Fantasy & Horror
Victor

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"Victor"
Veröffentlicht am 06. August 2009, 4 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin jemand der das Morbide und Düstere mag, sich gerne im Grusel wälzt - aber es auch schön findet dieses Gefühl wieder zu verlassen. Jemand, der so ganz zufällig zum schreiben gekommen ist. Vielleicht ist noch zu erwähnen, das ich meistens das Gefühl habe das "etwas" durch mich hindurch schreibt. Anders kann ich es nicht erklären. Ich halte mich nicht für einen der wirklich schreiben kann aber wenn ich Bilder durch meine Worte in Köpfe ...
Victor

Victor

Einleitung

- Man sagt Zeit heile alle Wunden, seine wollte sie aber nicht heilen...-

Er saß auf dem Bett und starrte nach draußen. Durch das halb geöffnete Fenster, an dem der alte grüne Lack schon in Fetzen herabhing. Er saß schon eine ganze Weile hier. Möglicherweise schon vier Monate. Zeit spielte keine Rolle für ihn.
Victor hatte alle Zeit der Welt.
Leider.
Es war eine nette kleine Wohnung die er sich da gesucht hatte.Victor hatte nicht viel Auswahl gehabt, bei den paar Häusern die noch standen. Überall nur schmutzige Ruinen. Er sah die bleichen Knochen auf der anderen Straßenseite liegen. Er hatte die Frau gesehen wie sie tot umgefallen war. Sie hatte sich vor seinen Augen zersetzt. Spaniens Bewohner waren ausgestorben. Er schätzte, es war vielleicht hundert Jahre her. Victor machte es nichts mehr aus, länger an einem Ort zu verweilen, denn irgendwie war es ja doch überall gleich. Früher... ...war noch etwas los gewesen auf der Erde. Andere Menschen, andere Orte und jede menge Abenteuer. Damals gab es Feste, gutes Essen, es wurde gefeiert, gelebt und geliebt. Damals...

Damals hatte er an einem schöneren Ort als dem hier gelebt. Doch mittlerweile, glich ein Ort dem anderen. Alles war zerstört, verrußt und verdreckt. Nur noch gut um Ratten und Kakerlaken Obdach zu geben. Die anderen Menschen hatten sich vor einigen Jahrzehnten selber von der Bildfläche gebombt. Seitdem war er allein. So saß er auf seinem Bett und wartete auf den Sonnenaufgang.
Den Sonnenaufgang den er sich jetzt schon zum Vierhundertneunundzwanzigtausendsten Mal ansehen mußte.
Denn Victor war unsterblich.
So sehr er es auch wollte, aus dem Tiefsten seiner Seele, er konnte nicht sterben. Denn er war verflucht. Verflucht von einer Hexe.

Er hatte, weiß Gott, wirklich alles mögliche probiert um sich ins Jenseits zu bringen.
Victor erschoß sich, erhängte sich, öffnete sich die Venen und warf sich vor den Zug. Suchte den Tod in Duellen oder Kriegen.
Vergeblich. Kaum war er schwerstverletzt oder gar verstümmelt, so setzte sich sein Körper wie von Geisterhand auch schon wieder zusammen. Es war ein grausiger Anblick. Schließlich gab er es irgendwann auf.

Er nahm ein Stückchen verschimmeltes Brot vom Tisch und steckte es sich in den Mund. Gleichgültig begann er es zu kauen.
Dabei streichelte er gedankenlos die halb verweste Katze, die er immer noch im Arm hielt. Wasser gab es nur in Form einer braunen Brühe. Eine halbe Tasse davon stand vor ihm. Er trank davon schon die letzten zwei Wochen. Dann kamen Victor wieder die Erinnerungen.  Sein Vater. Er dachte daran wie herzlos er gewesen war. Sein Vater war damals ein grausamer Hexenjäger.
Ein sogenannter Inquisitor. Aber das war nur die halbe Wahrheit. Er war der schrecklichste Hexenjäger aller Zeiten gewesen.
TORQUEMADA.

