Beschreibung
Stefan merkt schnell, dass der Hafen der Ehe nicht immer der sicherste ist.
Spielplatzgigolo
Ich will es mal so sagen: Als ich im zartem Alter von ungefähr drei Jahren meine erste Erektion bekam, wusste ich dass mich mein Pimmel noch in arge Probleme bringen würde. Ich meine, ein Körperteil, das über achtzig Prozent des Tages schlaff, klein und runzelig an einem unbrauchbar herunter hängt, um dann für wenige Augenblicke Baseballkeule spielt und die Glocken darunter zum schmerzhaften Drücken bringt, kann einen Menschen ja nur in die Hölle, oder wie in meinem Fall, in den Wahnsinn treiben.
Mit ungefähr elf wusste ich dann, dass Muschis mein Verhängnis waren. Ich fand im Schrank meines Vaters ein Playboy – Magazin und holte mir noch im Schlafzimmer meiner Eltern einen runter, da mein kleiner Freund, nach den ersten Blicken auf nackte Körper schöner Frauen, sofort meine Hosen sprengen wollte. Das einzige was half, das fühlte ich instinktiv, war Reibung und so verschoss ich meine erste Ladung auf den Flokati meiner Mutter. Dieses erste Erlebnis, meiner eigenen Sexualität, hatte zwei Ereignisse zur Folge. Erstens erlebten meine Schwester und ich, den ersten öffentlichen Streit unserer Eltern, der um Pornos und andere Frauen ging und zum zweiten sah ich meine Schulkameradinnen von diesem Tag an mit ganz anderen Augen.
Ich versuchte im Schwimmunterricht ihre kleinen rosa Fotzen, bei zufälligem Herauslugen, mit den Augen zu erhaschen und starrte minutenlang auf die kleinen Wölbungen auf ihren schmalen Brüsten, die einmal ausgewachsene Busen werden sollten. Auf dem Schulhof verfolgte ich unsere jüngste und hübscheste Lehrerin Frau Lurk, die sich der Beobachtungen der älteren Schüler gewiss war und sich in der Frühlingssonne gerne vor diesen und meinen Blicken räkelte.
Mit dreizehn, als die Ehe meiner Eltern in den letzten Zuckungen lag, schaffte ich es dann meine erste Freifahrt auf dem Cockride anzubieten. Ich glaube sie hieß Ramona, war ein Jahr älter als ich und sprach mich auf dem Spielplatz neben unserem Haus an. Ich nahm sie mit nach oben in unsere Wohnung, meine Mutter war mit meiner Schwester in der Stadt und mein Vater, gerade in den Dreißigern und wissend, dass seine Ehe bald vorbei sein würde, war auf der Jagd nach Frau Nummer zwei und rammelte sie genau drei Minuten auf dem Boden unseres Kinderzimmers.
„Für das erste Mal nicht schlecht, Kleiner,“ sie war fast zwei Köpfe unter mir, „aber lass dir mehr Zeit, das ist kein Wettrennen.“
Mit dieser netten, aber auch ruppigen Aussage verlief mein Leben in den nächsten Jahren gar nicht mal so schlecht. Ich trainierte beim Wichsen meinen Erguss solange wie möglich zurück zuhalten, bis es schmerzte und als ich mit fünfzehn meinen zweiten Versuch starrten durfte schaffte ich es auf glatte fünfzehn Minuten mit Kondom. Als ich siebzehn war heiratete mein Vater seine zweite Frau und ich bekam auf dem feuchtfröhlichen Hochzeitsfest meine dritte Gespielin. Es hätten wohl mehr sein können in den ersten beiden Jahrzehnten meines Lebens, aber irgendwie konnte ich Frauen nie ansprechen, ich bekam nie einen Ton heraus. Nie wollte mir ein flotter Spruch einfallen, oder eine tolle Geschichte, vielleicht weil es die ganze Zeit über in meinem Hirn dröhnte: Ich will ficken! Aber und das war schon fast seltsam, sprachen mich immer wieder Mädchen und junge Frauen an, die sich auch relativ schnell mit mir zum Tet a tet und dann auch ohne große Vorreden in meinen Betten wieder fanden. Nur mit den wenigsten gab es ein Wiedersehen und mit 27 dauerte meine längste Liaison gerade mal drei Monate und ich machte eine Reise nach Spanien, um einen Roman zu beginnen und mir über mein weiteres Leben Gedanken zu machen. Denn bis Dato wechselte ich die schlecht bezahlten Jobs genauso häufig wie ich von Frauen genommen und verlassen wurde. „Brauchst du einen Job?“ Meine Antwort war immer: Ja, „Hast du heute Nacht was vor?“, meine Antwort war immer: Nein!
