser von Kisu an nahm, die gerade wieder in den Raum gekommen war. Sie wusch mir das noch warme Blut von Brust und Armen, betastete mich vorsichtig und legte dann ihre Hände nebeneinander auf meinen rechten Arm. Sie summte eine mystisch anmutende Melodie und plötzlich leuchtete der Raum zwischen ihren Handflächen und meinem Arm in einem freundlichen Gelb auf. Der Schmerz in dem Arm verging in Sekunden. Neugierig drehte ich meinen Kopf und staunte nicht schlecht, als ich sah, dass sie meinen Arm in Art magische Schutzhülle, die sich mit einem schwachen glimmen über meinen kompletten Arm erstreckte und die Blutungen stillte, eingeschlossen hatte. Sie wandte sich nun dem anderen, meinem tauben Arm zu und zog ohne Vorwarnung den unterarmlangen Holzsplitter heraus. Der Schmerz schoss mir durch den Körper und ließ mich krampfhaft aufbäumen. Erneut legte sie die Hände auf die Wunde, aber diesmal summte sie eine ruhigere und hoffnungsvolle Melodie und es erstrahlte kein Licht. Ich spürte einfach nur wie die einzelnen Muskelfasern wieder zusammen wuchsen und der Schmerz sich halbwegs legte. Plötzlich fasste sich Fey an den Kopf und schwankte kurz hin und her. Ich glaubte, dass sie gleich umkippen würde, aber im letzten Moment fing sie sich wieder und schenkte mir ein beunruhigendes Lächeln. Dann legte sie, obwohl ich mir sicher war, dass sie meine protestierenden Gedanken spüren konnte, die Hände auf die Brust und summte erneut die gleiche Melodie. Die Wunden schlossen sich langsam, aber der Schmerz verschwand nicht ganz. Sie hatte keine Kraft mehr. Da fing Fey erneut an zu schwanken, doch diesmal fing sie sich nicht, sondern kippte vorne über auf mich drauf. Während sie stürzte meinte ich an ihrem Arm eine lange und frische Narbe zu sehen. Dann spürte ich wie sich der Seelenbann, den sie mir auferlegt hatte schwand und sich ihr Brustkorb gleichmäßig auf meinem hob und senkte. Ihre weiche Haut schmiegte sich an die meine und ihr frischer Duft kitzelte meine Nase und übertünchte den beißenden Gestank des Tierblutes. Ich versuchte erfolglos mich zu bewegen, zwar fühlte ich meinen Körper wieder, aber gehorchen tat er mir nicht. Entweder war ich erschöpfter als ich dachte, oder aber Fey hatte mich mit ihren Zaubern ruhig gestellt, was ich mir auch nur zu gut vorstellen konnte. „Kisu? Könntest du deine Schwester von mir runter nehmen?“ bat ich das kleine Mädchen, dass uns die ganze Zeit über mit großen Augen zugesehen hatte. Sie zuckte überrascht zusammen, als ich sie angesprochen hatte, kam aber dann nach einem kurzen Zögern näher und kniete sich neben mich. „Nur wenn ich dann ein kleines Brüderchen bekomme!“ flüsterte sie und versuchte es so verschmitzt und frech wie möglich klingen zu lassen, um ihre Angst, die ich in ihren Augen lesen konnte zu überspielen. „Du brauchst keine Angst mehr haben. Die blöden Köter sind tot, Siva hält Wache und ich bin doch auch noch hier.“ versuchte ich sie zu beruhigen. Ein kleines, ungezwungenes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie fragte: „Ganz sicher? Alle 4?“ „Alle 4! Mit meinen eigenen Händen!“ bestätigte ich sie und lächelte aufmunternd, „Und jetzt tu mir den Gefallen und schieb deine Schwester von mir runter.“ Doch Kisu dachte nicht im Traum daran. Im Gegenteil, sie krabbelte zu mir, kuschelte sich an meine freie Seite und gähnte frech: „Nein, nicht bevor ich ein kleines Brüderchen bekomme!“ Stumm sah ich zu, wie ihr langsam die Augen zu fielen und als sich ihre Atemzüge beruhigten fühlte ich mich zwischen den beiden Mädchen ein wenig hilflos. Ich versuchte eine von ihnen aufzuwecken, aber meine Stimme hatte nicht mehr die nötige Kraft. Erschöpft resignierte ich und wartete geduldig darauf, dass mich der Schlaf zu sich holte. Langsam beruhigte sich mein Puls, das Adrenalin wich aus meinem Blutkreislauf, die Schwüle verschwand langsam, der Wald fing erneut an zu leben und die umhegende Wärme der beiden Mädchen hüllte mich ein. Ein Gefühl der Geborgenheit begleitete die aufkommende Müdigkeit und ich schlief mit einem zufriedenen Lächeln ein.

Mera

Am nächsten Morgen wurde ich das lebendige Zwitschern der Vögel geweckt. Ein einsamer Lichtstrahl fiel frech durch ein kleines Loch im Dach genau auf mein linkes Auge. „Dreist...“ murmelte ich morgenmufflig und drehte meinen Kopf zur Seite. Sofort stieg mir der frische Blumenduft von Feys Haaren in die Nase und die Erinnerungen an die vergangene Nacht kehrten zurück. Als erstes kamen die Bilder von Fey wie sie mich versorgte und dann bewusstlos auf mich fiel, dann folgten die restlichen, der Kampf mit den hundeähnlichen Bestien, Sivas Einsatz, der seltsame Mann im Gang und zum Schluss die Blutlache an der Decke. „Das Blut?“ stutzte ich, „Was ist hier oben geschehen? Wie konnte jemand hier eindringen ohne das Siva ihn bemerkte?“ Ich versuchte aufzustehen, aber kein Muskel in meinem Körper unterhalb meines Halses reagierte. „Fey verflucht hättest du deinen Zauber nicht ein wenig schwächer machen können?“ brummte ich leicht genervt und hob den Kopf soweit es mir mein Muskelkater und der Bann erlaubten. „Wenigstens hast du es bequem!“ dachte ich verdrossen, als ich sah, dass sie ihre Position im Schlaf geändert hatte. Sie lag nun mit einer Seite längs komplett auf mir drauf, hatte ihren Kopf an meine Schulter geschmiegt und ihr Brustkorb hob und senkte sich mit ihren gleichmäßigen Atemzügen. Eins ihrer Beine lag über meinem und ihre Hand ruhte auf den Wunden meiner Brust. Ihre warme Haut und das Klopfen ihres Herzens jagte mir einen schönen Schauer über den Rücken, doch plötzlich bohrte sich eine Nadel aus Schmerzen in meinen Hinterkopf. Überrascht keuchte ich auf und mein Kopf schlug auf dem Holzboden auf. Es war kein harter Aufschlag, aber meine Sicht verschwamm und der Raum fing sich an zu drehen, erst langsam, dann immer schneller. Die Farben verliefen, formten einen tobenden Strudel, dessen greller Anblick meine stechenden Kopfschmerzen noch verstärkten. Ich atmete schnell und pfeifend, ich glaubte mein Kopf würde jeden Moment explodieren, doch plötzlich verlangsamte sich die Geschwindigkeit des Farbstrudels und aus der Mitte heraus entstand vor meinem geistigen Auge ein Bild. Zuerst erkannte ich nur 2 Gesichter. Das eine gehörte einem attraktivem jungen Mann mit hellblauen Haaren und Augen. Die andere Person war ein junges Mädchen von höchstens 14 Jahren. Sie besaß ebenfalls die gleiche Augen und Haarfarbe wie der junge Mann. Sie waren Geschwister. Meine Geschwister. Langsam konnte ich die Umgebung erkennen. Es war eine malerische Berglandschaft. Sie standen in einem Tal, das an gigantische Hänge von Bergen grenzte deren beeindruckende Gipfel in einem wunderschönen, klaren Weiß leuchteten, umgeben von den schönsten Blumen die ich jemals gesehen habe. Der junge Mann, mein Bruder, hatte seine Arme vor der Brust gekreuzt und lächelte beeindruckt, meine Schwester hatte die Hände vor den Mund geschlagen und schaute mit ihren großen, leuchtenden Augen zu einer anderen Person, mich, auf. Das Bild der beiden weckte gleichermaßen Liebe und Sehnsucht in mir.

Am Rande meines Bewusstseins spürte ich wie Fey aufgewacht war und sich mit ihren Händen auf meiner Brust abstützte. Mehrmals rief sie meinen Namen, aber ich war zu sehr von den Bildern, von meinen Erinnerungen gefangen, um ihr zu antworten. Ich wollte wissen was geschehen war und wer ich bin...

Ein wärmendes Glücksgefühl kam in mir auf, breitete sich langsam von meinem Magen bis in die allerletzten Winkel meines Körpers und Bewusstseins aus. Ich hatte eine Familie, ich war nicht allein. Es gab jemanden zu dem ich zurückkehren konnte... Als ich jedoch am Hang des höchsten Berges die Umrisse einer schneebedeckten Festung, die aus dem Felsen zu wachsen schien, sah, wandelte sich die Wärme in eisige Kälte. Meine Kopfschmerzen verstärkten sich und mehrere Bilder rasten mir durch den Kopf. Es geschah so schnell, dass ich nichts handfestes erkennen konnte. Nur eine Gemeinsamkeit habe ich feststellen können. Alle waren rot. Blutrot.

Plötzlich klärte sich meine Sicht wieder und ich fand mich, aufrecht sitzend, auf dem Dachboden von Feys Haus wieder. Kalter Angstschweiß lief mir überall am Körper herunter und meine Hände zitterten wild: „Was zum unheiligsten Dämon der Unterwelt ist passiert? Warum bin ich nicht bei ihnen? Warum habe ich das Gefühl, dass sie tot sind? Wieso.... Wieso habe ich Schuldgefühle?“ Verzweifelt raufte ich mir die Haare und zog gedankenverloren die Knie an den Körper. Doch da spürte ich Feys warmen Körper an meiner Seite, als sie mich wie ein kleines Kind umarmte und zu sich hin zog. „Alles in Ordnung? Hast... Hast du dich erinnert?“ fragte sie sanft und suchte besorgt meinen Blick. Schweigend versank ich in ihren grünen Augen, die mich zu durchschauen schienen, und da schlich sich ein ungewolltes Lächeln auf mein Gesicht. Ich beförderte meine Knie aus dem Weg und erwiderte ihre Umarmung. Wie einen unbezahlbaren Schatz drückte ich sie an mich und flüsterte: „Danke für alles.“ In Gedanken fügte ich noch hinzu: „Wie will ich dich beschützen, wenn ich mich nicht einmal vor meiner eigenen Vergangenheit retten kann? Ich habe dir ein Versprechen gegeben, das ich nicht wegen vergangenen Teilen meines Lebens brechen kann!“ Plötzlich verlor Fey die Fassung und ihr Gesicht färbte sich knallrot, aber sie versuchte sich nicht aus meiner Umarmung zu befreien. Gerade wollte sie etwas erwidern, doch ihr kam eine wohl bekannte Stimme zuvor: „So so hast du also endlich jemanden gefunden mit dem du dein Dasein als Fala beenden willst?“ Wir fuhren beide erschrocken zur Treppe herum. Überrascht stellte ich fest, dass mich meine Wahrnehmung am Anfang wohl leicht getäuscht haben muss. Sie war gar nicht so grobschlächtig wie ich dachte, im Gegenteil sie hatte sogar eine gewisse Eleganz, auch wenn sie größer war als ich, deutlich sichtbare Muskeln auf die so mancher Mann eifersüchtig gewesen wäre und ein großes Breitschwert an ihren Rücken befestigt hatte.

Feys Wangen nahmen ein noch satteres rot an und sie versuchte ihr dann so kühl wie möglich, was ihr nicht wirklich gelingen mochte, zu entgegnen: „Ich glaube kaum, dass es dich was angeht Mera!“ Sie zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und wandte sich mit einem prüfenden Blick mir zu: „Anscheinend habe ich mich zumindest in einer Sache getäuscht... Du bist nicht für die Biester verantwortlich.“ „Will ich wohl meinen! Ich kann dir garantieren, dass ich eurem Dorf niemals Schaden würde.“ Mera stieß ein ungläubiges Schnaufen aus: „Kannst du? Wie willst du mir beweisen, dass sich deine Worte nicht irgendwann in Rauch auflösen werden?“ Schweigend streckte ich meine rechte Hand aus, drehte die Handfläche nach oben und konzentrierte mich auf die Verbindung zwischen meiner und Feys Seele. Unter den staunenden Blick Meras wurde langsam der blau-weiße Strang, der mich mit Fey verband sichtbar und fing an an lebendig zu leuchten. Fey schaute mich verwundert an, schwieg jedoch und achtete dann auf die Reaktion des ungebetenen Gastes. Für Sekunden meinte ich zu sehen, dass Meras harte Gesichtszüge erweichten, doch dann wanderte ihre Hand zum Griff des Breitschwertes und sie murmelte besorgt mehr zu sich selbst als zu uns: „Siel Kyrj... Das Seelenband...“ Plötzlich schaltete sich beschwichtigend Fey ein: „Nicht ganz... Es ist kein richtiges, es ist auf mich beschränkt.“ Verwirrt runzelte ich die Stirn, als ich förmlich sehen konnte wie die Anspannung mit einem gelösten Lachen von Mera fiel. Ihre Hand löste sich vom Griff ihres plötzlich brutal wirkenden Breitschwertes. Belustigt betrachtete sie mich und scherzte dann: „Zugegeben er ist ein hübscher Vogel, ich hoffe nur du sperrst ihn nicht in einen goldenen Käfig oder stutzt ihm die Federn.“ Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf Feys Gesicht aus, als sie ihren Kopf schüttelte. „Nun gut und was ist mit seinem Gedächtnis?“ „Er hat es wirklich verloren. Ich denke es dauert noch seine Zeit bis er sich an alles wieder erinnern kann.“ Mera nickte langsam und schaute mich dann wieder an. „Du hast mich überzeugt. Ich hoffe wir werden auf dich zählen können? Einen guten Kämpfer wie dich können wir gebrauchen.“ meinte sie versöhnlich und bot mir ihre Hand an. Erleichtert akzeptierte ich ihr Angebot und schüttelte dankbar ihre Hand: „Ich werde helfen wo ich kann.“ Lächelnd nickte sie: „Da das nun geklärt ist, würde ich gerne wissen was hier geschehen ist.“ „Ich glaub das kann dir Cian besser erklären als ich. Ich war die ganze Zeit nur hier oben und habe mich um Kisu gekümmert.“ „Cian?“ wiederholte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und schüttelte dann lachend den Kopf: „Irgendwann musst du aufhören in deiner Traumwelt zu leben meine Liebe. Wir leben nicht in irgendwelchen alten Geschichten.“ Eingeschnappt presste Fey die Lippen aufeinander und kreuzte die Arme vor der Brust. „Nur weil du nicht an die Schriften glaubst, heißt es noch lange nicht, dass sie nicht wahr sind. Außerdem finde ich den Namen schön.“ Plötzlich erstarb das belustigte Lächeln auf Meras Gesicht und noch bevor ich mit meinem geschundenen Körper reagieren konnte schnellte sie vor, packte Fey am rechten Handgelenk, drehte es um und starrte entsetzt auf ihren Unterarm. Eine lange, kaum verheilte Wunde zog sich längs vom Handgelenk bis zur Mitte ihres Arms. „Woher hast du die?“ fauchte Mera mit unüberhörbarer Besorgnis in der Stimme, die meine aufkommende Wut abkühlte. Fey suchte sich einen unbestimmten Punkt auf dem Boden auf den sie ihren Blick fixierte und flüsterte leise: „Als Cian unten im Haus die Bestien bekämpft hatte, kam plötzlich jemand durch das Fenster hier rein gesprungen. Ich konnte nur erkennen, dass es ein Mann war, da er komplett in Schwarz gehüllt gewesen war. Er ging sofort auf mich los und hätte mir beinahe mehr als nur meinen Arm aufgeschlitzt. Am Ende erwischte ich ihn dann doch noch und er verschwand dann sofort wieder.“ Fluchend ließ Mera ihr Handgelenk los und schlug mit der blanken Faust gegen die Holzwand, die dabei gefährlich knackte. „Was bedeutet das?“ fragte ich verunsichert. Fey schwieg und Mera antwortete an ihrer Stelle mit vor Wut zitternder Stimme: „Das bedeutet wir haben große Probleme. Fey ist unsere Eloi, ein Teil unserer spirituelle Führung... Sie ist die Hüterin des Lebensstroms, dessen Magie uns vor jeglicher Gefahr schützt. Sollte sie von jemanden aus unserer Mitte verletzt oder sogar getötet werden glauben die Bürger, dass Fey nicht von den Göttern gesegnet ist und zu unrecht den Lebensstrom hütet. Da die Eloi vom Rat gewählt wird verlieren sie das Vertrauen in die, laut unserer religiösen Leitsätze unantastbare Führung und die unzufrieden stiften zu Aufständen und zur Revolution an... Es wäre nicht das erste Mal, das es passieren würde.“

Teles

„Jetzt mal nicht den Herrscher der Unterwelt an die Wand Mera.“ schallte plötzlich eine ruhige Stimme vom unteren Ende der Treppen zu uns hoch. Ich mochte sie immer noch nicht. Irgendwas an Teles Stimme wollte mir nicht gefallen. Aber auch Mera wurde plötzlich sehr reserviert und überdeckte die Wut in ihren Augen und die Sorge in ihrem Gesicht mit einer ernsten Maske aus Gleichgültigkeit. In kurzen Abständen hörte man das Knarren der Treppenstufen und sobald er oben angekommen war überkam mich erneut eine Welle der Abneigung. Ich schätzte ihn auf Ende 40, er hatte graue Haare, trübe braune Augen, ausgeprägte Wangenknochen, einen überdurchschnittlich langen Hals, ein breites Kreuz und eine eher korpulentere Statur. Er war alles andere als ein beeindruckender Mann, obwohl er nur wenig kleiner war als Mera und mich somit immer noch um einige Zentimeter überagte. Seine verträumten Augen wanderten von einem zum anderen, blieben kurz auf mir hängen, was dazu führte, dass sich mein Magen, fast schon hasserfüllt, verkrampfte, und verweilten dann auf Fey. Die beiden Frauen verneigten sich vor ihm und murmelten respektvoll: „Vorsitzender.“ Ich wusste ich hätte es ihnen nachmachen sollen, aber mein Stolz wollte es nicht zulassen. „Fremder, erzähl uns bitte was vorgefallen ist.“ murmelte er abwesend und wendete seinen Blick erst von Fey ab nachdem das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte. Ich tat wie mir geheißen und berichtete von meinem Kampf gegen die Bestien. Allerdings ließ ich ihm gegenüber die Erscheinung des blonden Mannes aus und endete damit wie Fey meine Wunden versorgt hatte. „Beeindruckend. Mein Dank sei dir gewiss.“ kommentierte er meinen Bericht. Auch wenn ich nichts dergleichen heraushören konnte, meinte ich, dass sein Lob mit Sarkasmus nur so überladen war. Nun ruhte sein Blick erneut auf Feys Wunde und nach einem kurzen Augenblick der Stille bat er: „Ich würde gerne mit Fey unter 4 Augen reden. Hättet ihr etwas dagegen euch kurz zurückzuziehen?“ Schweigend gehorchte Mera und ging lautlos die Treppen runter. Zögernd warf ich einen fragenden Blick zu Fey, die jedoch nur lächelnd nickte. Beunruhigt gehorchte nun auch ich und folgte Mera.