Victor dachte an die Hexe, die er und sein Vater verfolgt hatten.
Hätte er damals nur gewußt, wie mächtig sie wirklich war...

Nach monatelanger Jagd, hatten sie das elende Hexenweib endlich in einer alten Klosterruine gestellt.
Ein ehemaliger "Kunde" von ihr hatte sie verraten. Sie waren mit einem kleineren Trupp Soldaten zur angegebenen Stelle geritten. Seine Männer hatten das alte Kloster umstellt. Er und sein Vater gingen voran. Nachdem sie sich Zutritt zu Ruine verschafft hatten, standen sie direkt vor ihr.
Der schwarzen Maria.

Sie hieß MARIA CONZUELA MARQUEZ, genannt die
"Schwarze Maria" von Lisboa.
Sie entstammte einer alten Kaste "Schwarzer Hexen".
Sie verstand sich auf die "schwarze Kunst".
Sie war eine echte Hexe. "Dieses verfluchte Miststück." dachte er.


Hinter der Hexe hatte ein Feuer gebrannt, so das sie ein noch unheimlicheres Bild abgab, für beide. Mit gezogenem Säbel stürmte sein Vater in den Raum.. Widererwartend zeigte die Hexe keine Angst. Im Gegenteil. Sie warf Kräuter ins Feuer. Machte seltsame Handbewegungen über uralten Papieren. Dann sprach die Hexe mit Donnergrollen in der Stimme:

" TORQUEMADA ! RICHTER UND HENKER DES TEUFELS !
VERFLUCHT SEIST DU UND DIE DEINEN !

FÜR ALLE ZEIT !
DU SOLLST STERBEN !
DOCH DEIN SOHN SOLL LEBEN BIS DER LETZTE MENSCH
GESTORBEN IST !
VERFLUCHT SEIST DU UND DIE DEINEN ! "

Wirklich verwundert, stand sein Vater vor der Hexe. Aber er hatte sich schnell wieder im Griff.
Dann stach er ihr mit dem Säbel mitten ins Herz. Sie stürzte tot auf den Boden.
Doch ihr Gesicht zeigte ein Lächeln. Das wußte Victor noch ganz genau.
TORQUEMADA ließ die Hexe noch an Ort und Stelle  von seinen Knechten verbrennen.

Innerhalb einer Woche starb sein Vater an den Pocken.
Doch er lebte. Und er merkte sehr schnell das er anders war. Der Fluch tat seine Wirkung. Was immer er sich auch antat, egal wie schwer er verletzt war, es heilte fast augenblicklich. Als er das erst realisiert hatte, konnte Victor nichts mehr aufhalten.
Er war der geborene Abenteurer. Er warf sich praktisch ins Weltgetümmel. Was er als Segen Gottes verstand.

Doch mit Gott hatte das nichts zu tun.

Und so lebte er viele Leben, mitunter auch die Leben historischer Personen. Das blieb nicht aus. Wie sollte er auch jemanden erklären das er nicht sterben konnte, durch diesen Fluch! Wie sollte er erklären, woher er alle seine Fähigkeiten, sein enormes Wissen hatte?
So hatte er damals das Ende des Mittelalters, und mehrere Kreuzzüge erlebt. Den Dreißigjährigen Krieg. War an Napoleons Seite geritten, als es hieß ganz Europa zu erobern. Dann sah er die ersten Schiffe in die "Neue Welt" ziehen.

Victor war "dabei", ...als sie einen russischen Sektenführer vergifteten, erstachen und "ihn" erschoßen.
Er war ein Schriftsteller den man für seine Werke ins Irrenhaus sperrte. Er war der, der den Menschen Dampfkraft gab.
Victor war derjenige der die Glühbine und das Auto erfand; er half mit die erste Rakete zu entwickeln. Denn Victor war uralt.
Obwohl er keinen Tag älter als 35 Jahre aussah. Damals wollte er helfen, um die schrecklichen Taten seines Vaters wieder gutzumachen. Jetzt wollte er nur noch eins. Sterben.
In Frieden sterben. Er hatte alles so satt. Jetzt war das Leben nur noch eine endlose Qual. Victor dachte an all das. Er fragte sich, wann dieses verfluchte Leben endlich ein Ende haben würde.