In Spanien traf ich Angelika. Wir vögelten von vierzehn Tagen zwölf und bevor sie zurück zu ihrem Mann und dem Kind fuhr sagte sie zu mir: „Stefan, du bist ein lieber Kerl. Mit dir hat man Spaß, aber du bist kein Heiratsmaterial!“
Kein Heiratsmaterial. Mir wurde plötzlich bewusst, dass ich trotz der in die Brüche gegangenen Ehe meiner Eltern, wohl die ganze Zeit auf der Suche nach Miss Right war. Mit der Erkenntnis ließ ich mich monatelang auf keinen Fick ein und schrieb wie ein Besessener meinen Roman fertig, der angelehnt an meinen bisherigem Leben und den teils lustigen Erfolgen und Misserfolgen meines Seelenheils war. Ullstein war der erste Verlag, der mir ein Angebot machte und ein gutes Honorar und eine faire Beteiligung versprach. Aber es wurde erst einmal kein Bestseller. Die Werbetrommel wurde vorsichtig gestartet und mit dem Honorar kaufte ich mir eine Wohnung und von der Beteiligung und einem Halbtagsjob kam ich so gerade um die Runden. Ich war dreißig, mein erstes Buch war auf dem Markt, konnte mein Leben in Bars und Cafés etwas genießen und traf mich mit Freunden, die sich in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt hatten.
Und dann traf ich Dagmar.
Sie war nun nicht das was ich als schön bezeichne. Sie war anders und sie hatte irgendwas, was mich anzog. Ich weiß nicht ob es ihre zwanzig Lenze waren, oder doch ihre klaren, fast eisblauen Augen, auf jeden Fall stellte ich mit ihr fest, dass Männer mit Dreißig nach dem zweiten Samenerguss erst einmal sehr fertig waren, darauf hatte mich keiner vorbereitet. Aber irgendwie lief es ganz gut zwischen uns und sie verließ mich erst nach zwei Jahren, weil sie glaubte, ich sei mit 33 nicht erwachsen. Liebeskummer, Whisky und eine Sechzehnjährige, für die ich zwei Monate erwachsen genug war, ließen mich Dagmar für ein halbes Jahr vergessen. Dann stand sie mit einem Hammer vor meiner Türe.
„Ich bin schwanger!“
Die Antwort, der meisten Männer wäre ja sofort gewesen: „Von mir?“, aber ich schenkte mir diese Farce und sagte nur: „Ja.“ und schaute die kleine Beule auf ihrem Bauch fasziniert an.
Sie sprach davon, dass ich keine Verantwortung haben würde, sie fände es nur anständig, dass ich es wüsste und sie wolle mich auch zu nichts zwingen und in meinem Kopf hörte sich alles nach Blabla an. Ich würde Vater werden und sollte keine Verantwortung übernehmen? Ich hatte mein ganzes Leben noch keine Verantwortung übernommen und nun sollte ich mich auch vor dieser drücken? Der Liebeskummer und unsere Beziehung standen noch im Raum, als wäre sie nie weg gegangen. Ich nahm sie in die Arme und küsste sie. Ich glaube Frauen rechnen in einer solchen Situation mit allem, - Alimente, „Mach dich weg!“, „Und?“ - aber nicht mit einer solchen Reaktion. - Glaube ich zumindest. Sie fiel mir um den Hals, wir waren so schnell nackt und als ich meinem ungeborenen Kind, in meiner Vorstellung, zum zweiten Mal auf den Wohnzimmertisch spritzte, war ich wirklich zum ersten Mal in meinem Leben glücklich.