Ich stand wieder im Flur und fragte mich wieso ich solch eine Abneigung gegenüber Teles hegte, als ich bemerkte wie mich Mera, die am anderen Ende stand, gedankenverloren anschaute. Ich beschloss sie etwas zu fragen und stieg gerade über die Leichen der Bestien als sie sich umdrehte und aus der Tür ins Freie ging. Verwundert folgte ich ihr und sah wie sie sich auf einen kleinen Grashügel kurz vor dem Wald setzte und mir einen Platz anbot. Lächelnd setzte ich mich neben sie und überlegte wie ich sie am besten darauf ansprechen sollte. Doch da kam sie mir zu vor: „Du magst Teles nicht oder?“ Ein abwertiges Schnaufen entfuhr mir und ich antwortete ehrlich: „Nein... Nicht im geringsten, aber frag mich nicht wieso... Ich hoffe das bleibt unter uns?“ „Natürlich... Du bist damit nicht alleine. Ich habe auch von Anfang an etwas gegen ihn gehabt... Aber er hat immer richtige Entscheidungen getroffen die unserem Dorf Wohlstand und Schutz bereitet haben.“ „Mag sein... Aber trotzdem... Ich traue ihm nicht.“ Mera ließ ein freudloses Kichern erklingen: „Warum? Kannst du es näher beschreiben?“ Ich grübelte kurz und erklärte dann vorsichtig: „Ich glaub er ist die Art von Person die nach Macht strebt, um sie für sich einzusetzen. Er hat so etwas... hinterhältiges an sich.“ „Jetzt wo du es sagst... Ja du hast Recht. Das würde auch zu meinem Gefühl passen.“ Überrascht sah ich sie an. „Du fühlst das auch?“ „Natürlich... Ich dachte Fey hätte dir zumindest erzählt, dass ich ebenfalls eine Kandidatin für das Amt der Eloi war.“ lachte sie freudlos. Schweigend schaute ich zum blauen Himmel hinauf und dachte laut: „Also fühlt Fey auch diese Abneigung ihm gegenüber?“ „Ich hoffe es...“ erwiderte Mera und biss sich dann besorgt in die Lippen. „Sie war schon immer etwas gutgläubig.... Aber sag, darf ich dich etwas persönliches Fragen?“ „Tus einfach, wenn es zu persönlich ist wirst dus schon merken.“ lachte ich, doch Mera blieb ernst. „Willst du sie wirklich beschützen?“ „Natürlich! Wäre ich sonst noch hier nachdem sie mir verraten hatte, dass ihr mich eventuell umbringt? Ich hätte so schnell wie ich es gekonnt hätte meine Beine in die Hand genommen.“ Meras blick wanderte zum oberen Geschoss des Hauses. „Wenn du jetzt auf deine Siel Kyrj horchst... Was fühlst du dann?“ Verdutzt meinte ich: „Wahrscheinlich gar nichts. Ich kann nur das durch sie wahrnehmen, was Fey mir freiwillig zeigt. Aber ich kann es gerne mal versuchen.“ Ich schloss die Augen und konzentrierte mich so gut es ging auf das Seelenband, die Siel Kyrj wie es anscheinend Fey und Meras Volk nannte. Wie ich erwartet hatte spürte ich zunächst nichts. Keine Regung, kein Gefühl brachte den Seelenfaden zwischen uns in Schwingung. Ich wollte mich gerade wieder aus meinem Inneren zurückziehen, doch da verspürte ich eine zaghafte Vibration. Ich konzentrierte mich auf diese winzige Empfindung und begab mich immer weiter in den Bann der Siel Kyrj. Und da spürte ich es deutlicher. Je weiter ich mich wagte, desto stärker wurde es. Ich erkannte ständig wechselnde Züge von Misstrauen, Scham und Widerwille. „Wieso sind sie so unbeständig? Versucht sie die Gefühle vor mir zu verheimlichen? Über was reden die beiden, das sie so fühlen lässt? Egal was es ist, Teles gehört dafür mindestens einmal geschlagen. Das steht schon mal fest!“ grübelte ich, als ich mich langsam aus den Tiefen unserer Seelen zurückzog.

Langsam öffnete ich die Augen und schaute verwirrt zu Mera. Schweigend und meinen Gedanken hinterher hängend folgte ich ihrem Blick, der immer noch auf das obere Geschoss gerichtet war. Plötzlich passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Erneut überkam mich ein unbändiger Hass auf Teles, in meinem Kopf explodierte eine Bombe, mehrere Bilder von meiner Schwester, die von 2 nackten Männern in eindeutiger Pose festgehalten und misshandelt wurde, spielten sich vor meinen Augen ab, ich bemerkte den traurigen Schein in Meras Blick und ein wütender Wind, der vehement an meiner Kleidung rüttelte und zerrte, erhob sich in meinem Rücken. „Beeile dich!“ flüsterte Mera noch leise, doch ich war schon mit dem Wind im Rücken losgestürmt. Die Wut der Erkenntnis pochte in jeder Faser meines Körpers und der Wind brüllte mir wie ein gewaltiges Monster ins Ohr. „Dieser Dämon! Wie kann er es wagen? Was für ein Druckmittel muss er haben? Allein die Tatsache, das ich über die Siel Kyrj ihre Gefühle gespürt habe heißt, dass sie mir diese mitteilen wollte. Aber gleichzeitig versucht sie diese vor mir zu verbergen?“

Gerade sprang ich über die 2 monsterhaften Körper im Flur hinweg und erreichte die Treppe, als sich plötzlich die schwachen Gefühle, die ich so kaum wahrgenommen hatte, in eine starke Abscheu und Angst vor Teles wandelten. Der Hass, die Wut schäumten immer weiter in mir hoch, nicht zuletzt, wegen einem plötzlichen Gefühl der Hilflosigkeit. „Bitte lass mich nicht zu spät kommen.“ flehte ich im Stillen. Geduckt sprintete ich die Treppe hoch und nahm dabei 3 Stufen auf einmal. In der Mitte der Treppe vernahm ich dann ihren quälenden Hilfeschrei. Die Siel Kyrj vibrierte und überflutete meine Seele mit Feys Entsetzen, Beschämung, Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ein grausamer Schrei brach aus mir heraus und ich erreichte mit brennendem Verlangen nach Teles Blut die obere Etage. Ich hörte leise Kampfgeräusche aus dem Zimmer gegenüber von dem, das ich erst vor wenigen Minuten verlassen hatte. Ich stürmte mit meiner Schulter gegen die verschlossene Tür und sprengte sie mit solch einer Wucht, dass die eisernen Befestigungen an den Seiten entsetzlich knirschten und komplett mit herausgerissen wurden.

Es war ein kleiner Raum, der nur durch die wenigen einsamen Lichtstrahlen, die durch das kaputte Dach drangen erhellt wurde. In einer der Ecken entdeckte ich sie. Teles stand breitbeinig vor Fey, hatte eine Hand auf ihren Kopf gepresst und die andere glitt gerade grob über ihre Brust zu dem Schmuckstein zwischen ihren Brüsten. Ich setzte mich wieder in Bewegung und hielt mit erhobener Faust auf Teles zu. Als er den Stein berührte erfüllte ein schwaches Leuchten, das plötzlich Fey gesamte Kleidung in Licht erstrahlen ließ, den Raum und eine Sekunden später war ihre gesamte Kleidung mit dem Leuchten einfach verschwunden. In diesem Moment erreichte ich ihn. Ich holte aus und wollte gerade diesem verdammten Dämon den Schädel brechen als er unglaublich schnell herumwirbelte und mich mit seiner anderen Hand am Brustkorb berührte. Augenblicklich wurden meine Muskeln schwer. Zu schwer. Ich ging nach einem kurzen, erfolglosen Kampf gegen seinen Bann auf die Knie. Zitternd hob ich den Kopf und schaute hasserfüllt in seine Augen, die nun jegliche Verträumtheit verloren hatten und seine Bosheit enthüllten. Da wurde die Vibration der Siel Kyrj nochmal stärker. Die Schwingung der Angst wurde heftiger und ich konnte das Echo von Feys endgültig verzweifelter Stimme in meinem Inneren hören: „Cian!“

Winde

„Verdammt dieser Bastard! Fey muss unter einem ähnlichen Zauber stehen.“ fluchte ich in Gedanken und musste hilflos mit ansehen wie Teles ihr langsam über die Wange leckte, dann quälend langsam den Kopf drehte, seine auf ihre zitternden Lippen presste und dabei sein geschwollenes Glied an ihrem Becken rieb. „Eigentlich könnte ich das alles schnell über die Bühne bringen... Aber es gibt jetzt eh niemanden der mich noch aufhalten kann, also kann ich es auch genießen oder mein lieber Cian?“ kicherte er gehässig und warf mir dabei einen boshaften Blick zu. Ich stieß einen Wutschrei aus und brach weiter zusammen. Schwer atmend stützte ich mich auf meinen Armen ab. Der Schweiß lief mir am ganzen Körper herunter und ich zitterte unter dem übermenschlichen Gewicht, das mir auf jeden einzelnen Muskel drückte. „Ich kann nichts tun...“ musste ich mir verzweifelt eingestehen. Ich war hilflos. Unter größter Anstrengung gelang es mir erneut den Kopf zu heben. Teles nahm gerade seine Hand von Feys Kopf und grunzte zufrieden als ihr Bewusstsein ihre Augen verließ und eine gespenstische Leere zurückließ. Kaltes Entsetzen ergriff mich. Die Siel Kyrj schwang nun so stark, dass es sich anfühlte als ob sie mir jeden Moment die Seele aus dem Körper reißen würde. Plötzlich kniete Fey vor ihm nieder und löste langsam den Gürtel seiner Hose. „Feines Haustier bist du. Mach schön weiter, aber mit Gefühl.“ flüsterte er ihr zu und streichelte mit einer seiner geschwollenen Pranken Feys Haare. „Siehst du Cian, all die Leute, die meinen wilde Katzen könne man nicht zähmen, sind gerade widerlegt worden!“ spottete er. Meine Wut schlug dadurch völlig in Verzweiflung um. „Ich kann sie nicht retten... Ich bin zu schwach um mein Versprechen zu halten.“ Meine Kraft verließ mich und ich schlug der Länge nach auf dem Fußboden auf. Doch ich hatte nicht lange Zeit mir über mein Versagen klar zu werden. Eine plötzliche Schmerzwelle durchflutete meinen Kopf. Quälende Erinnerungen stiegen in mir auf.



Ich wurde von drei Männern an eine Wand gepresst und konnte mich kein Stückchen bewegen. Im Hintergrund hörte ich die Geräusche des verzweifelten Kampfs meiner Schwester. Zwar hatte ich sie einige Kniffe und Techniken gelehrt, aber gegen 2 voll ausgebildete Krieger hatte auch sie keine Chance. Ein spitzer Schrei zusammen mit wildem Gefluche und ein siegreiches Grunzen eines Mannes bestätigten meine Befürchtung. Doch plötzlich gingen ihre derben Flüche in ein entsetztes Gurgeln über. „NEIN! Lasst sie gehen!“ schrie ich und begehrte noch einmal gegen meine 3 Gegner auf. „Wir, die Krieger der Shekat, sollen auf dich Wurm hören? Das ich nicht lache! Das ist die Rache für das Unheil, das dein Clan über uns gebracht hat, also sei still und leide!“ schnaufte einer der Kerle und schlug mir brutal in die Rippen. Ich hörte sie knacken. Mindestens 2 wurden mir durch den Schlag gebrochen. Ich schnappte mit Tränen in den Augen nach Luft und da sah ich kurz wie der Vergewaltiger meiner Schwester sein erschlafftes Glied aus ihrem Mund nahm, sich mit dem anderen abwechselte, sie auf den Bauch legte, die Hände auf dem Rücken festhielt und dem anderen ein Zeichen gab. „Wage es dich...!“ fing ich an doch wurde durch einen erneuten wuchtigen Schlag auf meine Rippen unterbrochen. Ich spuckte einen Schwall Blut und der stickige Raum fing an sich zu drehen. Verschwommen sah ich wie der Mann sein Glied langsam zwischen ihren Pobacken rieb. Er fragte seinen Kumpanen irgendetwas, jedoch drang nur ihr hilfloses Schluchzen an meine Ohren. Ich bildete mir ein ihre vorwurfsvolle Stimme zu hören: „Wieso? Wieso hilfst du mir nicht großer Bruder? Was habe ich falsch gemacht?“ Ein wütender Schrei, der nicht nur meinen ganzen Körper erzittern ließ entfuhr mir und warf mich zurück in die Gegenwart.

Doch die Erinnerungen waren nicht das einzige, was zu mir zurückkehrte. Etwas in mir drängte sich in mein Bewusstsein und gab mir eine erfrischende und gewaltige Kraft. Mein Atem beruhigte sich und ich schlug erstaunt die Augen auf. Ich sah alles in einem hellblauen Licht, mein Schweiß am Boden glänzte neonfarbend auf dem ultra-violetten Fußboden. Ich schaute zu Teles auf, der gerade genüsslich stöhnte, als Fey seine Männlichkeit mit Zunge und Lippen verwöhnte. Die Wut kehrte zu mir zurück und vor meinem geistigen Auge spielten sich immer wieder Stücke aus der Szene, die gerade eben erlebt hatte ab. Aber nicht nur der Raum und mein Schweiß, auch die beiden sahen anders aus. Teles bestand nur noch aus verschwommen, dafür umso bedrohlicheren schwarzen Konturen, die Feys klare hell-blonde Züge fast vollständig überdeckten. Auch mein eigener Körper hatte sich in ein wildes Gemisch aus einem hellen und kräftigen Violett mit weißen Schlieren gewandelt, die ebenfalls von dem Schwarz Teles überdeckt wurden, aber noch deutlich unter dem Mantel aus Magie leuchteten. Plötzlich pochte es unangenehm in meiner Schläfe und meine Sicht verschwand für Sekundenbruchteile. Das Pochen wanderte zu meinen Augen und da kehrte mein Sehsinn zurück. Ich blinzelte verwirrt und bemerkte, dass meine normale Wahrnehmung wiedergekehrt war. Aber die andere war nicht verschwunden. Ich sah gleichzeitig 2 verschiedene Bilder des gleichen Raums. Ich schob meine Verwunderung zur Seite und fand zu meiner eigenen Überraschung die Kraft mich trotz Teles Bann wieder auf die Beine zu kämpfen.

Gerade drehte sich Fey willenlos um und streckte Teles auffordernd wackelnd ihr Gesäß entgegen. Doch ihr Nötiger hatte seinen Kopf gedreht und starrte mich mit zugekniffenen Augen an. „Das ist jetzt wirklich beeindruckend, aber ich bezweifle, dass du auch nur einen Schritt gehen kannst. Ich bin zu stark für dich.“ Ernüchternd musste ich feststellen, dass er Recht hatte. Meine Füße bewegten sich keinen Millimeter. Frustration staute sich in mir auf, als er sich mit einem fiesen Lächeln abwendete, sich und sein Glied in Position brachte und sich mit irrem Blick zu Feys Ohr vorbeugte: „Jetzt ist es so weit... Du wirst mein...“ Während seines Flüsterns bemerkte ich etwas. Obwohl ich mich in einem nach außen verschlossenem Raum befand blies mir ein kleiner aufmüpfiger Luftstoß ins Gesicht. Überrascht schaute ich mich um und entdeckte, dass der Staub um meine Füße herumgewirbelt wurde. „Wind....?“ stutzte ich erst, doch dann urplötzlich donnerte das Wissen wieder aus den Tiefen meines Geistes zu mir hindurch.

Hektisch konzentrierte ich mich auf einen Holzsplitter der Tür, der ungefähr so lang war wie mein Unterarm. Die Luft gehorchte mir und unter dem Splitter bildete sich eine kleine Windhose. Sie wuchs immer weiter in die Höhe und nahm an Geschwindigkeit zu. Der Holzsplitter fing an sich drehen, wurde von der mittlerweile tosenden Windhose, die in meiner zweiten Sicht ein wildes, aber dennoch irgendwie strukturiertes durcheinander verschiedener Blautöne war, immer weiter angehoben.

Unzufrieden grunzte Teles, als er die drohende Gefahr bemerkte, doch anstelle in Deckung zu gehen, zog er einen magischen Schutzwall um sich hoch und führt mit seinem Becken eine Stoßbewegung aus. Es war ein massives schwarzes Schild. Ich löste die Windhose auf, konzentrierte alle meine manipulativen Kräfte auf den Splitter, lud die Luft um ihn magisch auf und ließ ihn mit einem lauten Zischen auf Teles zu rasen. Sobald das tödliche Geschoss seine Barriere erreichte ließ ich die magischen Ladungen, die ich auf die Oberfläche des Splitters gelegt hatte, vibrieren. Sie erzeugten tausende, ebenfalls magische Schallwellen, die Teles Zauber bersten ließen. Ein erschrockenes „A...“ war alles was er noch von sich geben konnte bevor das Stück Holz ihm hart am Kopf traf und zersplitterte. Sofort wich die untragbare Last von meinen Muskeln und Fey schlug voller Entsetzen die Augen auf. Jegliche Schwärze war von ihr gewichen und sie krabbelte hastig auf allen Vieren von Teles weg, der bedrohlich auf der Stelle schwankte. „Er hätte tot sein müssen!“ fluchte ich. Alarmiert kniff ich meine Augen zusammen, begann auf ihn loszusprinten und holte entschlossen zum Schlag aus. Doch noch bevor ihn mein Schlag traf schlug er die Augen auf und wirkte im selben Moment den gleichen Zauber mit dem er Fey kontrolliert hatte. Die nebelartigen Fäden krochen aus seinen Fingern und wickelten sich blitzschnell um meinen Arm. Ein spottendes Lachen entfuhr mir und die Fäden zerstoben. Meine Faust traf ihn mit voller Wucht im Gesicht. Stöhnend brach er zusammen, doch er war immer noch eine Gefahr. Ich packte ihn an den Schultern, zog ihn wieder auf die Beine, lächelte ihn noch einmal überlegen an und donnerte ihm dann mit all meiner Kraft meine Faust zwischen die Rippen. „Das hat geknirscht!“ flüsterte ich ihm wütend ins Ohr, „Ich glaub das waren 2 Rippen.“ Er krümmte sich und japste nach Luft: „Glaubst du wirklich das ist es schon gewesen? Du wirst mich nicht aufhalten!“ „Ohhh echt? Tja dann muss ich mich wohl geschlagen geben.“ meinte ich sarkastisch, zog seinen Oberkörper runter und hämmerte ihm mein Knie in den Brustkorb. Er spuckte einige Tropfen Blut und fiel kraftlos gegen mich. Angewidert stieß ich ihn gegen die Wand er sank in sich zusammen, war aber noch immer bei Bewusstsein. „Tschuldigung, das waren wohl mehr als 2? Ich hoffe du leidest.“ spottete ich bissig und setzte gerade zu einem Tritt an, der ihm das Genick brechen sollte. Doch plötzlich drängte sich mir Feys Befehl über die tobende Siel Kyrj auf: „Stop! Bring ihn nicht um!“ Ich verharrte in meiner Pose, das rechte Bein hielt ich trittbereit in der Luft und drehte meinen Kopf zu Fey, die Zuflucht in einer anderen Ecke des Zimmers gesucht hatte. Sie zuckte erschrocken zusammen als sich unsere Blicke trafen. Sie rief mir über die Siel Kyrj Meras Worte über die Revolution ins Gedächtnis. Ich drehte mich verärgert zu Teles um und warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Mein Bein schnellte herab, das Knacken von dünnen Knochen erklang und er stieß einen gellenden Schrei aus. „Mit nur einer Hand wirst du nicht noch einmal 2 Gegner gleichzeitig beschäftigen können.“ Lachte ich düster und verlagerte sadistisch mein Gewicht auf den Fuß, der auf seinen gebrochenen Fingern stand. „C-Cian... Bitte lass ihn gehen...“ kam es schwach von hinten. Unsanft packte ich ihn an einer Schulter, zerrte ihn bis zur Treppe und flüsterte ihm, bevor ich ihn die Treppen runter stieß, drohend ins Ohr: „Fey hat dich gerettet... Du weißt was passiert wenn ich dich ohne sie treffen sollte...“ Mit einem lauten Rumpeln purzelte er wehrlos die Stufen runter und schlug mit einem lauten Krachen gegen die Wand direkt gegenüber vom Treppeneingang.

"Frei zu sein!"

Ein kurzer Schwindelanfall überkam mich und mit dem unangenehmen Pochen in meinen Augen verschwand auch meine zweite Sicht. Ich schüttelte kurz den Kopf um den Schwindel zu vertreiben und ging dann besorgt zu Fey. Auf dem Weg klaubte ich noch diesen seltsamen Schmuckstein, in dem ihre Kleidung verschwunden war auf. Sie kauerte immer noch in der Ecke und hatte ihr Gesicht in ihren angezogenen Knien vergraben. Ab und zu zitterten ihre schmalen Schultern und ein leises Schluchzen erklang. Ich ließ mich neben ihr auf die Knie fallen und schloss sie vorsichtig in meine Arme. Sie war kalt. Die Härchen auf ihren Armen hatten sich aufgerichtet und ich konnte ihre Zähne klappern hören. Wortlos wärmte ich sie. Nach einer Weile hatte sich das Schluchzen gelegt. Langsam hob sie den Kopf und schaute mich mit tränenverschmierten Augen an. Ich versuchte ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, doch es wollte mir nicht so recht gelingen. Stattdessen drückte ich sie fester an mich und wollte mich gerade entschuldigen, dass ich nicht früher da war, als sie plötzlich in Tränen ausbrach und ihr Gesicht in meiner blanken Brust vergrub. Ich spürte wie sich ihre Hände in mein Fleisch krallten und wie ihre Tränen unaufhörlich an meinen frisch verheilten Wunden hinabrannen. Doch das sollte nicht alles sein. Plötzlich schmiegte sie sich komplett an mich und gewährte mir damit Blicke auf ihre Blöße. Mir war es äußerst unangenehm. Nicht weil ich sie nicht mochte. Nein. Verdammt sie war immer noch splitterfasernackt und presste ihren gesamten Körper an meinen. Und am Anfang hatte ich doch erwähnt, dass sie außergewöhnlich hübsch war oder?

