Humor & Satire
Ein gefährlicher Jäger

Ein gefährlicher Jäger

„Bitte, Herr Doktor. Sie müssen einfach einschreiten! Die Jagdleidenschaft meines Mannes nimmt einfach Überhand, verstehen Sie?!“
„Na, ich bitte Sie, liebe gnädige Frau ...“ Der psychiatrisch geschulte Mediziner wog bedenkend den Kopf. „Ich kann Ihren Herrn Gemahl doch nicht so ohne weiteres in eine Anstalt einweisen lassen, nur weil er sich der Jagd verschrieben hat...?!“
„Ja, aber sehen Sie, Herr Doktor...“, versuchte seine Besucherin es aufs Neue, aber der Arzt schnitt ihr mit einem energischen Kopfschütteln das Wort rigoros ab, als er zudem sagte:
„Auch dann nicht, wenn er, wie Sie sagen, Woche für Woche seine Jagdausrüstung zusammenpackt und loszieht.“
Für geraume Zeit Wortlosigkeit im Raum, in der sich der Mediziner seinen Notizen widmete. Dann blickte er wieder auf:
„Großwild, sagen Sie?“
„Ja, stimmt. Großwild“, nickte sie bestätigend.
„Also Elefanten, Löwen, Tiger, et cetera...?“
„Hmm, richtig, ja. Aber auch Gazellen, Wildschweine ...“
Der Arzt seufzte hörbar auf. „Ist doch eigentlich ganz bewundernswert, Ihr Gatte, meine Liebe. Einen so erfolgreichen Großwildjäger zum manne haben. Das müsste Sie doch eigentlich mehr mit Stolz erfüllen, anstatt ihn deswegen in eine geschlossene Anstalt wegsperren zu wollen!“
Der Vorwurf in seiner Stimme war unverkennbar. Dennoch:
„Vielleicht wäre ich ja auch stolz auf ihn, aber ...“
„Aber was?“
„Nun ...“
„Ah, verstehe: Er schießt sie gar nicht selbst, sonder läßt andere die gefährliche Arbeit tun und heimst dann die Lorbeeren für sich ein?“
„Nein, nein, Herr Doktor, so ist das nicht. Also schießen tut er sie schon, bloß ...“
„Bloß was?“
„Er macht’s im Frankfurter Zoo!“