Glück ist eine Sache, wie Liebe, die meistens nur von kurzer Dauer ist. Aber bei uns, und auch bei mir, hielt die Liebe doch gute zwei Jahre und das eheliche Glück drei. Ich heiratet Dagmar noch vor der Geburt unseres Sohnes Kurt, was wir englisch aussprachen zu Ehren Cobains, und ich verkaufte meine Wohnung zu einen guten Preis und konnte so eine größere und günstigere Wohnung im Süden der Stadt erwerben. Wie sich herausstellen sollte in Hellskitchen unserer Stadt.
Hier lebten die Leute, die eigentlich nichts geschafft hatten, die sich von Job zu Job hangelten, von Drogen und Prostitution. Aber in solchen Viertel ist die Kinderrate sehr hoch und so gibt es schon fast ein Überangebot an Spielplätzen und KiTas.
Drei Jahre war ich wirklich ein treuer Ehemann und gut sorgender Vater. Dann kamen die Spielplätze.
Dagmar, die Verkäuferin war, ging ein halbes Jahr nach Kurts Geburt wieder zur Arbeit. Sie wollte eigenes Geld verdienen. Wir teilten die Lebenskosten, der Rest sollte fürs Kind und für jeden selbst gehen, eigentlich ein guter Deal. Mir reichten so die Einnahmen meines Romans, der sich plötzlich besser verkaufte und schon die erste Anfrage von Senator Film nach den Rechten brachte. Sie wollten mein Buch verfilmen, mit Christian Ulmen in der Hauptrolle. Ich verkaufte die Rechte, mein Agent schlug noch eine Beteiligung an den Einnahmen heraus. Na, ja was soll ich sagen, zu diesem Zeitpunkt klang es nach Wahnsinn, so einfach ging das. Ich nehme vorweg, dass es aber dann doch ein Flop wurde. Ulmen wurde krank und seine Rolle wurde von Oliver Pocher, der gerade alles machte, übernommen und die Kinobesucher straften den Film ab. Aber hey, ich bin noch keine vierzig, habe ein Buch geschrieben, von dem es sogar einen Film gibt. Ich reise mit Vorlesungen herum und habe einen tollen Sohn. Bin zwar geschieden und alleine, aber das bin ich ja selbst schuld. Wie gesagt, ich wusste schon früh, dass mein Pimmel mich in Schwierigkeiten bringen würde.
Die Ehe war erkaltet. Ich weiß nicht woran es lag, an uns, an dem Leben? Liebe verschwindet einfach. Sie kommt und geht wie ein Fieber. Bei uns war dieses Fieber schon seit zwei Jahren vorbei, wir schliefen vielleicht zwei mal im Monat miteinander, lustiger Weise reichte mir das sogar und ob es daran lag, bezweifle ich doch sehr stark. Der Mensch ist Mensch, wie Nikos Kazantzakis Alexis Sorbas sagen lässt und so verhält es sich wirklich. Ich liebe mein Kind und ich weiß, dass es sich nie ändern wird, aber die Liebe zu meiner Frau, ist erloschen wie ein verlassenen Campfire. Warum, und wer Schuld hat, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich weiß nur, Dag war arbeiten ich ging mit Kurt auf die Spielplätze seit er laufen konnte und landete irgendwann auf dem, der meinem Sohn und mir am besten gefiel. Meinem Sohn gefielen eigentlich alle, aber mir gefiel der, der mein Verhängnis werden sollte, so gut, weil dort keine verkniffen türkischen Mamas herum saßen und Männer beäugten, die an Stelle zu arbeiten mit ihrem Kleinen auf der Bank saßen. Für die meisten galt ich als arbeitsscheues Etwas und wurde mit Missachtung verjagt.