Trotz meines Unbehagens streichelte ich ihr ungeschickt über die Haare und legte den anderen Arm vorsichtig um ihren Rücken, um ihr das Gefühl von Halt zu geben. Zwar kamen mir in diesem Moment der Beruhigung einige Fragen in den Sinn, aber ich widerstand meiner Neugier und tröstete sie schweigend. Anscheinend war ihr jedoch die körperliche Nähe nicht genug. Ich fühlte wie die Siel Kyrj immer kürzer wurde, bis sich Feys Seele an meine drängte. Sie öffnete sich mir komplett und eine Welle von tosenden, zitternden, zurückhaltenden, aufgewühlten Gefühlen durchfuhr mich und jagte mir einen innigen Schauer durch den Körper, der dafür sorgte, dass sich alle meine Härchen aufstellten. Ich atmete mehrere Male tief ein und schluckte dann schwer, bevor ich mit dem überwältigendem Einfluss der Siel Kyrj fertig wurde. „So fühlt sich Fey also die ganze Zeit...“ wurde mir klar, während ich verträumt meine Nase in ihrem duftenden Haar vergrub. Plötzlich tauchten wieder vergangene Bilder vor meinem geistigen Auge auf. Bilder von meiner Schwester. Ich hielt sie genauso, wie ich Fey in diesem Moment hielt und um uns herum lagen die fünf regungslosen Leichen der Angreifer. Der Raum sah aus, als wäre eine ganze Armee durchmarschiert. Die Wände waren an einigen Stellen restlos eingerissen und die spärliche Inneneinrichtung war spurlos verschwunden. Langsam verblasste das Bild wieder und ich verspürte eine gewisse Genugtuung. „Sie hatten den Tot verdient. Genau wie Teles.“ dachte ich düster und drückte Fey dabei unbewusst noch enger an mich. Erst ein sanftes „Cian“ riss mich aus meiner kleinen Trance und ich bemerkte, dass Feys Tränen versiegt waren. Langsam zog ich meine Nase aus ihrem Schopf und blickte in ein schwach lächelndes Gesicht. Unwillkürlich musste auch ich lächeln und erstaunt stellte ich dank der Siel Kyrj fest, dass ihr Lächeln zwar von Scham und Abscheu getrübt wurde, aber dennoch aus den Tiefen ihres Herzens kam. „Na du kleines Kätzchen, alles soweit in Ordnung? Wäre ich nur rechtzeitig gekommen...“ Doch sie unterbrach mich mit leiser aber bestimmter Stimme. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich hab schon schlimmeres überlebt.“ Jedoch beruhigte sie mich damit kein kleines bisschen. Mein Beschützerinstinkt meldete sich erneut zu Wort und ich fragte grimmig: „Schlimmeres? Was und wer?“ Sie guckte mich nur verdutzt an und fing dann aus dem Nichts heraus an zu kichern. Ich fühlte mich leicht vor den Kopf gestoßen und kniff ihr frech in den knackigen Hintern. Sie zuckte mit einem unterdrückten Schrei erschrocken zusammen und warf mir einen gespielt beleidigten Blick zu bevor sie sich erneut mit dem Kopf an meine Brust schmiegte. Mit belegter Stimme fing sie dann mir von ihrer Vergangenheit zu berichten: „Meine Mutter starb nach der Geburt von Kisu und mein Vater war schon während der Schwangerschaft im Kampf mit einem Angriffstrupp aus dem Westen gefallen. Die Monate ohne ihn waren zwar hart, aber Mama und ich schafften es irgendwie. Aber als sie dann auch noch starb war ich kurz davor ihr zu folgen...“ Bevor sie fortfuhr hielt sie kurz inne und schwelgte in ihren Erinnerungen. „Das einzige was mich davon abhielt war ein kleines plärrendes Bündel, das aufmüpfig in meinen Armen strampelte und eine kleine Katze, die verloren an einem Baum saß und ebenfalls schrie. Das süße Ding wurde dann von ihrer Mutter gefunden und erstmal gründlich abgeleckt. Das hat irgendwie die Lebensgeister in mir geweckt. Ich gab meinem schreienden Schwesterchen den Namen Kisu, was so viel bedeutet wie kleine Katze und entschloss mich wegen ihr zu leben. Zwar hatte mir mein Vater immer wieder eingebläut, wie sich ein guter Bürger zu verhalten hatte, aber mit meinen damaligen 10 Jahren wusste ich nicht wie ich Kisu anders am Leben erhalten konnte. Die Regeln unseres Stammes besagen nämlich, dass jeglicher Besitz eines Clans ohne erwachsenen Anführer der Gemeinschaft übergeben wird. Wir hatten dementsprechend nichts mehr. Unser Haus, unser Land, das Geld alles wurde und weggenommen und wir wurden zu Straßenkindern. Zum Glück kannte ich eine versteckte Höhle, in der ich immer gespielt hatte, die wir als Unterschlupf benutzen konnten. Ich stahl mich dann also heimlich nachts in die Häuser wohlhabender Leute und klaute so viel wie ich tragen konnte. Ab und zu wurde ich erwischt, kassierte eine gehörige Tracht Prügel, aber am Ende schaffte ich es immer irgendwie zumindest nicht mit leeren Händen zurückzukehren. Aber als Kisu 4 Jahre alt war, konnte ich nicht mehr genug für uns beide besorgen. Ich gab ihr den größten Anteil meiner Nahrung und dementsprechend wurde ich immer dünner. Mein Hunger führte zu Verzweiflung und als ich dann irgendwann bemerkte, dass mich die jungen Männer lüstern ansahen, entdeckte ich einen Ausweg... Keinen schönen aber es funktionierte. Auch wenn mich meine Mutter dafür umgebracht hätte... Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können. Da wir Ausgestoßene waren, durften wir nicht eingestellt oder unterstützt werden. Ich verkaufte mich also für Nahrung, Geld und für saubere Kleidung. Es war keine schöne Arbeit und ich lernte bald jeden Mann abgrundtief zu hassen, aber sie bezahlten gut. Dann vor ziemlich genau einem Jahr kam Teles. Er gehörte zu denen, die ich am meisten hasste. Eklige Fantasien, brutal und herablassend, aber Unmengen an Geld, das er mir für meine Dienste bot.“ Ich spürte wie ein Schauer der Abscheu ihren zerbrechlichen Körper erzittern ließ, was die Wut in mir erneut zum brodeln brachte. „Wie auch immer.“ fuhr sie fort, „Nach dem seine Wünsche erfüllt wurden, fragte er mich ob es mir in diesem Geschäft gefallen würde... Natürlich verneinte ich und da bot er mir an seine Schülerin zu werden. Es war beängstigend. Er wusste alles über mich und Kisu. Jede Kleinigkeit. Aber sein Angebot war zu verlockend gewesen. Er schenkte uns das Haus, zahlte uns mehr Geld pro Woche, als ich im halben Jahr verdiente und bildete mich in den magischen Künste des Stroms aus. Seine einzige Bedingung war, das er, wann immer er wolle, mit mir schlafen könne. Obwohl ich ihm gegenüber misstrauisch war, akzeptierte ich und seitdem lebe ich mit Kisu hier in diesem Haus und habe eigentlich ein ganz schönes Leben. Zumindest im Vergleich zu früher.“ „Also war alles abgesprochen?“ fragte ich ungläubig. Und sehr zu meiner Beruhigung schüttelte Fey vehement den Kopf und grub ihre Finger wütend in meine Brust. „Nein! Wie gesagt misstraute ich ihm und daher stellte ich ebenfalls eine Bedingung. Er dürfte mich niemals schwängern, also mein Leben als Fala beenden. Nun ja... Anscheinend hatte er von Anfang an auf den heutigen Tag gewartet, um unsere Vereinbarung zu brechen. Er versiegelte meine Zauberkraft und... Den Rest hast du ja gesehen...“ Verwirrt fragte ich: „Was soll denn an dem heutigen Tag so besonders sein?“ „Der Lebensstrom ist heute... empfindlich. Er reagiert heute auf alle magischen Impulse mit einer verstärkenden Resonanz. Und die Erzeugung eines neuen Lebens ist eine unglaublich starke, uralte Magie des Planeten und der Mutter. Und gerade heute wäre sie durch die Resonanz mit dem Strom um ein Vielfaches verstärkt worden. Ich vermute er wollte sich diese Magie einverleiben, um seine eigene Macht zu stärken... Übrigens wo hast du den Stein?“ Gedankenverloren gab ich ihr den Schmuckstein, den ich zuvor vom Boden aufgesammelt hatte und sah grübelnd dabei zu wie sie ihn zwischen ihren Brüsten platzierte. Ein Leuchten breitete sich langsam vom Stein aus über ihren ganzen Körper aus. Nach wenigen Sekunden wurde es für einen kleinen Moment unangenehm grell, nur um dann komplett zu verlöschen und Fey in ihrem freizügigen Gewand zurückzulassen. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln und wollte gerade etwas sagen, als Mera lachend die Treppen hoch kam. „Sie hat irgendwie ein Talent dafür zu stören.“ stellte im Stillen fest und fühlte, dass Fey das Gleiche dachte.

Nach ihrem schadenfrohen Lachen und Leuchten in ihren Augen, fiel mir sofort ein langes Bündel, dessen Inhalt mit edlen Tüchern umwickelt worden war, das sie in ihrer Linken trug auf. Gut gelaunt kam sie auf uns zu lachte: „Meine Güte Fey, ich hätte gedacht, dass du Cian früher aufhalten würdest. Er sah so aus als hätte Cian mit ihm nicht nur einmal den Boden gewischt.“ Genugtuung trieb ein schadenfrohes Lächeln auf mein Gesicht, während Fey Mera nur entrüstet ansah und mit schriller Stimme stotterte: „W-wie? Du wusstest davon? Woher?“ Sie kniete sich vor uns hin, legte das Bündel vor sich auf den Boden und erklärte leise: „Meine Familie ist einflussreich... Wir haben unsere Möglichkeiten an Informationen zu kommen. Ich weiß so ziemlich alles, was zwischen dir und Teles vorgefallen ist.“ „S... Seit wann?“ „Noch nicht lange. Ungefähr seit einer Woche. Ich fand Teles Verhalten im Zusammenhang mit diesen hundeähnlichen Viechern merkwürdig und habe Nachforschungen angestellt, bei denen ich dann mehr oder weniger zufällig darauf gestoßen bin.“ Fey legte ihren Kopf wieder an meine Brust und drückte sich beschämt an mich. „Also hast du es Cian gesagt?“ „So ähnlich. Ihr hast du es zu verdanken, dass ich es noch rechtzeitig geschafft habe...“ antwortete ich dankbar anstelle von Mera. Es entstand eine unangenehme Stille, in der mein Blick langsam von der in meinen armen kauernden Fey zu dem Bündel wanderte, das Mera mitgebracht hatte. Sie folgte meinem Blick und fragte neugierig: „Schöner Stoff oder? Kommt er dir bekannt vor?“ Ich runzelte die Stirn, denn das Bündel rief tatsächlich schwache Erinnerungen in mir hervor. Vorsichtig strich ich mit meiner freien Hand über den dunkel blauen, fast schwarzen Stoff. Er war unglaublich sanft und schien vor meinen Fingern zurückzuweichen. Wie Luft. „Gehört es mir?“ Mera nickte und forderte mich auf hineinzuschauen. Ich öffnete ein Band, das die Tücher zusammen hielt und schlug sie gespannt auseinander. Zum Vorschein kamen 2 lange, leicht gebogene Schwerter, die in 2 identischen Scheiden steckten, die die gleiche Farbe hatten wie der Stoff. Auf ihnen waren wunderschöne verschnörkelte Ornamente eingearbeitet, die ab und zu von keinen blauen Steinen ergänzt wurden. Ich wusste zugleich, dass sie den Himmel symbolisierten und unbezahlbare Familienerbstücke waren. Das Heft und der Knauf der beiden Schwerter waren anscheinend aus schlichtem Metall geschmiedet, ganz im Gegensatz zu der Parierstange direkt über dem Heft. Sie hatte die Form von 2 Flügeln, die sich schützend über dem Heft ausgebreitet hatten. „Eine so detaillierte Arbeit habe ich noch nie gesehen.“ schwärmte Mera und deutete auf die Flügel. Erst jetzt erkannte ich wovon sie sprach. Die Flügel bestanden aus hunderten kleinen Federn, die alle einzeln geschmiedet worden waren. Erstaunt ließ ich 2 Finger über sie gleiten und tatsächlich fühlten sie sich fast wie ein richtiges Gefieder an. Selbst die Federn an sich besaßen noch den exakten Aufbau einer Richtigen. Ich schluckte ehrfürchtig und umfasste andächtig und langsam das Heft eines der beiden Schwerter. Sofort schmiegte es sich in meine Hand und ein vertrautes Kribbeln schoss von meiner Hand aus den ganzen Arm hoch. Vorsichtig zog ich es heraus und stellte überrascht fest, dass es so gut wie gar nichts wog. Die Klinge glänzte verheißungsvoll mit einem himmelsblauen Schimmer und war dünn wie das Blatt eines Baumes. Etwa in der Mitte war eine Hälfte eines schnörkelhaften Schriftzugs eingraviert. Neugierig zog ich das andere Schwert heraus und legte die beiden glänzenden Klingen untereinander. „Um frei zu sein, erhebe die Brüder gegen die Wolken.“ las ich stumm und ließ meinen Blick gedankenverloren über die Tücher wandern. Erst da entdeckte ich erstaunt, dass es gar keine Tücher, sondern ein Hemd und seine Hose waren. „Gehört alles dir.“ lachte Mera, „Ich habe sie nach deiner Ankunft aufbewahrt und auf eventuell bösartige Zauber untersucht. Die Kleidung scheint mit einem mächtigen Schutzzauber verzaubert zu sein, während die beiden Schwerter der Grund für mein Misstrauen waren. In ihnen wohnt eine sehr alte Macht... Fast so alt wie der Lebensstrom.“ Erstaunt schaute Fey auf und ein wissendes Leuchten stahl sich in ihre Augen. Aufgeregt stand sie auf und deutete selbstsicher mit dem Finger auf mich, während sie mit Mera diskutierte: „Ich hatte Recht! Genau wie es geschrieben steht. Es war kein Zufall!“ „Ach Quatsch. Die Schwerter sind noch lange kein Beweis.“ „Aber was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass Cian im Kampf mit Teles Falkenaugen bekommen hat?“ Ein großes Fragezeichen formte sich über meinem Kopf, während ich den beiden beim streiten zusah. Langsam wurde mir das ewige hin und her zu bunt. Ich stand auf, tippte den beiden Streithähnen auf die Schulter und wurde vollkommen ignoriert. Sie waren immer noch in ihren Streit vertieft und würdigten mich keines Blickes: „Ich sag dir, er ist es!“ „Wie oft habe ich dir es schon gesagt? Das ist eine Legende, eine altes Märchen!“ „Aber die Zeichen sind eindeutig!“ „Das mochte ich noch nie an dir. Du flüchtest dich in dunklen Zeiten immer in diese erfundenen Geschichten. Wir haben keine solche Hoffnung! Die Lage ist prekär und das weißt du ganz genau!“ „Aber...“ Genervt packte ich die beiden Frauen an einem Arm und meckerte: „So genug gezankt! Ich wäre euch furchtbar dankbar, wenn ihr mir erklären könntet worum es eigentlich geht.“

Legenden

Aufgewühlt warf Mera Fey und mir abwechselnd wütende Blicke zu. „Pff. Lass es dir von Fey erklären. Aber glaub ihr nicht zu viel.“ brummte sie, warf resignierend die Arme in die Luft und ging zur Treppe. Auf dem Weg drehte sie ihren Kopf zu Fey um und mahnte sie: „Aber vergiss ja nicht die heutige Zeremonie! Sie ist wichtig.“ „Ja ja. Das weiß ich selber.“ fauchte Fey zurück und schaute Mera wütend hinterher, bis sie im unteren Stockwerk verschwand. „Dieses Biest.“ meckerte Fey eingeschnappt. „Beruhige dich erstmal und erklär mir jetzt doch mal endlich, was hier eigentlich los ist!“ Sie seufzte und ging dann ebenfalls zur Treppe und bedeutete mir ihr zu folgen. Ich schnappte mir die beiden Schwert, die Hose und das Hemd und schlenderte ihr dann hinterher. Schweigend verließen wir das ramponierte Haus und verschwanden in dem Wald links vom Eingang. Der Wald war dicht und voll von Leben. Mäuse huschten im Unterholz herum, wilde Katzen lagen auf der Lauer oder sonnten sich ungestört, eine leichte Brise hauchte dem dichten Geäst über unseren Köpfen Leben ein und die Vögel zwitscherten unbeschwert. „Also...“ begann sie, während wir eine kleine Erhöhung hochkraxelten, „Was willst du zuerst wissen?“ „Was war das mit den Falkenaugen? Was für eine Legende hat Mera gemeint und was hat das alles mit mir zu tun?“ „Nachdem du Teles abgewehrt hattest und mich angeschaut hast... Ist dir da nichts aufgefallen? Ich mein natürlich nicht deine 2. Sicht.“ Meine Antwort bestand aus erwartungsvollem Schweigen. „Du hattest wirklich die Augen eines Falken... Fast genau wie die von Siva.“ Obwohl ich eine Antwort wie diese erwartet hatte, blieb ich kurz ein wenig geschockt stehen, fing mich aber sofort wieder und fragte dann: „Und was bedeutet das?“ Doch dieses Mal schwieg sie und folgte weiter ihrem unsichtbaren Pfad durch den Wald. Plötzlich lichteten sich die Bäume vor uns und mir entglitt ein überwältigtes: „Wow!“.