Victor war es ein Rätsel. Einerseits hatte er seit über hundert Jahren keinen Menschen mehr gesehen, andererseits war er aber auch nicht gestorben. Er vermutete, einige Menschen hatten in Bunkern überlebt. Aber so lange?
Es würde wohl nur eine Frage der Zeit sein. Dann würde er endlich sterben können.
Dann müßte er die verhaßte Sonne nie mehr sehen. Dann wäre er endlich tot und erlöst.
Bald, sehr bald.

Das redete er sich ein. Dann ging sie auf. Die verhaßte Sonne.
Zum Vierhundertneunundzwanzigtausendundeinten Mal für ihn.
Er saß auf dem Bett und starrte nach draußen. Durch das halbgeöffnete Fenster...
Victor war der letzte Mensch auf dieser Erde.


Hätte er der Hexe doch nur richtig zugehört.

 

 

 

 

 

(c) DGL 2009















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Hörbuch

Über den Autor

Doctor
Ich bin jemand der das Morbide und Düstere mag, sich gerne im Grusel wälzt - aber es auch schön findet dieses Gefühl wieder zu verlassen. Jemand, der so ganz zufällig zum schreiben gekommen ist.
Vielleicht ist noch zu erwähnen, das ich meistens das Gefühl habe das "etwas" durch mich hindurch schreibt. Anders kann ich es nicht erklären. Ich halte mich nicht für einen der wirklich schreiben kann aber wenn ich Bilder durch meine Worte in Köpfe projezieren konnte, dann habe ich meinen Zweck erfüllt.

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vagabundinchen na ja, - wenns den Leuten nicht gefällt, sollen sie halt was anderes lesen... zum Beispiel meine Kindergedichte hihi. Mir gefällt´s und da bin ich nicht alleine, also mach weiter so! =o)
Vor langer Zeit - Antworten
Doctor Re: ok, -
Zitat: (Original von vagabundinchen am 05.08.2010 - 11:13 Uhr) bei mir hat´s n bischen länger gedauert, bis ich die Geschichte gelesen hatte (nehme an, sie ist nun schon älter als 5 minuten), aber vielleicht kann ich bei einem neuen Werk auch mal damit auftrumpfen.( finde deine Geschichten und deinen schreibstil echt super und du bist immer für ne überraschung gut). aber da wir ja anscheinend zu unterschiedlichen Zeiten auf dieser Welt leben, werd ich wohl nie in den Genuß kommen, als erste reinschauen zu können! Schade, aber deine Geschichten lesen sich ja auch noch nachWochen und Monaten gut... weiter so... lg =o)


och, bin ja superzufrieden wenn es überhaupt jemand liest, wann ist doch eigtl. egal, gerne doch ...zu jeder Zeit,....da ich zur Zeit echt gar nix schreiben kann, hast du gute Chancen doch als erste mal bei mir reinzulesen, gar kein Problem nicht.
Und zur Story: War mal sehr viel länger, hab dann aber nochmal zusammengeschrieben, und die letzte Fassung gefiel mir dann endlich.
Bedanke mich sehr bei dir, für wirklich viel viel lesen bei mir und für deine netten Kommentare, wie du ja sehen kannst muß ich auch manchmal (aber auch wirklich nur manchmal) einen Kommentar löschen, und der Kommi unter dir, war mir echt ne´ Spur zu patzig!
-sonst mach ich sowas ja nicht-
Liebe Grüße
DOC
Vor langer Zeit - Antworten
vagabundinchen ok, - bei mir hat´s n bischen länger gedauert, bis ich die Geschichte gelesen hatte (nehme an, sie ist nun schon älter als 5 minuten), aber vielleicht kann ich bei einem neuen Werk auch mal damit auftrumpfen.( finde deine Geschichten und deinen schreibstil echt super und du bist immer für ne überraschung gut). aber da wir ja anscheinend zu unterschiedlichen Zeiten auf dieser Welt leben, werd ich wohl nie in den Genuß kommen, als erste reinschauen zu können! Schade, aber deine Geschichten lesen sich ja auch noch nachWochen und Monaten gut... weiter so... lg =o)
Vor langer Zeit - Antworten
Aleischelsche Kommentar vom Buch-Autor gelöscht.
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster Re: Re: das macht mir dann doch Angst. -
Zitat: (Original von Doctor am 21.03.2010 - 19:11 Uhr)
Zitat: (Original von timeless am 19.03.2010 - 20:54 Uhr) Gruselig, ja da sieht man doch wieder, wie wichtig es ist, anderen, auch wenn es nur oder sogar Hexen sind, zuzuhören.