Der Spielplatz, mein zukünftiges Jagdrevier war fest in osteuropäischer Hand. Russen, Letten, Georgier, Bulgaren und was weiß ich aus welcher Herren Länder. Was sich klar herauskristallisierte war das: Keine Kopftücher, keine verkniffenen Gesichter, kein gezicke, kein böser Blick, sondern schöne, junge, sexy Mamas, die einem das Auge überlaufen ließen und plötzlich fühlte ich mich wieder in die Vergangenheit versetzt, als ich noch aus den Vollen schöpfen konnte. Es ist wohl der Stich im Herzen des alten Löwen, wenn er sieht, dass es wohl bald zu Ende geht. Ich meine Dag stand kurz vor ihren 25. Geburtstag, also auf keinen Fall alt, aber sie hatte jeglichen Reiz für mich verloren und ich stellte fest, dass ich mit fast 38 zum Alteisen ab deklariert wurde. Wie war das nur passiert? Und warum hatte ich es nicht gemerkt? Wie konnte ich von dem wilden Hengst, der ich einst war, zu diesem Maulesel werden, der sich mit Windeln wechseln und ein, zwei Mal im Monat Mutti besteigen zufrieden gab? Das Leben ist schon komisch, fast eine griechische Tragödie. Ist man alleine, will man eine Familie, hat man Familie, sehnt man sich nach Freiheit. Mensch, du bist Mensch! Nein. Mensch du bist kein Mensch, du bist Mann. Der Mensch so sagte es ,glaube ich, schon Platon, ist nie zufrieden. Und der Mann ist noch unzufriedener. Solange seine Eier Sperma produzieren, wird er sich immer wünschen das klebrige Zeug zu verteilen. Es führt ihn in den Himmel und in die Hölle und lässt ihn sein Abbild sehen. Und vor allem, bringt es ihn nur ins Unglück. Selig sind die Impotenten, denn ihnen ist das Himmelreich! Ja wohl mein Freund, die hast du in deiner Bergpredigt vergessen!
Ich gehöre leider nicht zu ihnen.
Die erste war Larissa. Sie hatte einen zwei Jahre alten Sohn, der von meinem Erscheinungsbild so erschrocken war, dass er jedes Mal weinte, wenn er mich sah. Also war Papa wohl der typisch Ostmann und schlug wohl ab und an mit der Faust auf den Tisch. Der Junge zuckte jedes Mal, wenn ich Kurt rief. Dann war es soweit, sie entschuldigte sich dafür bei mir, versicherte mir, dass ich einen sehr süßen Sohn habe und wir kamen ins Gespräch. Mal mehr, mal weniger, je nachdem wie viel Betrieb auf dem Gelände herrschte.
Dann an einem Tag, an dem es nach Regen aussah, waren wir die einzigen Kind/Eltern – Pärchen und sie fragte mich, nach meiner Frau aus und ob die Arbeitslosigkeit mich zermürben würde.
„Meine Frau verdient ihr eigenes Geld. Ich bin Autor, so kann ich unseren Sohn großziehen. Es macht eigentlich sehr viel Spaß.“
„Oh, Ihre Frau ist sehr glücklich. Andrej war fast ein Jahr arbeitslos, wurde verrückt, so mürrisch - immer Streit. Jetzt arbeitet er bei einer Zeitfirma. Viel Arbeit, bisschen Geld. Ganzen Tag weg. Und ich und kleiner Andrej viel alleine.“
So schüttete sie mir ihr Herz aus und als es zu regnen begann gingen wir einfach zu ihr nach Hause. Die Jungen spielten mit Lego und im Schlafzimmer blies mir dieser wunderschöne, blonde Engel einen und ich fickte sie bis sie zitternd von mir ab stieg und weinte. Mein Gewissen war seltsam rein. Ich liebte Dag nicht mehr und merkte dass mir sofort Bilder von Kurt durch das Hirn geisterten, der wie ich als Scheidungskind groß werden würde. Larissa wischte sich die Augen und begann gleich darauf wieder an meinen Hodensack zu nuckeln.