Wir standen an dem Rand eines gigantischen Abgrunds. Ich schaute nach links und rechts, aber die steinerne Klippe zog sich soweit das Auge reichte und da dämmerte mir, dass wir uns auf einem riesigen kreisförmigen Plateau befanden. Bestimmt tausende Meter unter uns erstreckte sich bis zum Horizont ein graues und ödes Land, dessen eintöniges Grau nur ab und zu von einem blauen Fleck mit grünen Rändern unterbrochen wurde. „Das ist also der Westen?“ schätzte ich nüchtern. „Genau... Ein verdorbenes Land vor dem uns Cian zu Beginn der Geschichtsschreibung gerettet hat.“ „Du... meinst dieser Cian hat das hier erschaffen? Und du hast mir seinen Namen gegeben?“ fragte ich ungläubig. Sie nickte träumerisch und schaute hinauf zu dem plötzlich sehr nah erscheinenden Himmel. „Aber glaub jetzt bloß nicht, dass ich denke, du seist sein Nachfolger oder so etwas in der Art. Ich finde nur, das du ihm sehr ähnelst.“ „Inwiefern?“ Doch Fey lächelte nur, setzte sich hin, ließ die Füße über dem Abgrund baumeln und fing an zu erklären: „In den Schriften steht, dass damals unser Dorf wegen seiner Nähe zum Lebensstrom der Sitz eine fürchterlichen Monsters war. Was genau es war, wurde nicht niedergeschrieben, aber es ernährte sich wohl, wie diese Hundebestien, von den Bewohner, hatte aber gigantische Ausmaße und konnte fliegen. Das ganze Dorf litt unter der immer währenden Gefahr eines Angriffs, aber eines Tages kam ein seltsamer Mann mit 2 Schwertern und einem zutraulichen Falken, der ständig auf seiner Schulter saß. Er sagte von sich selbst, dass er keinen Namen hätte, weil er ihn angeblich mit seiner Vergangenheit in einem Kampf verloren hatte. Er verbrachte, trotz der eindringlichen Warnungen der Leute eine Nacht im Gasthof. Das Monster griff ohne Vorwarnung in der Nacht an, doch er hatte es bereits erwartet. Sie kämpften bis zum nächsten Morgen und laut der Legende fiel das Monster bei Sonnenaufgang ohne dem fremden Krieger auch nur eine Schramme zugefügt zu haben. Beim Tot der Bestie ergrünte der kahle Boden und die Landmassen wurden durch den Aufprall des massigen Körpers aus den luftigen Höhen, in denen der Kampf stattgefunden hatte, gespalten. Der Boden direkt unter der Bestie sank durch die Wucht bis zum Kern des Planeten ab, während das Dorf in den Himmel gehoben wurde und der Lebensstrom ihm folgte. Nur ein schmaler, uneinnehmbarer Pfad, der jeden Fremden auf magische Art und Weise herunter stieß, führte noch zu dem Dorf hinauf. Die Dorfbewohner waren dem Falkenkrieger so dankbar, dass sie ihm einen Tag widmeten, den heutigen Tag und ihm einen neuen Namen schenkten. Cian, was übersetzt so viel Herrscher der Winde bedeutet.“ Schweigend stellte ich mich an den Rand der Schlucht und schaute nachdenklich zum Himmel hinauf. Der frische Wind blies mir ins Gesicht und fuhr mir über die Haut. Ein erregtes Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und ich verspürte das Verlagen mich kopfüber in den Abgrund hinabzustürzen, um den Wind in meinen Ohren pfeifen zu hören. Ich zog langsam die beiden Schwerter und betrachtete erneut den Schriftzug. Unter dem freien Himmel schimmerte er geheimnisvoll. „Um frei zu sein, erhebe die Brüder gegen die Wolken...“ flüsterte ich leise und langsam fing ich an zu verstehen. Nicht zuletzt, weil sich meine Erinnerungen wieder regten. Ich versuchte sie zu greifen, zu packen, aber sie entglitten mir in die Tiefen meines zerstörten Geistes. „Wie konnte er das Vieh in der Luft bekämpfen?“ fragte ich, obwohl ich mir sicher war die Antwort zu kennen. „Ihm wuchsen Flügel aus dem Rücken und er teilte sich seine Sinne mit dem Falken.“ bestätigte sie meine Vermutung. „Hast du mir deshalb so schnell vertraut?“ Fey nickte und grinste: „Unter anderem und weil dich Kisu sehr gern hat.“ Ein leises Lachen entschlüpfte mir und ich steckte die Schwerter mit einem vertrauten metallischen Schleifen in die Scheiden zurück. „Und was ist es für eine prekäre Lage? Was meinte Mera damit?“ Doch Fey betrachtete nur besorgt den Sonnenstand und erwiderte: „Erzähl ich dir auf dem Weg. Ich muss mich langsam für die Zeremonie fertig machen.“ Sie verschwand im Wald und ich folgte ihr geschwind. Ich hatte sie gerade eingeholt, als sie anfing zu erklären: „In letzter Zeit verstärken sich die Angriffe des Westens... Sie haben irgendeine Möglichkeit gefunden den magischen Weg ausfindig zu machen und ihn zu passieren. Und anscheinend haben sie einen Spion bei uns eingeschleust, der ihnen immer wieder wichtige Informationen zuspielt.“ „Teles!“ knurrte ich sofort und Fey stimmte trübsinnig zu. „Nachdem was heute passiert ist, ist er es sogar sehr wahrscheinlich, aber ohne Beweise können wir nicht viel tun... Sonst rebellieren seine Anhänger. Außerdem ist das Meras Aufgabe. Und sie ist gut darin.“ „Ich hoffe es...“ brummte ich wütend. Da lichtete sich der Wald erneut und wir standen vor einem wunderschönen kleinen See. Die Sonne brach sich an der Wasseroberfläche und ließ den ganzen See in einem warmen rot erstrahlen. Winzige Wellen, die von einem kleinen Wasserfall auf der anderen Seite des Sees verursacht wurden, flößten dem Lichtspiel Leben ein. Übermütig sprang Fey ins Wasser und spritzte mich dabei voll. Instinktiv hielt ich die Hand vor die Augen und beobachtete wie Fey von einem Leuchten umgeben wurde, das ich heute schon 2 mal gesehen hatte. „Der Stein...“ schoss es mir noch den Kopf und tatsächlich flog ein kleines, feucht glänzendes Ding auf mich zu. Geschickt wich ich dem Schmuckstein aus und warf Fey einen bösen Blick zu. Nur noch ihr Kopf lugte hervor, der Rest ihres Körpers wurde zum Glück von dem rot strahlenden Wasser verdeckt. „Wenn du willst kannst du hier warten, aber ein kleines Bad würde dir auch gut tun.“ neckte sie mich und rümpfte dabei demonstrativ die Nase, während sie sich umdrehte, zum Wasserfall watete und mir dabei ihren entzückenden freien Rücken präsentierte.

Ich schaute skeptisch an mir herab und musste eingestehen, dass sie gar nicht so Unrecht hatte. Überall klebten getrocknete Blutreste der Hundebestien und ich stank nach einer Mischung aus totem Fisch, verfaulten Früchten und Schweiß. Ich reckte meinen Hals und entdeckte Fey beim Wasserfall. Ich entschied, dass die Entfernung groß genug war und entledigte mich meiner kratzenden Hose und den letzten, klebrigen Verbänden. Das Bündel legte ich zu Feys Stein ins fußhohe Gras. Ich ließ mich ins Wasser gleiten und genoss das nasse Kühl auf meiner Haut. Ich ging weiter in den See hinein bis mir das Wasser bis zum Brustbein reichte und schrubbte energisch das Blut von meiner Haut. Nachdem ich damit fertig geworden war, betrachtete ich mein Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Erstaunt stellt ich fest, dass ich trotz einiger sichtbaren Folgen des Kampfes gar nicht so schlecht aussah. Ich hatte glatte hellblaue Haare, die an einigen Stellen durch Schwerthiebe, denen ich wohl nur knapp entkommen war, gestutzt worden waren. Trotzdem reichten sie mir bis zum Kinn und einige Strähnen fielen mir immer wieder frech ins Gesicht. Meine Gesichtszüge waren geprägt von einem harten Leben und in meinen Augen spiegelte sich die Erfahrung des Krieges und dem damit verbundenen Leid wieder. Kurz unter meiner Nasenwurzel prangte eine brutal wirkende Narbe, die sich waagerecht bis unter meine dunkel blauen und klaren Augen erstreckte. Alles in allem hatte ich einen ersten, kampferfahrenen und eventuell einen etwas abschreckenden Eindruck von mir gewonnen. Ich rieb mir nachdenklich mein dominantes Kinn und fühlte kleine, noch weiche Bartstoppel. Unweigerlich drängte sich mir die Frage auf, ob ich später dann einen hellblauen Bart haben würde. Ich musste bei der Vorstellung schmunzeln und beschloss im Stillen mir nie einen wachsen zu lassen.

Ich hielt die Luft an, tauchte unter und schrubbte mir kräftig die Haare, als ich plötzlich eine leichte Berührung an meinem Rücken spürte. Ich wirbelte unter Wasser herum und musste feststellen, dass es nur Feys Fuß gewesen war. Wobei „nur“ auch nicht ganz zutreffend war. Die Sonne glänzte auf ihrer nackten Haut und ich spürte wie sich etwas an mir regte. Langsam wurde mir die Luft knapp und ich musste wieder an die Oberfläche. Gerade in dem Moment, wo Fey aus dem Wasser stieg, stieß mein Kopf durch die Wasseroberfläche und ich schnappte gierig nach Luft. Überrascht drehte sie mir den Kopf zu, schenkte mir ein gut gelauntes Lächeln und bückte sich schon fast provokativ langsam nach ihrem Stein. Ich drehte mich beschämt weg und wartete bis mich das kalte Wasser abgekühlt hatte. „Da ist jemand aber schüchtern, aber ich würde dich trotzdem bitten deine Ängste zu überwinden und dich wieder anzuziehen. Wir müssen langsam zum Kreis.“ lachte Fey und ich drehte mich langsam zu ihr um. Immerhin war sie nicht mehr nackt. „Dann dreh dich um.“ „Ach komm jetzt stell dich nicht so an! Ich habe deinen kleinen Freund schon öfters gesehen als du denkst. Er lag mir immer Weg, als ich dich versorgt hatte.“ spottete sie und grinste, als ich errötete. „Aber nun gut wie du willst ich dreh mich um.“ Beunruhigt stieg ich aus dem See und ging zu meinen Sachen, die dummerweise direkt hinter Fey lagen. Skeptisch behielt ich sie im Auge. Ich traute ihr zu sich jederzeit umzudrehen. Ich schnappte mir die Hose und schlüpfte schnell hinein. Der seidige Stoff umschmeichelte meine Haut und saß wie angegossen. Das Hemd verhielt sich nicht anders und beruhigte meine Wunden auf der Brust. Jedoch war es auf Höhe der Schultern abgeschnitten und ließ somit die Arme komplett frei. Zudem spürte ich an meinem Rücken, seitlich meiner Schulterblätter einen frischen, aber angenehmen Luftzug. Ich verbog mich ein bisschen und entdeckte, dass dort tatsächlich 2 lange Schlitze an beiden Seiten waren. „Steht dir gut.“ bemerkte Fey und lächelte mich unschuldig an, „Aber wir müssen wirklich los. Schnappe dir deine Schwerter und lass uns gehen.“ Ich nickte und steckte die 2 Klingen in 2 Schlaufen, die anscheinend extra dafür geschaffen worden waren, an der rechten und linken Seite meiner Hüfte. Sie verschwand leichtfüßig im Wald und ich folgte ihr so schnell ich konnte.

Strom der Erinnerungen

Kapitel 13

Der Strom der Erinnerungen





Sie bewegte sich geschickt durch das dichte Gewirr tiefer Äste und schaffte es mühelos alle heimtückischen Stolperfallen im Unterholz zu vermeiden, während ich größte Mühe hatte auf den Beinen zu bleiben und das Tempo beizubehalten. Immer wieder geriet ich in den Griff dorniger Pflanzen, die versuchten ihre Stacheln in meine Waden zu rammen. Zum Glück scheiterten sie an dem erstaunlich rissfesten Stoff meiner Hose. Dennoch stolperte ich alle paar Meter und nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, alle Pflanzen im gesamten Wald entweder zertrampelt oder entwurzelt zu haben.

Fey stoppte abrupt und ich tat es ihr gleich... Zumindest versuchte ich es. Gerade als ich bremsen wollte, stellte sich mir eine dreiste Wurzel in den Weg und ich flog kopfüber in einen Busch mit saftig grünen Blättern. Ich fluchte leise, als sich einer seiner Äste in mein linkes Nasenloch verirrte und entzog mich, so schnell ich konnte, aus der grünen Umarmung. Ich rieb mir mein pochendes Nasenloch und drehte mich zu Fey, die mich mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht beobachtete. „Hättest du mich nicht warnen können?“ „Nicht nachdem du fast alles auf unserem Weg gnadenlos umgeholzt hast.“ lachte sie immer noch grinsend. „Wie auch immer... Warum haben wir angehalten?“ fragte ich neugierig, um das Thema zu wechseln. Sie baute sich vor mir auf, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete mich kritisch. „Weil du aussiehst als würdest du selbst zu einem Busch werden wollen.“ murrte sie und fing sogleich an mehrere kleine Stöcke und Blätter aus meinen Haaren zu ziehen. Abwehrend hob ich die Hände und nach einer kleinen Rangelei schaffte ich es ihre Handgelenke zu packen, was mir einen ihrer bösen Blicke einheimste. Ich schaute an mir herab und musste eingestehen, dass sie Recht hatte. In meinen Bemühungen mit Fey Schritt zu halten hatte ich nicht bemerkt, wie sich eine beachtliche Anzahl von Blättern, Zweigen und Stöcken an mir gesammelt hatte. Sie hingen mir überall. In den Haaren, hinter den Ohren, auf den Schultern, verschwanden halb in meiner Jacke, einige besonders freche Exemplare hatten sich in meiner Hose verkrochen und sogar an meinem Rücken, dort wo die beiden Schlitze saßen, spürte ich ein verdächtiges Picken. „Schon gut... Aber warum ist dir das auf einmal so wichtig?“ fragte ich, während ich ihre Handgelenke frei gab und mir dann mehrmals mit der Hand durch die Haare fuhr. „Weil du gleich einen guten Eindruck machen sollst.“ erwiderte sie und fing schon wieder an, an mir herum zu fummeln. Verblüfft hielt ich kurz inne. „Guten Eindruck? Was meinst du?“ stocherte ich skeptisch nach. Sie zuckte nur schweigend mit den Schultern und säuberte meine Jacke hastig von den letzten Zweigen. Plötzlich spürte ich wie ihre Hände sich an den Stöcken in meiner Hose zu schaffen machten. „H-Halt, das ist Sperrgebiet!“ fluchte ich überrascht, packte sie wieder an den Handgelenken und zog sie hoch. Sie funkelte mich wieder böse an und fauchte: „Wenn du dich nicht so ungeschickt anstellen und dich ein bisschen beeilen würdest, wäre das auch nicht nötig. Wir sind spät dran.“ „Spät dran wofür? Die Zeremonie?“ Sie nickte und verschränkte ungeduldig die Arme während ich mich der letzten nervigen Zweige und Blätter entledigte.

„So wir können weiter.“ verkündete ich und folgte Fey, die sich sofort umgedreht hatte und mit ruhigen Schritten auf eine kleine Anhöhe zusteuerte. Der erdige Waldboden wandelte sich im Laufe der Erhöhung zu einer saftig grünen Wiese. Je höher wir kamen, desto länger wurden die Grashalme, bis sie uns schließlich bis zu den Knien reichten. Sanft strichen sie an meinen Beinen entlang und ein intensiver Blumenduft brachte meine Nase zum kribbeln.

Als wir oben angekommen waren verschlug es mir die Sprache. Die Anhöhe war eine große kreisrunde Lichtung. Riesige, mannshohe Blumen, dessen Blüten die gleichen waren, die Fey in ihren Haaren hatte, wuchsen ungehindert auf der gesamten Fläche. Obwohl es völlig windstill war, wiegten sich sowohl die Blumen, als auch das Gras in dem gleichen Rhythmus. Mein Blick wanderte weiter zur Mitte der Lichtung und Ehrfurcht überkam mich. Dort ragte ein Gebilde, so groß wie die Bäume, die die Anhöhe umgaben, in den Himmel empor. Auf den ersten Blick hielt ich es für eine einzige gigantische Blume, aber dann erkannte ich, dass es mehrere ineinander verflochtene Pflanzen waren. Ihre Stängel wanden sich um einander, hielten und stützten sich, während sich die Pracht der unterschiedlichen Blüten zu einem einzigen mystischen Kunstwerk ergänzte. Ein ehrfürchtiger Schauer jagte mir durch den Körper und ich wusste instinktiv, dass dieser Ort der Feylani-Kreis, der Ort an dem der Lebensstrom die Oberfläche berührt, sein musste. Mit Mühe riss ich meinen Blick von diesem Kunstwerk der Natur ab und sah Fey an. Sie hatte mich die ganze Zeit lächelnd beobachtet und meinte dann: „Beeindruckend nicht wahr?“ Ich schluckte schwer und nickte immer noch überwältigt. Da seufzte Fey einmal und hielt mit anmutigen Schritten auf die Mitte der Anhöhe zu. Nach kurzem Zögern folgte ich ihr schweigend und schon nach wenigen Momenten spürte ich, dass wir nicht alleine waren. Ich strengte meine Augen an und entdeckte in den Schatten der riesigen Blumen mehrere Menschen, die uns alle mit ihren neugierigen Blicken aufmerksam folgten. „Verstehst du jetzt warum ich wollte, dass du nicht wie ein lebender Busch aussiehst?“ neckte mich Fey gut gelaunt und verlangsamte ihre Schritte, so dass wir nebeneinander gingen. „Ich glaube schon. Ihre Zweifel an meinen Absichten sind immer noch nicht zerstreut oder?“ „Genau... Und der Wald ist ein Symbol des Schutz. Wenn du Spuren von ihm an dir getragen hättest, hätten einige es als Zeichen gesehen, dass der Wald dich von hier fernhalten wollte.“ Ich nickte verstehend und spähte erneut zu den Gestalten in den Schatten hinüber. Nervosität ergriff mich, denn ich befürchtete, dass sie trotzdem nicht besonders gut auf mich zu sprechen waren. Instinktiv legten sich meine Hände auf die Schwertgriffe. Plötzlich hörte ich wie Fey ein kleines Kichern nicht unterdrücken konnte und ich schaute sie fragend an. „Sie werden dir nichts tun. Du hast mir das Leben gerettet und dafür stehen alle hier Anwesenden in deiner Schuld. Du vergisst, ich bin die Eloi.“ erklärte sie mir und ich entspannte mich etwas. Nichtsdestotrotz hatte ich ein ungutes Gefühl, das sie nicht vertreiben konnte. Mittlerweile hatten wir die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ich Mera entdeckte, die direkt vor dem beeindruckendem Gebilde der verflochtenen Blumen stand. Sie entdeckte uns ebenfalls und winkte uns aus der Entfernung zur Begrüßung zu. Im gleichen Moment traten die Anderen aus den Schatten hervor und ich stellte überrascht fest, dass der Großteil von ihnen aus Mädchen in Feys Alter bestand. Der Rest setzte sich aus jungen Frauen, die ich auf Meras Alter schätzte und kleinen Mädchen, unter denen ich auch Kisu ausfindig machen konnte, zusammen. Alle, außer die Kindern, trugen ihre Waffen und Rüstungen und ich konnte an ihrer Haltung erkennen, dass sie jederzeit einen Angriff befürchteten. Die Sorge wallte wieder in mir hoch, was mir einen belustigten Seitenblick von Fey einbrachte. Doch anstelle mich erneut zu beschwichtigen, zeigte sie mir über die Siel Kyrj ihre Zuversicht und ihr Vertrauen. Ich spürte wie sicher sie sich war und ich beruhigte mich dadurch mehr, als wenn sie es erneut mit Worten versucht hätte. Wir kamen der Mitte immer näher und plötzlich durchdrang mich eine unglaubliche, uralte Macht. Ich versuchte mich ihr zu widersetzen, aber sie riss meinen Widerstand in weniger als einer Sekunde mit Leichtigkeit nieder und breitete sich bis in die letzten Ecken meines Körpers aus. Sie erfüllte mich und eine Welle überwältigender Eindrücke brandete so stark gegen mein Bewusstsein, dass mir für einen kurzen Augenblick schwarz vor Augen wurde und ich mein Gleichgewicht verlor. Ich stürzte nach hinten über und landete sanft auf meinem Rücken. Mein Atem ging schnell und es bildeten sich Schweißperlen auf meinem Gesicht. Ich sah wie Feys besorgte Gesicht vor meine auftauchte und wie sie mir versuchte etwas zu sagen, doch ihre Worte erreichten mich nicht. Mein Herzschlag raste, als ich langsam anfing zu verstehen. Ich gab jegliche Versuche mich aus der Flut dieser nicht menschlichen Kraft zu befreien auf und ließ mich von ihr tragen. Sofort glätteten sich die wilden Wogen und die Macht umschloss mich mit der Sanftheit einer Mutter, die ihr Kind in den Armen wiegte. Ein erfülltes Seufzen entfuhr mir, als mich der Strom in Vergangenheit spülte.