Liebe Grüße Ute


Hello again, meine liebe Ute,
Na, grade bei Hexen soll man glaub ich ganz genau hinhören, bei Rezepten und so....*glucks*. Das arme Kerlchen, was?
Bedanke mich vielmals fürs ausgiebiege Lesen.
Bin bald auch wieder öfter bei euch, im Moment fehlt ein bißchen der Antrieb. Manchmal schon komisch!
*ganz lieb winke winke mach*
Dein DOC



ganz ganz liebWinke-Winke-Grüße, wir haben dich schon vermusst. Alles OK??

Ganz liebe Grüße deine Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Doctor Re: das macht mir dann doch Angst. -
Zitat: (Original von timeless am 19.03.2010 - 20:54 Uhr) Gruselig, ja da sieht man doch wieder, wie wichtig es ist, anderen, auch wenn es nur oder sogar Hexen sind, zuzuhören.

Liebe Grüße Ute


Hello again, meine liebe Ute,
Na, grade bei Hexen soll man glaub ich ganz genau hinhören, bei Rezepten und so....*glucks*. Das arme Kerlchen, was?
Bedanke mich vielmals fürs ausgiebiege Lesen.
Bin bald auch wieder öfter bei euch, im Moment fehlt ein bißchen der Antrieb. Manchmal schon komisch!
*ganz lieb winke winke mach*
Dein DOC
Vor langer Zeit - Antworten
UteSchuster das macht mir dann doch Angst. - Gruselig, ja da sieht man doch wieder, wie wichtig es ist, anderen, auch wenn es nur oder sogar Hexen sind, zuzuhören.

Liebe Grüße Ute
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Hmmm ... - ... erstaunlich, dass ich hier meinen Senf noch gar nicht dazugegeben habe :o)

Die Geschichte ist GUT, Doc. Sie ist durchdacht und logisch aufgebaut - bis auf eine ganz kleine Macke. Wenn du deinem Protagonisten zugestehst, mehrere historische Persönlichkeiten gewesen zu sein, so KANN er nicht gleichzeitig der Erfinder der Glühbirne und der des TElefons gewesen zu sein, denn die Lebenszeiten dieser ERfinder, egal, ob man nun Bell oder Reis das TElefon zuschreibt und Göbel oder Edison die Glühbirne, überschneiden sich immer um ein paar Jahre, die Erfindungen liegen zeitlich zu eng zusammen. Er hätte also gleichzeitig zwei Personen verkörpern müssen ...

Lieben Gruß
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Re: Re: Gott. -
Zitat: (Original von Doctor am 15.08.2009 - 03:33 Uhr) Luzifer...
Wie nett das aus Deinem Maul..äähem tschuldigung
Mund zu hören. Bin zwar immer noch unzufrieden
damit, aber was wissen wir Menschen schon, nicht wahr?
Hörnunsjanochmaldenkich..... DOC


"Ihr Menschen" wisst mehr, als ihr es euch eingestehen wollt. Sag doch einfach, womit du unzufrieden bist und ich werde versuchen, es dir zu beantworten. *Es ist schon komisch, dass der menschliche Körper Einschränkungen unterliegt, die unmöglich sein sollten* Armer Mensch. *traurig zu Boden schau*
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Doctor *deleted* - Kommentar vom Autor gelöscht
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