Wir trafen uns in dem Monat noch dreimal, bevor sie mir Karina vorstellte. Karina war eine dunkelhaarige Wolgaschönheit, die starken Ostakzent hatte und mich schon beim ersten Treffen fast mit den Augen auffraß. Ihr Mann arbeite bei einem Autozulieferer auf drei Schichten und sie hatte eine Tochter in Kurts Alter, mit der er sich Shrek ansah, während ich es der Mutter besorgte. Nun, ich ging seit drei Monaten auf den Spielplatz und hatte schon mit zwei Müttern ein Verhältnis. Karina schleppte Katrin an, eine Bulgarin mit einem Zwillingspärchen und tätowierten Brüsten und Arschbacken. Ihr Mann war Fernfahrer und nur jedes zweite Wochenende daheim, so konnte ich sie auch mal Abends besuchen und meiner Frau vorgaukeln, ich würde mit einem befreundeten Schreiberling in die Südspitze gehen und einen trinken. Der Sommer erreichte seinen Höhepunkt und ich lernte noch die alleinerziehende, achtzehnjährige Sonya kennen, die von einer Freundin gehört habe, mich müsse man nicht lange bitten. Ich musste schmunzeln. Frauen zerrissen sich das Maul über mich, als sei ich eine Hure.
Dann brachte Larissa Olga mit. Olga, die wahnsinnige, schöne und zerstörerische Olga.
Sie war 25, 1, 80 m groß und sie hatte Beine, die zum Himmel reichen wollten. Ihr Busen war nur in einem gelben Top versteckt und er wollte das bisschen Stoff sprengen. Ich habe noch nie mit einer Frau gefickt, wo das Eindringen sich in bitter süßen Schmerz verwandelte. Sie stellte Sachen mit mir an, -von denen irgendwelche Flaschenhälse in meinen Anus schieben das schmerzloseste war - sie fand Punkte, die nie zuvor eine Frau entdeckte.
Eines Abends sprach Dag mich an.
„Sind wir jetzt so weit?“
„Wie weit?“ wollte ich über meinen Laptop gebeugt wissen.
„Das wir nicht mehr miteinander schlafen.“
Ich wollte protestieren, ich bumste mehr als zu meinen Junggesellentagen, nur halt nicht mit meiner Frau. Sie war meist müde, schlecht gelaunt, oder schlief mit Kurt auf der Couch ein. Ich dachte mir, wenn sie nicht will, dann hat sie schon, aber so genau konnte ich die Vögelrei nicht mehr von einander trennen, alles verschwamm in einem See aus Fotzen, Ärschen und Titten.
„Hast du eine Affäre?“
„Nicht eine!“ gab ich zu, sie hörte die Ironie nicht heraus, setzte sich neben mich auf den Boden und legte mir ihre müden Füße auf den Schoß.
„Wir sehen uns nicht mehr so häufig, ich bin nur im Geschäft...“
„Du wolltest arbeiten....“
„Ja, in deiner Nähe fühle ich mich unsichtbar. Liebst du mich noch? Es soll kein Vorwurf sein, ich will' s nur wissen. Weil ich nicht mehr weiß, ob ich dich liebe.“
„Liebe ist ein großes Wort...“
„Jetzt kommt der Gelehrte wieder raus. Ich frag nicht Helmut Karasek, ich frage dich, also bitte keine Philosophie!“
„Ich weiß nicht.“ Ich klappte das Laptop zu und schaute ihr in die Augen, dabei massierte ich einen ihrer Füße. „Wir sind wohl beide nicht mehr verliebt. Aber wir haben ein Kind. Ich denke...“
„Ein Kind, ja! Aber ist das alles was wir sind? Unser Leben reduziert sich auf das Kind? Du bist mit ihm den ganzen Tag zusammen, ich gehöre nicht dazu.“
„Du kannst zu hause bleiben. Wenn der Film erst mal raus ist, haben wir genug ...“
„Stefan! Sie halten dich hin! Haben Probleme. - Genau wie wir!“ sie entzog mir ihren Fuß und ging ins Kinderzimmer zu Kurt. Ich schnappte mir meine Jacke und verließ das Haus. Wollte zuerst zur Tanke um den Frust mit Bier herunterzuspülen, landete aber bei meiner tätowierten Bulgarin, deren Mann irgendwo in Portugal steckte. Katrin war nicht alleine, Olga war bei ihr. Die Nacht konnte lustig werden. Als wir zu dritt so richtig bei der Sache waren, klingelte es bei Katrin an der Türe.