Dort standen wir, kampfbereit und warteten auf das Unausweichliche. Die Schreie der Sterbenden, das Klirren von Waffen und das Gebrüll der Bestien drang bis zu uns in den Tempel hoch. Eigentlich war es weniger ein Tempel, als eine kreisrunde, in den Fels des höchsten Berges geschlagene Kammer. Nur an einer Seite gab es eine Öffnung, durch die das sanfte Licht der Mittagssonne hinein fiel. Von Anfang an war es eine aussichtslose Schlacht gewesen. Unser Volk hatte es gewusst und doch taten sie alles, um unser Erbe zu beschützen. Eine Welle der Wut durchfuhr mich und ließ mich erzittern. Meine Hände wanderten zu den Schwertern und ich zog sie mit einer entschlossenen Bewegung heraus. Auch meine kleine Schwester, die neben mir stand zog ihre Schwerter und gemeinsam erwarteten wir sie. Nach wenigen wortlosen Momenten verstummten die Geräusche der Schlacht und in der Öffnung tauchten 7 schwebende Schatten auf. Sie waren alle komplett in schwarz gehüllt und mit der Sonne in ihrem Rücken konnte ich nur ihre verhassten Konturen erkennen. Kurz verharrten sie dort und musterten ihren letzten Widerstand mit spöttischen Blicken. „Seid gegrüßt Wächter. Wie ich sehe sind die Gerüchte über euch nicht erfunden. Möget ihr uns einen befriedigenden Kampf verschaffen!“ flüsterte einer der Schatten mit einem ehrfürchtigem Unterton. Ich warf meiner Schwester einen fragenden Blick zu, den sie nickend bestätigte. Dann wandte ich mich wieder unseren Feinden zu und lächelte sie gefährlich an. Plötzlich brach einer von ihnen, ein besonders kräftiger mit breiten Schultern und stählernen Muskelpaketen in Lachen aus: „Ein nicht mal ausgewachsener Jüngling und ein kleines Mädchen? Das soll die letzte Verteidigung des Windvolks sein? Wie erbärmlich!“ Das war der Anfang vom Ende. Wir beide preschten gleichzeitig, ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben los und stürzten uns auf unsere Gegner. Die Schatten stoben auseinander und wir folgten ihnen aus der Kammer heraus. Zuerst stürzten wir ein Stück in die Tiefe, bevor wir uns mit kräftigen Schlägen unserer Flügel pfeilschnell in die Luft erhoben.

Zwar waren unsere Feinde vorbereitet, jedoch hatten sie unsere Schnelligkeit maßlos unterschätzt. Meine Schwester jagte dem Muskel bepacktem Mann hinterher und enthauptete ihn bevor er auch nur nach seiner schweren zweihändigen Kriegsaxt greifen konnte, während ich mich auf eine Frau stürzte, die einen anmutig geschwungenen Bogen auf mich gerichtet hatte. Ich wich ihrem Schuss mühelos aus und trieb ihr eine Klinge ins Herz, die andere in die Nieren noch bevor sie einen weiteren Pfeil in den Händen hielt. Sie starb auf der Stelle. Nachdem ich die Klingen ruckartig aus ihr herausgerissen hatte, fiel sie mehrere tausende Meter in die Tiefe. Die verbleibenden 5 hatten sich von ihrem anfänglichen Schock erholt und griffen nun ihrerseits an. 3 umringten mich, 2 kesselten meine Schwester ein. Wir hatten nur zwei Vorteil gegen ihre Übermacht. Wir waren schneller als sie und kannten die Winde in diesen Höhen. So gelang es mir einmal einem Angriff auszuweichen, indem ich mich in einen Luftstrom flüchtete und in dem nächsten Augenblick mit einer geschickten Drehung hinter einem auftauchte und ihn enthauptete. Ich erhaschte einen Blick auf meine Schwester, dessen Kampf nicht so gut verlief wie meiner. Sie wurde von ihren Gegner immer weiter bedrängt und hatte schon einige Verletzungen erlitten. Ich war dadurch kurz abgelenkt und spürte wie ein Schwert sich langsam durch meine rechte Schulter bohrte. Der Schmerz pulsierte und trieb mir die Tränen in die Augen. Mein warmes Blut lief mir den Arm und den Brustkorb herunter. Mein Arm wurde schwach und ich hatte Schwierigkeiten mein Schwert festzuhalten. Dennoch riss ich mich zusammen, drehte mich mit einem Schlag meines rechten Flügels blitzschnell herum und jagte meinem Angreifer mit der Linken mein anderes Schwert in die Brust. Ich hörte wie es zuerst den Brustpanzer durchbohrte und dann die Lunge zerfetzte. Ich zog es seitlich heraus und trat ihn dann von mir weg. Er konnte sich noch kurz mit seiner Magie oben halten, bevor seine Kraft schwand und er in die Tiefen stürzte. Ich drehte mich wieder um und flog so schnell ich konnte zu meiner Schwester. Der letzte meiner Angreifer verfolgte mich und schleuderte mehrere magische Geschosse nach mir, denen ich jedoch spielend auswich. Trotzdem war ich nicht schnell genug. Ich sah wie meine Schwester von einer Axt schwer getroffen wurde und in die Tiefe stürzte. Ein verzweifelter Schrei entfuhr mir und ich raste ihr ohne nachzudenken hinterher. Kurz bevor sie auf dem Boden aufschlug fing ich sie auf. Mein rechter Arm protestierte und drohte nachzugeben, aber ich zwang mich durchzuhalten und benutzte einen der vielen Luftströme um meine Verfolger abzuhängen. In wenigen Augenblicken befand ich mich wieder in der alten Höhe und flog in den Tempel. In der Mitte, vor unserem Erbe, das wir zu schützen versuchten, legte ich den regungslosen Körper meiner Schwester nieder und betrachtete ihre Wunde mit zusammen gebissenen Zähnen. Der Hieb hatte sie an der Seite getroffen und zog seine blutigen Spuren bis zu ihrer Hüfte. Die Ränder des Schnitts stanken nach verbranntem Fleisch und auch einige ihrer Haare waren verbrannt. „Du hättest nicht mitkommen sollen!“ schoss es mir verbittert durch den Kopf. In diesem Moment hörte ich wie die überlebenden drei Schatten in der Kammer landeten und langsam mit hallenden Schritten auf uns zugingen. Einer von ihnen lachte kichernd und bat: „Bitte Glyr, lass mich ihn rösten. Er wird bestimmt sehr gut schmecken. Ich liebe Geflügel!“ „Halt den Mund Sytäe! Du weißt genau, was uns befohlen wurde. Durch deine Dummheit ist uns schon das Mädchen abhanden gekommen.“ Da verstärkte ich den Griff um meine Schwerter, erhob mich und drehte mich langsam zu den dreien um. Eine Welle von Hass durchflutete mich, als ich sah, dass der Typ, dieser Sytäe, der einzige von ihnen mit einer Axt war. Er hatte Glück gehabt. Wäre er alleine gewesen hätten ich ihn der Länge nach aufgeschlitzt, aber mein Ansturm wurde von dem dritten Mann, der bis jetzt geschwiegen hatte mühelos abgefangen. Es war der andere, der gegen meine Schwester gekämpft hatte und nun wusste ich auch warum sie so schnell gefallen war. Er war nur minimal langsamer als ich selber und drängte mit seiner außergewöhnlich breiten Katana pausenlos auf mich ein und zeigte dabei keinerlei Schwachstellen in seiner Deckung. Er war gut. Besser als die anderen. Wir lieferten uns ein Gefecht, wie ich es im Leben noch nie erfahren hatte und irgendwann durchbrach er meine Verteidigung, als meine verletzte Schulter nachgab. Seine Klinge rutschte an meinem Schwert herab und bohrte sich in mein rechtes Bein. Jedoch gab er sich einen Augenblick der Blöße und ich schlug mit meinem anderen Schwert blitzschnell zu. Eine Blutfontäne spritzte mir entgegen, als ich ihm den linken Arm abtrennte. Ihm entfuhr ein Schmerzensschrei und benommen er taumelte einige Schritte zurück. Ich zog mich an meinem Schwert in der Linken wieder auf die Beine und spürte wie das Blut den Stoff meiner Hose tränkte. In diesem Moment trat Glyr vor, den ich als den Mann, der uns am Anfang begrüßt hatte, erkannte. Er streckte mir auffordernd eine Art Lanze entgegen und nahm seine Kampfhaltung ein. Respektvoll wartete er bis ich mich wieder komplett aufgerichtet hatte und ihm kampfbereit gegenüberstand. „Ich bedaure, dass du bereits verletzt bist. Sonst hätte dir als Zeichen meiner Hochachtung meine gesamte Stärke gezeigt.“ entschuldigte er sich. „Nicht so voreilig! Sonst schneide ich dir dein arrogantes Grinsen aus deinem Schweinegesicht heraus.“ knurrte ich erschöpft. Sein Lächeln erlosch und Flammen der Wut loderten in seinen kleinen Augen. Da griff er an. Mit donnernden und erstaunlich schnellen Schlägen drängte er mich in die Verteidigung. Zwar konnte er sie nicht brechen, aber nach einiger Zeit wurde ich müde und auch mein anderer Arm fing an zu schwächeln. Mein Gegner dagegen schien noch nicht einmal zu schwitzen und verstärkte dazu noch die Wucht seiner Schläge. Plötzlich rutschte ich auf meiner eigenen Blutlache aus, seine Lanze zog ihre blutige Spur durch mein Gesicht und ich schlug unvorbereitet mit dem Hinterkopf auf den steinernen Fußboden auf. Ein explosionsartiger Schmerz breitete sich von meinem Magen aus, als das kühle Metall Sekundenbruchteile später meinen Bauch durchbohrte. Ich bäumte mich vor Schmerz auf, langsam zog sich ein dunkler Schleier über die Welt und mein Körper wurde taub. Glyr stellte sich mit seinem gesamten Gewicht auf meine Brust und presste mir brutal die Luft aus den Lungen. Seine Hand umschloss mein Gesicht und er schaute mir kalt in die Augen. „Ihr wart tatsächlich stärker als wir dachten, aber am Ende war es doch nur vergebliche Mühe oder nicht? Desto mehr freut es mich, dass ich euch in meine Sammlung von Marionetten einfügen kann.“ lachte er und ich spürte, wie er gegen die Barrikaden, die ich um meinen Geist errichtet hatte, hämmerte. In meiner geschwächten Verfassung brachen alle meine Widerstände schon fast von selber und da begann er sein abartiges Werk. Sein Geist zerschnitt mich wie eine dumpfe Klinge, so langsam und grausam, dass ich glaubte jeden Moment sterben zu müssen. Die Qualen die er mir bereitete verdrängten alle anderen Gefühle, alle anderen Schmerzen, alle Gedanken. Er drang immer weiter vor, bis er die Pforte zu meiner Seele erreicht hatte und ohne zu zögern stieß er sie mit brutaler Gewalt auf. Meine Qualen steigerten sich ins unermessliche und ich wünschte, dass diese Schmerzen endlich aufhören würden. Ich hätte alles dafür gegeben. „Ich kann diesen Wunsch wahr werden lassen, aber dafür musst du mir dienen. Schenke mir deine Seele und die Schmerzen werden sofort vergehen.“ flüsterte er verlockend und ich war kurz davor nachzugeben. Doch bevor er die Kontrolle über mich erlangte, spürte ich plötzlich, wie eine alte, unergründliche Macht mich erfüllte und die feindliche Präsens von Glyr ohne Mühe aus mir verdrängte. Wie wohltuende Salbe legte sie sich über die Wunden in meinem Geist und in meiner Seele. Sie machte mich schläfrig und egal wie sehr ich mich dagegen wehrte, mein Bewusstsein driftete ab und zog sich in mir zu einem erholenden Schlaf zurück. Ich schaffte es noch eine letzte Bitten, einen letzten verzweifelten Gedanken, an die unbekannte Macht zu stellen ehe meine Wahrnehmung erlosch. „Bitte, rette... meine Schwester...“



Langsam öffnete ich die Augen und erblickte als erstes die besorgten Gesichter von Fey und Mera. „Was ist passiert? Alles in Ordnung?“ fragte Fey sogleich und ich konnte ihre Sorge spüren. Ich blickte an ihr vorbei in den Himmel und eine tiefe Trauer überkam mich. Tränen stiegen mir in die Augen und ich wusste nicht, ob ich hassen oder lieben sollte. „Ich war der einzige der hier durch den Lebensstrom aufgetaucht ist oder?“ Überrascht über die Frage nickte Fey und ihr trat Mitleid in die Augen, als sie sah, wie meine Tränen lautlos ins Gras tropften.



Geschichtsstunde

Kapitel 14

Geschichtsstunde



Ich kämpfte mit meiner Trauer über den Verlust meiner Schwester und gleichzeitig staute sich in mir eine dumpfe Wut auf diese Macht, auf den Lebensstrom, die ich zu unterdrücken versuchte. Außerdem drohte eine übermächtige Verzweiflung mich zu überwältigen. „Alles... Alles habe ich verloren. Meine Familie... Mein Volk... Unser Erbe... Das Erbe! Dieser verfluchte Lebensstrom... Wieso hatte er uns erwählt? Wieso musste ich diese Bürde übernehmen?“ dachte ich düster, während Fey und Mera beständig auf mich einredeten. Ihre Worte prallten unverstanden an mir ab, ich wollte allein sein, um in Ruhe meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich fing die Siel Kyrj an zu schwingen und Fey beklagte sich vorwurfsvoll: „So rede doch mit uns! Ich spüre deine Trauer... Und deine Wut. Was ist passiert? Was hat dir der Strom gezeigt?“ Langsam drehte ich meinen Kopf ein kleines Stück in ihre Richtung und riss meinen Blick von den Weiten des Himmels, in die ich am liebsten entflohen wäre. Durch einen Tränenschleier sah ich ihr direkt in ihre schönen Augen und plötzlich wurde mir klar warum ich ihr so bereitwillig meine Dienste und meine völlige Unterwerfung über die Siel Kyrj angeboten habe. Ein selbstironisches Lachen entschlüpfte meiner Kehle und erzeugte auf Feys Gesicht einen fragenden Ausdruck. Einen Ausdruck den ich nur zu gut wieder erkannte. „Ich glaube ich bin doch verrückt geworden.“ lachte ich so leise, dass es nur Fey verstehen konnte. Ebenso leise erwiderte sie: „Was meinst du? Jetzt sag mir doch endlich was los ist.“ „Später... Kümmer dich erstmal um deine Zeremonie.“ meinte ich zwinkernd und setzte mich langsam auf. Die Blicke aller Anwesenden waren auf mich gerichtet. Einige waren neugierig, andere abschätzend und andere zeigten offenkundige Abneigung. Das Rascheln des Grases begleitete meine Bewegung, als ich leichtfüßig aufstand und Mera zur Bestätigung das alles in Ordnung sei, zu nickte. Sie schüttelte nur den Kopf und murmelte irgendetwas davon, dass ich wohl ein Sorgenbringer sein würde und wandte sich dann wieder Fey zu, die mich immer noch besorgt anguckte. „Verehrte Eloi, sind Sie bereit das heilige Ritual der Reinigung zu vollziehen?“ Mit einem kurzen Zögern wandte sie sich von mir ab und erwiderte mit einem leichten Nicken: „Ja das bin ich.“ Mera beugte ihren Kopf vor Fey und zusammen näherten sie sich der Mitte des Kreises. In angemessenem Abstand folgten ihnen die anderen und ich schloss mich der Prozession schweigend an. Je näher wir dem Gebilde kamen, desto lebendiger fühlte ich mich, desto stärker wurde ich mir der umfassenden Präsens des Stroms bewusst. Jeder Muskel in meinem Körper sprühte vor Energie und mein Herz pochte so stark, dass ich glaubte es könnte jederzeit aus meinem Brustkorb heraus brechen. Wobei ich nicht wusste, ob es am Strom oder an den Gefühlen, die sich unentwegt in mir überschlugen. Nach wenige Minuten erreichten Fey und Mera die Mitte. Die Eloi faltete die Hände und beugte ehrfürchtig den Kopf. Ein kleines Beben schüttelte den Boden, einige der Kinder stießen einen erschrockenen Schrei aus, als sie die dicken Stiele langsam auseinander bogen und sowohl einen Eingang, als auch Einblick ins das Innere der verschiedenen Pflanzen ermöglichten. Die Blumen wuchsen um eine Kuppel aus bläulich glänzendem Licht herum, fast so als würden sie es beschützen wollen. Als ich jedoch genauer hinsah, entdeckte ich, dass sich die Farben in einem ständigen Wandel befanden. Es gab Wirbel, die mehrere Farben mit einander vermischten, Farbflüsse die ineinander mündeten und neue Mischungen erschafften. Alles schien zudem ein System, eine spezielle Folge zu haben, aber jedes Mal, wenn ich dachte die Abfolge erkannt zu haben schob sich ein anderer Wirbel, ein plötzlich auftauchender Punkt oder irgendeine andere neue Form dazwischen. Unweigerlich kam mir in den Sinn, dass der Strom seiner eigenen Logik folgte. Einer Logik die seit den Anfängen des Planeten in ihrer Struktur unverändert war und sich immer weiter fortgesetzt hat. Fey, die ohne zu zögern in die mystische Kuppel trat, riss mich aus meinen Gedanken und erstaunt spitzte ich die Ohren, als sie plötzlich anfing mit ihrer melodischen Stimme anfing einen Rhythmus zu summen, der mir sehr bekannt vor kam. Jedoch war die damit verbundene Erinnerung so flüchtig, dass ich sie nicht festhalten konnte. Das war mir aber ehrlich gesagt recht so. Für meinen Geschmack hatte ich für heute schon genug schlechte Neuigkeiten erfahren. Also sah ich gebannt zu der summenden Fey und musste gegen meinen Willen lächeln, als sie anfing zu tanzen. Sie vollführte erst langsame und anmutige Bewegungen, doch dann steigerte sie ihr Tempo und auch ihr Summen wurde immer intensiver. Gespannt beobachtete ich jede ihrer Bewegungen, wie sich langsam ein dünner Schweißfilm bildete, der ihre Haut durch das Licht der Kuppel zum glänzen brachte. „Was war los?“ Ich zuckte erschrocken zusammen und fuhr überrascht zur Seite herum. Mera stand mir gegenüber und guckte mich erwartungsvoll an. „Puh, schleich dich doch nicht an mich heran. Da wird man ja ganz nervös.“ tadelte ich sie halb fluchen, halb lachend. Ihre Antwort bestand weiterhin nur aus erwartungsvollem Schweigen. „Ehrlich gesagt wüsste ich nicht, was es dich angeht... Es waren persönliche Erinnerungen...“ Ich wich ihrem forschenden Blick aus und schaute wieder zu Fey. Sie sagte nichts, sondern folgte meinem Blick und ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Ich spürte, dass sie mit meiner Antwort nicht zufrieden war. Um die Stille zu durchbrechen fragte ich: „Was ist mit dem Attentäter passiert? Habt ihr ihn gefunden?“ Mera nickte grimmig und berichtete: „Unsere Krieger haben ihn im Wald einen halben Tagesmarsch von Feys Haus gefunden. Tot. Wir wissen nicht ob er durch die Verletzung die Fey ihm zugefügt hat gestorben ist oder ob er seinem Leben selbst ein Ende gesetzt hat... Oder ob ihn was anderes erwischt hat.“ „Was anderes?“ wiederholte ich überrascht, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Momentan halte ich nur sehr wenig für unmöglich. Und das noch weitere Geschöpfe von denen wir nichts wissen existieren gehört eindeutig nicht dazu.“ „Wohl war...“ pflichtete ich ihr nachdenklich bei. „Konntet ihr denn noch etwas genaueres herausfinden?“ Betrübt schüttelte sie den Kopf. „Leider nicht. Er hatte nicht verwertbares bei sich. Wir können nur hoffen, dass es nicht noch mehr von ihnen gibt.“ Um nicht wieder in Schweigen zu verfallen fragte ich schnell: „Was ist dieses Ritual der Reinigung?“ „Fey hat dir bestimmt erzählt, dass der Strom an dem heutigen Tag besonders empfänglich für äußere Einflüsse ist oder?“ Ich nickte und heftete meinen Blick wieder auf die tanzende Fey. „Das gilt sowohl für stärkende, als auch für schwächende und verändernde Einflüsse. Und damit sich die Kraft nicht so weit verändert, dass unsere grünen Wiesen, unsere Wälder und Blumen verdorren und zu Staub zerfallen wie es im Westen schon vor langer Zeit geschehen ist, wird dieses Ritual alle 20 Jahre abgehalten. Und ich muss eingestehen, dass Fey ihre Sache außerordentlich gut macht. Ich weiß nicht ob ich es selber so gut ausführen könnte.“ Plötzlich tauchten erneut die Bilder von den sieben Kriegern, die das Erbe des Windvolks, mein Erbe, angegriffen haben, vor meinem geistigen Auge auf. Und wieder erfüllte mich diese verwirrende Mischung aus Hass, Wut, Trauer und Verzweiflung. „Dann gibt es Men.... Nein eher Wesen, die danach trachten den Lebensstrom so zu verändern, dass die Welt einer Einöde gleicht?“ Mera stieß ein spöttisches Schnauben aus und schaute mich kopfschüttelnd an. „Ja es gibt sie. Aber sicherlich tun sie es nicht, weil sie Spaß daran haben ihr Dasein in einer verdorrten, leblosen Welt zu fristen!“ „Verdammt Mera! Jetzt tu doch zumindest mal für 2 Minuten so, als ob ich wirklich nichts wüsste! Egal ob du mir das glaubst oder nicht.“ meckerte ich und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Na gut... Du hast gewonnen.“ seufzte sie resignierend. „Aber unterbrich mich nicht!“ Ich nickte zufrieden und schwieg erwartungsvoll. „Also... Wie der Name schon sagt gleicht der Lebensstrom einem reißenden Fluss. Seit Anbeginn der Zeit fließt er unterirdisch auf unbekannten Bahnen durch den Planeten und versorgt uns, alle Lebewesen die diese Welt ihr Zuhause nennen, mit der grundlegenden Kraft des Seins. Am Anfang gab es nur Pflanzen und Tiere, die sich den Bedingungen des Lebensstroms optimal anpassten und in geregelten Wegen mit ihm und von ihm lebten. Aber dann, niemand weiß genau warum, erschuf der Planet neue Wesen, die von nun an auf ihm wandern sollten. Sie waren anders als die anderen und besaßen etwas, das den uralten Naturzustand aufhebte. Sie waren intelligent und besaßen einen Charakter. Man könnte sagen sie waren unsere Vorfahren, auch wenn sie sich in ihrer Gestalt und Lebensdauer stark von uns unterschieden. Und wie es bei solchen Wesen üblich ist, führt das Vorhandensein eines Charakters, die Fähigkeit Emotionen zu haben, zu Schwächen, zu dem Verlangen nach Macht. So suchten diese Wesen nach einer Möglichkeit sich der unerschöpflichen Macht des Lebensstroms Zugang zu verschaffen. Viele Jahre vergingen bis sie es schließlich durch eine Zeremonie, die so grausam war, das ihre Einzelheiten aus der Geschichte getilgt worden waren, eine der Bahnen des Stroms ausfinding zu machen und ihren Schutz zu brechen. Jedoch hatten sie nicht erwartet, dass der Planet auf ihre Gier reagieren würde. Als er spürte, dass der Strom unterbrochen worden war, bäumte er sich auf und die Erde selbst soll unter dem unausgesprochenen Wort der Macht geschrien haben. Er wusste, dass seine Kreation ein Fehler war, aber durch ihr Tun besaß er nicht mehr die Macht ihr Leben zu beenden. Also blieb ihm nichts anderes übrig als sie daran zu hindern ihn zu benutzen. Er veränderte die Struktur des Stroms und erschuf die Quellen der Buße, Orte an denen der Lebensstrom die Erdoberfläche berührt. Für den Schutz der Quellen wiederum kreierte er eine komplett neue Rasse die den alten Wesen in Intelligenz mehr als ebenbürtig waren und nicht die gleichen Schwächen besitzen sollte. Die Menschheit war geboren. Und das, was du jetzt im Westen siehst ist der Beweis, das auch das mächtigste und weiseste Wesen, der Planet selbst, sich täuschen kann. Die alten Wesen waren den Menschen anfangs unterlegen und ihr Hass, ihre Gier wurden vertrieben, aber irgendwann, als die Menschen anfingen sich in Sicherheit zu wiegen und unachtsam wurden, fanden sie, wie zu vor auch, einen Weg sich die neuen Beschützer zu versklaven. Es entbrannte ein fürchterlicher Krieg zwischen den Alten und ihren neuen Marionetten und den restlichen Menschen, die sich ihrer Bestimmung noch bewusst waren. Beide Seiten wurde in diesem Krieg, der über mehrere Jahrhunderte dauerte sehr geschwächt, aber letztendlich schafften es die Menschen ihre Bestimmung zu erfüllen und die Quellen zu verteidigen. Die Alten wurden dezimiert und zurückgedrängt, aber ihr Einfluss auf die versklavten Menschen verschwand niemals ganz. Sie hatten ihre Gier nach Macht übernommen und haben das Verständnis für ihre Bestimmung verloren. Vielleicht ist das auch besser so... Sie geben sich damit zufrieden Krieg um wertloses Land zu führen und sich gegenseitig wie wilde Bestien abzuschlachten, während sie die restlichen Hüter in Ruhe lassen. Doch seit 3 Wochen gibt es die ersten Anzeichen dafür, das die Alten wieder zurückkehren. Wie du bestimmt schon gesehen hast, gibt es im ganzen Westen keinen grünen Baum mehr und keine blühende Blume... Vor 4 Wochen war es noch ein blühendes und wunderschönes Land.“ Endete Mera mit einem erschöpften Seufzen.

Meine Gedanken überschlugen sich und ich schaute hoch zu den beruhigenden Weiten des Himmels. Meras Vortrag hatte einiges in mir in Wallung gebracht. Erinnerungen flitzten durch meinen Geist ohne, dass ich sie erkennen konnte, ein Gefühl der Hilflosigkeit, dessen Ursprung ich nicht bestimmen konnte, überkam mich. Gerade wollte ich Meras Vermutung bestätigen, indem ich ihr meine Erinnerung an den Kampf um unser Erbe schilderte, als ein gellender Schrei meinen Geist durchzuckte. Sofort erkannte ich, dass es sich um Sivas Geist handelte und gewährte ihr die Vereinigung mit mir. Ich spürte die vertraute Freiheit ihres Geistes und Sekundenbruchteile später formte sich vor meinem geistigen Auge die Landschaft, die sie gerade erblickte. Nach wenigen Augenblicken schärften sich die Konturen und ich stellte fest, dass sie gerade hunderte Meter in der Luft war und lauernd eine Art Brücke umkreiste, die von dem Plateau runter führte. Das Sonnenlicht schien einfach so durch sie hindurch zu fallen und auch der frische Wind berührte das wacklig anmutende Konstrukt nicht im geringsten. „Das ist also dieser magische Pfad von dem die Legende gesprochen hat.“ vermutete ich und fing dann lauthals an zu fluchen, als ich entdeckte, wer, oder besser gesagt was gerade auf ihm das Plateau zu erreichen versuchte. Mera schaute mich fragend an und ich erklärte ihr halb fluchend: „Da kommt was über den Pfad. Und die Viecher sehen nicht sehr freundlich aus.“

Auf dem Pfad

Kapitel 16

Auf dem Pfad

 

 

„Was? Wie meinst du das? Wer?“ fragte Mera erschrocken, doch ich beantwortete ihre Frage nicht sofort, sondern gab ihr ein Zeichen kurz zu warten. Ich schloss meine Augen, tauchte komplett in den luftigen Strom von Sivas Geist ein und bat sie mir ein genaueres Bild unserer Besucher zu verschaffen. Sie tauchte sofort mehrere Meter hinab und zog ihre Bahn direkt über die Masse unserer Feinde. Der Ausblick war zugleich erschreckend und ermutigend. Sie hatten schon fast das Plateau erreicht und soweit Sivas scharfe Augen blicken konnten verdunkelten sie, mit ihren verzehrten und monströsen Leibern den magischen Pfad. Dennoch... „Wenn wir uns beeilen können wir sie am Ende des schmalen Pfades abfangen und sie einzeln zurück in die Untiefen zurückschicken aus denen sie sich erhoben haben.“ folgerte ich, öffnete schnell die Augen und griff nach meinen Schwertern. „Keine Zeit für große Erklärungen! Versammle so viele Krieger wie du kannst und schick sie zum Pfad!“ sagte ich entschlossen zu Mera gewandt und sprintete los. „Ich werde sie solange aufhalten bis ihr euch organisiert habt!“ rief ich selbstsicher über die Schulter. Ich hörte noch wie Mera mich verfluchte und dann ihre herrscherische Stimme erhob: „Krieger Yavannias...“ Doch da trugen mich meine schnellen Schritte, geleitet von Sivas Ãœbersicht, quer über die Lichtung, erneut in den dunklen Wald hinein, wo mich ihre Stimme nicht mehr erreichen konnte. Der Wind rauschte an meinen Ohren vorbei, jeder Muskel in meinem Körper erwartete den nahenden Kampf. Lichtstrahlen fielen durch das dichte Blätterdach, vermehrten sich und beleuchteten das geschäftige Treiben der Waldtiere. Sie störten sich weder an mir, noch an der nahenden Gefahr. Wenige Momente später brach ich aus dem friedlichen Wald hervor und ein kühler Windzug, der den Gestank von verfaulten Früchten mit sich trug begrüßte mich am Rand des Plateaus. Wenige Schritte vor mir lag das Ende des Pfades. Die ersten Bestien setzten gerade ihre verkümmerten Füße auf den Boden Yavannias und ihre Köpfe fuhren mit einem grausamen Grollen zu mir herum. Ihr Anblick ließ Erinnerungen an den Tag der Schlacht in mir aufblitzen.

 

Ich stand an dem Eingang des Schreins, dem Eingang zur Quelle der Buße des Windvolks und schaute verbittert auf die tobende Schlacht herab. Mein Volk schlug sich tapfer, aber die Übermacht der Feinde war zu gewaltig. Ich stärkte den Fluss der Magie in mir und schärfte meine Augen so weit es mir möglich war. Wie immer schmerzte es die ersten Momente bis die Transformation abgeschlossen war, aber dann brachten mich meine Augen so nah ans Geschehen, als hätte ich nur wenige Schritte daneben gestanden. Der Gegner war erschreckend. Keine der Bestien war gleich, manche waren fast doppelt so groß wie ein Mensch, andere waren klein und gedrungen, andere hatten 3 oder mehr Köpfe, Arme und Beine und wieder andere hatten nichts von alledem. Nur 2 Sachen waren ihnen allen gemeinsam. Sie verströmten den Gestank verfaulter Früchte und, was mich zum Lächeln brachte, keins von ihnen, nicht ein einziges dieser Monster hatte Flügel.

 

Die Erinnerung verschwand und wurde von dem Hass, der seit diesem Tag in meinem Herzen eingebrannt war und nun erneut erwachte, abgelöst. Mit geschlossenen Augen zog ich meine Schwerter mit einem synchronen metallischen Klirren. Mein Atem verlangsamte sich, jeder Muskel war gespannt. Meine Lippen formten ein freudloses Lächeln. Langsam hob ich meinen Kopf, mein Körper nahm automatisch eine Kampfhaltung ein. Meine Sinne schärften sich und ich nahm meine Umgebung ohne sie zu sehen war. Die absurden Geräusche der Bestien, ihre schlurfenden Schritte, ihr rasselnder, pfeifender Atem, das Prickeln auf meiner Haut, wo ihre gierigen Blicke mich trafen, das Pfeifen des Winds, als er sich einen Weg um ihre deformierten Körper suchen musste. Tief atmete ich ein, füllte meine Lungen zur Gänze und ließ die Luft anschließend kontrolliert entweichen. Die Magie floss, meine Augen schmerzten. Ich vernahm die plumpen Schritte meiner Gegner nur wenige Fuß vor mir. Sivas Schrei übertönte ihr Stöhnen und wurde von den kalten Klippen des Plateaus zurückgeworfen. Ich riss die Augen auf. Messerscharf sah ich sie vor mir. Wie sie mit erhobenen, klingenähnlichen Armen auf mich zu wankten. Meine Knie beugten sich, der Griff um meine Schwerter verstärkte sich. Ein Arm sauste auf mich herab. Blitzschnell sprang ich vor, hakte den Arm mit einem Hieb ab und tötete mit einem waagerechten Schlag meinen Angreifer und eine weitere Bestie neben ihm. Doch obwohl einer von ihnen rückwärts fiel und eigentlich vom Pfad hätte aufgefangen werden müssen, fiel er einfach durch ihn hindurch und stürzte in die Tiefe.

Dies war die Eröffnung eines grausamen Gemetzels. Sie hatten meiner Geschwindigkeit nichts entgegenzusetzen und da nur maximal 3 von ihnen nebeneinander auf dem Pfad wandern konnten war es ein Kinderspiel für mich sie aufzuhalten. Ihr Blut spritzte mir entgegen und benetzte meine Klingen, was ihnen einen grausigen braunen Schimmer verlieh. Es dauerte nicht lange, da hörte ich hinter mir die Büsche rascheln und den Wind flüstern. Leichtfüßig sprangen mehrere, ich schätzte ihre Anzahl auf ungefähr 150, leicht bewaffnete und eine schwer ausgerüstete Person aus dem Wald. Sofort ertönten Meras Befehle: „Bogenschützen an die Klippen! Alle anderen lasst sie nicht einen Fuß auf das geheiligte Land des Planeten setzen! Beschützt den Pfad. Wechselt euch immer ab, auf das keine von uns heute sterben wird!“ Die Soldaten gehorchten mit einem inbrünstigen Kampfschrei und plötzlich wurden meine Flanken von 2 jungen Kriegerinnen mit kurzen Schwertern und leichten, anscheinend aus Pflanzenfasern gemachten Rüstungen, gedeckt. Ich nickte ihnen ermutigend zu, entledigte mich eines aufdringlichen, bärenähnlichen Angreifers und ließ mich ein wenig zurückfallen, um mit Mera sprechen zu können. „Hättest du eine Minute länger gebraucht, hätte ich schon fast deine Autorität in Frage gestellt.“ scherzte ich mit einem widersprüchlichen Ernst in der Stimme. Mera schnaubte und nickte anerkennend: „Du warst schnell und hast wahrscheinlich das Schlimmste verhindert. Wenn nichts unvorhergesehenes passiert, sollte dies ein leichter Sieg für uns werden.“ „Etwas unvorhergesehenes? Und was sollte das sein?“ fragte ich verwundert und lenkte meinen Blick zurück zu den behänden Kriegerinnen. „Sie sind wirklich gut.“ dachte ich mir, während ich ihre geschmeidigen Bewegungen beobachtete. Das Herabsausen ihrer Schwerter, das hasserfüllte Funkeln in ihren schönen Augen, die Kampfschreie auf ihren Lippen brachten mein Blut erneut in Wallung, weckten zum zweiten Mal das Bedürfnis meine Klingen in dem stinkenden Blut der Monster zu baden. Meine Hände schwebten seelenruhig über den Schwertgriffen, mein Körper spannte sich an. Mit einem hämischen Grinsen flüsterte ich ohne groß nachzudenken: „Lass dir ruhig Zeit bevor du selbst eingreifst... Dann werde ich länger Spaß haben.“ Gerade wollte ich los preschen, als ich plötzlich eine schwache Schwingung der Siel Kyrj vernahm. Meine Gier nach Blut verpuffte, mein Blut beruhigte sich und mein ganzes Sein horchte auf die übergeordnete Seele Feys. Ich hatte den Eindruck, sie wäre gerade eben aus einem tiefen Schlaf erweckt worden, so träge kamen die Schwingungen bei mir an. Langsam wurden sie deutlicher und ich hörte ganz schwach ihre erschöpfte Stimme: „Cian? Was ist passiert? Wo seid ihr?“ „Warte ich zeige dir meine letzten Erinnerungen. Das geht schneller, als würde ich dir alles erklären.“ dachte ich und rief mir die letzten 20 Minuten zurück ins Gedächtnis. So sanft wie ein fallendes Blatt streifte ihre Seele die meine, als sie die Erinnerungen übernahm.

Die Alten?

„Ich komme sofort. Das möchte ich mit meinen eigenen Augen sehen.“ zitierte ich Feys Gedanken, damit Mera Bescheid wusste. Mit einem erschöpften Seufzen nahm sie es zur Kenntnis und ich konnte auch nicht gerade behaupten, dass ich glücklich darüber war. Die Schwingungen waren so schwach gewesen, dass ich mir ernsthafte Sorgen machte. Also, anstatt mich wieder am Kampf zu beteiligen, wartete ich ungeduldig auf meine Seelenherrin und musterte Meras ernsthaftes Gesicht gedankenverloren. Ihre Befürchtungen, auch wenn sie für mich irrelevant erschienen, nagten an mir und verunsicherten mich. „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ dachte ich mir schließlich und schickte meinen Geist erneut nach Siva aus. Sanft berührte ich sie und bat sie ihre Kreise über den Wald zu ziehen und nach verdächtigen Anzeichen Ausschau zu halten. Zur Bestätigung schallte ihr durchdringender Schrei über das Schlachtfeld und sie verschwand über den Bäumen, während sie mit mir die Verbindung aufrecht erhielt und ihre Sicht mit mir teilte.

Plötzlich vernahm ich hinter mir ein leises Rascheln und als ich mich umdrehte stolperte mir Fey mit einigen Soldatinnen, die wohl als ihre Eskorte fungierten, aus dem Wald entgegen. Ihre Haut war immer noch mit einem glänzenden Schweißfilm überzogen und sie atmete schwer. „Du hättest lieber zurück gehen und dich ausruhen sollen.“ begrüßte ich sie besorgte und musterte sie skeptisch. Sie schüttelte den Kopf und erwiderte lächelnd: „Nein, die Soldaten werden hier gebraucht und...“ über die Siel Kyrj führte sie den Satz weiter, „außerdem traue ich mich nicht nach dem letzten Angriff alleine in die Stadt zurückzukehren.“ „DA hat sie ausnahmsweise mal Recht.“ brummte Mera und drehte zögerlich ihren Rücken zum Schlachtfeld, um zu uns zu kommen. Abschätzend wanderte ihr Blick über Fey und schließlich, nach einer gespannten Stille lobte sie unbeholfen: „Das hast du gut gemacht... Ich hätte nicht gedacht, dass so viel in dir steckt.“ Ich konnte spüren wie Fey total überrascht wurde und eine tiefe Freude in ihr aufstieg, die sich durch ein schüchternes Lächeln und glänzende Augen äußerte. Ich kam ebenfalls nicht drumherum es ihr gleichzutun und leicht zu lächeln, da ich wusste wie viel ihr Meras Meinung bedeutete, obwohl sie sich nach außen immer auf dem Kriegspfad befanden.

Doch plötzlich schwoll der Lärm der Schlacht an und ein lautes Krachen gefolgt von Schmerzensschreien fegte das Lächeln von meinem Gesicht und ich fuhr auf der Stelle zum Pfad herum. 2 Kriegerinnen bluteten heftig und wurden gerade von ihren Mitstreiterinnen in Sicherheit getragen. Verantwortlich dafür war ein mehr oder minder eindrucksvolles Ungetüm, das die gesamte Breite des Pfades einnahm. Alle Schwerthiebe der Kriegerinnen prallten an dem dick gepanzertem Körper ab und hinterließen nicht einmal die Spur eines Kratzers. Es bot aber auch keinerlei Angriffsfläche. Es schien nur aus diesem steinharten Panzer zu bestehen. Keine Beine, Arme, Augen oder Ohren. Langsam, mit der gleichen Bewegung einer Schnecke, schlich es vorwärts und störte sich dabei nicht daran, dass die anderen Ungeheuer hinter ihm, auf einer glitschigen Schleimspur, die es hinter sich her zog, ausrutschten und in die Tiefe stürzten. „Aber wie wurden die beiden verletzt?“ grübelte ich verblüfft, als meine Hände zu den Schwertern wanderten. Doch die Frage beantwortete sich kurz darauf von selbst. Plötzlich sprangen von hinten 2 andere Bestien auf den unebenen Rücken der gigantischen Schnecke und hackten mit ihren langen Armen auf die Köpfe ihrer Gegner ein. „Cian.“ sagte Mera mit zusammengekniffenen Augen und zog ihr schweres Breitschwert. Ich verstand und stürmte ohne zu zögern vor. Meine eigenen Schwerter waren sogar noch leichter und schlanker, als die der Kriegerinnen, also machte ich mir keine Hoffnungen den Panzer auch nur ansatzweise durchdringen zu können. Aber dafür konnte ich dafür sorgen, dass Mera nicht von den anderen Viechern gestört werden würde.