„Mein Mann ist es nicht.“ sagte sie lapidar, „ der kommt erst in ein paar Tagen. Macht ihr mal schon weiter ich wimmle den Jemand ab und dann bin ich wieder dran.“
Sie verließ uns und wir amüsierten uns allein weiter, als wir den Knall der Türe hörten und die wütende Stimme brüllen hörten: „Verpiss dich Bitch! Ich weiß das sie hier ist. Verarsch mich nicht! Ich hab den Hurensohn gesehen, wie er vor deiner Türe stand.“
Die Zwillinge schrien, die Schlafzimmertüre flog auf, Olga hielt meinen Eiersack noch in den Händen. Im Türrahmen stand ihr Mann Boris, dahinter die Männer von Karina und Larissa, die ich flüchtig auf Fotos gesehen hatte. Boris war die einzige Unsicherheit in meinem Plan, er und Olga lebten von Hartz IV, dennoch war er fast nie Zuhause, da er immer in Spielhallen herumlungerte und Marihuana verkaufte. Boris war das, was man sich unter einem russischen Soldaten vorstellte. Ein Schrank von Mann, zwei Meter hoch und der Oberarm glich einem Oberschenkel von mir. Kahl rasiert und seine Augen funkelten mich böse an. Er stürzte nach vorn, griff seiner Frau in den Nacken und schleuderte sie mit aller Gewalt in den Kleiderschrank neben dem Bett. Er sprang auf das Bett und begrub mich unter sich. Seine Fäuste trommelten auf mein Gesicht, Hals, Brust und Bauch. Nach mehreren Minuten warf er mich wie einen Sack aus dem Bett und ich spürte wie ich gegen die Türrahmen schlug und etwas in mir brach. Die beiden anderen Ehemänner malträtierten mich sofort mit Fußtritten. Meine Nase und das Jochbein brachen krachend, ich spuckte irgendwelche Zähne aus, die vorher meine Zunge zerschnitten. Boris trat zu ihnen und drosch weiter auf meinen Rücken ein.
Katrin schrie: „Lasst in in Ruhe! Ihr bringt ihn ja um! Ich hab die Polizei gerufen!“
Sie antworteten ihr mit einem Fußtritt in die Magengrube. Ich verschwand schon in dem Nebel, der wie ich hoffte nicht die Vorstufe zum Tod war, als Boris mich hoch hob und wieder warf. Ich machte mich schon auf die nächste Wand, oder einen Schrank bereit, als Glas krachte, etwas meine Schulter aufschnitt und ich durch verquollen Augen den Spielplatz unter mir sah. Ich flog. Ich flog aus dem dritten Stock! Meine Arme ruderten und noch bevor ich weiter darüber nachdachte krachte ich in einen Busch und es wurde rabenschwarze Nacht.
Tage später kam ich im Krankenhaus wieder zu mir. Ich hing an Schläuchen und man sagte mir ich sei so gerade noch einmal mit dem Leben davon gekommen. Ich lag auf der Intensivstation, Dag besuchte mich nicht einen Tag. Ich erfuhr, dass die feinen Herren meiner Frau alles erzählten. Die packte sofort und verließ mich mit meinem Sohn. So kann' s kommen.
Nun, ich bin ein Jahr vor der großen 4, hab einen Roman geschrieben, der mit Oliver Pocher verfilmt wurde, hab einen großartigen Sohn der mich jedes Wochenende besucht, bin unterhalb der Hüfte gelähmt und kann endlich wieder schreiben.
Ich war ein Spielplatzgigolo und mein Pimmel lässt mich auch in Ruhe.