Ich stieß einen Kampfschrei aus und preschte entschlossen an meinen schwer atmenden Verbündeten vorbei. Ich sprang, zog in der Luft meine Schwerter, wich mit einer eleganten Drehung einem Hieb aus und landete sicher auf dem Rücken des Untiers. Die anderen beiden Monster standen links und rechts hinter mir. Grollend fuhren sie zu mir um, doch es war zu spät. Ich stieß mit meinen Schwertern rückwärts zu und durchbohrte ihre stinkenden Leiber. Sie kippten beide zur Seite weg und folgten ihren grausigen Kameraden in die Tiefe. Mein Blick schweifte über die restlichen Feinde hinweg und erleichtert meinte ich weit in der Ferne ein Ende des Stroms von entstellten Körpern zu erkennen. Doch mir blieb keine Zeit genauer hinzuschauen. Meine Gegner drängten wieder auf mich ein und versuchten erneut auf den Rücken der Bestie zu klettern. Plötzlich vernahm ich schwere Schritte in meinem Rücken und einen markerschütternden Kampfschrei. Kurz darauf traf Meras Breitschwert mit einer abnormalen Wucht auf den Panzer auf. Die Erschütterung fegte mich beinahe von meinen Beinen und nur mit Mühe konnte ich einem Angriff ausweichen, der meinen Fuß abgetrennt hätte. Doch anscheinend hatte es die Schnecke nicht aufhalten können. Es gab ein lautes undefinierbares Knacken, doch das Vieh schlich immer weiter vorwärts und war mittlerweile kurz davor die Brücke freizugeben. Ich hörte Mera fluchen und wollte gerade zurückspringen und einen anderen Vorschlag machen, aber plötzlich erschütterten kaum weniger wuchtige Schläge in erstaunlich kurzer Abfolge den Körper. „Mera willst du mich umbringen?“ schrie ich ärgerlich, als ich durch die Erschütterungen beinahe das Gleichgewicht verlor, was mir einen schmerzhaften, aber harmlosen Schlag gegen meine rechte Wade einbrachte. Anscheinend hatte meine Beschwerde gewirkt und Mera unterbrach ihre brutale Angriffsserie. Ich nutzte den Moment für einen kraftvollen Sprung und landete mit einer geschickten Rolle neben Mera im Gras. Doch gerade in dem Augenblick, wo ich mich abrollte, zischte der warme Stahl ihres Breitschwertes gefährlich dicht an meinem Gesicht vorbei und traf mit einem ohrenbetäubenden Klirren auf den Panzer. Ich landete auf den Knien und fuhr sofort mit rasendem Herzen zu Mera herum. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Sie hatte mich zwar beinahe in den Abgrund gestürzt und aufgespießt, aber sie hatte es geschafft die steinharte Schicht zu durchbrechen. Ihre brutalen Schläge hatte sie auf einen einzigen Punkt konzentriert, wo jetzt ein großes Loch klaffte und ein bräunliches Fleisch enthüllte. Ihr Schwert steckte bis zum Anschlag in dem massigen Körper und das stinkende Blut schoss ihr entgegen. Schwer atmend zog sie die glänzende Klinge aus der Bestie und sah mit einem abschätzigen Blick zu, wie es langsam von dem Plateau rutschte, da es nicht mehr von dem magischen Pfad getragen wurde. Augenblicklich strömten die Kriegerinnen wieder an ihre alten Plätze und schirmten mit frischem Mut ihren geheiligten Boden gegen die Angreifer ab. Mit einem gequälten Gesichtsausdruck säuberte Mera ihre Klinge, wandte sich zu mir und meinte zähneknirschend: „Das meinte ich damit, dass etwas unvorhergesehenes passieren könnte.“

Doch ich nahm ihre Worte nur am Rande meines Bewusstseins war. Meine gesamte Aufmerksamkeit galt in diesem Moment Siva und dem, was sie sah. An den wenigen Stellen, wo sich das dichte Blätterdach lichtete, konnte ich eine beunruhigende Entdeckung machen. Hunde. Riesige Hunde mit krötenähnlichen Augen näherten sich dem Pfad und drohten uns von allen Seiten einzukesseln

Eine neue Hoffnung

Kapitel 18

Eine neue Hoffnung

 

Mit knappen und gedämpften Worten schilderte ich den beiden die Situation. „Wie lange noch und wie viele?“ fragte Mera mit zusammengepressten Zähnen und spähte argwöhnisch in den Wald. „Wenn sie ihre Geschwindigkeit beibehalten dann sind sie in spätestens vier Minuten hier. Wahrscheinlich eher... Das wahrlich schlimme ist, dass ich ihre Zahl nicht genau bestimmen kann. Die Bäume versperren mir die Sicht, doch ich kann mit Sicherheit sagen, dass es doppelt so viele sind wie wir.“ „W-was?“ stotterte Fey und Panik verzerrte ihre sanften Gesichtszüge. „Das ist schlecht...“ stellte Mera sachlich fest und verstärkte ihren Griff um ihr Breitschwert so sehr, dass das Leder knirschte und ihre Fingerknochen weiß hervortraten. „Sie werden uns umzingeln oder?“ flüsterte Fey mit brüchiger Stimme. Die Siel Kyrj vibrierte unter ihren Bemühungen die aufkeimende Verzweiflung zu unterdrücken und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Stumm nickte ich. Eigentlich wollte ich sie trösten, aber mir fiel nichts ein. Die Situation war mehr als aussichtslos. Es war eine Falle gewesen und ich bin drauf reingefallen. Ich hatte Mera, Fey und den Rest der Kriegerinnen in diese Situation gebracht.

„Nun gut.“ seufzte Mera und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. „Anscheinend waren wir zu unvorsichtig und haben die Gefahr nicht erkannt.“ predigte sie mit belegter Stimme und machte dann eine kurze Pause, um ihren Worten Ausdruck zu verleihen. Ein schiefes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich nutzte die Gelegenheit: „Jetzt hör schon mit diesem deprimierenden Geschwafel auf.“ Meine Klingen gaben ein kampflustiges Seufzen von sich, als ich sie geschmeidig aus ihren Scheiden zog. „Wir wissen, dass wir sterben werden, also warum nutzen wir nicht die Situation aus und fügen ihnen dabei so viele Verluste und Schmerzen zu, dass sie uns auf ewig hassen werden?“ schlug ich mit gespieltem Kampfgeist vor. Mera warf mir einen verärgerten Blick zu, lachte doch dann kurz darauf: „Gerade wo ich angefangen habe dich leiden zu können. Nun gut bescheren wir diesen verfluchten Mistviechern eine Abreibung, die noch ihre Nachkommen vor Schmerzen aufstöhnen lässt.“ Schwungvoll hievte sie ihren Zweihänder auf ihre Schulter, wandte uns den Rücken zu, ging ein paar Schritte in Richtung des Waldes und starrte gedankenverloren die dicken und uralten Stämme der Bäume an. Ich wandte meinen Blick von ihr ab und schaute zu Fey. Unsere Blicke trafen sich und in dem Moment wusste ich, dass sie mich durchschaut hatte. Ich konnte vielleicht Mera etwas vorspielen, aber nicht ihr, nicht meiner Seelenherrin. Mit feuchten Augen umarmte sie mich. Ich rührte mich nicht und genoss ihre tröstende Wärme. Sie blickte mir direkt in die Augen und flüsterte: „Es ist nicht deine Schuld. Niemand hätte das vorhersehen können.“ Doch ich weigerte mich das zu glauben. Wütend auf mich selbst, ballte ich meine Hand zur Faust und wich ihrem Blick aus, indem ich zum Himmel blickte. „Ist das wirklich wahr? Hätte ich es nicht wissen müssen? Ich habe schon gegen sie gekämpft... Bestimmt weiß ich es... Nur weil ich mich nicht erinnern kann, sind wir jetzt hier!“ presste ich zwischen meinen Zähnen hervor und beobachtete, wie die Sonne langsam von düsteren Regenwolken verdeckt wurde. Sie drückt mich stärker und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust. Schweigend standen wir da, bis meine Wut in Verzweiflung verpuffte und ich ihre Umarmung erwiderte. Ich vergrub meine Nase in ihrem duftendem Schopf und flüsterte: „Es tut mir Leid.“ Ich spürte wie sich ihr Brustkorb einmal heftig hob und sie bereit machte mir etwas zu sagen, aber plötzlich schrie Mera hinter uns: „Vier Minuten? Cian wenn wir uns im Strom wiedertreffen sollten, müssen wir uns mal ernsthaft über dein Zeitgefühl unterhalten.“ Erschrocken fuhr ich herum und prüfte erneut die Bilder, der sich nähernden Feinde. Sie waren noch nicht da. Noch zwei Minuten blieben uns mindestens. Nichtsdestotrotz zog ich meine Schwerter und sprintete an Meras Seite. Ihr Blick war auf eine dunkle, von Ästen versperrte Stelle gerichtet. Zuerst wusste ich nicht, was sie so erschreckt hatte, aber dann vernahm ich ebenfalls ein leises Rascheln, ein Keuchen und das unauffällige Knacken eines Stocks. Mein Körper spannte sich an, als die Geräusche immer näher kamen und plötzlich erschien jemand in den Schatten der Bäumen. Unscharfe Konturen und seine gebückte Haltung verliehen dem Wesen etwas unheimliches und bedrohliches. „Eine neue Art Feind? Wieso hab ich ihn nicht gesehen?“ fluchte ich. Meine Nerven waren dem zerreißen nahe und umso überraschter war ich, als Mera plötzlich einen besorgten Schrei ausstieß, ihr Breitschwert ins Gras warf und zu der Gestalt rannte. „W-Was ist passiert?“ stotterte sie, während sie den Arm der Gestalt um ihre Schultern legte und ihr half sich durch das dichte Gestrüpp zu kämpfen. Misstrauisch beäugte ich die beiden, bis sie aus dem Schatten des Waldes kamen und ich den Mann erkennen konnte. Hätte er nicht die gleiche katzenhafte Eleganz, wie sie auch Fey und Mera hatten, besessen, hätte ich ihn für einen wandelnden Berg gehalten. Er überragte Mera, die ohnehin schon größer war als ich, nochmal um mindestens einen ganzen Kopf und sein durchtrainierter Körper jagte mir einen Schauer der Anerkennung über den Rücken. Unweigerlich war ich froh, dass er anscheinend nicht zu den Feinden gehörte. Besonders als ich entdeckte, dass sein gesamter Körper mit ernsthaften Bisswunden übersät war. Ich schluckte schwer und musste mir eingestehen, dass ich mit diesen Wunden wahrscheinlich innerhalb weniger Minuten gestorben wäre, aber er wankte schon fast unbekümmert mit Meras Hilfe zu uns herüber und schien sie einfach so wegzustecken. Plötzlich spürte ich die Schwingungen der Siel Kyrj wieder beben, aber diesmal nicht, weil Fey von Panik übermannt wurde, sondern weil sie eine tiefe Freude empfand. „Bennock! Dem Strom sei Dank, du hast die Botschaft bekommen?“ rief sie freudig und rannte erleichtert an mir vorbei zu Mera und ihrem Begleiter. Zögernd steckte ich die Schwert zurück in ihre Scheiden und folgte Fey zu dem Neuankömmling.

Als ich sie erreichte, wanderte der Blick des Riesen direkt zu mir und er musterte mich mit seinen klaren, ungetrübten Augen. Obwohl ich nicht wusste mit wem ich es zu tun hatte, hielt ich seinem Blick stand und nach einer kurzen Zeit ließ er plötzlich ein tiefes, brummendes Lachen ertönen. „Mera hat mir viel von dir erzählt. Aber sie hat vergessen zu erwähnen, dass du so ein Zwerg bist.“ brummte er zur Begrüßung. Ein schwaches Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich ignorierte seine freundlich gemeinte Beleidigung und kam direkt zum Punkt: „Was für eine Botschaft? Was geht hier vor und wer bist du überhaupt?“ Doch anstelle von Bennock antwortete Fey: „Nachdem ich aus dem Lebensstrom gekommen bin, überkam mich eine schlechte Vorahnung. Ich weiß nicht, aber vielleicht war es der Strom selber, der mir sagte, ich solle unsere komplette Streitkraft zum Pass bestellen. Also schickte ich, bevor ich mich selbst zum Pfad aufmachte, einen Boten zurück nach Yavannia, der unsere Krieger hier herbestellen sollte.“ Bennock nickte zustimmend und ergänzte: „So wie es aussieht kam er jedoch zu spät, um eine brenzlige Situation wie diese zu vermeiden. Ich befahl unseren Kriegern sich zu sammeln und dann aus zu rücken, aber das braucht nun mal seine Zeit. Also stürmte ich mit acht meiner besten Männer los, um euch zu unterstützen und Bescheid zu geben, dass Unterstützung auf dem Weg ist. Aber unterwegs liefen wir genau in die Arme, oder besser gesagt die Klauen des Feindes. Wir versuchten zu fliehen, aber wir sind nicht so schnell, wie unsere Weibchen. Die Köter holten uns schnell ein und alles was wir tun konnten, war sie uns durch kämpfen vom Leib zu halten. Ich schätze ihre Verluste auf ungefähr 70... Was mit den meisten meiner Kameraden passiert ist weiß ich leider nicht, aber ich befürchte das Schlimmste. Nur ich habe es bis hier hin geschafft.“ Es war zugleich eine traurige, aber auch erleichternde Neuigkeit. Ich bedauerte den Tod seiner Gefährten, aber gleichzeitig gab es uns die Gewissheit, das wir das überleben konnten! „Acht Krieger, die sich auf der Flucht befanden, haben es geschafft 70 der Köter zu töten... Das ist unglaublich! Sollte ihr ganzes Heer aus solchen Kämpfern bestehen, dann müssen wir nur solange durchhalten, bis sie hier eintreffen und wir sind gerettet!“ dachte ich fröhlich und ich schöpfte neuen Mut. Die beiden Frauen blickten mich mit entschlossenen Gesichtern an. Lächelnd nickte ich und überprüfte dann wieder das Vorrücken der Feinde, über Sivas Sicht. Bald waren sie da. Ich zog meine Schwerter, blickte über die Schulter und bat Fey: „Bitte geh zurück zum Pfad. Dort ist es am sichersten für dich... Ich glaube immer noch, dass Teles irgendwie mit den Kötern in Verbindung steht, also geh bitte kein Risiko ein.“ Ich wusste sie tat es widerwillig, aber sie nickte und ging zurück zum Schlachtfeld am Pfad. Die Kriegerinnen bildeten sofort eine schützende Traube um sie und dann erhob sich Meras herrschende Stimme. Sie erklärte die aktuelle Situation, aber während ich die Frauen beobachtet, entdeckte ich nirgends auch nur das kleinste Zögern. Sie vertrauten ihr und sie vertraute ihnen. Nachdem Mera ihren Vortrag beendet hatte, nahmen die Kriegerinnen sofort eine neue Formation ein. Sie bildeten einen Halbkreis, in dessen Mitte sich Fey und der verletzte Bennock befanden, der den Pfad komplett umschloss. Es würde ein zwei Frontenkampf werden, aber der Pfad war weiterhin von einer handvoll Kriegerinnen leicht zu halten und eher nicht das Problem. Sondern das Halten der Formation gegen die Köter. Sollten sie irgendwie durchbrechen können, würden sie den anderen in den Rücken fallen und dann wäre es für uns alle vorbei. „Das darf nicht passieren.... Und solange ich hier bin, wird das auch nicht passieren!“ schwor ich mir selber im Stillen, als ich mich in die Formation einreihte. Ich nickte den beiden Soldatinnen an meinen Flanken aufmunternd zu und bereitete mich geistig auf den folgenden Kampf vor. „Gleich ist es soweit.“ stellte ich fest, als ich nochmal die Bilder, die mir Siva schickte, überprüfte. Und tatsächlich konnten meine scharfen Augen schon eine kleine Bewegung in den Tiefen des Waldes ausmachen. Erst war es nicht mehr als das Rascheln eines Busches, aber dann lösten sich langsam die Konturen von hundeähnlichen Wesen aus den Schatten. Erst eine, dann zwei und dann immer mehr der Köter kamen von allen Seiten aus dem Wald. Eine leichte Brise trug ihren abartigen Gestank zu uns herüber, der eine dumpfe Wut in mir weckte. „Macht euch bereit!“ schallte Meras entschlossene Stimme über uns hinweg und alle, auch ich machten sich kampfbereit. Die Hunde kamen immer näher. Die ersten verließen den Wald und ließen dabei ein bedrohliches Knurren ertönen. Wir warteten. Wären wir vorgestürmt, wäre es unser Todesurteil gewesen. Doch plötzlich blieben die Hunde stehen und begnügten sich damit und mit ihren krötenhaften Augen zu fixieren und ab und zu ein Knurren ertönen zu lassen. Verwundert ließ ich meinen Blick erneut über die Wand aus Bäumen gleiten und da entdeckte ich sie. Zwei menschliche Gestalten, eine größere und eine kleinere lösten sich aus den Schatten.

Von Haut und Federn

Kapitel 19

Von Haut und Federn

 

Mit einer bösen Vorahnung beobachtete ich die beiden Gestalten, während sie langsam die schützenden Schatten der Bäume verließen. „Wie ich es mir gedacht habe.“ murmelte ich gedankenverloren und starrte Teles verhasstes Gesicht abschätzig an. Obwohl all seine Verletzungen von unserem letzten Zusammentreffen wenige Stunden zuvor, komplett verschwunden waren, besaß sein Gesicht nicht einen Hauch von Farbe. Doch diese Blässe verstärkte nur das unmenschliche Glimmen der Begierde in seinen Augen, die unentwegt auf Fey hafteten. Zusammen mit den Erinnerungen, kehrte auch meine versengende Wut zurück und unbewusst hielt ich meine Schwerter fester, sodass meine Fingerknochen weiß hervortraten. Mein Inneres brodelte. Am liebsten wäre ich aus der Reihe ausgebrochen und hätte ihm erneut jeden einzelnen Knochen in seinem verfluchten Körper gebrochen, aber ich beherrschte mich und begnügte mich damit, ihn mit vernichtenden Blicken zu taxieren. „Cian... Pass auf dich auf! Der andere Mann neben Teles besitzt eine seltsame Aura, die bestimmt nicht gutes verheißt.“ schallten plötzlich Feys Gedanken zu mir herüber. Ich zwang mich meine Aufmerksamkeit von Teles loszureißen und warf seinem Begleiter einen prüfenden Blick zu. Er war um einiges größer, aber auch schlanker, als Teles und hatte blonde Haare, denen im Schein der schwachen Sonne ein fahler und giftig grüner Schein anzuhaften schien. Er kam mir bekannt vor. Ich runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen und überlegte fieberhaft, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht daran entsinnen, wo ich ihn gesehen hatte. Plötzlich suchte er mit seinen kalten, blauen Augen meinen Blick, lächelte mir zu, verbeugte sich und klatschte dann vornehm in die Hände. Die ganze Geste hatte etwas verspottendes und da traf mich die Erinnerung wie ein Schlag. Er war der Kerl, der für all dies verantwortlich ist. Damals, als ich Fey vor diesen Hundebestien beschützt hatte, stand er plötzlich im Flur und hatte mich, genauso wie jetzt, verspottet. Mein ungutes Gefühl verstärkte sich und ich dachte so klar und deutlich wie ich konnte: „Fey, kannst du mir sagen, wie stark man sein muss, um eine exakte Kopie von einem selbst, die sich frei bewegen kann, an einem Ort, zudem man keinen Augenkontakt hat, zu projizieren?“ Es dauerte einen Moment, bis eine Antwort bekam und ich dachte schon, dass sie mich nicht gehört hatte, aber dann vernahm ich ihre besorgte Stimme: „Stark... Sehr stark. Ich kenne niemanden, der dazu in der Lage wäre. Solch ein Zauber muss mehrere Gesetze der Natur überwinden und verbraucht Unmengen an Energie. Aber wieso willst du das wissen? Was ist passiert?“ „Erklär ich dir später...“ brummte ich in Gedanken. Langsam begriff ich den Ernst der Situation... „Sollte dieser blonde Kerl wirklich so stark sein, ist es nicht unser Problem solange durchzuhalten bis unsere Verstärkung eintrifft, sondern eher ob die Verstärkung überhaupt etwas gegen ihn ausrichten kann.“ Während ich mir meine Gedanken machte und Blickkontakt mit unserem neuen Feind hielt, zog Fey die Siel Kyrj enger und nutzte ihre Macht über mich, indem sie sich die Erinnerungen, die ich ihr verschwiegen hatte, heraus suchte. Ich spürte einen stummen Aufschrei des Entsetzens, als sie gefunden hatte, wonach sie suchte. „Warum hast du mir davon nichts erzählt?“ schallten ihre Gedanken panisch zu mir herüber. „Ich dachte, ich hätte es mir nur eingebildet.“ gestand ich und fühlte mich plötzlich tierisch unwohl. „Eingebildet? So etwas bildet man sich nicht einfach ein! Das nächste Mal sagst du mir dergleichen direkt, auch wenn du nur glaubst, dass es Einbildung war.“ befahl sie mir und ich wusste, dass ich es das nächste Mal gar nicht anders machen könnte, selbst wenn ich es wollte. Ein Befehl der Seelenherrin war absolut. „Wir müssen uns einen Plan überlegen und Mera Bescheid geben, sonst wird das in einer Katastrophe enden.“ „Das wird knapp. Sie werden sich ihrer Ãœberlegenheit gewiss bewusst sein und sie auch ausnutzen.“ erwiderte ich, verließ meinen Platz in der Formation, der direkt von einer anderen Kriegerin, die mir einen verwirrten Blick zuwarf, gefüllt wurde und versuchte mir meinen Weg zu Mera, die in der Mitte des Halbkreises stand, zu bahnen. Doch ehe ich sie erreichen konnte, schallte ihre Stimme über uns hinweg: „Macht euch bereit! Sie greifen an, alles was wir tun müssen ist durchhalten! Unsere Männer sind bald hier!“ Lautes Kampfgeschrei folgte ihrer Ansage und machte es mir unmöglich mein eigenes Wort zu verstehen. Ich fluchte innerlich und spürte, wie ein gewaltiger Ruck durch alle Kriegerinnen ging, als die Hunde mit lautem Gebell und Knurren auf die Verteidigungslinie prallten. Ich drehte meinen Kopf, während ich weiter vorwärts drängte und sah, dass ein paar wenige Hunde es geschafft hatten die erste Verteidigungslinie zu durchbrechen. Doch sie wurden augenblicklich von den Klingen der zweiten Reihe begrüßt und starben ohne auch nur Winseln zu können. Motiviert schlängelte ich mich zwischen den Körpern hindurch und hatte Mera schon fast erreicht, als plötzlich ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von schmerzerfüllten Frauenschreien, meine Trommelfelle erschütterte. Ein heftiger Windstoß zerrte an meiner Kleidung und trieb mir die Tränen in die Augen. Ich blinzelte mehrmals, schaute mich verwirrt um und tiefes Entsetzen, gepaart mit unbändiger Wut ergriff mich. Unsere Formation war gebrochen. Teles und der Blondschopf inmitten einer mindestens vier Schritt breiten Schneise, in der alle Kriegerinnen, inklusive Mera, im wahrsten Sinne des Wortes, einfach weggeblasen waren. Einige hatten durch den Treffer ihr Bewusstsein verloren und wurden mehrere Meter durch die Luft geschleudert. Ich zählte drei unglückliche Frauen, die den Abgrund herunter geschleudert wurden. Mera landete irgendwo zwischen den anderen Kriegerinnen.

Unsere beiden menschlichen Feinde gingen ungestört die Schneise entlang, ohne angegriffen zu werden. Wütend wollte ich los stürmen, doch dann begriff ich wieso. Blitzschnell weckte ich wieder die Kräfte, die in mir schlummerten und nach dem kurzen Schmerz in meinen Augen, erhielt ich meine zweite Sicht. Und da sah ich es. Jeder, der von dem Windstoß erfasst worden war, wurde von einem schwarzen Schleier verhüllt. „Teles...“ knurrte ich und da erinnerte ich mich, wofür er diesen Zauber das letzte Mal eingesetzt hatte. Panisch wirbelte mein Blick zum Ende der Schneise. Ich verfluchte mich. Dort stand Fey, genauso gelähmt, wie der Rest. Unsere Feinde hielten mit einem siegessicheren Lächeln auf sie zu. „Ich kann das nicht zulassen! Ich muss kämpfen!“ befahl ich mir selbst und begann gegen Teles Bann anzukämpfen. Obwohl sein Zauber diesmal viel weitflächiger war, als beim letzten Mal, so war er jedoch mindestens genauso stark. Meine Muskeln reagierten nicht und dieses unglaubliche Gewicht, das auf jeder Stelle meines Körpers lastete, zu tragen, verlangte mir alles ab. Neben mir brachen die ersten Kriegerinnen zusammen und ich war unfähig ihnen zu helfen. „Verdammt, wenn das so weiter geht sind wir alle Geschichte!“ fluchte ich und beobachtete hasserfüllte, wie Teles und sein Gefährte langsam an mir vorbeigingen. Er warf mir einen Blick voller Genugtuung zu und formte mit seinen Lippen die Worte: „Erst Fey, dann du.“ Meine Hilflosigkeit schürte meine Wut ins unermessliche. Ich würde nicht zulassen, dass sie Fey etwas antun. Niemals!

Plötzlich geriet die Siel Kyrj in heftige Schwingung. Fey hatte den ersten Schock überwunden und begriff die Situation. „Cian?! Lebst du noch?“ „Bei mir ist alles klar, aber mach, dass du da weg kommst! Die sind hinter dir her.“ „Ich kann mich nicht bewegen. Teles Bann ist zu stark... Was wird jetzt passieren? Ist es das Ende?“ „Nein halte durch... Ich... Ich werde das irgendwie schaffen. Ich habs dir doch versprochen!“ versuchte ich sie zu beruhigen, doch ich hatte keine Ahnung, wie wir das Blatt noch wenden könnten. Und das wusste auch Fey. Da blieb der blonde Mann plötzlich stehen, drehte seinen Kopf zu mir herum und musterte mich neugierig. Ich erwiderte seinen Blick mit so viel Abscheu wie ich konnte, doch dann hörte ich wieder das Knurren der Hunde und im nächsten Moment die schmerzerfüllten Todesschreie der gelähmten Kriegerinnen. Meine Augen weiteten sich vor Entsetzten, während sich die schmalen Lippen des Mannes zu einem grässlichen Grinsen verzogen. Die Schreie meiner sterbenden Gefährtinnen, meine eigene Hilflosigkeit und Verzweiflung, die drohende Niederlage und das schreckliche Schicksal einer Person, die mir am Herzen liegt... Alles war mir bekannt. Alles hatte ich bereits einmal durchlebt. Die Erinnerungen an meine letzte Schlacht, bevor ich mein Gedächtnis verlor, drängten auf mich ein. Ich sah meine Freunde sterben, hörte das unmenschliche Siegesgeschrei der Alten und dann spürte ich meine tödlich verwundete Schwester in meinen Armen. Ihr warmes Blut tränkte meine Kleidung, während ich nur zusehen konnte, wie das Leben aus ihren Augen wich. Und dann spürte ich die Wärme... Die Wärme, die mich gerettet hatte. Diese uralte Macht, die meine Seele geschützt hatte und mich hierher brachte. Eine Träne floss mir die Wange herunter und während ich zusah, wie sie an meinem Kinn herunter tropfte und auf den Boden fiel, fragte ich mich: „Warum? Wieso wiederholt es sich? Will mich der Planet quälen? Was habe ich getan, dass ich so ein Schicksal verdiene? Warum zieht er Fey und die anderen da mit rein?“ Meine Hände fingen an zu zittern und ballten sich langsam zu festen Fäusten. „Ist er vielleicht keine verehrungswürdige Macht? Verfolgt er seine eigenen Pläne? Warum dienen wir ihm? Werden wir nur benutzt?“ Die Wut über meine Unwissenheit steigerte sich ins Unermessliche. „Sind Fey und ich nichts, als Marionetten?“ Die Fragen trugen einen ekligen, aber vertrauten Beigeschmack mit sich und plötzlich spürte ich, wie ein kleiner Teil meines alten Selbst zu mir zurückkehrte. Ein schmerzhaftes Pochen, das von meinem Kopf ausging, erfasste meinen gesamten Körper. Ich stieß einen schallenden Schrei aus, als die Kraft mich durchflutete. Mit einem angenehmen Brennen schoss sie von meinem Kopf aus, die Wirbelsäure herunter und ließ dann meine Arme und Beine von innen in Flammen der Kraft aufgehen. Ich richtete meinen Blick auf Teles, konzentrierte mich und sprengte dann seinen Bann. Augenblicklich sprangen mir meine Schwerter in die Hände und ich preschte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Er hatte zwar sofort gemerkt, dass ich seinen Bann gebrochen hatte und wirbelte überrascht zu mir herum, doch da war es schon zu spät für ihn. In wenigen Sekunden hatte ich die kurze Strecke zwischen uns überwunden und spießte ihn, noch bevor er einen seiner verfluchten Zauber wirken konnte, mit beiden Klingen auf. Gierig nach seinem Leben, glitten sie ohne Probleme durch sein Fleisch und zerfetzten auf ihrem Weg seine Leber und Nieren. Er stöhnte laut auf, sackte vorne über und während er seine letzten schmerzerfüllten Atemzüge tat, zog ich eine Klinge schön langsam aus ihm heraus und flüsterte voller Genugtuung: „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich bei unserem nächsten Treffen töten werde oder?“ Mit diesen Worten winkelte ich mein Schwert an und stieß es ihm kalt in seinen Genitalbereich. Er schrie ein letztes Mal auf und brach dann auf der Stelle leblos zusammen. Sofort brach sein Bann und die verbleibenden Kriegerinnen gaben ein wütendes Kampfgeschrei von sich, als sie sich auf die Hundebestien stürzten und versuchten die Öffnung im Kreis zu schließen. Da tauchte Mera plötzlich keuchend und mit ihrem Zweihänder kampfbereit in den Händen, neben mir auf und brummte: „Kannst du ihn solange beschäftigen, bis ich um die Köter gekümmert habe und unsere Formation wieder steht?“ Ich nickte stumm und ließ den blonden Mann nicht aus den Augen. Ich war froh, dass es ihr gut ging, aber im Moment hatte ich andere Sorgen. Obwohl er seinen Gefährten verloren hatte und sich nun von hundert Kriegerinnen umzingelt sah, konnte ich nicht die geringste Spur von Angst auf seinem markanten Gesicht entdecken. Er sah auf den leblosen Körper von Teles herab und alles, was ich in seinem Blick erkennen konnte, war Niedertracht und Abscheu. Mera bedachte mich mit einem letzten, besorgten Blick und warf sich dann mit lautem Gebrüll auf den nächsten Feind.

Ich trat mehrere Schritte vor und fragte den Mann: „Was bist du und was ist dein Ziel?“ Er hob seine Augen von Teles und schaute mich amüsiert an. „Das weißt du nicht? Wie schade... Anscheinend ist alles wahr... Dein altes Ich hätte sich bestimmt gefreut mich zu sehen, kleiner Falke.“ kicherte er, während seine kalten Augen auf mir ruhten. „Du kennst mich?“ fragte ich vorsichtig. Ich wusste, dass ich ihm nicht trauen konnte, er war immerhin mein Feind, aber trotzdem machte er mich neugierig. Er kicherte wieder: „Gewiss. Und momentan wahrscheinlich sogar besser als du dich selbst. Aber es wäre doch langweilig, dir jetzt schon alles zu verraten oder? Außerdem könnte ich dann nicht mehr meine Rechnung mit dir begleichen.“ Etwas an seinem Verhalten machte mich stutzig. Er schien es nicht zeigen zu wollen, aber ich hatte das Gefühl, das er ernsthaft versuchte mich auf seine Seite zu ziehen. Diese Ahnung, auch wenn sie nur eine haltlose Vermutung war, fachte meine Wut erneut an. Langsam hob ich meine rechte Klinge, zeigte mit ihrer Spitze auf seine Brust und meinte gleichgültig: „Dann kämpfe und stirb.“ Er lachte erneut, diesmal jedoch anders als vorher. Ich wusste nicht inwiefern es anders war, aber ich glaubte eine Spur von Nervosität heraus zu hören. Doch dann hörte er plötzlich auf, fasste sich an den Kopf und sagte kopfschüttelnd: „Da hätte ich doch beinahe vergessen, dass du dich an nichts erinnern kannst. Ich werde deine Verzweiflung genießen!“ Noch ehe ich etwas erwidern konnte, wurde sein Körper von heftigen Krämpfen erfasst. Verwirrt umfasste ich meine Schwerter fester und beobachtete ihn argwöhnisch. Plötzlich zerriss die Kleidung an seinen an Armen und Oberkörper und es wuchsen kleine, schwarze Knochen aus seiner Hüfte, die sich erstaunlich schnell, bis zu seinen Armen ausdehnten und mit ihnen verwuchsen. In der nächsten Sekunde erklang ein lautes, ekliges Knacken und aus seinem Rücken wuchsen ebenfalls dieselben schwarzen Knochen und erschufen zwei seltsame Gebilde. Er stieß einen nicht mehr menschlichen Schrei aus und dann wurden die schwarzen Knochen von einer hauchdünnen Schicht brauner Haut überzogen. Ungläubig starrte ich ihn an. Die Gebilde an seinem Rücken wurden zu zwei ledernen Flügeln von mehreren Metern Spannweite und die dünne Haut zwischen seinen Armen und seiner Hüfte zu einer Tragfläche, mit der er bestimmt gut in der Luft gleiten konnte, ohne Kraft für die Flügelschläge zu verbrauchen. Angesichts meiner Ãœberraschung stieß er ein überlegenes Kichern aus und ließ mehrere Knochen aus seiner rechten Hand wachsen, die sich nach und nach miteinander verpflochten und ein so eine Art Knochenschwert formten. „So kleiner Falke, mach dich bereit meine Rache zu spüren!“ Er bereite seine schwarzen Flügel aus und mit wenigen, kraftvollen Schlägen befand er sich mehrere Meter in der Luft. Die Kriegerinnen waren zwar zäh und anscheinend einiges gewohnt, aber der Anblick dieses geflügelten Ungeheuers jagte ihnen einen hoffnungslosen Ausdruck auf ihre Gesichter. „Verflucht... Sollte ich diesem Ungeheuer nichts entgegenzusetzen zu haben, wird ihr Kampfwille nicht mehr lange vorhanden sein.“ dachte ich düster, während ich den Angriff abwartete. „Ich muss mir dringend etwas überlegen...“ Doch es war zu spät. Er ging in den Sturzflug über und hielt mit einem lauten Lachen genau auf mich zu. Die Spitze seines schwarzen Schwertes zeigte genau auf mein Herz. Ich versuchte seine Geschwindigkeit einzuschätzen und ihn abzufangen, aber urplötzlich beschleunigte er. Ich hatte gerade noch genug Zeit, um zu erkennen, dass ich ihm nicht mehr ausweichen kann. „Er ist zu schnell...“ schoss es mir durch den Kopf und ich bereitete mich innerlich schon darauf vor aufgespießt zu werden. Doch dann schoss er, kurz bevor er mich erreichte steil nach oben, änderte seine Richtung und hielt mit einem irren Lachen auf Fey zu, die sich an den Rand der Klippen geflüchtet hatte. „Leider habe ich meine Befehle, die ich zuerst erfüllen muss, aber sobald ich mit ihr fertig bin, bist du dran kleiner Falke!“ schrie er lachend und schoss geradewegs auf Fey zu, die ihn nur geschockt anstarrte. Ich fluchte lauthals und rannte so schnell ich konnte auf sie zu. Aber er war einfach zu schnell. Er erreichte sie weitaus eher, tötete die beiden Kriegerinnen, die sich schützend vor ihr aufgebaut hatten, mit einem einzigen Streich, packte Fey an der Kehle und hob sie ohne Mühe zu sich hoch. „Fey!“ schrie ich verzweifelt, aber ich konnte nichts tun. Mich trennten immer noch mehrere Meter von ihr. Ãœber die Siel Kyrj spürte ich ihre Angst und Hilflosigkeit. Sie versuchte sie zu wehren, aber sowohl ihre Schläge, als auch ihre Zauber prallten einfach von dem geflügelten Ungeheuer ab. Er hob sie weiter hoch, bis sich ihre Gesichter auf einer Höhe befanden und dann presste er seine Lippen auf ihren Mund. Dann fing die Siel Kyrj an zu beben. Es waren keine natürlichen Schwingungen, das Monster versuchte ihr einen Teil der Seele aus dem Leib zu reißen. Aber das wollte ich nicht zulassen. Ich klammerte mich an den Teil, der mit mir verbunden war und kämpfte mit all meiner Geisteskraft gegen ihn an. „Niemals! Niemals wirst du bekommen, was du willst!“ schrie ich über meine Bindung zu Fey, zu ihm herüber und kurz danach traf mich ein unglaublich mächtiger Schlag über die Siel Kyrj, der kurz alle meine Sinne abschaltete. Beinahe verlor ich das Gleichgewicht, konnte mich aber im letzten Moment, als meine Sinne wiederkehrten, wieder fangen. Ich war den beiden näher gekommen und hörte wie der Geflügelte verächtlich murmelte: „Pah! Eine Seelenbindung mit dem Idioten, du bist wahrlich eine Göre, die es verdient zu sterben.“ Dann trat er einen Schritt vorwärts, ließ Fey, die ihr Bewusstsein verloren hatte, kurz über dem Abgrund baumeln und ließ sie dann fallen. „Fey!“ Schrie ich entsetzt und beschleunigte mein Tempo, obwohl meine Lunge bereits höllisch brannte. Ich verlor das Gespür für meine Umwelt. Ich merkte nicht mehr, wie die Kriegerinnen verzweifelte Schreie von sich gaben und einige sogar ihre Waffen weg warfen und mit leerem Blick auf die Knie fielen. Auch Meras herrische Stimme vermochte mich nicht mehr zu erreichen. Meine Welt bestand im Moment nur aus mir, meinem Feind und Fey. Das Ungeheuer drehte seinen Kopf zu mir herum, lächelte gehässig und erhob sich erneut in die Luft, um meinem Schwerthieb auszuweichen. Aber damit hatte ich erreicht, was ich wollte. Blitzschnell steckte ich meine Scwerter in die Scheiden, sprintete geradewegs an ihm vorbei und folgte Fey mit einem beherzten Sprung in die Tiefe.

Ich spürte wie der Wind an meiner Kleidung zerrte, als ich meine Arme so eng an den Körper presste wie ich konnte. Die steinernen Wände des Plateaus zischten an mir vorbei und anhand des lauter werdenden Pfeifen des Winds wusste ich, dass ich schneller wurde. Innerhalb weniger Sekunden erreichte ich Fey, die immer noch bewusstlos war. Mein Herz machte einen glücklichen Sprung, als ich sie beherzt in die Arme nahm und an mich drückte. In diesem Moment öffnete sie die Augen, schaute sich schweigend um und fragte mit brüchiger Stimme: „Werden wir sterben?“ Noch ehe ich darüber nachgedacht hatte erwiderte ich mit einem beruhigenden Lächeln: „Es wird Zeit deiner Legende ein wenig Leben einzuhauchen.“ Sie blinzelte verständnislos. „Halt dich gut fest.“ riet ich ihr und legte meinen Arm um ihre Hüfte und drückte sie fest an mich.

Ich konzentrierte mich auf die pulsierende Kraft in meinem Körper und noch ehe ich ihr einen Befehl geben konnte, gehorchte sie meinen unausgesprochenem Wunsch und brach los. Sie konzentrierte sich in Windeseile in einem Punkt nahe meiner Schulterblätter und mit einer Explosion dieser Kraft, setzte die Verwandlung ein. Ein leichter Schmerz durchzuckte mich, ich krümmte mich leicht und plötzlich spürte ich etwas unter meiner Haut. Etwas wuchs aus den Knochen meiner Wirbelsäule und drängte nach draußen, doch mein Körper wollte es noch nicht gehen lassen. Es wuchs weiter und ein unangenehmes Gefühl, so als ob ich jeden Moment zerplatzen würde, ergriff mich. Aber dann öffnete sich meine Haut, direkt unterhalb den Schulterblättern, sodass es ungehindert nach draußen schießen konnte. Der kühle Wind schoss an mir vorbei, meine Sinne wurden schärfer und dann breitete ich sie aus. Mit einem einzigen heftigen Ruck verlangsamte sich unser Fall abrupt und ich spürte wie der Wind an den Federn meiner Flügeln zerrte. Fey stieß einen überraschten Schrei aus und ihr Gesicht wurde noch ein Stückchen blasser, als es ohnehin schon war. „C-Cian..?“ stotterte sie verblüfft und starrte mit vor Staunen geweiteten Augen auf meine langen, spitz zulaufenden Flügel. Ihre Oberseite war überwiegend in einem dunkelblaugrau gefärbt, doch ab und zu wurde der sanfte Ton von hell braun geränderten Federn unterbrochen. Die Unterseite hatte einen weißen bis cremefarbenen Grundton und war unregelmäßig von dunklen Tönen gestrichelt. „Wollen wir diesem falschen Vogel mal zeigen, wer der wahre Herrscher der Lüfte ist?“ Fassungslos nickte sie und ich begann mit meinen Flügeln zu schlagen.

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